Marc Rich und Koko
1)
Der Bericht des Kongresses über die BCCI-Affäre (BCCI =
Bank for Credit and Commerce International = "Bank für Drogenhandel,
Terroristen und Geheimdienste") nennt eine Reihe von Fragen, auf die der
Untersuchungsausschuß mangels Vorlage der Unterlagen durch die Behörden gültige
Antworten nicht habe finden können. Der irakische Waffenhändler Soghanalian,
der "syrische Drogenhändler, Terrorist und Waffenhändler" Monzer Al
Kassar und andere größere Waffenhändler werden besonders erwähnt. Zu den
ungeklärten Fragen gehöre auch die BCCI-Finanzierung von Rohstoff- und anderen
Geschäften des internationalen kriminellen Finanzmannes Marc Rich. ... (Der Name Marc Rich findet sich bezeichnenderweise
auch in den Unterlagen über Verbindungen des Koko-Bereiches der DDR.)
Quelle: Andreas von Bülow "Im Namen des Staates - CIA, BND und die
kriminellen Machenschaften der Geheimdienste", S. 562 Anm. 542
2) Am 12. Februar organisierten
Aktivisten des französischen Schiller‑Instituts in Paris eine gelungene
"Flankenoperation" gegen die Kriegspartei in Washington. Die Aktion
richtete sich gegen den anrüchigen Finanzier und Multimillionär Marc Rich, der sich 17 Jahre lang im
schweizerischen Zug der Strafverfolgung durch die US‑Justiz entzog, und
gegen den Washingtoner Falken Lewis Libby, der Stabschef des Vizepräsidenten
Dick Cheney ist. Libby war mehr als 15 Jahre lang Richs Rechtsanwalt.
Wegen zweier Skandale hat sich Marc
Rich den Zorn vieler Franzosen zugezogen. Der eine Skandal betrifft den
Öltanker Prestige, der im Atlantik
auseinanderbrach und dessen Öl die Küsten Spaniens, Portugals und Frankreichs
verschmutzt. Das Unternehmen Crown Resources in Zug, das russischen
"Oligarchen" mit Mafiaverbindungen gehört und mit Öl handelt, hatte
die Prestige gechartert. Rich war bis Sommer 2001 offizieller Berater von Crown
Resources. Lloyds zufolge charterte diese Firma grundsätzlich nur Tanker, die
weit älter waren als die der Konkurrenz. Die in einem verheerenden Zustand
befindliche Prestige wurde für nur 13.000 Pfund gemietet, weit unter dem
Charterpreis anderer Tanker.
Der andere Skandal betrifft die
Schließung einer Firma in Nordfrankreich, durch die 850 Mitarbeiter und weitere
2000 Beschäftigte von Zulieferern ihren Arbeitsplatz verlieren. Diese
französische Firma war eine Tochter von Metaleurop, die durch das Unternehmen
Glencore, mit Hauptsitz in Zug, kontrolliert wird. Glencore hieß früher Marc Rich & Co., bevor der
flüchtige Finanzier die Firma 1994 an seine eigenen Angestellten verkaufte,
aber weiter im Hintergrund die Fäden zog. Jetzt hat Glencore den einzigen
profitablen Teil von Metaleurop, eine Elektrolysefabrik im norddeutschen
Nordenham, verkauft, wodurch Metaleurop faktisch bankrott war. Metaleurop
schließt seine Produktion in Nordfrankreich und hinterläßt dort viele
Arbeitslose und viel Umweltverschmutzung.
Nicht weniger als fünf französische
Minister, Premier Raffarin eingeschlossen, haben Rich wegen der Skandale scharf angegriffen. Kaum bekannt war jedoch
bisher, daß Rich die direkte
Protektion der Washingtoner Kriegspartei genießt. Richs Anwalt und Cheneys
heutiger Bürochef Lewis Libby hatte eingefädelt, daß Präsident Clinton am Ende seiner Amtszeit Rich begnadigte, dem
wegen Wirtschaftskriminalität eine Gefängnisstrafe bis zu 350 Jahren Haft
drohte.
Vom frühen Morgen an verteilten
Aktivisten des französischen Schiller‑Instituts 15.000 Flugblätter, so am
Außen‑, Verteidigungs‑, Wirtschafts‑ und Finanzministerium,
im Distrikt La Défense mit seinen Niederlassungen internationaler Konzerne und
im Pariser Botschaftsviertel. Die Reaktion war sehr positiv. Die Pariser
wollten unbedingt das Flugblatt Gesucht:
Rich und Libby haben. Viele machten ihrem Unmut über Rich und die amerikanische Kriegspartei Luft, andere kamen zurück
und verlangten weitere Flugblatt‑Exemplare für Freunde und Bekannte. Ein
Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums wollte wissen, ob das Dossier auch im
Internet zugänglich sei. Ein Funktionär der Sozialistischen Partei informierte
sich ausführlich über Rich und über
die Wirtschaftskrise, welche die US‑Regierung in den Krieg treibt.
Um elf Uhr wurde dann der
Sonderbericht des Schiller‑Instituts über Marc Rich auf einer Pressekonferenz vorgestellt, zu der sich etwa
ein Dutzend Medienvertreter einfanden. Anwesend waren französische Umwelt‑Publikationen,
Zeitungen aus den von den Prestige‑ und Metaleurop‑Skandalen
betroffenen Regionen, und schweizer, spanische und arabische Medien. Nach einer
kurzen Einführung durch die Sprecherin des Schiller‑Instituts Christine
Bierre ging Roger Moore vom US‑Nachrichtenmagazin EIR in medias res.
Moore führte aus: "Lewis Libby, der Bürochef des amerikanischen
Vizepräsidenten Dick Cheney und ein wichtiger Vertreter der amerikanischen
Falkenfraktion, die schon Anfang der 90er Jahre unter Libbys Beteiligung das
Konzept des Präventivkrieges ausheckte, war auch mehr als 15 Jahre lang
Rechtsanwalt und Beschützer von Marc
Rich. Marc Rich ist mehr als ein zwielichtiger Geschäftsmann, für den Geld
nicht stinkt. Rich war auch immer
ein Bauer im Machtspiel der Gruppe, die wir heute als die Kriegspartei
bezeichnen." Moore nannte einige Beispiele:
‑ Im Rahmen der amerikanisch‑sowjetischen
Vereinbarungen über die Auswanderung sowjetischer Juden organisierte Rich die Einwanderung zwielichtiger
Gestalten aus der russischen Unterwelt in die USA, die sich dann in Brighton
Beach und Brooklyn, aber auch in Israel, Berlin oder Antwerpen breitmachten.
- Während des iranisch‑irakischen
Krieges war Rich im Rahmen der Iran‑Contra‑Operationen
am Handel Waffen‑gegen‑Erdöl beteiligt.
- Erst vor wenigen Wochen
intervenierte Rich zusammen mit
Michael Steinhardt (übrigens der Mädchenname von MP Heide Simonis, d. V.) in
Israel gegen den Kandidaten der Arbeitspartei Mitzna und zugunsten Ariel
Scharons und der Mafiakreise, die dabei sind, die Likud‑Partei auf
höchster Ebene zu unterwandern.
Rich ist übrigens nicht der einzige aus der amerikanischen
Kriegspartei mit Verbindungen zu der mafianahen russischen Alpha Bank, der
Crown Resources gehört. Im Jahr 2000 unterzeichnete Dick Cheney in seiner
damaligen Funktion als Chef der texanischen Ölfirma Halliburton einen Vertrag
mit Tjumen TNK, der Erdöltochter der Alpha Bank, zur Ausbeutung sibirischen
Erdöls.
Zur Mittagszeit, zwischen 12 und 14
Uhr, fanden sich 30 Mitglieder und Sympathisanten des Schiller‑Instituts
zu einer Kundgebung vor der Pariser Niederlassung von Glencore ein. Sie
entrollten ein fünf Meter langes Spruchband; darauf hieß es in Anspielung auf
die Verbindungen zur Prestige und die an der Ölpest eingegangenen Seevögel: "Rich, Libby, Cheney: Laßt uns die Falken im Weißen Haus mit schwerem Heizöl
einölen". Zu sehen waren auf dem Spruchband einige amerikanische
Wappenadler, die über und über mit Öl verschmiert waren. Vor einer inzwischen
durch ein Pfeif‑ und Sirenenkonzert angezogenen Menge sprachen per
Megaphon mehrere Redner, die Richs Aktivitäten bloßlegten. Der Abordnung des
Schiller‑Instituts, die das "Rich‑Dossier" persönlich übergeben
wollte, erklärten die Repräsentanten von Glencore, sie hätten noch nie etwas
von einem Marc Rich gehört.
Quelle: "Neue Solidarität" vom 26.2.2003
3)
... Eigentlich wollte sie (die Landesregierung
Mecklenburg-Vorpommern) selbst umfangreiche Untersuchungen zur Sicherheit der Deponie Schönberg einleiten. Denn die
Deponie, die schon zu SED‑Zeiten als "DevisenQuelle" angelegt
wurde, ist der zentrale Ansatzpunkt für ein Abfall‑Wirtschaftskonzept in
Mecklenburg‑Vorpommern. Es kann nur funktionieren, wenn das Land über die
Einnahmen aus dem Betrieb der Deponie Schönberg verfügen kann. Bisher wird
diese Lösung von der Treuhand blockiert: zunächst stand die Deponie Schönberg
unter der Fuchtel der Treuhand‑Niederlassung Rostock, dann zog die
Berliner Zentrale die Verhandlungen an sich. Ein amerikanisch gesteuerter Konzern tauchte als Interessent für die Übernahme der Deponie auf und wurde abgeschmettert.
Zur Zeit ist der Stand der Verhandlungen der, daß die Treuhand irgendwie
auszuloten versucht, ob und zu welchem Preis der alte Deponie-Teil saniert
werden muß. ...
Quelle: "Lübecker Nachrichten" Mecklenburger Ausgabe vom 1.4.1992