Bush & Rice und die Psychiatrie
George W. Bush mangelt es an
Schamgefühl, Europa mangelt es an Courage. Es gehört schon eine gewisse
Schamlosigkeit dazu, nach Europa zu kommen, Plus‑ und Minuspunkte zu
verteilen und dabei immer wieder eine "bessere transatlantische
Zusammenarbeit" anzumahnen, wenn man Oberhaupt eines Staates ist, der
momentan den Hauptfaktor in der Brutalisierung der internationalen Beziehungen
darstellt. Und man muß jeglicher Courage entbehren, um den Verantwortlichen für
den abscheulichen Angriffskrieg gegen den Irak, das Massaker an Zehntausenden
irakischen Männern, Frauen und Kindern, das Konzentrationslager in Guántanamo,
die Geheimgefängnisse der CIA und die systematischen Folterungen von Abu Ghraib
und anderswo zu empfangen, ohne vehement seine verbrecherische Politik zu
verurteilen.
Am 13. Juni, kurz vor seinem
Europa‑Besuch, wandte sich Präsident Bush in einer persönlichen
Videobotschaft aus Bagdad an die Jahresversammlung der Südlichen Baptisten in
Greensboro, North Carolina. Am nächsten Tag erläuterte daselbst Außenministerin
Condoleezza Rice vor 18.000 "Gottesbotschaftern" Amerikas Mission,
göttliche Gerechtigkeit auf Erden zu verbreiten. Die USA, erklärte sie,
intervenierten in der Welt, "nicht um zu plündern, sondern um zu
beschützen, nicht um zu unterwerfen, sondern um zu befreien, nicht als
Herrscher über andere, sondern als Diener der Freiheit". Solche Reden
gehören weniger in die Politik als in die Psychiatrie.
Quelle: Alain de Benoist in JUNGE FREIHEIT vom 30.6.2006
("Schamlos")