Mythos USA

 

   In keinem anderen Land wird die historische Wirklichkeit am Ende des 20. Jahrhunderts dermaßen entstellt und mystifiziert wie in den Verei­nigten Staaten von Amerika. Die Vorstellungen, die man sich gemein­hin über die Vereinigten Staaten macht, gehen zumeist auf Eindrücke aus der Zeit Eisenhowers oder Kennedys zurück und mögen damals richtig gewesen sein. Sie stammen aus einer Welt, die längst nicht mehr existiert - falls sie je bestanden haben sollte. Der Begriff »Amerika« weckt immer noch Vorstellungen von Gerechtigkeit, Fortschritt, Ehr­lichkeit und gesellschaftlicher Verantwortung, die vielleicht auf alte »Perry-Mason«-Filme zutreffen mögen, nicht aber auf das Unterdrückungsregime des derzeitigen US-Präsidenten George Herbert Walker Bush. Eine alles erdrückende internationale Pressekampagne, die von Bushs Hintermännern im Ostküstenestablishment und unter Beteili­gung einiger seiner Mitarbeiter des Central Intelligence Agency (CIA) - deren Direktor Bush von 1975 bis 1976 war - betrieben wird, hat die Grenze zwischen Mythos und Wirklichkeit weitgehend verwischt.

   Die amerikanische Invasion im Nahen Osten im August 1990 und der Einmarsch in Panama im De­zember 1989 bestätigen die Be­reitschaft der Regierung Bush, alle Grundlagen des Völkerrechts zu mißachten, denn es handelt sich hierbei um nichts anderes als um einen Angriffskrieg und um Verbrechen gegen die Mensch­heit, wie sie in den Nürnberger Statuten 1945 definiert sind. Auch zeigt sich Bush als bereit­williger Handlanger, wenn es um die Durchsetzung der »Bedin­gungen« und brutalen Austeritätsdekrete (Anordnungen wirtschaftlicher Einschränkung, d.B.) des Internationalen Währungsfonds (IWF) geht, durch die bereits viele Länder des Entwicklungssektors ruiniert und die Welt an den Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs gebracht wurde.

 

Quelle: Peter Blackwood in „Das ABC der Insider“, Leonberg 1992, S. 126