Anthroposophen

 

(...) Seit ihrer Wiederbelebung nach dem Kriege ist Rudolf Steiners Pädagogik zu einem Fluchtbereich geworden, der scheinbar Unvereinbares aufnimmt und hervorbringt. Die Terroristinnen Ulrike Meinhof und Susanne Albrecht haben eine Waldorfschule besucht. Der Grüne Otto Schily und dessen Bruder Konrad, Sozialdemokrat und einer der Universi­tätsgründer von Witten/Herdecke, sind von Anthroposophen erzogen worden wie auch der Märchenschreiber Michael Ende. Außerdem haben Bundeskanzler Helmut Kohl, Hamburgs Regierender Klaus von Dohnanyi - vormals Bundes-Bildungsminister - oder der Mannes­mann-Boß Egon Overbeck für ihre Kin­der die legendäre Geborgenheit einer Waldorfschule zu schätzen gewußt.

Und im Kuratorium der freien („anthroposophischen“) Universität Witten/Herdecke sitzen ausschließlich Reprä­sentanten des Systems, das Rudolf Stei­ner total neu zu gliedern wünschte: etwa Alfred Herrhausen vom Vorstand der Deutschen Bank, Hans Joachim Knieps vom Vorstand der Bank für Gemeinwirt­schaft, der Luftfahrt-Unternehmer Lud­wig Bölkow, Detlev Rohwedder, Chef des Stahlgiganten Hoesch, und Rudolf Judith aus dem Vorstand der IG Metall. (...)

 

Anthroposophie sei, so hat Rudolf Steiner es zu erklären versucht, „ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Welt­all führen möchte“. So etwas ist zweifel­los schwerer zu begreifen als eine rege­nerierende Körnerkost, die sich von Anthroposophen ebenfalls beziehen läßt. Und wenn dann noch vom Lichtbringer Luzifer und von Ahriman, dem düste­ren, ihm entgegenwirkenden Geist der Verfestigung, die Rede ist, von Widersa­chern, die sich bis hinein in das für den Waldorfschüler untersagte Blendwerk des Fernsehens bekämpfen, so erklären sich schlichtere Zeitgenossen meist für bedient.

Doch ausgerechnet naturwissenschaft­lich, mathematisch und philosophisch disziplinierte Köpfe öffnen sich für sol­che Überlegungen zusehends. Sie sind bereit, sich auf Steiners schwierigen Er­kenntnisweg zu begeben. Aber nur mit Gleichgesinnten reden sie darüber. Was für einen Vers sollte wohl ein Uneinge­weihter sich darauf machen, wenn etwa der Anthroposoph Peter von Siemens, Atomkraft-Exporteur, Vorsitzender der Weltenergiekonferenz, auf einmal an­fängt, sich der Kultsprache seiner Über­zeugung zu bedienen?

Den notabene von Tausenden deut­scher Anthroposophen verurteilten Kernkrafthandel des Hauses Siemens hat er vor fortgeschrittenen Steiner-Lesern folgendermaßen verteidigt:

 

Der Weltenplan, von dem Rudolf Steiner gesprochen hat, vollzieht sich unerbittlich. In der Mitte des vierten Jahrtausends ... wird die Erde beginnen, sich zu astralisieren, das heißt, sie wird in eine Form der Schwerelosigkeit übergehen. Wenn wir jetzt in sehr vorsichtiger Form gewisse erste Stufen ... der Dritten Kraft für Ener­giezwecke verwenden, so vermag ich dar­in nichts Verwerfliches ... zu sehen.

 

Peter von Siemens liest seit 40 Jahren Steiners Werke. Dank der für ihn damit
außerdem verbundenen „meditativen Beschäftigung“, sagt er, habe er in sich
„den klaren Eindruck fundiert“, daß der „Herrscher der festen Materie, Ahri­man“ die Elektrizität, den Magnetismus und die Atomenergie „eingemacht hat“.
Kernkraftnutzung, darauf läuft die Sie
menssche Elektro-Mystik hinaus, sei
durchaus im Sinne Rudolf Steiners, da­mit „die Erde stufenweise in neue Da­seinsformen überführt werde“. (...)

 

Quelle: Peter Brügge in DER SPIEGEL 17 / 1984 / 61 + 63 (Auszug aus „Der Weltenplan vollzieht sich unerbittlich“ – Hervorhebungen vom Bearbeiter)

 

Anmerkung: Peter von Siemens war nicht nur Anthroposoph, sondern auch Rotarier, also Mitglied in einer jüdisch-freimaurerischen Vorfeldorganisation. Es fällt in der Tat auf, daß zu den Produkten Steinerscher Erziehung sowohl die Terroristinnen Ulrike Meinhof und Susanne Albrecht, als auch die Terroropfer Alfred Herrhausen und Detlev Rohwedder gehören, wobei dahinstehen mag, ob die RAF oder ausländische Geheimdienste die Verantwortung für die Ermordung dieser Manager tragen. Rudolf Steiner (1861 – 1925) war Mitglied des Orientalischen Templerordens O.T.O. und zeitweise stellvertretender Großmeister des Ordens. Der O.T.O. wollte eine „Academia Masonica“ zum Studium aller freimaurerischen Systeme und eine „die reine und heilige Magie des Lichtes, die Geheimnisse der mystischen Vollkommenheit und alle Formen von Yoga lehrende Körperschaft von Eingeweihten“ sein. O.T.O. behauptete Zusammenhänge mit der „regulären“ Freimaurerei, welche letztere (heute) bestreitet.

Der Lichtbringer Luzifer, der gefallene Engel, ist in der Anschauung höchstgradiger Freimaurer ihr Gott, nach christlichem Verständnis ist Luzifer Satan. Die klassische Psychiatrie hat zu Steiner folgendes diagnostiziert:

 

  Werke Steiners ab 1900 Produkte eines Geisteskranken. Schizophrene Symptome eindeutig. „Wie unzählig andere Schizophrene vor und nach ihm hat Rudolf Steiner in seiner Psychose das Erlebnis des Sterbens gehabt. Es unterscheidet ihn von vielen Kranken, daß ihm die Kraft blieb, dieses Erlebnis darzustellen und so zu objektivieren, daß gerade der davon handelnde Teil seiner Werke die größte Anziehungskraft auf seine Anhängerschaft ausübte. Er erlebt ja seine höheren Welten wirklich, er steht offenbar in offener (halluzinatorischer) Sinnenverbindung mit ihnen und erfährt daher fortwährend etwas Neues. Steiner litt an jener besonderen Verlaufsform der Schizophrenie, deren verschiedene Varianten Emil Kraepelin unter dem Namen Paraphrenien zusammenfaßte: Paraphrenia expansiva, confabulans und phantastica. Alle drei Untergruppen erfüllt Steiner in ihren Merkmalen“.         (W. Lange-Eichbaum / W. Kurth: „Genie, Irrsinn und Ruhm“, München/Basel 1967/1979, S. 534)