Die Kriegs AGs

 

Der westafrikanische Staat Sierra Leone war beinahe verloren. Aufständische kontrollierten fast das gesamte Land. Ihr Markenzeichen war das Abhacken von Gliedmaßen. Plötzlich verloren die Aufständischen, ihr Hauptquartier wurde zerstört, in Sierra Leone brach der Frieden aus. Im Balkankrieg siegte Serbien über Kroatien. Buchstäblich über Nacht waren die kroatischen Milizen in eine professionelle Armee verwandelt, wurde Serbien an den Verhandlungstisch gebombt und geschossen.

 

In beiden Fällen gewannen Privatfirmen den Krieg. Firmen wie Executive Outcomes in Südafrika oder MPRI in den USA übernehmen mehr und mehr im Outsourcing die komplette Kriegführung für Staaten. Heute gibt es mehrere hundert dieser privaten Kriegsfirmen, ihr Gesamtumsatz wird auf über 100 Milliarden Euro geschätzt. Kriegsführung ist eine der größten Wachstumsbranchen der Welt: Ihre Umsätze verdoppeln sich fast jedes Jahr. Die Firmen sind Kriegsgewinnler im wahrsten Sinne des Wortes, gekämpft wird um und für den Profit. Die regulären Truppen im Irak werden zunehmend von ebenfalls uniformierten und bewaffneten Angestellten von Privatunternehmen ersetzt. Zwei Privatfirmen, CACI und Titan Corp., sind in den Folterskandal von Abu Ghraib verwickelt.

 

"Das erste und das bei weitem beste Buch über private Militärfirmen" (Asia Times) wurde von Peter Warren Singer geschrieben. Singer ist Analyst beim Brooking‑Institute. Sein Buch "Die Kriegs‑AGs" hatte seinen Anfang als Doktorarbeit und ist entsprechend präzise recherchiert und dokumentiert.

 

"Dieses Buch kann die Perspektive verändern, aus der der Mensch die Geschichte und die derzeitigen politischen Veränderungen betrachtet", schreibt die Charleston Gazette. Singer beschreibt in seinem Buch zum ersten Mal umfassend die militärische Serviceindustrie und ih­ren Einfluss. Das Buch "verschafft einen beeindruckenden Überblick über die Aktivi­täten von MPRI, Airscan, Dyncorp, Brown & Root und jede Menge an­derer Firmen, die wahlweise Trup­pen in den Kampf schicken, Militär­stützpunkte aufbauen und unter­halten, Guerillag­ruppen ausbilden, Luftüberwachung bereit­stellen. Putschs ausführen oder niederschlagen und Länder wieder aufbauen können, die von Kriegen gerade zerstört worden sind", schreibt Atlantic Monthly.

 

Singer sieht Gefahren in dieser Entwicklung. Für die Demokratie, für die Menschenrechte, für die nationale Sicherheit. Firmen, die am Krieg gewinnen, wollen ihren Markt ausweiten. Sie wollen und brauchen mehr Kriege.

 

"Die Kriegs‑AGs". Aus dem Amerikanischen von Karl‑Heinz Siber. 502 Seiten. Fadenheftung. Fester Einband. Nur bei Zweitausendeins. 27,90 Euro.

 

Quelle: Verlag Zweitausendeins - Postfach - 60381 Frankfurt am Main - Tel: 069 - 420 8000 - Fax: 069 - 415 003 - Merkheft 201 / S. 103