Monsignore Tondi

 

"Ich befand mich in Rom, als dort ein gewisses Ereignis in aller Munde war. Man hatte einen Mann gesehen, der in Handschellen aus dem Vatikan abgeführt und dann in einem vergitterten Wagen weggeschafft wurde. Dieser Mann, der seine violette Soutane auf Anordnung Papst Pius' XII. ablegen mußte, war kein anderer als Msgr. (Monsignore) Tondi, jesuitischer Privatsekretär Msgr. Montinis, der damals seinerseits Pro‑Staatssekretär Pius' XII. war.

 

Pius XII. entsandte als Handelsreisende getarnte Priester hinter den Eisernen Vorhang, um den Katholiken die Sakramente zu bringen, ja selbst Bischöfe, um dort Weihen zu spenden. Doch schon seit zwei Jahren wurden alle diese Unglücklichen gleich nach ihrer Ankunft in der UdSSR festgenommen und erschossen. Ver­geblich suchte Pius XII. nach einer Erklärung für dieses Drama, als ihm der Erzbi­schof von Riga enthüllte, daß im Vatikan selbst ein Spion saß. Der Papst ließ den Vatikan durch als Prälaten verkleidete Polizisten überwachen, und Msgr. Tondi wurde auf frischer Tat dabei ertappt, wie er geheime Dokumente photographierte. Beim Verhör gab er zu, ein in Moskau ausgebildeter KGB‑Agent zu sein, der sei­nen Vorgesetzten in Moskau alle Dokumente übermittelte, die er Pius XII. entwen­den konnte. Die Überstellung erfolgte dann über Togliatti (Palmiro Togliatti - seinerzeit Chef der kommunistischen Partei Italiens KPI), einen Kindheitsfreund Msgr. Montinis.                                              

 

Als Folge dieser Enthüllungen wurde Pius XII. krank; er schickte Montini ins Mailänder Exil und wies ihm einen 'Überwacher' zu. Er ernannte keine Kardinäle mehr, um Montini nicht ernennen zu müssen, von dem er wußte, daß er nach der Tiara strebte.

 


Tondi selbst wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er ließ seine Maske fallen und heiratete seine Geliebte Carmen Zanti, eine erfahrene Aktivistin der italienischen Kommunistischen Partei. Nach seiner Entlassung aus der Haft begab er sich mitsamt seiner Konkubine in die DDR. Dort wurde er Sekretär Walter Ulbrichts und Professor für Atheismus an der Marxistisch‑Leninistischen Universität.

 

Nach dem Amtsantritt Pauls VI. kehrten Tondi und seine Konkubine nach Rom zurück, er als Zivilangestellter des Vatikans, sie als hochrangige Funktionärin der Kommunistischen Partei. Schon bald legitimierte Paul VI. unter Mißachtung von Kanon 1238 seine Zivilheirat durch eine 'sanatio in radice', d.h. ohne daß er vor einem Priester hätte erscheinen müssen ‑ und dies, obwohl Tondi keine Spur von Reue oder Wiedergutmachungsbereitschaft zeigte und später selbst einräumte, damals weiterhin Mitglied der KP gewesen zu sein (vgl. 'Aurore' ['Morgenröte' franz. Tageszeitung] vom 12. März 1965). Carmen Zanti starb 1979. Ihre Beisetzung gab der Kommunistischen Partei Gelegenheit zu einer riesigen Demonstration.

 

Ein mit mir befreundeter Geistlicher, der gut über die Ereignisse im Vatikan unterrichtet ist, hat mir versichert, Tondi, dem Paul VI. einen recht untergeordneten Posten zugewiesen hatte, sei in Wahrheit sein persönlicher Botschafter bei seinen Kontakten mit der UdSSR gewesen.

 

Mit der Ankunft Johannes Pauls II. verlor sich die Spur Tondis, bis die italienische Presse bekanntgab, er habe im Oktober 1980 gegenüber Kardinal Seper das Begehren geäußert, wieder in den Priesterstand aufgenommen zu werden. Am 6. Dezember 1980 erteilte Johannes Paul II. seine Zustimmung, ohne daß Tondis Exkommunikation aufgehoben worden wäre und ohne daß er auch nur eine der Wiedergutmachungen geleistet hätte, die das Recht vorsieht. Zur Verblüffung der Katholiken durfte Tondi öffentlich die Messe lesen ‑ und welche Messe? Jene des Bugnini‑Ordo"

 

Quelle: Abbé Mouraux in  "Bonum Certamen" ("Der gute Kampf") Nr. 55