Neokolonialismus
Seit Wochen berichteten
Informationsdienste von Versuchen der USA, Indien mit »Zuckerbrot und Peitsche«
und geheimen Zugeständnissen zu bewegen, Truppen in einer Stärke bis zu 100.000
Mann für die Besatzung des Irak zur Verfügung zu stellen.
Washington habe unter anderem
Unterstützung für indische Firmen bei der Verteilung von Aufträgen für den
Wiederaufbau des Irak angeboten, berichtete endlich auch offiziell der »Indian
Express« vom 18.7.2003.
Weil sich die indische
Regierung sperrte, hätten die USA zuletzt angeboten, die Kosten für die Entsendung
von zumindest 17.000 Mann in Höhe von rund 300 Millionen Euro zu übernehmen.
Zudem sei der Atommacht Indien Hilfe bei der Beschaffung von »sensibler
Nukleartechnologie« in Aussicht gestellt worden, und der indische Ölminister
sprach schon wegen einer Aufstockung der Öllieferungen aus dem Irak im US‑Energieministerium
vor.
Trotz dieser Versuchungen und
des diplomatischen Drucks, den insbesondere der stellv. USAußenminister
Paul Wolfowitz und die US‑Sicherheitsberaterin Rice ausübten, blieb die indische Regierung standfest und
erteilte den USA am 14.7.2003 eine Absage, sich an der US‑Besatzung des
Irak zu beteiligen.
Zuvor hatte der bekannte
indische Autor Amitav Gosh
an die Rolle indischer Soldaten in der Kolonialzeit als »Söldner des Empires,
als Sklaven, die sich haben gebrauchen lassen, um Aufstände niederzuschlagen« erinnert
und vor einer Neuauflage dieser »abstoßendsten Aspekte der Kolonialzeit«
gewarnt.
Hochachtung für die indische Regierung!
»"Es mag hilfreich
sein, daß ein paar Soldaten aus Indien und Bangladesh anreisen. Aber ich will
Leute, die ordentlich schiessen können, Jungs, die
schießen, treffen und töten, die unsere Truppen und sich selbst verteidigen
können". Dabei denke er vor allem an Deutsche, Franzosen und Türken, die
in einer Stärke von 60.000 Mann anrücken sollten. «
(Westdeutsche Allgemeine,
5.7.2003)
Quelle:
Unabhängige Nachrichten 8/2003/2f
Anmerkung: Wie
sich doch die Zeiten ändern. Im Unabhängigkeitskrieg Nordamerikas verhielt es
sich noch umgekehrt. Damals kämpften unausgebildete Siedler unter Führung von George
Washington gegen die britische Kolonialarmee, zu der 17.000 von ihren Landesherrn
verkaufte Söldner aus Hessen und Braunschweig gehörten.