DAS BUCH VON DER DEUTSCHEN SCHANDE
E. J. Gumbel hat im Verlag
Neues Vaterland ein kleines Buch erscheinen lassen: <Zwei Jahre Mord>. Es ist die wichtigste Publikation der
letzten drei Jahre.
E. J. Gumbel hat die
politischen Mordtaten der Jahre 1918 bis 1920 kühl und sachlich gesammelt,
alle, die von rechts und die von links, und er hat gleichzeitig ihre
gerichtliche Aburteilung aufgezeichnet. Die Vorarbeiten machen den Eindruck der
lobenswertesten Sorgfältigkeit; es ist nirgends ein Anhalt dafür zu finden, daß
der Verfasser Tatsachen umgekrempelt hat, um irgendeinen Standpunkt zu
verfechten. Er hat, wie ausdrücklich bemerkt ist, alle Mordtaten überhaupt
fortgelassen, die von einer Menschenmenge, gleichviel welcher Art, begangen
worden sind; ferner solche, wo die erschießende Partei behauptete, angegriffen
worden zu sein; alle Erschießungen in Oberschlesien; alle Fälle, wo es sich um
persönliche Racheakte handelte; alle Fälle, wo die Erschießung auf Grund eines
kriegsgerichtlichen Urteils erfolgte (was sehr anständig von ihm ist: denn
Qualität und Kompetenz dieser <Gerichte> waren mehr als suspekt) ‑
und endlich alle Fälle, die nicht ganz aufgeklärt sind. Was dargestellt wird,
ist einwandfreies Material.
Im November 1918 flutete ein
Heer von annähernd acht Millionen Mann in die Heimat; die dort befindlichen
Formationen kamen in Unordnung und lösten sich teilweise auf. Es ist nicht
gesagt, daß die Desertion desjenigen, dem ein erzwungener Fahneneid geleistet
worden war, die Ursache hierzu war. Ungezählte Truppenteile hielten ‑
wenigstens solange sie in Feindesland waren ‑ aus Klugheit zusammen.
Wenngleich auch hier viele Offiziere ihre Extratouren fuhren ‑ im
allgemeinen war doch in der Masse die Sehnsucht, <endlich wieder zu
Muttern> zu kommen, ebenso groß wie der Wunsch, den verhaßten feldgrauen
Kittel auszuziehen. Hunderttausende jubelten.
Aber das erste Gesicht, das
ich in den Tagen, da Ludendorff Lindström hieß und in Schweden weilte, in einer
münchner Weinstube genauer ansah, war das eines typischen alten Majors, ein
Gesicht, in dem die Backenknochen gar grimmig arbeiteten. Seine Frau durfte gar
nicht zu ihm sprechen, so wütend war er; der ganze Mann, der da in einem
Räuberzivil am Tisch saß, schien eine bis zum Platzen gefüllte Wutblase. Und,
merkwürdig, er wirkte unedel. Zwei Tage vorher waren wir mit einem sehr
bekannten österreichischen General im eiskalten Coupé von Budapest nach Wien
gefahren, und als der Morgen dämmerte und wir uns verabschieden wollten, hatte
der hochgewachsene Mann sich mit aschgrauem Gesicht erhoben, hatte jedem von
uns die Hand gedrückt und hatte sagen wollen: «Meine Herren ‑ Gott erhalte
... » Er hatte es nicht zu Ende sagen können, und in dem Raum war wohl keiner, dem
nicht das Wasser in die Augen gestiegen war. Wir fühlten: Hier zerbrach ein
Leben. Und wie verschieden wir alle auch zum Kriege standen ‑ wir
fühlten: dieser Mann sah etwas versinken, an das er klar und selbstlos geglaubt
hatte sein Leben lang. Fahr wohl ... Der alte Major in München wirkte wie ein
Nußknacker. Ob seine Kinnladen noch funktionierten, war ungewiß ‑ sicher
war nur, daß er nun keine Nüsse mehr bekommen würde, und daß es ‑ so
schien es damals ‑ unwiderruflich vorbei war: vorbei mit der
Selbstherrlichkeit und vorbei mit der Anbrüllerei, vorbei mit dem Vorzugsessen
und vorbei mit der Vorzugsstellung, vorbei mit dem dicken Gehalt und mit
verschiedenem andern auch. Was war das für eine neue Welt, wo die <Kerls>
in derselben Weinstube sitzen durften wie die <Herren>, wo man nicht
durch ein Achselstück ein für alle Mal als höherer Held legitimiert war,
sondern wo man ‑ Tag für Tag und Situation für Situation ‑ seinen
Mann stehen und sich immer wieder aufs neue das erkämpfen mußte, was man
darstellte. Der Schmerz jenes Generals war tragisch ‑ der Schmerz des Majors
grotesk. Dem einen war ein Idol zerbrochen ‑ dieser war von einer Höhe
heruntergepurzelt, auf die er nie gehört hatte.
Der Major war nicht der
einzige. Ein kleines Heer unbefriedigter, verärgerter, deklassierter und
menschlich degradierter Männer war nach Hause zurückgekehrt und wußte nicht,
was beginnen. Ihre Hauptangst, die Rente könnte ausbleiben, trat später zurück ‑
aber das andre blieb doch: mit der Separatstellung im Staat und täglichen Leben
war es zunächst einmal aus. Flüche hallten ihnen in die Ohren: Betrogen habt
ihr uns und belogen! Ihr habt uns das Essen vier Jahre lang vom Munde
weggestohlen! Ihr habt gesoffen, während wir darbten! Ihr habt geschnauzt! Ihr
habt getreten! Ihr habt Scheine bekommen, wo man uns Groschen hinwarf! Ihr habt
uns wie Hunde behandelt ‑ schlechter als die feindlichen Offiziere und
viel schlechter als die Damen in den Nebenstraßen eurer Etappen! Und ‑
schlimmer als die Flüche die Versicherung ‑: Nie wieder! Schmiert Akten,
schleppt Kohlen, macht euch nützlich: wir fügen uns nicht mehr! Wir ordnen uns
nicht mehr unter!
So 1918. Damals war keiner der
Hauptschreier von heute auf dem Plan, damals wagten sich keine Achselstücke auf
die Straße ... Sie warteten.
Es waren viele, die da
warteten. All die aktiven Offiziere, die ihr Handwerk kümmerlich erlernt
hatten, aber weiter nichts, jene, die ganz genau wußten, daß die Phrase: «Der
deutsche Offizier kann alles!» eben nur Phrase war, und daß sie ohne die
Befehlsgewalt, hinter der das Zuchthaus stand, unter den natürlichen Hemmungen
des Zivillebens nichts ausrichten konnten, ehrgeizige Streber, die die
Qualifikation als Reserve‑Offizier zu einer persönlichen Machtgeltung
benutzten, wie sie ihnen in Familie und Amt oder Beruf versagt blieb; und das
Heer der chargierten aktiven Subalternen, die der deutsche Sadismus und der Zivilversorgungsschein
gleichermaßen zu ihrem Handwerk gelockt hatten. Die Verachtung einer Welt
interessierte sie nicht. Hier war Deutschland, hier schinde! Und nun warteten
sie.
Sie brauchten nicht lange zu
warten. Es ist heute erwiesen, daß Organisation und Einmarsch der Truppen, die 1919
in Berlin einzogen, beschlossen war, bevor die berliner Unruhen begannen, und
daß alle die radauliebenden Elemente, die in irgendeiner bunten Uniform
<Ruhe und Ordnung> zu schützen kamen, Anlaß und Motiv sorgfältig
vertauscht hatten. Der Schuster ohne Leisten wird sich unglücklich fühlen ‑
wenn der gelernte Soldat keinen Feind hat, dann macht er sich einen.
Ein entlaufener
Kriegsberichterstatter und früherer sozialdemokratischer Redakteur machte die
Wand. Was jener Noske, heute lebender Oberpräsident der Provinz Hannover und
wohlbestelltes Mitglied der Sozialdemokratischen Partei angerichtet hat, bezeugen
49 Gräber. Sein zweites Werk war eine Reichswehr, die heute schon jährlich fünf
Milliarden verschlingt, an Stelle eines glücklich ausgerotteten Heeres ‑
und sein drittes: die Wiedererweckung der deutschen Pest, des Militarismus.
Sekundiert wurde Noske dabei von Wolfgang Heine, einem Rechtsanwalt, bei dem es
allenfalls zu einem gut bürgerlichen Kampf gegen die Zensur reichte ‑ und
sekundiert von den ewig blinden tapsenden Demokraten, denen es doch ein klein
wenig bänglich war, daß nun gar keiner mehr da sein sollte, vor dem sie stramm
stehen konnten ... Das Werk begann.
Ich habe das deshalb so
ausführlich erzählt, weil so ‑ und nur so - die militärische
Schreckensherrschaft der letzten Jahre verständlich ist: aus dem gänzlich
unpolitischen Impetus jener gärenden, immer kampflustigen,
versorgungsbestrebten Masse unbefriedigter junger Leute: aktive Offiziere,
Studenten, aus der Bahn geschlagene Beamte, Abenteurer und Schieber. Sie hätten
die Freikorps auch in der tiefsten Wüste gegründet: sie mußten das tun ‑
es war eine Frage des Bluts, daß sie es taten. Sie standen wie leere Droschken
oder nächtliche Damen an der Ecke und warteten auf ihren Käufer.
Der kam. Eine gerissene
politisierende Industrie hielt die Freikorps aus, die ungeheure Mittel
verschlangen ‑ und nun griff das in die politischen Wirren ein.
Diese Soldateska hat sich ‑
und das nachgewiesen zu haben, ist das unschätzbare Verdienst E. J. Gumbels ‑
gegen die eignen Landsleute schlimmer als die Neger benommen.
Über die widerwärtigen
Roheitsakte, die nicht tödlich ausgingen, berichtet das Buch gar nicht ‑
man braucht diese Grosz‑Gesichter nur gesehen zu haben, um alles zu
verstehen: die Prügelszenen und die Kolbenstöße, immer gegen Deutsche ‑;
auch nichts über die bis heute verbliebene Gewohnheit polizeilicher und
militärischer Formationen, Gefangene körperlich aufs Schlimmste zu mißhandeln.
(Also grade das, was die deutschen <Gegenlisten>, mit Recht, den Feinden
vorwerfen.)
Aber immer bliebs nicht beim Schlagen,
Noske trägt die Verantwortung ‑ ruhe sanft, Verantwortung! ‑ für 49
Morde in Berlin, v. Oven, der Befreier Münchens, die für 184; die
kommunistischen Unterjocher hatten 14 Tote auf dem Gewissen ‑ und der
Kapp‑Putsch kostete 62 Republikanern das Leben.
In den meisten Fällen handelt
es sich um politischen Mord. Daneben gabs auch sinnlose Übergriffe größenwahnsinniger
Sadisten, wie die, wo man zwei Sechzehnjährige und einen Achtzehnjährigen auf
eine Denunziation hin ohne Beweiserhebung erschoß, wie die, wo ein Tischler
ohne Untersuchung und Beweisführung ermordet wurde, weil er einen leeren
russischen Patronenrahmen sein eigen nannte; wie die, wo ein sechzigjähriger
Mann erschossen wurde, weil er seine Waffe, die er nicht benutzt, auch nicht
angegeben hatte ‑ erschossen von demselben Burschen, einem Leutnant
Szekalla, dem Mörder eines Familienvaters, der Waffen und Waffenschein besaß
und beides sofort auf Befragen herausgegeben hatte. Einer wurde abgeknallt,
weil er ein Fernglas, eine Mitgliedskarte der USPD und gedruckte Straßenpläne
besaß. 29 Matrosen wurden in der Französischen Straße von einem grünen Jungen
ermordet, der den Kopf verloren hatte ‑ und das alles immer mit Berufung
auf irgendwelche Wische sonst beschäftigungsloser Offiziere, <militärische
Dienstbefehle> genannt.
Schlimmer waren die
politischen Morde. Es wurden, systematisch, alle irgend erreichbaren Führer der
Opposition hingemordet. Ach, und was verstanden diese Soldatengehirne nicht
alles unter <Opposition>! Zu dumm und zu faul, etwas andres als
Dienstvorschriften, Jagdhumoresken, die "Tägliche
Rundschau", ein Blatt ähnlichen Kalibers oder Zoten zu lesen,
richteten sie sich in ihrem Haß gleichmäßig gegen Demokraten, Bolschewisten,
Dada-Leute, moderne Maler und Nationalökonomen. Unverdächtig war, wer Schmisse
auf den Gesichtsbacken und jenes vorschriftsmäßig deutsche Bullenbeißergesicht
trug, in dem die richtige Mischung von Kellner und Assessor ganz realisiert
war.
Ermordet wurden: Karl
Liebknecht, Rosa Luxemburg, Kurt Eisner, Leo Jogiches, Dorrenbach, Gustav
Landauer, Alexander Futran, Bernhard Schottländer, Hans Paasche. Die Liste kann
beliebig verlängert werden: dies sind die bekanntesten, die getötet wurden. Und
wie getötet! Zerstampft, zu Tode geprügelt, von hinten erschossen, erschlagen,
ins Wasser geworfen und mit <Fangschüssen> erledigt!
Summa: 314
Demgegenüber stehen während
zweier Jahre 14 analoge Mordtaten der Kommunisten.
Die
deutsche Justiz hat vor diesen Mordtaten versagt.
Das aktenmäßige Material
Gumbels versetzt uns in die Lage, klipp und klar festzustellen:
Wie da ‑ in den Jahren 1913
bis 1921 ‑ politische Morde von deutschen Richtern beurteilt worden sind,
das hat mit Justiz überhaupt nichts zu tun. Das ist gar keine.
Verschwendet ist jede
differenzierte Kritik an einer Rechtsprechung, die folgendes ausgesprochen hat:
Für 314 Morde von rechts 31
Jahre 3 Monate Freiheitsstrafe, sowie eine lebenslängliche Festungshaft.
Für 13 Morde von links 8 Todesurteile,
176 Jahre 10 Monate Freiheitsstrafe.
Das ist alles Mögliche. Justiz
ist das nicht.
Ganz klar wird das, wenn wir
das Schicksal der beiden Umsturzversuche: Kapps und der münchner Kommunisten
vergleichen, zweier Versuche, die sich juristisch in nichts unterscheiden:
Die Kommunisten haben für
ihren Hochverrat 519 Jahre 9 Monate Freiheitsstrafe erhalten. Eine Todesstrafe
hat man vollstreckt.
Die Kapp‑Leute sind frei
ausgegangen.
Hier kann ich nicht kritisch
folgen. Ich weise es von mir, mich mit Männern ‑ Staatsanwälten und
Richtern ‑ ernsthaft auseinanderzusetzen, die das fertig bekommen haben.
Sie haben nicht gerichtet. Sie sind es, Sie sind es leider nicht.
Und wie sollte das Resultat
auch anders sein bei ihrer Vorbildung, die in Offizieren und Reserve‑Offizieren
einen bevorzugten Stand sieht, also grade die für eine ordnungsmäßige Ausübung
der Rechtsprechung nötige Voraussetzung vernachlässigt! Diese deutschen Richter
sind keine.
Daß ein Richterverein, daß ein
Justizminister, daß laue Blätter der ängstlichen Demokraten wagen, einen Stand
zu verteidigen, der einen ganzen Hochverratsversuch wie den von Kapp juristisch
einfach unter den Tisch fallen läßt: das
spricht für die Verkommenheit des deutschen Rechtsempfindens.
Denn dies eben heißt
Verkommenheit: nicht mehr fühlen, wie tief man gesunken ist.
Keine Strafe! ‑ Ich
könnte mir denken, daß ein humaner Richter den KappOffizieren gewisse
mildernde Umstände zubilligt, daß er ihnen alles Mögliche zugute hält: das
Toben der Kommunisten ‑ aber wo hätten die je so getobt wie die Militärs?
‑, ihre Vergangenheit, die Kriegspsychose, alles, alles ‑ aber er
mußte am Ende doch zu dem Schluß kommen: diese Leute haben einen Hochverratsversuch
begangen und müssen bestraft werden. Sie sind alle in Freiheit.
Soweit nicht die Hintermänner
des Umsturzes in den Parlamenten ihre Militärs durch die Amnestie retteten, die
sie ihren Gegnern verweigerten, fand sich kein deutscher Richter, der Offiziere
für die schwersten Verbrechen verurteilte. Er war ein Offizier. Und jener ist
sein Richter. Sie sind einander wert.
Gumbels Buch kam zur rechten
Zeit. Mit dem Vertrauen der anständigen Leute in die politische deutsche
Rechtsprechung dürfte es nunmehr endgültig vorbei sein. Was diese deutschen
Richter künftig noch in politischen Prozessen für Recht erkennen, mag ihre
subjektive einwandfrei begründete Meinung sein: objektives Recht ist es nicht.
Lest dieses Buch von der
deutschen Schande! Von der Schande unsres Militärs und von der Schande unsrer
Justiz! Unterstützt von einem verprügelten und auf seine Unterkasten stolzen
Bürgertum wüten Exekutive und Rechtsprechung nach wie vor, Woche aus, Woche ein
gegen Schwarz‑Rot‑Gold für Schwarz‑Weiß‑Rot, gegen die
Republik für die Monarchie, gegen den Geist ‑ für Preußen und Bayern und,
wenns so weiter geht, für ihr Deutschland.
Wir andern aber vergessen viel
zu rasch. Wir konstatieren und gehen nach Hause. Jene dagegen wiederholen Tag
um Tag und Tag um Tag, seit zwei Jahren: den Schwindel vom Dolchstoß, die
Legende vom ScheidemannWaffenstillstand, der doch eine Monarchenniederlage
war, die historischen Unwahrheiten vom U‑Boot‑Krieg und die Lüge
vom Erzberger‑Frieden. Und sie drehen die Geschichte unermüdlich so
lange, bis auch sie ihnen und ihrer Existenz recht gibt.
Und wir? Wir trommeln nicht.
Wir reden immer zu uns. Wir glauben, es sei nicht unterhaltend, den Leuten das
einzuhämmern, was sie doch erst einmal wissen müßten, bevor sich die Grundlage
für ihre Wandlung bilden kann. Geld fehlt, Freunde fehlen. Zeitungen schweigen.
Immer wieder? Nie genug, Blut steht auf dem Spiel.
Ich habe geglaubt, es müßte
noch einmal im Lande gezeigt werden, daß es auch andre Deutsche gibt als
solche, die auf dem Kasernenhof gezüchtet worden sind. Und daß diese Deutschen
die Eigenschaften, die das Reichsgericht in diesen Tagen als Tugenden des
deutschen Militärs ausgerufen hat, für Laster ärgster Art halten. .
Deshalb stand hier noch einmal
die Geschichte vom Buch deutscher Schande.
Quelle: Kurt Tucholsky im Jahre 1921
Anmerkung: Emil Julius Gumbel (1891 - 1966) war Professor für Mathematik
und Statistik in Heidelberg und verlor 1932 nach jahrelangen Störmanövern
nationalistischer Studenten und Kollegen die Lehrbefugnis.
Die Ungeheuerlichkeit der Zustände nach dem Ersten Weltkrieg wurde einem
erneut bewußt, als im Zusammenhang mit dem Attentat auf Pim Vortuyn allgemein
bekannt wurde, daß dies seit - sage und schreibe - 300 Jahren der erste
politische Mord in den mit uns eng verwandten Niederlanden war.
Nicht nur der "Bluthund" Noske hat versagt. Rosa Luxemburg hat
es auf den Punkt gebracht: "Die Sozialdemokratie ist ein stinkender
Kadaver!"
Wir 68er in Schleswig-Holstein haben uns zu recht bitter über die "schwarzen Rechtsbrüche"
unter Stoltenberg und Barschel beklagt. Heute müssen wir erkennen, daß wir mit
Engholm und Simonis + Gärtner vom Regen in die Traufe gekommen sind.