Wenn
Mohn/Bertelsmann den Forsa-Chef Manfred Güllner losschickt, um den Deutschen zu
erklären, was sie zu wählen haben, ging es in letzter Zeit nur darum, Merkel
und die FDP zu Siegern zu erklären. Das ist logisch. Die Familie Mohn braucht
die neoliberale und wirtschaftsfaschistische Politik von Union und FDP, und sie
traut der SPD durchaus zu, dass diese sich nach einem Wahldebakel auf ihre
sozialen und demokratischen Ursprünge besinnen könnte. Das ist zwar eher
unwahrscheinlich, weil Sozialdemokraten in der SPD schon lange nur noch als
Fußvolk geduldet werden.
Trotzdem wollte
Mohn/Bertelsmann auf Nummer Sicher gehen. Allerdings scheint die Merkel in
letzter Zeit nicht gehorsam genug gewesen zu sein. Deshalb wird sie jetzt um
einen oder zwei Umfragepunkte tiefer gelegt und damit die Diskussion um die
Person Merkel offiziell eröffnet. Selbst Emnid und das Politbarometer werden in
die Kampagne eingebunden. Es ist also durchaus ernst gemeint.
Angela Merkel wird von Herrn Posselt, dem MdEP der CSU und anderen zumindest
schon einmal die Fähigkeit zur Führung der Partei abgesprochen. Die
Umfrageinstitute reden über mangelnde Wirtschaftskompetenz der CDU, was aber
eigentlich wohl nur heißen soll, dass sie nicht ganz so gehorsam ist, wie
Westerwelles Neoliberalen es sind, die ja auch gut allen Wohltaten für das
Großkapital zustimmen können, da sie nicht für die Verschuldung verantwortlich
sind.
Westerwelles
Truppen sind obenauf und bald lässt er sich wieder die 18 in die Schuhsohlen
fräsen. Tatsächlich wird die FDP-Klientel aber wohl schon bald kleiner werden,
weil auch die dümmsten Anhänger der Neoliberalen den nahenden Untergang sehen
und eben nur 10 Prozent der deutschen Bevölkerung von dieser betrügerischen Politik
wirklich profitieren, nämlich das Großkapital. Die bisherigen Helfer des
Großkapitals sind die ersten, die zu den Totalverlierern gehören, weil sie
bereits jetzt abgeschafft werden.
Anlageexperten,
Berater, Journalisten, Wissenschaftler, die alles begründen, aber auch die
ganzen Menschenquäler, die bisher die Unterschicht in Schach halten sollten,
werden freigesetzt. Die Katastrophe ist einfach zu groß, um mit großem Gepäck
zu reisen. Da wird der Ballast abgestreift.
Bis auf Sven
Gösmann von der Rheinischen Pest, der immer noch hofft, im letzten Hubschrauber
aus Saigon mitfliegen zu dürfen, und wenigen anderen Uneinsichtigen, geht es
jetzt vor allem darum, die eigene Haut zu retten. Gösmann möchte sowohl die
nicht vertriebene Steinbach als auch Merkels Intimfeind Merz und ist böse über
die Schelte von Merkel gegen den Ratzinger-Papst. Er möchte gerne zurück ins
Mittelalter, wird aber dahin wohl alleine gehen müssen.
Ganz anders ist das
bei Merkels anderen Feinden. Die nehmen nämlich jetzt die gute Gelegenheit
wahr, die Dame zu entzaubern. Seehofer will sich auf ihre Kosten in Bayern
profilieren, merkt aber nicht, dass ihm auch keiner mehr ein Wort glaubt und
das Eindreschen seiner Truppen auf die Merkel ihn auch nicht retten kann. Dafür
wäre nämlich eine glaubwürdige eigenständige Politik nötig, die er aber in
Bayern genausowenig betreiben kann, wie er dies als Bundesminister konnte. Sie
würde Ideen erfordern, die er einfach nicht hat.
Seehofer, der
selber in den Umfragen deutlich verliert, hat aber gut lachen. Von Roland Koch
über Wulff und Oettinger sitzen die Merkelfeinde schon in ihren Startlöchern.
Wenn Öttinger süffisant fordert, die Merkel möge das Kostüm der Bundeskanzlerin
aus- und die Uniform der Parteivorsitzenden anziehen, dann heißt das nichts
anderes als das, was auch Mohn/Bertelsmann sagen lässt. Die Merkel tauge nicht
zur Parteivorsitzenden.
Steter Tropfen
höhlt den Stein, und wenn selbst die Springerpresse mit dem Abbau der Merkel
beginnt, dann wird schnell klar, dass Angela Merkel wohl bald eine Entscheidung
treffen muss. Entweder gibt sie den Parteivorsitz vor der Wahl ab, um sich auf
das Kanzlerinnendasein zu konzentrieren, oder sie muss die Wahl mit Traumwerten
gewinnen, um nicht kurz nach der Wahl gestürzt zu werden.
Die Ostfrau Merkel
konnte sich in ihrem Haufen nur deshalb durchsetzen, weil es keine Alternative
gab. Eine Alternative gibt es zwar heute auch nicht, aber genügend Leute, die
sich selbst für eine Alternative halten. Die Familie Mohn, Springer und auch
der Wirtschaftsflügel der CDU werden nicht eher Ruhe geben, bis sie die Merkel
zumindest als Parteivorsitzende los sind.
Für Deutschland ist
es bedeutungslos, wer die CDU führt, die Menschen haben von der gesamten Union
nichts Gutes zu erwarten – und zusammen mit der FDP sieht es absolut trostlos
aus. Spannend ist deshalb nur, wie sich Angela Merkel diesmal aus der Situation
herauswindet oder ob sie einfach die Brocken hinschmeißt. Sie könnte durchaus
den Schröder machen.
Quelle: www.saarbreaker.com
Anmerkung:
Vieles aus der Biographie von Angela Merkel in DDR-Zeiten erscheint nebulös und
klärungsbedürftig. Einige Hinweise findet der interessierte Leser unter www.luebeck-kunterbunt.de/Favoriten/Merkels_Strippen.htm