Unsichtbarer Krieg gegen das eigene Volk

 

Zwischen 1949 und 1969 wur­den Amerikaner von einem ge­heimen CIA-Army-Team mit tödlichen Krankheitserregern infiziert. Ausgestattet mit Na­senfiltern und anderen Schutz­geräten, haben diese heimlichen Agenten der »Operation Big Ci­ty« Gebiete auf Hawaii, in Alas­ka, New York, Florida und Kali­fornien zu Zielscheiben ihrer biologischen Waffen gemacht.

Unter Zuhilfenahme von Zau­berkoffern und einem 1954er Mercury mit Doppelschalldämp­fung und verlängertem Auspuff­stutzen, haben diese Spukma­cher die Wolken ihrer Pest ent­lang vier New Yorker Stadtauto­bahnen und durch die mit Pend­lerverkehr vollgestopften Lin­coln- und Holland-Tunnel ver­breitet. Nach den Angriffen auf Florida und New York setzten Epidemien von Gehirnhautent­zündungen und Keuchhusten ein.

Dreißig Jahre nach einem gehei­men Angriff auf die Bucht von San Francisco, der 1950 von ei­nem Marineschiff aus vorge­nommen worden war, haben die Opfer endlich mit zornigen Kla­gen gegen die Regierung rea­giert. Regierungsagenten haben auch Tausende von ahnungslo­sen Amerikanern mit Infek­tionskrankheiten wie zum Bei­spiel Syphillis geimpft.

Ähnliche Vorkommnisse fanden in England und der Sowjetunion statt. Die ganze grausame Geschichte kann heute berichtet werden, da früher geheime Dokumente über die biologischen Waffen jetzt nach 30 Jahren in den USA erst freigegeben wer­den. Obwohl nur die Spitze des unsichtbaren Eisberges, macht die Tatsache, daß unschuldige Bürger von ihrer eigenen Regie­rung geopfert wurden, die Be­drohung eindringlich, die die heutigen unsichtbaren Kriegs­technologien darstellen.

Mikrobiologischer Holocaust

Mit biologischen Waffen haben sich Kriegsmacher schon seit prähistorischer Zeit beschäftigt, als die ersten Schamanen ihre Feinde vergiftet haben. Die Erinnerung an den politischen Einsatz von Krankheiten wäh­rend der Kreuzzüge und der In­quisition könnte den heutigen Kriegstechnikern entsprechende Anregungen vermittelt haben.

Bio-Waffen wurden bereits in Korea und in Vietnam einge­setzt. Der vielleicht scheußlich­ste Vorfall betrifft das Auslaufen von Karbunkelkeimen aus Waf­fen, der sich in der sowjetischen Stadt Semipalatinsk ereignete. Dort sind vor wenigen Jahren Hunderte unter entsetzlichen Qualen gestorben.

Derzeit laufende Entwicklungen mit rekombinierenden DNS dro­hen, mutante Bio-Waffen-Klas­sen freizusetzen, von denen sich die Welt vielleicht nie mehr er­holt. Trotz internationaler Ab­kommen sind die meisten Staa­ten heute nicht ehrlich, wenn es um Bio-Waffen geht. Gemäß kürzlich freigegebener Doku­mente aus dem Pentagon, könn­ten die Sowjets in Afghanistan sowohl Bio-Waffen als auch chemische Waffen eingesetzt haben.

Nachrichten über geheime, lecke, mit Weteye-Nervengas ge­füllte Kanister der US-Army in Denver, Colorado, ließen die Bewohner der schönen Gebirgsstadt erschauern. Würde Denver zum ersten Semipalatinsk der USA werden?

Die Beseitigung der Weteye-Bomben hat in den letzten Jah­ren eine heftige Kontroverse in Utah und Colorado ausgelöst. Die US-Regierung wollte die Bomben an einen fernen Platz in Utah transportieren, da es eine unmögliche Aufgabe schien, die Bomben zu neutralisieren. Die Regierung verkündete, daß sie die Bomben in Flugzeuge laden und sie von Denver nach Utah fliegen würde. 

Die Bürger beider Staaten woll­ten nicht, daß undichte, mit Ner­vengas gefüllte Bomben über ihr Land geflogen wurden, und es erhob sich ein lautstarker Pro­test. Heute liegen diese Weteyes in einem Lagerhaus neben dem hochfrequentierten internatio­nalen Flughafen in Stapleton und lassen ihren toxischen Inhalt in die Luft sickern. Währenddes­sen schlagen sich die Gesetzge­ber von Colorado und Utah mit den Pentagon-Bürokraten über die um Leben oder Tod gehende Frage herum, was mit dem uner­wünschten Nervengas zu tun sei.

Die Hexenmeister des Todes

Gleich den biologischen Waffen wurden auch die chemischen Waffen in der frühesten Menschheitsgeschichte entwickelt und im Ersten und Zweiten Weltkrieg, in Korea und Viet­nam und jetzt vom Irak einge­setzt. In Vietnam wurden diese Waffen unter dem Deckmantel eines »Pflanzenschutzmittels« benutzt. Die chemische Waffe »Orange« vergiftete Tausende von amerikanischen GIs. Diese GIs leiden heute noch unter den Folgen, ohne daß sie von der US-Regierung Beihilfen erhal­ten, da das Pentagon weiterhin die Gefahren des Mittels »Oran­ge« ableugnet.

In Verhöhnung aller schriftlicher Abkommen hat die Sowjetunion 1980 afghanische Rebellen mit tödlichem »Soman«-Nervengas angegriffen. Laut Aussage von Generalleutnant Nikolai Chernov rüsten die Sowjets jede Di­vision mit TMS-65-Lastwagen zur Entseuchung von atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen aus. Die unter so­wjetischer Führung stehenden Warschauer-Pakt-Truppen füh­ren regelmäßig Nervengaskrieg-Planspiele durch, und zwar mit Einsatz von »brisanten« Waffen und dem Aufmarsch von 100 000 Mann einer biologisch­chemischen Spezialtruppe.

 

Die Vereinigten Staaten unter­halten drei Millionen krampf­auslösende Sarin-Artilleriege­schosse, mehrere tausend Sarin­bomben und Hunderttausende von Gas-Bodenminen. Nerven­gaswaffen machen zwei Drittel der 150 000 Tonnen Giftgase in amerikanischen Waffenarsena­len aus.

Nicht nur biologische Waffen, auch chemische Waffen hat der CIA an US-Bürgern auspro­biert. Hunderte von ahnungslo­sen GIs wurden mit BZ behan­delt, einer Droge mit hundert­fach stärkerer Wirkung als LSD. Die BZ-Opfer konnten sich schwerlich über die Nachwir­kungen des Tests beklagen, da das BZ die Opfer mit Amnesie zurückläßt.

Trotz des Rücktritts des CIA-Geheimdienstexperten John Stockwell infolge von Enthül­lungen über chemische Waffen und seines bestürzten Protestes gegen die Greueltaten der CIA, verlangt heute eine mächte Lob­by für biologische und chemi­sche Waffen die Widerrufung al­ler Abkommen, die bakteriolo­gische und Nervengas-Waffen untersagen.

Die Entwicklung chemischer Waffen überschneidet sich mit der von Bio-Waffen, und zusam­men mit dem Fortschritt der neuen Wissenschaft der Gen­technik stellen sie aufgrund ihrer Unsicherheit eine noch größere Gefahr dar als der bekannte und erwartete nukleare Holocaust.

Quelle: Peter Blackwood in „Das ABC der Insider“, Leonberg 1992, S. 235 f

Anmerkung: Zum gleichen Themenkomplex wird hingewiesen auf „Die geplanten Seuchen. AIDS – SARS und die militärische Genforschung“ von Wolfgang Eggert (Hg.), München 2004