Martin Luther King
"Auf
der einen Seite sind wir gerufen, der barmherzige Samariter zu sein für alle
die, die am Wege liegen geblieben sind.
Aber das ist nur ein Anfang. Eines Tages müssen wir begreifen, daß die ganze
Straße nach Jericho anders gebaut werden muß, damit nicht fortwährend
Männer und Frauen geschlagen und ausgeraubt werden, wenn sie auf der Straße
ihres Lebens unterwegs sind. Echtes Mitgefühl besteht in mehr als im Hinwerfen
einer Münze in den Hut des Bettlers; es bleibt nicht zufällig und oberflächlich.
Es kommt zu der Einsicht, daß ein Haus, das Bettler hervorbringt, umgebaut
werden muß."
"Laßt
uns nicht den Kopf verlieren! Wenn ihr Waffen bei euch habt, nehmt sie wieder
mit nach Hause. Wenn ihr keine habt, verschafft euch bitte auch keine! Wir
können dieses Problem nicht durch Wiedervergeltung lösen. Wir müssen Gewalt mit Gewaltlosigkeit begegnen. Wir
müssen unsere weißen Brüder lieben, gleichgültig, was sie uns antun.
Wir müssen ihnen zeigen, daß wir sie lieben. Jesus ruft uns auch heute noch zu:
liebt eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen;
bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen."
"Wenn
man Haß mit Haß vergilt, wird sich das Böse in der Welt nur vermehren. Haß
erzeugt Haß; Gewalt erzeugt Gewalt; Widerstand
erzeugt größeren Widerstand. Wir müssen den Mächten des Hasses mit der Macht
der Liebe begegnen; wir müssen körperlicher Kraft mit seelischer Kraft
begegnen."
"Wahre
Religion muß sich aber auch um die sozialen Verhältnisse des Menschen kümmern. Sie
hat es mit beiden, mit Himmel und Erde, mit Zeit und Ewigkeit, zu tun. Sie
sucht nicht nur die Menschen mit Gott, sondern auch die Menschen untereinander zu vereinen. Das bedeutet: Die christliche
Botschaft will einerseits die Herzen der Menschen verändern und sie
dadurch mit Gott vereinigen. Andererseits will sie die äußeren
Lebensbedingungen der Menschen so ändern,
daß die erneuerten Herzen auch eine Chance bekommen. Jede Religion, die
erklärt, sie kümmere sich um die Seelen der Menschen, und kümmert sich
nicht um die Slums, ... die ihnen den Hals zuschnüren, und um die sozialen
Verhältnisse, die sie lähmen, ist saft- und kraftlos. ..."
aus
Reden und Aufsätzen von Martin Luther King
Quelle:
„Zum 30. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember
1978“, gemeinsam erarbeitet und herausgegeben von Vertretern der Nordelbischen
Evangelisch-Lutherischen Kirche und Mitgliedern von amnesty international,
Unterrichtsmaterialien und Medien für Schule und Kirche, S. 77