Despot Calvin
Man
sollte meinen, ein Mann des Glaubens sei ein Mann der Güte. Mitnichten. Der
1509 im nordfranzösischen Noyon (Picardie)
geborene Jean Cauvin
war hartherzig, unbeugsam und despotisch. Der Verfechter der Reformation unterdrückt
jede Opposition gewaltsam und lässt allein in den Jahren 1542‑46 in Genf
58 "Glaubensabweichler" hinrichten.
Nach dem Studium wird der
Franzose Lizenziat der Rechte in Paris, muss die Stadt aber wegen
aufrührerischer Umtriebe verlassen. Während eines Aufenthalts in Genf wird ihm
ein kirchliches Lehramt angeboten. Er schafft den katholischen Gottesdienst ab
und vertreibt den Bischof aus der Stadt.
Seine rigide Kirchenzucht ruft
in der Bevölkerung Widerstand hervor. Er muss die Stadt für drei Jahre
verlassen, kehrt aber zurück, und alles wird noch schlimmer. Sein Reformplan
wird vom Rat der Stadt akzeptiert, die Trennung von Religion und Politik
aufgehoben. Religiöse Gängelung und Züchtigung sind an der Tagesordnung. Nach
zähem Ringen dehnt der Reformer seinen Einfluss auf große Teile Europas aus. Am
27. Mai 1564 stirbt der Unbeugsame in Genf.
Quelle: Lübecker Nachrichten vom 14./15.12.2003
Anmerkung: Nach dem "Brockhaus" 1960 hieß Calvin unsprünglich "Caulvin"
und nicht "Cauvin" wie die LN schreiben.
Nachzutragen bleibt, daß Caulvin / Calvin nach der
Aussage von Giordano Bruno jüdischer Abstammung war. Übertriebener
Glaubenseifer bei Konvertiten war eine häufig anzutreffende Erscheinung.
Exemplarisch sei insoweit aus "Bevor Hitler kam" von Dietrich Bronder (2. Auflage, Seite 332 f) zitiert und daran
gedacht, daß
a) der getaufte Jude Rindfleisch 1298 Urheber
einer der schwersten mittelalterlichen Judenverfolgungen war, die über 140
israelische Gemeinden vernichtete;
b) ein Aron Jud um 1400
mittels einer Ritualmordbeschuldigung in Diedenhofen
ein Pogrom auslöste;
c) der getaufte Jude Victor
von Karben (1442/1515) die Vertreibung der Juden vom
Niederrhein veranlaßte;
d) der getaufte Jude Torquemada
als spanischer Großinquisitor 1492 die spanischen Juden graumsam
verfolgte und aus dem Lande vertrieb;
e) der Mönch und getaufte Jude Pfefferkorn um
1509 dem Antisemitismus der Reformationszeit einen erheblichen Auftrieb gab;
f) die Juden Baptista,
Moro u. a. die römisch‑katholische Inquisition
1550 veranlaßten, Juden lebendig zu verbrennen;
g) der Täufling Paul Christian Kircher 1720 in Frankfurt a. M. eine
Ritualmordbeschuldigung erhob;
h) desgleichen 1882 ein Täufling Paulus Meyer;
i) der getaufte Jude Brafmann
als einer der Urheber der "Protokolle der Weisen von Zion" nach 1905
erneute antijüdische Pogrome in Rußland verursachte;
k) mit Hilfe der Beschuldigungen eines Juden und
eines orthodoxen Priesters gegen den Juden Beilis in
Kiew ein Pogrom ausgelöst wurde;
1) der k. und k. Erzbischof von Olmütz, Monsignore Kohn, schrieb "Sollte die Ungerechtigkeit der Juden das Maß
überschritten haben? Ist die Zeit gekommen,
in der sie durch Feuer und Schwert vom Erdkreis verschwinden?"
m) der SS‑Obergruppenführer
Heydrich als Mann überwiegend jüdischer Abkunft (sein Vater war Musikdirektor
in Halle und hieß It. Riemannschem Musiklexikon standesamtlich "Isidor
Süß") mit die grausamste und blutigste Judenverfolgung der Geschichte
durchführte und doch dabei überzeugt war, daß es reiner Wahnsinn ist, dieses
jüdische Problem geschaffen zu haben«, wie er W. Schellenberg gegenüber einmal
betonte.