Shanghai Cooperation Organization (SCO)
Für die USA und damit auch Israel wird es weltweit immer enger. Immer
mehr Staaten ergreifen mehr oder weniger offene Maßnahmen, um sich dem US-Imperialismus
und den Kriegsanstiftungen Washingtons zu entziehen.
Wenn im Herbst die
italienischen Soldaten aus dem Irak abziehen, sind US‑Truppen und Briten
so ziemlich die letzten Vertreter jener Streitkräfte, die den Irak »befreit«
haben. Die Folgen sind verheerend, nicht nur für die Menschen im Irak, sondern
auch für die Besatzungstruppen. Die französische Zeitschrift »Raids« hat
kürzlich vertrauliche Zahlen der US‑Verluste im Irak veröffentlicht.
Demnach sind seit dem Einmarsch im Irak mehr als 2.400 US‑Soldaten
gefallen und mehr als 17.000 verletzt worden. Von den psychologischen Schäden
und noch zu erwartenden Spätfolgen gar nicht zu sprechen.
An Materialverlusten wurden
folgende Zahlen genannt: 104 Hubschrauber, darunter 14 Chinook und 27 Apache
(Stückpreis über 50 Millionen Dollar). Weit über 100 Fluggeräte und
Waffensysteme seien schwer beschädigt oder unbrauchbar liegengeblieben. Über
1.400 Militärfahrzeuge, darunter 49 Abrams-Kampfpanzer M1 und mehr als 30.000
Kleinwaffen seien zerstört worden.
Dieser mit Lug und Trug
angezettelte Angriffskrieg könnte für die USA schlimmer enden als Vietnam, und
Präsident Bush weiß nicht, wie er sich aus diesem Desaster herauswinden soll.
Angesichts des
Milliardengrabes und des Chaos im Irak und der wiederaufflammenden Kämpfe in
Afghanistan sucht Bush für seine »militärische Option« im Iran nun verzweifelt
nach einer neuen »Koalition der Willigen«, stößt aber auf zunehmende Abwehr.
Sein größtes Problem ist seit kurzem die »Shanghai
Cooperation Organization (SCO)«,
die den Iran als Vollmitglied aufnehmen will.
Von den Lenkern der
Weltpolitik zunächst wenig beachtet, wurde am 14. Juni 2001 von den Staatschefs
Chinas, Rußlands, Usbekistans, Kasachstans, Kirgisiens und Tadschikistans eine
internationale Organisation gegründet, deren Charta im Juni 2002 unterzeichnet
wurde.
Das nicht ausgesprochene, aber
erkennbare Ziel der »Shanghai Cooperation Organization (SCO)« ist es, ein
Gegengewicht zu den USA zu schaffen und Konflikte innerhalb ihres
Einflußbereiches zu regeln, die den USA einen Vorwand für eine Intervention
geben könnten. Schon 2005 forderte die SCO die USA und andere Entsenderstaaten
auf, einen Plan für den Rückzug der im Verlauf der Afghanistan‑ und
Irakkriege verstärkten Präsenz US‑geführter Truppen in ihren
Mitgliedsländern vorzulegen.
In Kürze soll es nun zu einer Erweiterung der SCO kommen, welche die
gesamte US‑Strategie im Nahen Osten blockieren könnte: Die SCO will neben
der Mongolei und den Atommächten Indien und Pakistan auch den Iran als
Vollmitglied aufnehmen.
Kommt es zu dieser
Mitgliedschaft, steht der Iran unter dem geopolitischen Schutz von vier Atommächten.
Zudem würde der Einflußbereich der SCO mit der Aufnahme des Iran bis an die
irakische Grenze vorrücken.
Nur aus diesem Grund haben die USA, überrascht von dieser massiven
Blockbildung, den Iran noch nicht angegriffen.
Dabei hatten die USA bereits
eine UNO-Resolution nach Kapitel VII vorbereitet, die sie nach dem Iran‑Bericht
der Atombehörde IAEA gegen den Iran bei der UNO einreichen wollten.
Resolutionen nach dem Kapitel VII erlauben den Einsatz militärischer Gewalt.
Die angebliche Bereitschaft der USA, sich den diplomatischen Bemühungen der
Europäer gegenüber dem Iran anzuschließen, ist reine Augenwischerei. Der wahre
Grund ist der, daß die USA sich plötzlich einem »Block« gegenübersehen, der von
der Behringstraße bis zu den Grenzen der EU reicht, China, Indien und Pakistan
umfaßt, und mit der Mitgliedschaft des Iran bis an die Straße von Hormuz und
den Persischen Golf reicht, einer Hauptschlagader für die weltweite
Erdölversorgung.
Wird der Iran Vollmitglied der
SCO, stehen George W. Bush und die Kriegstreiber hinter ihm nicht mehr einem
isolierten Iran gegenüber, sondern einer Macht, die den größten Teil der
asiatischen Landmasse umfaßt. Selbst wenn George W. Bush diesmal weiß, wo der
Iran liegt, müßte er seine Angriffspläne begraben. So ist es kein Wunder, daß
US‑Verteidigungsminister Rumsfeld die Aufnahme des Iran in die SCO zu
verhindern sucht.
Die Bundeskanzlerin der BRD sollte sich hüten, sich bei diesem möglichen
weltpolitischen Umbruch blindlings an die Seite derer zu stellen, die seit
Jahren mit ihren Aggressionen alles Völkerrecht brechen.
Armin Feldberg
US‑Verteidigungsminister
Donald Rumsfeld hat die »Shanghai Cooperation Organization« wegen ihrer
Verbindungen zum Iran kritisiert. Der Iran hat derzeit Beobachterstatus in der
SCO, welche den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad zu einem
Gipfeltreffen Ende Juni nach Shanghai eingeladen hat. Eine Vollmitgliedschaft
des Iran in der SCO wird von Rußland und China befürwortet.
Quelle: APA/AP, 5.6.06
Quelle:
UNABHÄNGIGE NACHRICHTEN 6 / 2006 / 8