Preußische Fairness

 

Leserbrief - selbstverständlich nicht abgedruckt - der Religionssoziologin Katharina Ehrenstein

 

Lübecker Nachrichten

Fax: 144 10 22                                                                                                    24. 1. 2002

 

Betr.: Heide Moser sitzt Probleme aus LN 24.1.2002

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Heide Moser hat irgendeinen Pflegeskandal zu verantworten und auf Kritik der Opposition antwortet sie: " Machen Sie sich keine Sorge, ich habe ein starkes und gerades Kreuz."

 

Sie übernähme auch die Verantwortung, trete aber nicht zurück. Sekundiert wird sie von Frau Birk von den Grünen. Wir kennen diese Damen zur Genüge und die Geschichte sollte ihnen einen Beinamen geben: "Die Damen mit den großen Privatfriedhöfen!" Sie haben soviel Dreck am Stecken, daß sie doch nicht wegen so paar Pflegeskandalen ihren Kampfgeist verlieren werden, der immer darauf gerichtet ist, andere zur Strecke zu bringen. Das ist ihre vis motrix.

 

Sie sind so eine Art Schneeköniginnen. Wo sie auftauchen, erstarrt alles Leben. Uns haben sie ganz einfach liquidiert: Frau Moser schrieb mit ihrer Kleine‑Mädchenhandschrift in die Akten: "Rechtsradikal, antisemitisch, ausländerfeindlich!" Das ist für sie völlig ohne Risiko und den anderen vernichtet es effektiver und billiger als mit Anthrax. Ob die Vorwürfe zutreffen, ist völlig egal. Wenn sie erhoben sind, sind sie göttliches Gesetz. Wenn man den sog. Rechtsweg beschreitet, wedeln einem die Richter auf allen Ebenen nochmal Randbemerkungen derselben Handschrift unter die Nase.

 

Diese Frauen sind furchtbar. Das hat nichts mit der Partei zu tun, der sie angehören. Die Art und Weise, wie sie für ihr "gerades Kreuz" kämpfen, ist widerwärtig. Ich lese gerade die preußische Rechtsgeschichte, insbesondere die Kommentare von Friedrich II. Dieser unbedingte Wille zur Rechtsgleichheit, dieser Haß auf Korruption und schleimige Unterwerfung, und diese fairness armen Leuten gegenüber, waren beispiellos. Aber das Gefühl, das dahinter stand, war eben anders. Es ging eben noch etwas über die persönliche Macht und die stocksteife Haltung hinaus. Als der König die großen, sicher unsterblichen Kommentare geschrieben hat, z.B. im Falle des Müllers Arnold, war er so krumm, daß man ihn kaum sehen konnte, wenn er in der Menge ging. Aber die Leute, die ihn dann doch sahen, gingen nach Hause und hatten das Gefühl einen großen Schatz heimzutragen. Aus dem Sozialministerium sind wir immer nach Hause nach Lübeck gefahren mit dem Gefühl, das Dante über das Inferno setzte. Die Diskrepanz zwischen den Anforderungen der Aufgabe und der Gesinnung dieser Leute war unüberwindlich.                                          K. Ehrenstein