Johannes XXIII. - erster Logenbruder auf dem Stuhl Petri
(...) "1935 ist Angelo Roncalli, Erzbischof von Mesembria,
apostolischer Delegierter in der Türkei. Für ihn ist das Leben nicht leicht. Es
kommt der Krieg; wie andere Priester oder sonstige Geistliche auch, muß er Zivilkleidung
tragen. Zu eben diesem Zeitpunkt wird er eingeladen, einer Gesellschaft
beizutreten, welche die Lehre der Rosenkreuzer fortführt, der Louis Claude de
Saint‑Martin, der Graf von Saint Germain sowie
der Graf Cagliostro so große Durchschlagskraft
verliehen haben... Pier Carpi, ein seriöser Ermittlungsjournalist
und Gegner dieser Art von Geheimgesellschaften, sollte paradoxerweise bei
seinen Nachforschungen die schriftlichen Beweise für die türkische
Logenmitgliedschaft Angelo Roncallis, der später
unter dem Namen Johannes XXIII. bekannt wurde, auffinden... Dieser namhafte
Journalist berichtet uns in seinem Buch, wie man Logenmitglied wird, und
schildert den Ritus der Aufnahme in allen Einzelheiten. So erzählt er, bei
einer der Sitzungen in einer Loge sei Angelo Roncalli
in eine mystische Trance verfallen und habe in diesem Zustand seine berühmten
Prophezeiungen gemacht... Wer sich in dieser Sache gründlicher informieren und
mehr über diese Gesellschaften wissen will, kann sich in irgendeiner
Buchhandlung Pier Carpis Buch 'Die Prophezeiungen Johannes XIII.', erschienen im Verlag Martinet Roca, Spanien, besorgen." (Die französische Ausgabe
des Buchs von Pier Carpi, der selbst Freimaurer war,
erschien unter dem Titel "Les prophéties du pape Jean
XXIII" in der Sammlung "J'ai Lu".)
"Franco Bellegrandi schreibt auch noch : 'Zur Zeit des Konzils wurde
unter den Vätern eine ausführliche Schrift verteilt, in der die Wahl Johannes
XXIII. als illegal gegeißelt wurde,
weil sie von der Freimaurerei gewollt worden sei, und in der es hieß, Roncalli gehöre dieser Sekte seit den Jahren seiner Nuntiatur in der Türkei an.'
Diese Publikation brachte den
'guten Papst' ganz aus dem Häuschen, und er befahl eine Durchsuchung jener
Bischöfe, die am dringendsten der Intoleranz gegenüber dem 'neuen Kurs'
verdächtigt wurden. (...)
Quelle: "Die Verfinsterung der Kirche", Durach
2004, S. 72 f
(...) Überraschen mögen bei
alledem manchen, der die Infiltration des Vatikans durch die amerikanische CIA
zwecks gemeinsamer antikommunistischer Welterlösung allenthalben noch für
angebracht und verständlich hält, die Verbindungen dieser freimaurerischen Loge
bis ins Innerste des Vatikans, betrachtet doch gerade die römisch‑katholische
Kirche seit jeher die Freirnaurerei als Erzübel und als
einen ihrer größten Feinde; und ausgerechnet unter dem Papst aus Polen wurde
die zur Zeit des RoncalliPapstes liberalisierte
Haltung der Kirche gegenüber der Freimaurerei wieder rückgängig gemacht. (...)
- S. 474
(...) Im Vorfeld des
Konklaves, bei dem Montini zum Papst gewählt wurde,
finden wir die Loge aber plötzlich auf der Seite der sogenannten vatikanischen
Liberalen. Vordergründig ging es damals um die Frage, ob der von Papst Johannes
XXIII. eingeschlagene Kurs beibehalten oder ob es eine Rückkehr zu den
»reaktionären« Zeiten vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil geben sollte.
Und nun waren es
erstaunlicherweise die »Liberalen« unter der Führung von »Onkel« Lercaro, die sich unter verschwörerischer Geheimhaltung im
Haus des rechtsfaschistischen Logenbruders Ortolani
trafen, um dort gewissermaßen den Papst zu »machen«, die Marschroute für die
Wahl Montinis festzulegen. Unter den Teilnehmern
dieser Geheimkonferenz im Haus des Propaganda‑Kronprinzen Ortolani waren unter anderem die Kardinäle Suene aus Brüssel, Afrink aus
Holland, »Onkel« Lercaro und nicht zuletzt König aus
Wien, der später auf Weisung von Papst Paul VI. den kirchlichen Dialog mit den
deutschen Freimaurerlogen eröffnete und schon beim ersten Konklave nach Pauls
Tod vorausblickenderweise den relativen Außenseiter Karoll Wojtyla empfehlen sollte, der kurioserweise wiederum
vielen ein reaktionärer Dorn im gläubigen Auge wurde.
Mit der Wahl Montinis zum Papst jedenfalls konnten denn auch viele sehr
zufrieden sein, für manche war es ein Vorteil und buchstäblich ein wahrer
Segen: Für die CIA, für Montini‑Freund Michele Sindona, für Ortolani natürlich,
über den nach Pauls Amtsantritt ein regelrechter Regen kirchlicher Ehrungen,
Auszeichnungen, Titel und Orden niederging, für den nichtkatholischen
Logenmeister Licio Gelli
natürlich, der in der Folge Malteserritter wurde und gar im Orden vom Heiligen
Grabmal Aufnahme fand. (...) - S. 476 f
Anm 1107: Möglicherweise war der »gute Papst Johannes XXIII.« gar
nicht der, der er zu sein schien oder zu sein vorgab. Lincoln, Der Gral, a.a.O., S. 131 f., deutet an,
daß der Roncalli‑Papst, der während seiner Zeit
als Nuntius in Paris von seiner besten Freundin, der jüdischen Beraterin der
christlichen Partei MRP, Abrami »mon
chou« (d.h. Püppchen der Windbeutel) genannt wurde,
während er sie »ma cocotte«
nannte (siehe Peyrefitte, Roger, Die Juden, Karlsruhe 1966, S. 387), sich möglicherweise 1935
insgeheim in der Türkei einer Rosenkreuzer‑Gesellschaft angeschlossen
habe. Zumindest wird dies in einem 1976 in Italien erschienenen Buch mit dem
Titel Die Prophezeiungen Papst Johannes XXIII.
behauptet. Der Band enthält eine Sammlung »obskurer prophetischer
Prosagedichte, deren Autor angeblich der 1963 verstorbene Papst war. Bei einem
Großteil dieser Weissagungen handelt es sich um äußerst undurchschaubare Texte,
die sich jeglichem Interpretationsversuch widersetzen. Auch wenn in der
Einleitung behauptet wird, der Urheber dieser Gedichte sei Johannes XXIII.,
bleibt die Frage der Autorenschaft ungeklärt.« Ungeachtet dessen verweisen Lincoln
und seine Mitautoren darauf, daß den Prieuré‑Dokumenten
zufolge die Großmeister des Ordens stets Johannes bzw. Johanna, also Jean oder Jeanne
hießen und »Jean« Cocteau auf der Liste der Großmeister der Prieuré
de Sion als »Johannes XXIII.« aufgeführt wird. Als
Pius XII. 1958 starb und Roncalli zum neuen Papst
gewählt wurde, übte zwar Cocteau sein Amt als PrieuréGroßmeister
noch aus, merkwürdigerweise ist jedoch nicht bekannt, wer sein unmittelbarer Nachfolger
wurde und die Prieuré bis zu jenem Augenblick führte,
da Plantard de Saint‑Clair
die Geschäfte übernahm. Als sich der Patriarch von Venedig, Roncalli,
nach seiner Wahl für den Namen »Johannes XXIII.« entschied, »rief dies einige
Bestürzung hervor, die nicht ganz ungerechtfertigt war. Auf dem Namen >Johannes<
lag so etwas wie ein unausgesprochener Bann, seit er zuletzt zu Beginn des
fünfzehnten Jahrhunderts verwendet worden war. Der erste Johannes XXIII. wurde
1415 abgesetzt und gilt nur als Gegenpapst (anzumerken wäre lediglich noch, daß
er vor seiner Wahl zum Papst (1410) Bischof von Alet‑les‑Bains
war). Kardinal Roncallis Entscheidung, den gleichen Namen
anzunehmen, war in der Tat ungewöhnlich.« Ungewöhnlich gewiß, wie die
Neuorientierung der Kirche, die vor allem durch das Zweite Vatikanische Konzil
eingeleitet wurde. Ungewöhnlich auch wie der in diesem Zusammenhang überaus
bemerkenswerte Umstand, daß der Roncalli‑Papst
mit einer jahrhundertelangen Tradition brach und erklärte, daß ein Katholik
durchaus auch Freimaurer sein könne (...) - S. 774 f
Quelle: "Das schwarze Reich. Geheimgesellschaften und Politik im 20.
Jahrhundert" von E. R. Carmin, 5. Aufl., München
2000 (Seitenzahlen jeweils am Ende der Textzitate)