Gottes Auftrag
Viele Frömmler klagen immer:
"Es ist keine Vollmacht da, es ist keine Vollmacht da!" Und so
zigeunern sie im Lande herum, immer auf der Suche nach vollmächtigen Predigern
oder Werken. Sie sind vom pfingstlerischen Wahn befangen, Vollmacht sei nur
Krankenheilung, Massenbekehrungen und Dämonenaustreibung.
Doch das ist ein
verhängnisvoller Irrtum, mit dem sie schnell den charismatischen
Schaumschlägern in die Hände fallen, die es gut verstehen, viel Wind um nichts
zu machen und den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Vollmacht hängt immer vom
Auftrag ab. Noah war genauso vollmächtig wie Elia, obwohl sich in den 120
Jahren seiner Predigt überhaupt nichts tat. Die heutigen Frömmler würden sagen:
Noah hat kein Leben, er sollte mehr um Vollmacht ringen.
Johannes der Täufer war
genauso vollmächtig wie Moses, obwohl er kein einziges Wunder wirkte.
Vollmacht ist immer die Kraft,
einen wie auch immer gearteten Auftrag Gottes richtig ausführen zu können. So
verschieden die Aufträge dabei sind, so verschieden äußert sich die Vollmacht.
Zur Verstockungspredigt eines Profeten Jesaja (Jes.6,10) gehört genauso viel
Vollmacht wie zur Erweckungspredigt eines Profeten Jona.
Es gibt ja Christen, die beten
ganz allgemein um Vollmacht, ja ringen oft darum mit Fasten. Sie haben in der
Bibel von Dämonenaustreibungen gelesen und großen Zeichen, nun wollen sie auch
diese Kräfte gerne erhalten, um damit Macht ausüben zu können. Doch da macht
Gott nicht mit.
Es ist mit der Vollmacht so.
Wenn ein Christ einen Auftrag von Gott erhält, bekommt er zur Durchführung des
Auftrages die nötige Vollmacht. Nach Erledigung des Auftrages ist die Vollmacht
wieder weg. Vollmächtige Menschen als solche gibt es also überhaupt nicht,
sondern nur Christen, die für jeden neuen Auftrag immer wieder neue
Bevollmächtigung von oben erhalten müssen. Damit erreicht Gott eine gewisse
Abhängigkeit seiner Kinder. Eine Blanko‑Vollmacht zur freien
Dauerverfügung läßt Gott sich auch nicht durch Fasten abringen; Christen, die
um solche Vollmacht ringen, streben damit letztlich, auch wenn sie sich dessen
nicht bewußt sind, eine gewisse Unabhängigkeit von Gott an und befinden sich
damit bereits auf dem Boden der Magie. Auch der Zauberer Simon rang schließlich
in diesem Sinne um die Vollmacht der Apostel (Apg.8,19).
Das Geheimnis der Vollmacht
liegt immer im Auftrag Gottes. Wenn Gott einem Menschen einen Auftrag erteilt,
gibt Er zum Auftrag automatisch auch das nötige Maß an Vollmacht hinzu, um den
Auftrag ausführen zu können. Das ist eine Regel! Darum ist das Ringen um
Vollmacht nicht nur überflüssig, sondern auch unbiblisch, weil ein Mensch damit
Gott nur lächerlich macht; denn er sagt damit: Gott hat mir zwar einen Auftrag gegeben,
aber die nötige Vollmacht, den Auftrag zu erledigen, hat er vergessen mir zu geben.
Nicht um Vollmacht also
brauchen wir zu ringen, sondern darum, daß wir eingebräuchliches Gefäß sind,
abgesondert und unbefleckt von der Welt, damit Gott uns überhaupt einen Auftrag
geben kann (2.Tim.2, 21).
Einer sagte mir nach einer
Straßenpredigt in Köln: "Wenn sie keine Kranken heilen können, haben sie
auch kein Recht, auf der Straße zu predigen, können sie Kranke heilen?"
Ich antwortete:
"Ja". Er fragte weiter: "Können sie Dämonen austreiben?"
Ich antwortete: "Und wie!" Er fragte: "Können sie übers Wasser
gehen?" Ich erwiderte: "So ist es!"
Er schaute mich ungläubig an,
und ich fuhr fort: "Ich kann alles durch den, der mich mächtig macht"
(Phil.4,13)!
Nur den Auftrag dazu muß ich
haben. Dann ist alles möglich.
Wenn Gott mir heute den
Auftrag gibt, auf den Westfriedhof zu gehen, und dort während einer
Beerdigungefeier einen Toten aufzuwecken, dann gehe ich auf den Westfriedhof
und der Tote wird den Sarg verlassen, dafür garantiere ich! Nur der Auftrag
Gottes muß da sein. Ohne IHN‑ können wir nichts tun, mit IHM aber alles.
Als ich noch Theologie
studierte, wurden wir von den Mitstudenten oft hart angegangen und beschimpft,
weil wir uns ihrem liederlichen und sittenlosen Treiben widersetzten. Eines
Abends trieb es einer besonders schlimm. Er beschimpfte uns mit wüsten Worten.
Am nächsten Morgen fand man ihn im Waschraum auf dem Boden liegen mit gelblich‑grün
angelaufenem Gesicht. Die Studenten waren konfus und liefen schließlich zur
Studiendirektion, wobei sie durchs Haus riefen: "Der ist schon kalt, hat
keinen Puls und keine Atmung mehr." Während dessen ging ich in den
Waschraum, schloß die Tür, kniete mich neben dem Studenten nieder und legte
meine Hand auf seine erkaltete Stirn, wobei ich ihm ins Ohr flüsterte:
"Jesus, Jesus, Jesus!" Das machte ich etwa 5 Minuten lang. Dann
plötzlich spürte ich, daß sein Atem wieder langsam anfing, erst ganz schwach,
dann immer stärker und schließlich schlug er die Augen auf. Der Junge war
mindestens klinisch tot gewesen. Aber Gott gab mir einen Auftrag und deswegen
war auch die Vollmacht da. Nachher war sie wieder weg. Der Studentenpfarrer
warf mir vor, ich würde die Leute mit Magie bearbeiten.
Letzte Woche stand ich wieder
einmal vor dem Frankfurter Hauptbahnhof und ich muß gestehen, daß ich mit den
Tränen kämpfen mußte, als ich dieses Elend junger Alkoholiker und
Rauschgiftsüchtiger sah. Ein Mädchen im Leopardenmantel, attraktiv und gar
nicht herabgekommen, wohl eine Prostituierte, lag auf der Treppe zur
Unterführung und rührte sich nicht. Daß sie lebte, zeigte sich nur an ihrem
Blick, der umherschweifte. Zwei Polizisten versuchten, sie auf die Beine zu
stellen, doch es ging nicht, sie knickte immer wieder ein. Schließlich legten
sie das Mädchen wieder auf den Boden. So ging das ungefähr 20 Minuten zu, wobei
sie das Mädchen mal auf die eine und wieder auf die andere Seite wälzten. Die
Polizei vertrieb die neugierigen Gaffer. Ich jedoch blieb als einziger stehen.
Ich spürte einen Auftrag Gottes in mir. Eine geballte Ladung von Haß stieg in
mir hoch, Haß gegen Satan, den Mörder und Verderber der Menschen. Und so gebot
ich diesem unsauberen Geist im Namen JESU aus dem Mädchen auszufahren. Exakt im
gleichen Augenblick, als ich den Exorzismus ausgesprochen hatte, richtete sich
das Mädchen zum Erstaunen der Polizisten plötzlich auf, stand sofort auf den Beinen
und wollte weitergehen als wäre nichts geschehen. Doch die Polizisten hielten
sie fest und nahmen sie im Auto mit. Das Weitere ist unwesentlich. Fest steht:
Der Dämon war aus dem Mädchen gewichen und ich bin überzeugt, daß dies eine
Wende in ihrem Leben war.
Gott tut nichts vergeblich. Wo
ein Auftrag ist, ist auch die entsprechende Vollmacht. Wo kein Auftrag ist, ist
auch keine Vollmacht. Da kann sich einer noch so vollmächtig gebärden mit Euro-Feuer
und großspuriger Power‑Predigt. Die sollen nur aufpassen, daß sie nicht
bald Feuerkonferenz in der Hölle haben, mit Reverend Luzifer!
Quelle: "Glaubens Nachrichten", Dezember 1989, hg. Norbert
Homuth, Postfach 810408, 90249 Nürnberg