Karl Eduard von Schnitzler (83 J.)

 

oder

 

rote Hohenzollern

 

Seine Propagandasendung "Der schwarze Kanal" war das Bösartigste, was das DDR-Fernsehen zu bieten hatte. 1519‑mal fixierte Karl Eduard von Schnitzler mit bohrendem Blick die geteilte Fernsehnation, Hunderte Male sprach er die Worte "Be‑Er‑De" und "Im‑Pe‑Ri‑A‑Lis‑Mus" aus, als könnten seine Worte den "Klas­senfeind" einfach niedermähen. Den kann­te er aus nächster Nähe: "Sudel‑Ede" (DDR‑Bürger‑Spott) war selbst ein Spross des Monopolkapitals. Er war ein Urenkel des 99‑Tage‑Kaisers Friedrich III., sein Va­ter war Generalkonsul, ein Onkel Bankier. 1947 siedelte Schnitzler aus dem Westen in die Sowjetische Besatzungszone über. Im Arbeiter‑und‑Bauern‑Staat machte der Vorzeige‑Adelige schnell Karriere und wur­de Chefkommentator des DDR‑Fern­sehens. Dort leistete der überzeugte Kom­munist ‑ ganz dialektisch ‑ seinen Beitrag zum Ende des SED‑Regimes. Neben dem Unterangebot an Südfrüchten war es das Überangebot an Schnitzler‑Kommentaren, das die Leute 1989 auf die Straßen trieb. Motto: "Schnitzler in die Muppets‑Show". Karl Eduard von Schnitzler starb am 20. September (2001) in Berlin an den Folgen einer Lungenentzündung.

 

Quelle: DER SPIEGEL 39 / 2001 / 270

 

Anmerkung: Der ziemlich hoch eingeweihte SPIEGEL bleibt auf halbem Weg stehen und lässt nur einen Schimmer von dem durchblicken, was sich hinter „Sudel-Ede“ tatsächlich verbarg:

Karl-Eduard von Schnitzler (der privilegierte DDR-Bürger) ließ sich die Zähne von einem Lübecker Zahnarzt aus der Beckergrube reparieren. Bei einem Lübeck-Besuch soll Schnitzler von einem Passanten was in die Fresse bekommen haben. Wie hoch eingeweiht Karl-Eduard von Schnitzler war, kann man schon an seiner Mischpoche ablesen. Georg von Schnitzler war Verkaufsdirektor der I.G. Farben und sein Vetter. Mit dem Bankier Kurt Freiherr von Schröder, der eine zentrale Rolle bei der Finanzierung Hitlers Aufstieg durch deutsche und amerikanische Geldgeber spielte, war er verschwägert. Als Karl-Eduard von Schnitzler im Zweiten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft geriet, lernte und praktizierte er das Propagandahandwerk beim britischen BBC.

 



Prinz Friedrich Leopold von Preußen (geboren 1865, gestorben 1931), Vetter 2. Grades des letzten Deutschen Kaisers, war der letzte Protektor der preußischen Freimaurerei aus dem Hause Hohenzollern und der unwürdigste Vertreter seines Hauses zugleich. Im November 1918 hißte er auf seinem Jagdschloss Glienicke die rote Fahne. Einen Monat später legte er seine freimaurerischen Ämter und Mitgliedschaften nieder.

 

Quelle: "Das verschleierte Bild zu Sais" von Juan Maler, S. 92