Drückebergerfalken

 

Das 'Neue amerikanische Jahrhundert'

 

Anfang 1997 taten sich William Kristol und Robert Kagan, zwei führende akademische Straussianer in Washington, mit anderen Mitarbeitern des AEI (American Enterprise Institute) zusammen, um der Regierung Clinton die Politik des 'sauberen Bruchs' aufzunötigen. In einem Büro im fünften Stock des Hauptquartiers des AEI gründeten Kristol & Co. das Projekt für das Neue Amerikanische Jahrhundert (PNAC), ausdrücklich, um den Ausbau der amerikanischen Streitkräfte zu einer unilateralen Weltpolizei zu fördern. Der Anfang sollte mit dem Sturz Saddam Husseins gemacht werden.

 

Am 3. Juni 1997 veröffentlichte PNAC ein Manifest, das von Elliott Abrams, Gary Sauer, William Bennett, dem Gouvemeur von Florida Jeb Bush, Cheney, Decter, Fukuyama, Libby, Norman Podhoretz, Peter Rodman, Donald Rumsfeld, Wolfowitz und anderen unterzeichnet war. Der Text entstammte einem Artikel, den Kristol und Kagan 1996 in der Juli/August‑Ausgabe von Foreign Affairs, dem Organ des New Yorker Council on Foreign Relations (CFR), veröffentlicht hatten. Zur gleichen Zeit hatten Perle und Wurmser ihr Papier über den 'sauberen Bruch' veröffentlicht. Kristol und Kagan forderten in ihrem Buch insbesondere den Bruch mit der 200jährigen antikolonialistischen außenpolitischen Tradition der Vereinigten Staaten und nahmen dabei vor allem John Quincy Adams aufs Korn, der ihnen besonders verhaßt ist:

 

'Die heutigen Konservativen', schrieben sie, 'lassen sich leicht von der charmanten alten Metapher von den Vereinigten Staaten als der >Stadt auf dem Hügel< verführen. Sie kommen zurück auf die Mahnung des John Quincy Adams, daß Amerika >nicht ausziehen sollte, um Monster zu vernichten<. Aber warum nicht? Die Alternative wäre, die Monster auf freiem Fuße zu lassen, so daß sie nach Herzenslust wüten und verwüsten können, während Amerika daneben steht und zusieht. 1823 vielleicht ein weiser Ratschlag, als Amerika noch eine kleine, isolierte Macht in einer Welt europäischer Giganten war, der nicht mehr gilt, wenn Amerika der Gigant ist. Da Amerika die Fähigkeit hat, viele Monster der Welt im Zaum zu halten oder zu vernichten, nach denen man nicht lange suchen muß, und da die Verantwortung für den Frieden und die Sicherheit der internationalen Ordnung so schwer auf Amerikas Schultern lastet, verwandelt sich eine Politik, auf dem Hügel zu sitzen und durch sein Beispiel zu wirken, in der Praxis zu einer Politik der Feigheit und Ehrlosigkeit.'

 

Am 26. Januar 1998 veröffentlichte PNAC einen offenen Brief an Präsident Clinton, indem ein sofortiger 'Regimewechsel' im Irak gefordert wurde. Die Begründung lautete, Saddam stehe unmittelbar davor, Massenvernichtungswaffen gegen die Vereinigten Staaten und deren Verbündete einzusetzen. Zu den Unterzeichnern des Briefes gehörten u.a. die folgenden Personen, die heute alle der Regierung Bush angehören: Abrams, Richard Armhage, Bolton, Fukuyama, Khalilzad, Perle, Rodman, Rumsfeld, Wolfowitz und Robert Zoellick. Auch Kristol, Kagan und James Woolsey gehörten zu den Unterzeichnern. Letzterer war unter Präsident Clinton kurze Zeit Direktor der CIA und zur Zeit des PNAC‑Briefes bereits Anwalt des Irakischen Nationalkongresses (INC). (Hier fehlt in dieser Darstellung der Hinweis, daß die jüdischen Vertreter der Neokons nicht nur die Herbeiführung des imperialistisch­kolonialistischen Kriegs gegen den Irak und andere Staaten betrieben, sondern vorsorglich sich gleich von Anfang an auch darum bemühten, die Kontrolle über die künftigen "demokratischen" Organe des Vasallenstaats Irak in die Hand zu bekommen. Roland Bohlinger)

 

Im September 2000, kurz vor den Präsidentschaftswahlen, in denen sich George W. Bush und Al Gore gegenüberstanden, veröffentlichte PNAC eine längere Studie mit dem Titel 'Wiederaufbau der Amerikanischen Verteidigung ‑ Strategie, Macht und Ressourcen für ein neues Jahrhundert', in der die Cheney‑Wolfowitz‑Doktrin des Präemptivkrieges von 1991 und 1993 wiederbelebt wurde.

 

Trotzdem machte die Irakkriegslobby nur geringe Fortschritte ‑ bis zu jenem Ereignis, das Vizepräsident Cheney als 'historische Wasserscheide' bezeichnet. Die Anschläge vom 11. September auf das Pentagon und das World Trade Center lösten eine augenblickliche Reaktion der Neokonservativen innerhalb und im Umfeld der Regierung Bush aus. Nur vier Tage nach den Anschlägen, am 15. September, nahm Paul Wolfowitz an einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats mit Präsident Bush in Camp David teil, wo er eine sofortige Invasion des Irak durch die USA forderte. Aus Gründen, die bis heute noch umstritten sind, wiesen der Präsident, der Vizepräsident und sogar Verteidigungsminister Rumsfeld diese Forderung als 'voreilig' zurück. Einige Tage später wies Präsident Bush jedoch in einer Nationalen Sicherheitsdirektive die CIA und das Militär an, Pläne zu entwickeln, wie man gegen Saddam vorgehen könne.

 

Der Nachrichtendienst der Drückebergerfalken

 

Eine Woche nach Wolfowitz' 'voreiliger' Kriegsforderung veranstaltete Richard Perle eine Sitzung des Verteidigungspolitischen Beirats, bei der Dr. Bernard Lewis und Dr. Achmed Tschalabi sprachen. Der Günstling Albert Wohlstetters, den die extreme Rechte in Israel zum Nachfolger Saddam Husseins auserkoren hat, ist ein ehemaliger Bankier, der in Jordanien noch eine 20jährige Gefängnisstrafe wegen Betrugs und Währungsmanipulationen abzusitzen hat.

 

Kurz vor dem 11. September gestand Verteidigungsminister Rumsfeld seinen Mitarbeitern, er denke darüber nach, von seinem Posten zurückzutreten und nach Chikago zurückzukehren. 'Der Likud hat das Gebäude übernommen', sagte er seinen Freunden, womit er auf die Kabale um Wolfowitz und Perle anspielte. Der frühere Außenminister und Ideologe der 'Chikagoer Schule' George Shultz persönlich hatte Paul Wolfowitz in den engeren Kreis der politischen Tutoren des künftigen Präsidenten Bush ‑ die sogenannten 'Vulkanier' ‑ eingeführt, was es diesem ermöglichte, Perle und die ganze neokonservative Mannschaft nach Austin (Texas) zu holen, um Bush politisch zu indoktrinieren. Wolfowitz nutzte diese persönliche Beziehung zum neuen Präsidenten, um Rumsfelds Dienststelle mit einer Armee gleichgesinnter Strauss‑Schüler und Likudniks auszustaffieren.

 

Um die dramatische Wende, die sich nach dem 11. September vollzog, auszunutzen, gründeten Wolfowitz und der Staatssekretär Doug Feith eine geheime Nachrichtenabteilung. Ihre Aufgabe war es, Verteidigungsminister Rumsfeld ‑ der seinen Wunsch zurückzutreten nach dem 11. September fallen ließ und nun ganz im Gleichschritt mit der Wolfowitz‑Kabale marschierte ‑ mit einem ständigen Fluß von 'Nachrichten' zu versorgen, um dem Widerstand der CIA und der DIA gegen die Saddam‑Pläne der Neokonservativen zu überwinden. Eine der wichtigsten Quellen für diese ungeprüften 'Nachrichten' war Tschalabis diskreditierter INC.

 

Wolfowitz und Feith wählten Abram Shulsky (Jude) zum Leiter der geheimen Zelle, die in der zivilen Bürokratie des Pentagon unter dem Staatssekretär für politische Angelegenheiten untergebracht wurde. Shulsky, ein Schüler von Strauss, war neben Abrams (Jude) und Gary Schmitt persönlicher Mitarbeiter von Sen. Moynihan gewesen. Schmitt ist heute Präsident des PNAC. Shulsky hatte 1999 zusammen mit Khalilzad und anderen eine Studie für die RAND­Corporation mit dem Titel Die Vereinigten Staaten und der Aufstieg Chinas verfaßt, in der die Idee vertreten wird, daß China mehr als irgendeine andere Nation eine direkte Bedrohung für die globale und regionale militärische Vormachtstellung der Vereinigten Staaten darstellt, gegen die man direkt vorgehen müsse. (Der Leser wird sich vielleicht erinnern, daß ich schon vor vielen Jahren darauf hingewiesen habe, daß sich die christlich-mosaistisch gesteuerte USA darauf vorbereite, China mit militärischen und anderen Mitteln niederzuwerfen. Alle hier geschilderten Vorgänge und natürlich viele andere an anderer Stelle sind der klare Beweis dafür, daß die sog. Zionistischen Protokolle entweder echt sind oder aufgrund erheblicher Sachkenntnis der Erfinder gut erfunden sind. Roland Bohlinger)

 

Weitere Mitarbeiter des 'Nachrichtendienstes der Drückebergerfalken' [die Bezeichnung "Drückeberger" leitet sich von der Tatsache her, daß viele jüdische Führer der Neokons sich vom Wehrdienst gedrückt haben] sind:

 

o Harold Rhode, der Nahostspezialist in Dr. Andrew Marshalls Amt für Gesamteinschätzungen (ONA) (noch so ein Institut zur Steuerung der Politik der USA, Prinzip: getrennt marschieren, vereint schlagen, Roland Bohlinger) im Pentagon. Michael Ledeen (Jude) (ein ganz übler Kriegshetzer, behauptete auch, daß die Deutschen mit Saddam Hussein an der Entwicklung von Atomwaffen u.a. beteiligt sind, Roland Bohlinger) bekennt in seinem neuesten Buch Der Krieg gegen die Meister des Terrors, Rhode sei seit fast 20 Jahren sein 'Guru für den Nahen Osten' gewesen. 1991 war Rhode im Büro des Pentagon für internationale Sicherheitspolitik für die Türkei zuständig. Damals betrieben Perle und Feith eine internationale Beraterfirma, die israelische Waffen an die türkische Armee lieferte. Bei einer Konferenz in der Frühzeit der Regierung Bush inszenierte Rhode einen lautstarken Zwischenfall, als er einem führenden Vertreter Saudi‑Arabiens ins Gesicht sagte, mit der Partnerschaft zwischen den USA und den Saudis sei es vorbei.

 

o William Luti, ein früherer Berater von Vizepräsident Cheney, der inzwischen zum Unterstaatssekretär für Sonderplanungen und Angelegenheiten des Nahen Ostens und Südasiens ernannt wurde. Er war seit langem versessen darauf, Saddam Hussein zu stürzen. Ein Besucher seiner Dienststelle berichtete, die Wände in Lutis Büro seien vom Boden bis zur Decke mit Fotos und Zeitungsausschnitten über Saddam und seinen inneren Kreis geschmückt. Am 17. Dezember trafen sich Luti und Gen. David Barno heimlich in London mit elf führenden irakischen Oppositionellen und wählten eine erste Gruppe von Irakern aus, die in Ungarn ausgebildet werden sollten, um bei den anglo-­amerikanischen Militäraktionen im Irak als einheimisches Aushängeschild zu dienen.

 

o  R. Marc Gerecht, ein pensionierter CIA‑Beamter, gilt als geheimer Verbindungsmann von Shulskys 'Nachrichtendienst der Drückebergerfalken' im Verteidigungsministerium zu den irakischen Oppositionellen in London und anderswo in Europa.

 

Quelle: "Geschichte und Urheber der neuen US-Doktrin präventiver Angriffskriege", von Jeffrey Steinberg in "Deutsche Freiheit" vom 1.10.2005, S. 30 - 32, zitiert "Neue Solidarität" vom 16.4.2003, S. 3 f