Pigs in the universe

 

So gehen die Amis noch heute mit Deutschen um!

Sehr geehrter Herr Generalkonsul,

Soeben komme ich aus USA zurück und bin gleich zu Ihrem Generalkonsulat gefahren, was man mir in New York, Kennedy Airport, dringend geraten hatte, um Ihnen meine Erlebnisse persönlich zu schildern. Aber der Pförtner hat mich nicht reingelassen und mir geraten, Ihnen persönlich zu schreiben.

Hier ist mein Bericht:

Ich wollte mit einem gültigen Reisepaß Freunde und Verwandte in USA besuchen, wurde aber bereits am Kennedy-Airport von drei Polizisten an der Einreise gehindert. Man erklärte nur, ich wäre unerwünscht und müßte zurückfliegen. Man gab mir aber keine Begründung für die verweigerte Einreise. Dreimal wurde ich von Beamten der Customs Border Protection verhört. Mehrmals fragte man mich nach Kontakten zum Ku-Klux-Klan. Der Klan interessiert mich als Deutschen überhaupt nicht. Wieso fragt man danach?

Was ich dann in den nächsten Stunden erlebte, hatte ich  nie für  möglich  gehalten. Ich wurde ständig  bewacht  wie  ein Schwerverbrecher,  sogar auf der Toilette. Da am selben  Tag kein  Flug mehr nach Frankfurt ging, wurde ich zur Nacht  in ein Verließ gesperrt, das schlimmer war als jedes  Gefängnis in Deutschland. Ohne jede Begründung. Ein kahler gekachelter Raum  ohne  Fenster mit einem Klo in der Ecke,  aber  keinem einzigen  Möbelstück.  Es gab keinen Stuhl, kein  Bett,  nur eine Pritsche aus Stahl, wie  ein Operationstisch. Wo sollte man  schlafen? Auf dem nackten Steinfußboden oder auf  einem stählernen  OP-Tisch? Ohne Decke, ohne Kissen,  trotz  mehr­facher  Nachfrage.  Es gab keinen Notruf. Schlafen  war  un­möglich.  Eine grelle Beleuchtung brannte die  ganze  Nacht. Vorher  wurden  einem alle persönlichen  Sachen  abgenommen: Gürtel,   Geldbeutel,  Schlips,  Armbanduhr,   Schnürsenkel, Schreibkuli,  sogar der Kamm. Gibt es jetzt überall  in  USA Guantanamo?    Haft   ohne    Begründung,    Rechtlosigkeit, menschenverachtende  Behandlung, sinnlose Folter ohne  jeden Grund,  ohne  Erklärung. Und das für einen 78Jährigen,  der einen Schlaganfall hatte. Wissen Sie, was das bedeutet?

Das  alles sollte ich Ihnen persönlich schildern,  denn den ausführenden Beamten war bewußt, daß sie Unrecht taten, auf Befehl  tun  mußten  und Amerikas   Ansehen  schadeten.      Sie schämten  sich. Es gibt bereits viele Staaten, die  USA als den 'Großen Satan' bezeichnen? Ist das ein Wunder?

 

Ich war schon viele Male in USA, ohne jede Schwierigkeit. In den 60er Jahren mit Moral Re-Armament in Michigan und habe dort an internationalen Konferenzen teilgenommen und  mitge­holfen, das größte Studio außerhalb Hollywoods zu bauen.

Meine Schwester hatte 1947 nach USA geheiratet, ist dort 2006 in Wells, NY, gestorben und begraben. Mein Bruder ist ebenfalls nach der Schule 1953 nach USA ausgewandert und war 27 Jahre Berufssoldat in der US-Armee. Ich habe mehrere Nichten und Neffen in USA, die Kinder meiner beiden Ge­schwister, die ich besuchen wollte. Ich hatte Ihr Land in bester Erinnerung. Ich kam auch diesmal als Freund, aber was ich jetzt erlebt habe, hat das Vertrauen in Ihr Land zu­tiefst erschüttert. Wollen Sie aus Freunden Feinde machen?

Bereits beim Abflug in Frankfurt war klar, daß man mich nicht in die Staaten reinlassen würde. Die drei Polizisten, die mich bei der Landung in New York erwarteten, wußten genau, wer ich war. Sie sind von der Fluggesellschaft in Frankfurt an­gerufen worden. Warum hat man mich nicht schon in Frankfurt informiert? Deshalb schulden mir die USA den Flugpreis für eine unnötige Reise und eine Entschädigung für schikanöse Behandlung, die durch nichts zu rechtfertigen war.

Herr Generalkonsul, ich bin nicht daran interessiert, die Sache hochzuspielen und es auf eine juristische Auseinander­setzung ankommen zu lassen. Ich kam als Freund der USA und bin daran interessiert, daß es so bleibt und daß Sie verste­hen, warum Ihr Land immer mehr Freunde verliert. Das wollte ich mit Ihnen als dem hochrangigen Vertreter Ihres Landes besprechen. Und ich darf erwarten, daß auch Sie an keiner Eskalation interessiert sind. Ich verstehe die Sorgen Ihrer Regierung wegen möglicher Terroristen. Das ist aber kein Grund, einen gutwilligen Besucher entwürdigend zu behandeln.

Als ich auf meinen Rückflug wartete, wurde ein Landsmann von mir aus Berlin ebenfalls von der CBP angehalten und infor­miert, daß er im nächsten Flugzeug zurück müßte, weil er bei seinem letzten Besuch, für den er ein Dreimonatsvisum hatte, einige Tage zu spät abgeflogen war, weil er seiner Cousine, einer US-Bürgerin, die gerade ein Baby bekommen hatte, noch als Babysitter helfen wollte. Ist das nur sture Bürokratie oder schon krankhafte Hysterie? Auf jeden Fall unwürdig für  ‘the land of the free and the home of the brave’.

Herr Generalkonsul, ich denke, es liegt im beiderseitigen Interesse, daß Sie mich persönlich zu einem Gespräch empfangen, damit kein böses Blut entsteht und Sie mir versi­chern, daß Sie den Vorfall bedauern und sich dafür einsetzen werden, daß die unmenschlichen Einreisebestimmungen geändert werden. Sonst machen Sie sich nur unnötig Feinde, und davon haben Sie schon genug.

Vielleicht interessiert es Sie: ich war zwei Jahre im US-Hauptquartier in Berlin als Legal Adviser im JAG Office tätig. Ich erwarte Ihre aufrichtige kollegiale persönliche Antwort und bleibe mit vorzüglicher Hochachtung ...

Quelle: Name und Anschrift des Verfassers dieses Briefes vom 13. April 2007 an den Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika sind der Redaktion bekannt.

 

„Die USA sind pleite, wir verlieren diesen dummen, betrügerischen Dreckskrieg im Irak, und jedes Land der Welt, von einer Hand voll korrupter Briten einmal abgesehen, verachtet uns.“

Hunter S. Thompson (DER SPIEGEL 48/2004/157)

Anmerkung: Hunter S. Thompson (1937 – 2005) war ein amerikanischer Schriftsteller und Journalist (Erfinder des Gonzo-Journalismus). Seine aus bürgerlichem Rahmen fallende Persönlichkeit beschreibt man am besten durch einige seiner Freunde: Keith Richards, Bob Dylan und Johnny Depp.