Minister
Manfred Biermann -
wegen
"Wirtschafts‑Straftaten" angeklagt und nach Protesten entlassen
Am Morgen des 10. Juni 1987
konnte man noch in Springers "Welt" lesen: "Ich trete auf keinen
Fall zurück". Aber schon mittags mußte sich Schleswig-Holsteins CDU‑Wirtschaftsminister
Biermann unter schweren Anschuldigungen anders besinnen. Er mußte seinen
Ministerposten räumen und auf seinen Listenplatz zur Landtagswahl in Schleswig‑Holstein
verzichten. Auch als Kreisvorsitzender der CDU in Lübeck mußte Biermann
zurücktreten. Dabei hatten ihn Ministerpräsident Barschel und Heiko Hoffmann
krampfhaft zu halten versucht. Biermann wurden Wirtschaftsstraftaten zur Last
gelegt.
1977 soll er an einem
betrügerischen Konkurs beteiligt gewesen sein. Als Steuerberater habe er von
1978 bis 1980 an der Fälschung von Bilanzen mitgewirkt. Diese schweren
Geschütze, die gegen den Wirtschaftsminister in Stellung gebracht wurden,
hielten die CDU‑Mehrheitsfraktion des schleswig-holsteinischen Landtages
nicht davon ab, noch im Mai einen Mißbilligungsantrag der SPD abzuschmettern.
Auf Rücktrittsforderungen von SPD und DKP antwortete die CDU‑Landesregierung
erst gar nicht. Biermann durfte sogar ungerügt eine Pressekonferenz damit
beginnen, einen ihm mißliebigen Journalisten des Saales zu verweisen.
Unter dem Eindruck eines immer
stärker werdenden Gewitters, das sich über der CDU‑Landesregierung
zusammenbraute, wurde Biermann nun doch zurückgezogen. Dabei hatte er sich auch
als politischer Fälscher einen Namen gemacht. Entgegen allen Tatsachen
verkündete Biermann als Wirtschaftsminister immer neue "Erfolge" der "CDU‑Arbeitsplatzoffensive".
Massenentlassungen auf den Werften, Vergleichs‑ und Konkursverfahren
wurden schlichtweg ignoriert.
Biermann war ein Ziehkind
Barschels. Deshalb sprach ihm der Landtag am 2. Juni 1987 trotz der schweren
Vorwürfe mit den Stimmen der CDU das Vertrauen aus. Justizminister Heiko
Hofmann, der heute als Saubermann gelten will, hatte im Landtag erklärt, für
den Vorwurf, unter Biermanns Verantwortung seien in den Jahren 1978 bis 1980
Bilanzen gefälscht worden, ergäben sich nicht die geringsten Anhaltspunkte.
Quelle: "Schwarzbuch CDU-Politik in Schleswig-Holstein",
DKP-Bezirksvorstand Schleswig-Holstein (Hg.)
Anmerkung: Hinzuzufügen ist, daß Dr. Manfred Biermann Mitglied im
(ersten) Lübecker Kiwanis-Club und Heiko Hoffmann im Rotary Club ist. Die
"charakterfeste Elite" von CDU, Club und Loge hat einen geradezu
magischen Hang zu "krummen Dingern". Nachdem was Björn Engholm angestellt
hat, war der selbst als Sozi dort hochwillkommen.