Odilo Globocnik

 

11. Während der frühere SS‑General Globocnik nicht die Erfahrung Müllers (Gestapo-Chef Heinrich Müller, d.V.) hat und der Umgang mit ihm äußerst unangenehm ist, so verfügt er nichtsdestoweniger über Fähigkeiten, die sich in gemeinsame britisch‑amerikanische Überlegungen im Nahen und Mittleren Osten einbauen lassen. Im Falle militärischer Handlungen seitens der Sowjets wird damit gerechnet, daß die Erdölgebiete des Nahen und Mittleren Ostens angegriffen werden. Das jüngste Entstehen eines höchst radikalen zionistischen Staates in Palästina hat im Westen zu beachtlicher Beunruhigung geführt. Man weiß, daß viele Zionistenführer ehemalige Sowjetbürger sind und auch in Terroranschläge verwickelt waren. Die Ermordung eines Mannes wie Lord Moyne in Kairo sowie anderer, wie auch die besonders bösartigen Terroranschläge gegen die Briten in Palästina haben zu der Annahme geführt, daß die Sowjets möglicherweise gefährliche Verbindungen knüpfen, die sie sicherlich bei ihrem Vormarsch in den Nahen und Mittleren Osten nutzen würden. Zudem äußern wichtige erdölfördernde arabische Staaten ihre Befürchtungen über die Errichtung eines zionistischen Staates.

 

12. Sofern es für den Westen erforderlich werden sollte, gegen die Zionisten militärisch vorzugehen, wurde der Einsatz von SS‑Leuten wie Globocnik von den Briten mehrmals vorgeschlagen. Da es unmöglich wäre, solche Leute in den USA zu schützen, regte man an, sie in Syrien unterzubringen, wo sie im Bedarfsfall als Fachleute für die Unterbringung und Niederhaltung aufrührerischer Elemente benötigt werden. ...

 

20. Es wird angeregt, daß Globocnik echte Papiere aus jugoslawischen Quellen erhält. Da Tito mit Moskau zu Jahresanfang gebrochen hat, sind die Jugoslawen mehrmals an den Westen wegen möglicher Unterstützung im Falle eines sowjetischen Angriffs herangetreten. Ein Nutzen aus dieser Haltung ist die Zusammenarbeit des jugoslawischen Geheimdienstes mit westlichen Geheimdienststellen. Da Globocnik aus Triest stammt, geht man davon aus, daß man ihm eine gesetzliche jugoslawische Identität geben und unter der Bewachung von ... nach Kanada schicken kann. Später kann er in den Raum Miami gebracht werden mit der Aussicht, ihn über unseren Transferort ... nach Syrien zu bringen.

 

Unterschrift Andrew J. Venters, Special Agent CIC, Operations officer, Secret"

 

Quelle: Gregory Douglas in "Gestapo Chief - The 1948 Interrogation of Heinrich Müller - From Secret U.S. Intelligence Files", San Jose / California 1995

 

Anmerkung: Zur weiteren Einführung in dieses höchst delikate Thema wird hingewiesen auf das Kapitel "Mit Naziveteranen zum Kampf" in "Im Namen des Staates - CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste" von Andreas von Bülow, München 2000, S. 370 - 406