Dietrich Bonhoeffer
Die Wahrheit wird euch frei machen
Das ist vielleicht das
revolutionärste Wort des Neuen Testaments. Es richtet sich darum nicht an die
Massen, sondern es wird begriffen von den wenigen echten Revolutionären. Es ist
ein exklusives Wort. Es bleibt der Menge ein Geheimnis, sie macht eine Phrase
daraus. Das ist das Gefährlichste; denn die Phrase stumpft das Revolutionäre
gänzlich ab.
Wer ist der exklusive Kreis,
der hier angeredet wird? Sind das die großen politischen oder
wissenschaftlichen Revolutionäre und ihre Getreuen? Sind es die Freiheitshelden
der Völker? Sind es die Kämpfer um Fortschritt und Erkenntnis? Wo finden wir
diesen Kreis und wie sieht er aus, für den das Wort gilt?
Jeder hat schon einmal
folgende Situation erlebt: Ein Kreis von erwachsenen Menschen ist zusammen. Im
Laufe des Gespräches kann ein Thema, das einigen Anwesenden persönlich peinlich
ist, nicht vermieden werden. Es kommt zu einer gequälten Aussprache, die voller
Lüge und Angst ist. Ein Kind, das zufällig dabei ist und die Lage nicht erfaßt,
weiß irgendetwas, was zwar alle anderen auch wissen, aber scheu verdecken. Das
Kind wundert sich, daß die anderen das nicht zu wissen scheinen, was es weiß,
und sagt es rund heraus. Ein starres Entsetzen geht durch den Kreis ‑ das
Kind wundert sich und freut sich, daß es das Richtige gewußt hat. Es ist etwas
Irreparables geschehen. Das Gerede voll Lüge und Angst ist jäh abgeschnitten.
Lüge und Angst fallen plötzlich unter ein grelles Licht, sie werden entlarvt
und müssen ohnmächtig unter diesem Licht dahinsterben. Was geschehen, ist
nichts, als daß in der Gestalt dieses sich über die Erwachsenen wundernden
Kindes die Wahrheit ans Licht gekommen ist; das Wort hat die Erwachsenen in
ihrer Verlogenheit vor sich selbst und vor einander bloß gestellt. Es war das
Revolutionäre, was hier geschah. Durch wen geschah es? Durch das lachende,
ahnungslose Kind, das die Dinge so sagte, wie sie waren. Das Kind allein war
frei.
Ein anderes Bild: An den Höfen
der Fürsten gab es neben den Rittern, Sängern und Dichtern, die die Hüter der
höfischen Sitten und der höfischen Lüge waren, einen Mann, dem man schon an
seiner Kleidung ansah, daß er nicht dazu gehörte. Man behandelte ihn wie einen,
der nicht eigentlich in Betracht kommt. Er war eine Ausnahmeerscheinung am Hof,
und doch brauchte man diese Ausnahme an jedem Hof. Er gehörte nicht dazu ‑
aber er war unentbehrlich. Er war der Narr, er war der einzige, der jedem die
Wahrheit sagen durfte und jeder mußte sie hören. Er kam eigentlich nicht in
Betracht ‑ aber entbehren wollte man ihn auch nicht. So eben steht es mit
der Wahrheit. Aber er war der einzig freie Mann am Hof.
Und nun ein drittes Bild. Wenn
man die vorigen Bilder recht verstanden hat, so wird man es nicht als unwürdig
empfinden, hier das dritte Bild angedeutet zu sehen: Ich meine den Mann, der
geschlagen und geschunden mit Dornen, im Spott zum König gekrönt vor seinem
Richter steht und sich den König der Wahrheit nennt, dem nun Pilatus die kluge,
aber hoffnungslos weltliche Frage stellt: »Was ist Wahrheit?« Diese Frage,
gerichtet an den, der von sich selbst sagt: Ich bin die Wahrheit ‑ und
der nun, weil er die Wahrheit ist, dem Pilatus schweigend seine Frage
zurückgibt: Wer bist du, Pilatus, angesichts der Wahrheit vor mir? Es geschieht
hier nichts weiter, als daß die Wahrheit gekreuzigt wird und daß Pilatus durch
diese gekreuzigte Wahrheit gerichtet ist. Nicht du fragst nach der Wahrheit,
sondern die Wahrheit fragt nach dir. Der gekreuzigte König der Wahrheit, zu dem
wir beten, das ist das düstere Bild, das wir ins Auge fassen, wo wir im Neuen
Testament von Wahrheit reden hören. Das Kind, der Narr, der Gekreuzigte ‑
eine eigentümliche Auswahl von Menschen, von Rittern der Wahrheit. Aber wir
wissen jetzt etwas mehr, an was wir zu denken haben, wenn wir das Wort hören:
»Die Wahrheit wird euch frei machen.«
Die Wahrheit ist im
menschlichen Leben etwas Fremdes, Ausnahmehaftes. Es ist, wie wenn etwas ganz
unerwartet plötzlich und gewalttätig in unser Leben hineinbricht. Es ist nichts
Ungewöhnliches, daß man uns mit Posaunen in die Ohren tönt, man werde jetzt die
volle Wahrheit zu hören bekommen. Aber die Wahrheit auf dem Programm ist noch
lange nicht wirkliche Wahrheit. Wirkliche Wahrheit unterscheidet sich von jeder
phrasenhaften dadurch, daß sie etwas ganz Bestimmtes will, daß etwas geschieht ‑
nämlich, daß sie den Menschen löst, frei macht. Daß sie dem Menschen auf einmal
die Augen darüber öffnet, daß er bisher in der Lüge und in der Unsicherheit und
Angst gelebt hat, und ihm die Freiheit zurückgibt. Es ist nun der eindeutige
Satz der Bibel, daß der Mensch ganz in Sklaverei und Lüge sei und daß allein
die Wahrheit, die von Gott kommt, den Menschen frei macht.
Es ist gegenwärtig nicht schwer,
von der Freiheit zu reden, und zwar so davon zu reden, daß die Leidenschaften
eines Deutschen aufwachen und alles in ihm erbeben, ihn alles andere vergessen
lassen. Es mag im heutigen Deutschland manche geben, die, wie einst die
gefangenen Israeliten, tief in sich versunken von nichts anderem träumen als
von der Freiheit, die in großen Visionen ihr Bild sehen und nach ihm greifen,
bis sie erwachen und das Bild zerrinnt. Jawohl, es ist heute leicht, von der
Freiheit so zu reden.
Aber es ist sehr schwer, von
der Freiheit so zu reden, wie die Bibel es tut. Die Wahrheit wird euch frei
machen, das ist zu allen Zeiten höchst unzeitgemäß. Unsere Tat, unsere Kraft,
unser Mut, unsere Rasse, unsere Sittlichkeit, ‑ kurz wir, wir werden uns
frei machen; das ist verständlich, das ist populär ‑ aber was soll dieses
nüchterne Wort »Wahrheit« in diesem Zusammenhang? Das Wort »Wahrheit« ist unpopulär;
wir spüren, dies Wort hat etwas gegen uns. Es hat eine Spitze. Man kann heute
nichts Unpopuläreres tun, als dort, wo die größten Worte in den Mund genommen
werden ‑ in religiösen, in politischen, in weltanschaulichen Dingen ‑
ganz nüchtern die Frage zu stellen: ja, ist denn all das wahr? Das gerade will
man nicht hören, das klingt so kritisch, so zerstörerisch, so verständnislos,
so kalt, so gewalttätig. Wir leben in unaufhörlicher, unüberwindlicher Angst
vor der Wahrheit, auch dort, wo wir es nicht meinen, ja dort sogar, wo wir
meinen, daß wir selbst die Wahrheit in die Welt zu bringen berufen sind; wir
fürchten uns immer noch davor, daß einer kommt, der tiefer sieht als wir und
der uns fragend ansieht und vor dessen Blick alle unsere Werte zusammenbrechen,
und aus lauter Furcht werden wir um so lauter, als ob wir die Wahrheit wüßten.
Wir haben Angst vor der
Wahrheit, und diese Angst ist im Grunde unsere Angst vor Gott. Gott ist die
Wahrheit und kein anderer, und wir fürchten uns vor ihm, daß er uns plötzlich
ins Licht der Wahrheit stellt und uns in unserer Lügenhaftigkeit entlarvt. Die
Wahrheit ist eine Macht, die über uns steht und uns jeden Augenblick vernichten
kann. Sie ist nicht der heitere Himmel der Begriffe und Ideen, sondern das
Schwert Gottes, der drohende Blitz, der zerstörend und erleuchtend in die Nacht
hineinfährt; die Wahrheit ist der lebendige Gott selbst und sein Wort, wo es
hintrifft; vor dieser Wahrheit muß der Mensch sterben. Und weil der Mensch klug
ist und das weiß, darum umhüllt er sich immer tiefer mit Lüge und Schein. Er
will die Wahrheit nicht sehen, denn er will nicht sterben. Darum muß er lernen,
besser, raffinierter, tiefer, gedankenvoller lügen zu können; ja darum muß er
es dahin bringen, sich so tief in die Lüge zu verstricken, daß er es selbst
nicht mehr weiß, daß er lügt, sondern daß er seine Lüge für Wahrheit hält. Und
dahin hat es der Mensch gebracht, und weil er es dahin gebracht hat, darum hält
er all das, was wir hier sagen, für Übertreibung und Unwahrheit.
Gewiß, jeder wird zugeben, daß
die politische Lüge, die konventionelle, weltanschauliche, soziale Lüge, die
eigennützig Lüge eine verheerende Gewalt über uns hat. Wir können uns in
unserer Phantasie nicht einmal ausdenken, was sich ereignen würde, wenn auf
einmal alle Schleier und Hüllen der Lüge um uns fallen würden und wir nun so,
wie wir in Wahrheit sind, dastünden. Wir wissen gar nicht, bis in welche Tiefen
unseres Wesens wir hier bloßgestellt würden. Wir wissen nur eins: daß dann ein
Leben, so wie wir es jetzt führen, einfach unmöglich wäre. Nur weil wir nicht
in der Durchsichtigkeit des Lichtes, sondern in der Undurchsichtigkeit der
Nacht leben, können wir leben. Es ist nichts Geringeres als die. Vorstellung
vom Jüngsten Gericht, vom letzten Tag der Welt, die uns hier aufgegeben ist.
Dennoch wehren wir uns gegen
die Behauptung, es sei nicht nur viel Lüge um uns herum und in uns, sondern wir
selbst seien die Erzlügner. Wir müssen uns solange dagegen wehren, bis etwas
ganz Unerwartetes geschieht; nämlich solange, bis Gott selbst als die Wahrheit
uns begegnet und nun selbst tut, was wir nicht tun können, nämlich uns in die
Wahrheit vor sich stellt. Hier freilich geht es nicht mehr um politische oder
konventionelle Lüge als solche, sondern hier geht es um uns selbst, um uns als
die Erzlügner selbst in unserem ganzen Dasein. Hier geht es wirklich
unbarmherzig zu, hier werden wir als die Angeklagten wider Willen vor den
Richter geschleift. Hier können wir nicht mehr auf dies oder jenes andere
weisen, sondern wir selbst sind angepackt.
Und nun geschieht etwas, über
das wir gar keine Macht mehr haben ‑ nun geschieht die Wahrheit. Sie
tritt uns entgegen in seltsamer Gestalt, nicht in strahlender, unnahbarer
Herrlichkeit und leuchtender, herzbewegender Klarheit, sondern als die
gekreuzigte Wahrheit, als der gekreuzigte Christus. Und die Wahrheit redet zu
uns; sie fragt uns: Wer hat mich, die Wahrheit, gekreuzigt, und sie antwortet schon
im selben Augenblick: Sieh her, das hast du getan; mea culpa, mea maxima culpa.
Du hast die Wahrheit Gottes über dich gehaßt, du hast sie gekreuzigt, und du
hast deine eigene Wahrheit aufgerichtet. Du hast gemeint, du wüßtest die
Wahrheit, du besäßest sie, du könntest die Menschen mit der Wahrheit beglücken
und du hast dich dadurch zum Gott gemacht. Du hast Gott seine Wahrheit geraubt,
und sie wurde in der Ferne Gottes zur Lüge. Du meintest, du könntest die
Wahrheit machen, schaffen, verkündigen ‑ aber du vermaßest dich damit,
Gott zu sein, und bist damit gescheitert. Du hast die Wahrheit gekreuzigt.
Und wenn uns dies noch eine
Rede in Rätseln sein sollte, so hören wir die Wahrheit noch deutlicher reden:
Du lebtest, als seist du allein in der Welt. Du fandest in dir die Quelle der
Wahrheit, die allein in Gott ist, und darum haßtest du die anderen Menschen,
die es machen. Du fandest in dir die Mitte der Welt, und eben dies war die
Lüge. Du sahst den Bruder und die Welt als das Reich deiner Herrschaft an und
sahst nicht, daß ihr alle, du und sie, von der Wahrheit Gottes lebt. Du rissest
dich aus der Gemeinschaft mit Gott und den Brüdern heraus und glaubtest, allein
leben zu können. Du haßtest Gott und den Bruder, weil sie deiner Wahrheit
widersprachen ‑ das war die Lüge, darum bist du Lügner ganz und gar. Dein
Alleinseinwollen, dein Haß ist die Lüge. Darum hast du die Wahrheit Gottes
gekreuzigt. Du meinst, du seiest frei geworden, als du dich losrissest und die
Wahrheit haßtest, aber du bist Knecht geworden. Knecht deines Hasses, Knecht
deiner Lüge; der Weg zur Wahrheit und zur Freiheit ist dir verschlossen, er
führt allein ans Kreuz, in den Tod. So redet die Wahrheit zu uns. Ihr letztes
Wort über uns ‑ mit all unserer vermeintlichen Wahrheit ‑ heißt
Tod. Denn es ist selbst die gekreuzigte Wahrheit, die lebendig zu uns redet. Wer
glaubt es? heute, morgen, am Jüngsten Tage?
Etwas höchst Eigentümliches
hat sich gezeigt: Unsere Lüge ist Lüge gegen Gott, sie wehrt sich gegen die
Wirklichkeit und die Wahrheit Gottes, gegen seine Gemeinschaft und Gnade, gegen
sein Lieben; unsere Lüge haßt die Liebe Gottes, weil sie ihrer nicht zu bedürfen
meint. Das Wesen unserer Lüge ist Haß, weil das Wesen der Wahrheit Gottes
Gnade, Liebe ist. Damit aber ist deutlich, daß Wahrheit und Lüge nicht nur
etwas sind, was man sagt, sondern auch, was man tut, d. h. worin man ganz und
gar lebt. Wer in der Lüge lebt, lebt im Haß, d. h. aber, er lebt in der
Fesselung an sich selbst, er ist in Ketten gelegt, er ist ein Knecht seiner
selbst. Dies zu erkennen aber ist die erste Erkenntnis der Wahrheit Gottes,
eine Erkenntnis, die Gott allein gibt. Wer sich als Sklave der Lüge, der Angst
und des Hasses erkennt, der ist schon von Gott in. die Wahrheit gestellt. Er
sieht ein, daß alle seine vermeintliche Freiheit nur Knechtschaft und all seine
vermeintliche Wahrheit Lüge war. Und wer es hört, über den kommt das
unaussprechliche Seufzen: Herr, mache mich frei von mir selbst, indem er sich
heraussehnt aus der Gefangenschaft. Und nun kommt ihm das Wort von neuem
entgegen: »Die Wahrheit wird euch frei machen.« Nicht unsere Tat, unser Mut,
unsere Kraft, unser Volk, unsere Wahrheit, sondern Gottes Wahrheit allein.
Warum? Weil frei werden nicht heißt: groß werden in der Welt, frei werden gegen
den Bruder, frei werden gegen Gott; sondern weil es heißt: frei werden von sich
selbst, von der Lüge, als sei ich allein da, als sei ich die Mitte der Welt;
von dem Haß, mit dem ich Gottes Schöpfung vernichte, frei werden von sich
selbst für den andern. Gottes Wahrheit allein aber läßt mich den andern sehen; sie
richtet meinen in mich verborgenen Blick über mich hinaus und zeigt mir den
anderen Menschen und, indem sie das tut, tut sie an mir die Tat der Liebe, der Gnade
Gottes. Sie vernichtet unsere Lüge und schafft die Wahrheit, sie vernichtet den
Haß und schafft die Liebe. Gottes Wahrheit ist Gottes Liebe und Gottes Liebe
macht uns frei von uns selbst für den andern. Frei sein heißt nichts andres als
in der Liebe sein, und in der Liebe sein heißt nichts anderes als in der
Wahrheit Gottes sein.
Der Mensch, der liebt, weil er
durch die Wahrheit Gottes frei gemacht ist, ist der revolutionärste Mensch auf
Erden. Er ist der Umsturz aller Werte, er ist der Sprengstoff der menschlichen
Gesellschaft, er ist der gefährlichste Mensch. Denn er hat erkannt, daß die
Menschen im Tiefsten verlogen sind, und er ist jederzeit bereit, das Licht der
Wahrheit auf sie fallen zu lassen ‑ und das eben um der Liebe willen.
Aber eben diese Störung, die durch diese Menschen in die Welt kommt, fordert
den Haß der Welt heraus. Und darum ist der Ritter der Wahrheit und der Liebe
nicht der Held, den die Menschen anbeten, verehren, der frei ist von Feinden,
sondern der, den sie ausstoßen, den sie los werden wollen, den sie für
vogelfrei erklären, den sie töten. Der Weg, den Gottes Wahrheit in der Welt
ging, führt ans Kreuz. Von da an wissen wir, daß alle Wahrheit, die vor Gott
bestehen will, ans Kreuz muß. Die Gemeinde, die Christus folgt, muß mit ihm ans
Kreuz, sie wird um ihrer Wahrheit und Freiheit willen von der Welt gehaßt
werden. Aber auch ein Volk kann die Wahrheit und die Freiheit nicht finden,
wenn es sich nicht dem Gericht der Wahrheit Gottes stellt. Auch ein Volk bleibt
solange in der Lüge und in der Sklaverei, bis es von Gott allein seine Wahrheit
und seine Freiheit empfängt und empfangen will, bis es weiß, daß Wahrheit und
Freiheit in die Liebe führen, ja bis es weiß, daß der Weg der Liebe ans Kreuz
geht. Wird ein Volk heute dies wirklich wissen, dann wird es das einzige Volk
sein, das sich mit Recht ein freies Volk nennen darf, das einzige Volk, das
nicht der Sklave seiner selbst, sondern der freie Knecht der Wahrheit Gottes
ist.
Wir alle, jeder einzelne für
sich und wir als Gesamtheit, fühlen die drückende Last unserer Ketten. Gott,
wir schreien nach der Freiheit. Aber, o Gott, bewahre uns, daß wir kein
lügnerisches Bild der Freiheit erträumen und in der Lüge bleiben. Gib du uns
die Freiheit, die uns ganz auf dich, auf die Gnade wirft. Herr, mache uns mit
deiner Wahrheit, die Jesus Christus ist, frei. Herr, wir warten auf deine
Wahrheit.
Diese wahrlich prophetische Predigt hielt der evangelische Pfarrer
Dietrich Bonhoeffer im Juli 1932, als der braune verbrecherische Spuk sich
bereits abzeichnete. Bonhoeffer wurde 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg
von den Nazis umgebracht. Erstaunlich ist, daß das deutsche Volk so viele große
und geniale Geister hervorgebracht hat, aber seit Jahrhunderten von den hinterletzten
Pfeifen regiert wird.