Windei Windkraft
Der Erfolg der Windkraftindustrie beruht auf
Subvention und Zwangseinspeisung
Die deutsche
Windkraftindustrie schwärmt gern von ihren Erfolgen. So liest man es jetzt auch
in der Imagebroschüre der Sunbeam GmbH in Berlin über die Windindustrie in
Deutschland 2006, redaktionell überarbeitet vom Bundesverband Windenergie. Aber
das Schwärmen von der "Erfolgsgeschichte" Windkraft ist Ausdruck nur
einer Teilwahrnehmung, nämlich der betriebswirtschaftlich‑kommerziellen.
Das Wesentliche bleibt ausgeblendet: der gesamtwirtschaftliche Nutzen und warum
sich ein solcher gar nicht einstellen kann.
Das fängt an mit der geringen
Leistungsdichte der Windkraft. Setzt man sich über ihre zu geringe
Leistungsdichte hinweg, wie es in Deutschland geschieht, hat man das nächste
Problem am Hals: die Unstetigkeit des Windes. Das Jahr hat 8.760 Stunden. Aber
ihre Nennleistung (Vollast) erzielen Windräder im Binnenland
jahresdurchschnittlich nur an 1.400 Stunden.
Vorhaltekapazitäten in Kohle‑ und
Atomkraftwerken
Damit liefern sie nur 16
Prozent des theoretisch möglichen Stroms. Schleswig-holsteinische Anlagen in
Küstennähe kommen auf ihre Nennleistung an 1.800 Stunden (20 Prozent). Und dies
Wenige ist unregelmäßig über das Jahr
verteilt. So imposant also die insgesamt installierte Nennleistung von rund
18.400 Megawatt der über 17.500 Windkraftanlagen in Deutschland erscheint, so dürftig ist das Ergebnis.
Doch damit nicht genug. Für
Flaute- und Abschaltzeiten braucht man Vorhaltekapazitäten in Kohle‑ und
Atomkraftwerken, um die Lücke zu schließen. Je größer die installierte
Windleistung ist, desto mehr Reserven müssen für die Stillstandzeiten
bereitgehalten werden. Dabei lautet eines der Hauptargumente für die Windkraft,
sie führe zu einer starken Reduktion der Emission von Kohlendioxid (CO 2) aus
konventionellen Kraftwerksanlagen. Das ist falsch, denn konventionelle
Kohlekraftwerke können gar nicht aus dem Netz genommen werden; alle müssen
praktisch unverändert weiterlaufen. Auch wären die CO 2 ‑Verminderungskosten
wesentlich geringer, würde man statt in Windkraft in die Effizienzsteigerung
herkömmlicher Kraftwerke investieren.
Windkraft muß sich rechnen,
und zwar gesamtwirtschaftlich, nicht nur für Windradhersteller,
Windkraftbetreiber und jene Grundeigentümer, die ihre Grundstücke für
ansehnliches Entgelt an die Betreiber verpachten. Aber sie rechnet sich
gesamtwirtschaftlich eben nicht. Windräder werden nur deshalb aufgestellt und
betrieben, weil sie der Staat massiv subventioniert: Die übrigen Stromerzeuger
werden durch das Erneuerbare Energien
Gesetz (EEG) gezwungen, den angebotenen Windstrom abzunehmen. Ferner müssen sie
dafür den staatlich festgesetzten Preis zahlen.
Bislang war er mehr als
doppelt so hoch wie der Preis für Strom aus Kernkraft, Kohle, Gas oder Erdöl.
Auch wenn sich die Differenz inzwischen verringert hat und selbst dann, wenn
sie ganz verschwände: Mit Windkraft wird die Stromversorgung nicht billiger,
nicht "sauberer", von den anderen Energieträgern nicht unabhängiger
und nicht sicherer, sondern unzuverlässiger.
Und dann noch dies: Der Anteil
des Windstromes am Primärenergie‑ Verbrauch in Deutschland lag 2002 unter
0,5 Prozent und liegt auch weiterhin unter ein Prozent. Das ist global
betrachtet ein Tropfen im Weltmeer. Aber welche Kosten leistet sich Deutschland
für diesen Bruchteil! Die Folgerung daraus: Wenn wir ein CO 2‑ Problem
haben, kann die Windkraft keinen wirklichen Beitrag zu seiner Lösung liefern.
Der
Energiewissenschaftler Alfred Voß von der Universität Stuttgart faßt es so
zusammen: "Das energiepolitische Dilemma in unserem Land besteht zu einem
großen Teil darin, daß wesentliche naturwissenschaftlich‑technische und
ökonomische Sachverhalte zur Fundierung einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten
Energiepolitik nicht zur Kenntnis genommen werden."
Von alldem (und noch anderen
Bedenken) liest man in der Sunbeam‑Broschüre nichts, weil es der
Interessenlage der Windindustrie verständlicherweise nicht entspricht. Sie
nutzt im Eigeninteresse weidlich nur aus, was ihr der Gesetzgeber an
Subventionsglück samt Zwangseinspeisung von Windstrom und damit ‑ im
wahrsten Sinn des Wortes ‑ an windfallprofit
beschert hat und immer noch beschert.
Technische und ökonomische Sachverhalte ignoriert
In der Sunbeam‑Broschüre
findet sich auch der Satz: "Die Akzeptanz für Windenergie ist bei der
deutschen Bevölkerung sehr groß." Das wird ‑ trotz der rund tausend
Bürgerbewegungen gegen die Windkraft ‑ wohl stimmen.
Wären die Bürger mit den
Tatsachen vertraut, sähe die Zustimmung vermutlich anders aus. Hier hilft wohl
nur, ein Goethe-Wort zu beherzigen: "Und dann muß man das Wahre immer
wiederholen, weil auch der Irrtum uns immer wieder gepredigt wird, und zwar
nicht vom Einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf
Schulen und Universitäten, überall ist Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und
behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist."
Quelle: KLAUS PETER KRAUSE in JUNGE FREIHEIT vom
15.9.2006
Die Broschüre "Die
Windindustrie in Deutschland" kann man im Internet bestellen unter
www.deutsche‑windindustrie.de/broschuere_bestellen/index.html
Anmerkung: Die Redaktion von "luebeck-kunterbunt" hält
Umweltschutz für außerordentlich wichtig und engagiert sich dafür. Gleichwohl
muß man auch insoweit "die Kirche im Dorf lassen" und darf nicht dem
Versuch erliegen, wissenschaftliche Tatsachen durch ideologische
Voreingenommenheit zu unterdrücken; es ist nämlich nicht überall
"Öko" drin, wo "Öko" draufsteht.
Um sich einen kritischen Überblick über falsche oder zweifelhafte
Öko-Theorien zu verschaffen, wird verwiesen auf:
1) Dirk Maxeiner + Michael Miersch: "Lexikon
der Öko-Irrtümer. Fakten statt Umweltmythen", PIPER-Taschenbuch, 2002
2) DER SPIEGEL 6 / 2002 / 164 ff ("Apocalypse
No?")
3) DER SPIEGEL 23 / 2001 / 196 ff ("Die Launen
der Sonne")
4) DER SPIEGEL 40 / 2002 / 180 ("Gebremster
Zerfall")
5) DER SPIEGEL 51 / 2001 / 220+222 ("Sterben
für die Statistik")
6) DER SPIEGEL 34 / 2002 / 48 ff ("Kann das
noch Zufall sein?" - Streitgespräch zwischen Mojib Latif und Heinz Miller)