US-Folter

 

Auf der Sachbuch‑Bestenliste: McCoys Dokumentation über 50 Jahre Folterlabors und die neue Folterpraxis der USA. Die USA, angeblich Bollwerk der Demokratie, foltern systematisch. Denn, so zeigt McCoy, Geschichtsprofessor an der Universität Madison, Wisconsin, und Autor dieser Dokumentation: Folter ist seit vielen Jahrzehnten staatliche Politik und Praxis der USA, von CIA und US-­Streitkräften. Die Methoden basieren auf Techniken, die seit 1950 von der CIA mit einem Aufwand von über 13 Milliarden Dollar wissenschaftlich erforscht, trainiert, praktiziert und perfektioniert wurden und werden. Nach Experimenten mit Drogen, Elektroschocks etc. wurde die moderne "berührungslose", aber nicht weniger brutale Folter entwickelt. McCoy nennt diese Folter "die erste wirkliche Revolution auf dem Feld der grausamen Wissenschaft seit dem 17. Jahrhunderf". Sie fand ihren Niederschlag in mehreren Folterhandbüchern. Eine dieser Folteranleitungen ist 1.000 Seiten dick. Der Boston Globe: "In Abu Ghraib wurde nach Vorschrift gefoltert." Die Enthüllungen führten nicht zum Ende der Folter, sondern zum Outsourcing ins Ausland, "im globalen Gulag der geheimen CIA‑Gefängnisse, die seit Beginn des Krieges gegen den Terror auf Anordnung der Exekutive betrieben werden" (McCoy).

 

McCoys "erschütternde Erkenntnisse" (ARD-­Kulturweltspiegel) zeigen, dass die moderne Folter so routinemäßig angewendet wurde und wird, dass den Folterern oft gar nicht mehr bewusst ist, dass sie foltern.

 

"Ein herausragendes Buch, das in einem fulminanten Schlusskapitel die 'Logik der Folter' konzise (kurz/bündig) und bestechend entlarvt und wohl zum Besten zählt, was gegenwärtig darüber zu lesen ist" (Frankfurter Rundschau). Auf der Sachbuch-­Bestenliste (2/2006) der Kritiker: Alfred McCoy "Foltern und foltern lassen. 50 Jahre Folterforschung und ‑praxis von CIA und US-­Militär." Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff. 258 Seiten. Broschur. Nur bei Zweitausendeins. 14,90 Euro.



 

 

Über vier Jahre schon widersteht die US‑Regierung der massiven Kritik gegen das völkerrechtlich exterritoriale Gefangenenlager Guantánamo, das sich humanitärer Kontrolle entzieht. Die Bush­-Regierung nennt die Gefangenen "feindliche Kämpfer", die eine eminente Gefahr für die Sicherheit der Vereinigten Staaten darstellten.

 

Nach bisherigen Ermittlungen sind unter den gut 700 Häftlingen zahlreiche Angehörige von Hilfsorganisationen, Arbeiter und Bauern, Menschen, die sich in Afghanistan eine Existenz aufbauen wollten und keinerlei Verbindung zu terroristischen Organisationen hatten. Unter den gut 200 inzwischen Freigelassenen konnte niemandem eine Verbindung zu den Drahtziehern des 11.9. nachgewiesen werden.

 

Stattdessen mehren sich ‑ von Außenministerin Condoleezza Rice heftig dementierte ‑ Berichte über physische und psychische Folter, über "gekaufte Häftlinge", Selbstmordversuche, Hungerstreiks, psychisch "erloschene" Gefangene, ein "System" von Lagern etc. Und die Entlassenen müssen sich schriftlich zum Schweigen verpflichten.

 

Roger Willemsen hat sich auf die Suche nach ehemaligen Häftlingen gemacht und fünf von ihnen ausführlich befragt: zwei Russen, einen Palästinenser, einen Jordanier und einen Afghanen. Ihre Lebensgeschichten reichen vom Arbeiter, den die Taliban gefangen nahmen und an die amerikanischen Behörden verkauften, bis zum Sprecher der Gefangenen, dem ehemaligen Botschafter Afghanistans in Pakistan.

 

Sie sprechen über ihren Lebensweg bis zur Gefangennahme, über Folter, Vergewaltigungen, Koranschändungen, Verhörtechniken, Strafsysteme, Isolierhaft, über mangelhafte Dolmetscher, undurchsichtige Medikamentenverabreichung, kollabierende Wachen, Traumatisierungen und psychische Defekte. Sie berichten, wie die Bilder des 11.9. im Lager eingesetzt werden, unter welchen Bedingungen sich die Freilassungen vollzogen und in welchen Formen ihnen die Eingliederung in ein "normales" Leben unmöglich gemacht wird. Sie berichten über andere Lager mit teilweise härteren Bedingungen, über die Zerstörung ihrer Familien, über sinnlose Besuche von Journalisten, denen ausgewählte Musterräume gezeigt wurden und die mit keinem Häftling sprechen durften, und sie sprechen über die Aussichtslosigkeit, gehört, geschweige denn rehabilitiert zu werden. Roger Willemsen "Hier spricht Guantánamo". 238 Seiten. Broschur. Nur bei Zweitausendeins. 12,90 Euro.

 

Quelle: Verlag Zweitausendeins - Postfach - 60381 Frankfurt am Main - Tel: 069 - 420 8000 - Fax: 069 - 415 003 - Merkheft 201 / S. 40 f