Ulrich Sonnemann

 

"Gangarten einer nervösen Natter bei Neumond" hieß eines seiner Werke, das "Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten" ein anderes - Ulrich Sonnemann war eine wohltuende Erscheinung im trüben deutschen Wissenschaftsbetrieb. Mit Witz und Geist gleichermaßen ausgestattet, blieb der Sozialphilosoph freilich eine fast unbekannte Größe. Den Ernsten war seine unakademische Originalität suspekt, den Konservativen gerieten seine politischen Betrachtungen des Landes zu ketzerisch - zum Beispiel seine Untersuchungen über die Rolle ehemaliger Nazi-Richter in der Bundesrepublik. So mußte Sonnemann, Sohn einer jüdischen Familie aus Berlin, nach der Rückkehr aus der amerikanischen Emigration 1955 erst einmal etliche Widerstände überwinden, bis ihm eine zumindest finanziell gerechte Stellung ermöglicht wurde.

(Quelle: DER SPIEGEL 14/1993 - Nachruf)

Sonnemanns Veröffentlichungen über die renazifizierte Justiz der BRD sollten Pflichtlektüre und Prüfungsstoff für alle Studenten der Rechtswissenschaft sein.