Scharfe Kritik an Thomas Mann

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg trat (Manfred) Hausmann in die SPD ein und gehörte bis 1951 wieder dem Gemeinderat an. 1967 wurde er in Bremen‑Rönnebeck Laienprediger der Evangelisch­-Reformierten Landeskirche. Seit 1950 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 1955 trat er aus der Akademie aus, um sich von dem Ehrenmitglied Thomas Mann zu distanzieren. In einem vertraulichen Brief an den Präsidenten Hermann Kasack schrieb Hausmann: "Vor 10 Jahren hat Thomas Mann als amerikanischer Bürger... eine Rede über "Deutschland und die Deutschen" gehalten ... In dieser Rede stehen Sätze über Deutschland ‑ über das ganze Deutschland, ohne jede Einschränkung ‑ und über den deutschen Charakter, deren Zynismus und Gehässigkeit auch dann nicht zu entschuldigen sind, wenn man die Zeit und die Umstände ihrer Entstehung berück­sichtigt... Es ist mir unbegreiflich, wie die Akademie jemanden, der sich sei­nem ehemaligen Vaterland gegenüber in der Zeit der tiefsten Not so fragwür­dig verhalten hat, zu ihrem Ehrenmit­glied ernennen kann." Dieser Brief wur­de durch eine Indiskretion der Öffent­lichkeit bekannt und löste eine Pressekampagne ­aus.

 

Quelle: Manfred Müller in JUNGE FREIHEIT vom 28.7.2006 (Auszug aus "Sonntags verachtete er Kragen, Schlips und Elternhaus") - Hervorhebung vom Bearbeiter.