Völkerrechtswidriger Angriff der USA
auf die El-Schifa-Werke in Khartum
Raketen aus dem Lichterbaum
Werner Daum, der deutsche
Botschafter im Sudan, hat Ärger mit seinen Vorgesetzten im Bonner Auswärtigen
Amt. Anlaß ist ein Bericht Daums über den amerikanischen Angriff auf ein
Pharmawerk in der Hauptstadt Khartum in der vorvergangenen Woche. Darin
schilderte er noch am selben Tag, wie "drei oder fünf amerikanische
Flugzeuge" einen "Lichterbaum" über das Gelände gesetzt und dann
"ca. fünf Raketen" abgefeuert hätten ‑ nach offiziellen Angaben
der US-Regierung aber hatten unbemannte Marschflugkörper das Werk zerstört.
Im Gegensatz zur US‑Darstellung,
dort seien Vorprodukte für Chemiewaffen hergestellt worden, steht auch Daums
ausführliche Charakterisierung der Arzneimittelfabrik: "Man kann die Firma
Shifa beim besten Willen nicht als chemische Fabrik bezeichnen, da die
Rohstoffe für die Arzneimittel sämtlich aus China und Europa importiert
werden." Produktionsstätten und Büros seien "an keiner einzigen
Stelle irgendwie abgeschirmt oder geheimgehalten. Täglich besuchten zahlreiche
Apotheker, Vertreter und andere die Firma."
Als Daums Report spätabends in
Bonn einging, hatte der US‑Gesandte Michael Polt dem Außenamts‑Staatssekretär
Hans-Friedrich von Ploetz allerdings schon umfängliche Geheimunterlagen
ausgehändigt und die "Vergeltungsschläge" in Afghanistan und im Sudan
für die Terrorbomben auf US-Botschaften in Kenia und Tansania erläutert.
Nachdem Bonn sich offiziell
hinter die US-Aktion gestellt hatte, wurde Daums Report im AA und im
Verteidigungsministerium gezielt niedergeredet: Es handele sich nicht um seriöse
Berichterstattung, sondern um subjektive Eindrücke, bar jeder Sachkenntnis, um Hörensagen
und Märchen.
"Amerika führt gegen uns Krieg"
Der sudanesische Staatspräsident Umar el-Baschir, 54,
über den US‑Raketenangriff auf Khartum
SPIEGEL: Liegt der Sudan mit den Vereinigten Staaten im
Krieg?
Baschir: Sagen wir mal so: Amerika führt gegen uns Krieg.
SPIEGEL: Die USA haben die EI‑Schifa-Werke zerstört,
weil dort angeblich Vorprodukte für Chemiewaffen hergestellt wurden.
Baschir: Das ist völlig aus der Luft gegriffen. Jeder kann
sich davon überzeugen, wenn er will. Aber die Amerikaner haben den Sudan ja
schon seit Jahren auf ihrer Hitliste.
SPIEGEL: Weil sie Sudan für einen Hort
islamistischer Terroristen hielten.
Baschir: Nein, die USA wollen uns
weltweit isolieren.
SPIEGEL: Arabische Länder haben Ihnen
den gleichen Vorwurf gemacht.
Baschir: Auf Druck der Amerikaner. Sie
wollen sich nicht damit abfinden, daß sich der Sudan erdreistet, die Hegemonie
der Supermacht USA nicht als gottgewollt hinzunehmen. Wir hatten früher
allerdings islamische Mudschahidin in unserem Land, die sich am Befreiungskrieg
gegen die Sowjet‑Besatzer in Afghanistan beteiligt hatten.
SPIEGEL: Viele kamen nach dem Ende des
Afghanistan-Kriegs in den Sudan, um von dort aus die Regierungen ihrer
arabischen Heimatländer zu bekämpfen.
Baschir: Sie fühlten sich von unserem
unabhängigen Islam‑Modell angezogen ...
SPIEGEL: ... ganz wie der ausgebürgerte
saudiarabische Terrorist Ussama Ibn Ladin.
Baschir: Er hat unser Land aus freien
Stücken verlassen, um uns nicht in Verlegenheit zu bringen.
SPIEGEL: Die Regierung in Kairo hat
Ihnen vorgeworfen, die Islamisten zu decken, die Präsident Husni Mubarak in Addis
Abeba ermorden wollten.
Baschir: Wenn wir die Täter bei uns aufspüren würden, dann
würden wir sie umgehend an Ägypten ausliefern. Übrigens sind unsere Beziehungen
mit Kairo wieder ganz gut.
Quelle: DER SPIEGEL 36 /1998 / 18 + 125
Anmerkung: Leute, die den US-Lügen mehr glauben schenken, als einem
deutschen Botschafter, würden im Zweifel wohl auch Wahlergebnisse fälschen.
Unter Joseph Fischer hat das AA den Rest seiner Reputation verloren. Aber was
kann man schon von einem Bundesminister ohne Hauptschulabschluß verlangen, der
selber von sich sagt, 85 Prozent seiner GRÜNEN Parteifreunde hielten ihn für
ein Arschloch.