6. Zionistenkongress
"Nach Kishneff
(Pogrom gegen Juden in der Hauptstadt Bessarabiens) bot die große,
fortschrittliche Macht England, in Sympathie für unser Volk der jüdischen
Nation durch den zionistischen Kongreß, eine autonome Kolonie in Uganda an.
Uganda ist nicht Palästina, doch nichts ist so wertvoll wie freundschaftliche
Beziehungen mit einer solchen Macht wie England. Deshalb akzeptiert dieses
Angebot, um einen Präzedenzfall in unserem Sinne zu schaffen. Früher oder
später wird die orientalische Frage, wo Englands Interessen liegen, gelöst
werden müssen, und die orientalische Frage bedeutet, selbstverständlich, ebenso
die Frage Palästinas... Herzl wußte, daß wir am Vorabend einer schrecklichen Krise
stehen, welche die ganze Welt befallen würde. Bald vielleicht würde eine Art
Weltkongreß zusammentreten und das große, freie, mächtige England wurde dann
das Werk fortsetzen, das es mit seinem edlen Angebot begonnen hat. Und wenn Sie
mich jetzt fragen sollten, was Israel in Uganda tun sollte, so lassen Sie mich
die folgenden Worte so sagen, als wenn ich Ihnen die Sprossen einer immer weiter
aufwärts führenden Leiter beschriebe: Herzl, die zionistische Konferenz, der kommende Weltkrieg, die
Friedenskonferenz, auf der mit Hilfe Englands ein neues freies Palästina
geschaffen werden wird."
Quelle: Max Nordau, der Organisations-Vizepräsident, am 29.8.1903, dem
Tag nach Schließung des 6. Zionistenkongresses, in Paris nach den Aufzeichnungen
von Litman Rosenthal, Reporter der American Jewish News ("American Jewish
News" vom 19.9.1919.
Anmerkung: Der Vizepräsident des Zionistenkongresses - und mit ihm
offenbar die weiteren führenden Zionisten - wußte also schon 1903, daß es einen
Weltkrieg geben würde. Die Zionisten haben also letztendlich das äußerst
großzügige Angebot der Briten, weiträumig in Uganda einen Judenstaat zu
schaffen, ablehnen können, weil sie bereits elf Jahre vor Ausbruch des Ersten
Weltkrieges das Ende des Osmanischen Reiches konkret vorhersahen, welches die
türkische Herrschaft über Palästina beenden würde.
Unter diesem Aspekt muß natürlich die Diskussion über Schuld und
Verantwortung bezüglich des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges neu geführt werden
und zu einer Revision der Versionen der dem deutschen Volk feindlich gesonnenen
Regierungshistoriker führen.