Rotarier C. von
Jagow
Clemens von Jagow
war Rotarier und 1964/65
Präsident des Rotary Club Lübeck. Mitglied
der NSdAP wurde er am 1.5.1933. Im Januar 1939 ‑ seit 1937 war er als
Landgerichtsrat in Lübeck tätig ‑ beurteilte ihn der
Landgerichtspräsident Rischau (der Vater unseres Stadtkämmerers aus dem LIONS‑Club)
‑ mit dem er befreundet war, als juristischen Könner. Staatsbürgerlich
wurde er folgendermaßen eingeschätzt: „Politisch zuverlässig. Er steht auf dem
Boden der Bewegung, für die er als Parteirichter eifrig tätig ist und bietet
die Gewähr, daß er sich jederzeit rückhaltlos für den neuen Staat einsetzen
wird.“ Vom 16.2.1942 an gehörte Clemens von Jagow dem Sondergericht Kiel als
Beisitzer an. Als Berichterstatter ist er für ein Urteil vom 23.4.1942 verantwortlich,
mit dem eine 25‑jährige Polin zu 3 Jahren verschärftem Straflager
verurteilt wurde, weil sie sich in einem Brief in die Heimat über die schlechte
Verpflegung beschwert hatte. Bei dieser Verurteilung wandte von Jagow die
Verordnung über die Strafrechtspflege gegen Polen und Juden an, die erst am
18.12.1941 in Kraft trat und die Tat bereits am 7.12.1941 vollendet war. Im
Juni 1945 wurde von Jagow (mit guten Gründen) durch die britische
Militärregierung aus dem Justizdienst entfernt.
Im Rahmen der Renazifizierung der schleswig‑holsteinischen
Justiz war er dann von 1952 bis 1956 Leiter der Personalabteilung im
Justizministerium und danach bis zur Pensionierung im Jahre 1968 Präsident des
Landgerichts Lübeck. Er war auch noch passionierter Jäger und liebte die
Beschaulichkeit des Richterberufs.
Quelle:
Flugschrift Detlef Winter
Weitere
Einzelheiten zum beruflichen Werdegang von Jagows findet der interessierte
Leser bei Klaus-Detlev Godau-Schüttke: „Ich habe nur dem Recht gedient. Die
„Renazifizierung“ der Schleswig-Holsteinischen Justiz nach 1945“, Nomos
Verlagsgesellschaft Baden-Baden 1993, S. 70 – 75.
Erwähnung findet
der am 14.2.1903 geborene von Jagow auch in der DDR-Veröffentlichung „Braunbuch
– Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik“, Berlin 1965, S. 162