Waad Haarazoth

 

Dieses aus 90 Vertretern bestehende Komitee vertritt – wenn man den zionistischen Versicherungen glauben will – 12 Millionen Juden und hat zur Aufgabe, die Interessen der Juden der ganzen Welt vor dem Völkerbund zu wahren. „Das Jüdische Echo“ bezeichnet das Komitee (genannt „Waad Haarazoth“) als das „höchste Organ“ des Judentums, also eine Art Welt-Sanhedrin. Ihre Delegierten haben entsandt: der amerikanisch-jüdische Kongreß, der kanadisch-jüdische Kongreß, Versammlung jüdischer Gemeinden von Bessarabien, der jüdische Nationalrat der Bukowina, Versammlung jüdischer Gemeinden der Krim, aus Georgien, israelischer Gemeindebund, Rabbinerverband, Zionisten (Italien), jüdischer Nationalrat (Litauen) usw. Abgesandte aus aller Herren Länder. Das Komitee der jüdischen Delegation hat sich zu folgendem Grundsatz bekannt: „Das jüdische Volk sieht in den Prinzipien des Völkerbundes die Verwirklichung der Brüderlichkeit der Völker, die der jüdische Prophetismus verkündet hat, und es hofft, daß der Völkerbund immer mehr dazu gelangen wird, die Konflikte zwischen den Nationen verschwinden zu machen, die die Quelle des Untergangs der Menschheit sind, und das jüdische Volk von seinem schrecklichen Schicksal zu befreien.“ („Das Jüdische Echo“ Nr. 53, 1920) Dies spricht eine Nation, die sich gerade anschickt, das arabische Volk aus seinem Lande zu vertreiben und mit Hilfe anderer Soldaten niederzuknüppeln!

 

Quelle: Alfred Rosenberg in „Der staatsfeindliche Zionismus“, München 1938 (1921), S. 47 f

 

Anmerkung: Nichts liegt uns ferner, als uns mit einem Nazi und Rassisten wie Alfred Rosenberg zu identifizieren, aber wo er nun mal (ausnahmsweise) Recht hat, hat er Recht. Leider blieb es nicht bei Rosenbergs Prophetie „nur“ der Vertreibung und des Niederknüppels, es kam wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Krieges zu Morden, die man in der Summe ohne Übertreibung als ethnische Säuberung zum Nachteil der einheimischen arabisch/palästinensischen Bevölkerungsteilen bezeichnen kann. Insoweit wird auf die beiden nachfolgenden Beiträge und das Buch von Ilan Pappe verwiesen.

Da vielen Zeitgenossen wohl nur bekannt ist, daß Alfred Rosenberg im (völkerrechtlich illegalen) Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß zum Tode verurteilt und gehenkt wurde, noch ein paar Worte zu seiner Person: Er wurde 1893 als Sohn eines Kaufmanns und Direktors im (damals) russischen Reval geboren. Von einer Seite der Ur-Ur-Großeltern her war er jüdischer Abkunft. Als Diplom-Ingenieur und Architekt kam er nach dem Ersten Weltkrieg in das unruhige München. Er schloß sich bereits 1919 der NSDAP an, wurde Hauptschriftleiter des Parteiorgans „Völkischer Beobachter“ und durch Huston Chamberlains Einfluß ein Antichrist. (vgl. Dietrich Bronder in „Bevor Hitler kam“, 2. Aufl., Genf 1975, S. 299 f)

 

Ethnische Säuberung

 

Der israelische Historiker Ilan Pappe zeigt in seiner erschütternden Dokumentation, wie es der Führung des gerade gegründeten Staates gelang, die arabische Bevölkerung in den Augen des eigenen Volkes und der Welt zu entmenschlichen, zu vertreiben und eigene Gräueltaten zu legitimieren.

 

„Nach unserer Vorstellung muss die Kolonisierung Palästinas in zwei Richtungen erfolgen: jüdische Ansiedelung in Eretz Israel und Umsiedlung der Araber aus Eretz Israel in Gebiete außerhalb des Landes.“

Leo Motzkin Funktionär des Zionistischen Kongresses, 1917. Eine israelische Stadt ist nach ihm benannt.

 

„Ich bin für Zwangsumsiedlung; darin sehe ich nichts Unmoralisches.“

David Ben Gurion an die Exekutive der Jewish Agency, Juni 1938

 

„So etwas wie ein Palästinenservolk gibt es nicht, es hat nie existiert.“

Golda Meir 1969

 

Ethnische Säuberung: „Klar umrissene Politik einer bestimmten Personengruppe, eine andere Gruppe aufgrund religiöser, ethnischer oder nationaler Herkunft syste­matisch aus einem bestimmten Territorium zu eliminieren. Eine solche Politik umfasst Gewalt und geht sehr oft mit Militäropera­tionen einher. Sie ist mit allen möglichen Mitteln von Diskriminierung bis zur Vernich­tung zu erreichen und bringt Verletzungen der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts mit sich.“ Drazen Petrovic, „Ethnic Cleansing – An Attempt at Methodology“, European Journal of International Law, 5/3 (1994), S. 342-60.         

 

 Zwei Monate vor dem Ende der britischen Verwaltung Palästinas im Auftrag der UN, am 10. März 1948, trifft sich im Roten Haus in Tel Aviv, dem Hauptquartier der Untergrundmiliz Hagana, eine Runde hochrangiger zi­onistischer Politiker. Eingeladen hat David Ben Gurion, später Ministerpräsident Israels. Mit dabei sind Politiker und Militärführer wie unter anderem Yigal Allon (später Außenmi­nister), Moshe Dayan (später Verteidigungs- ­und Außenminister), Yigael Yadin (später stellvertretender Ministerpräsident), Yitzchak Rabin (später Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger).

Sie verabreden die Endfassung eines Ma­sterplans zur Vertreibung der arabischen Bevölkerung: „Plan Dalet“ (Plan D). Das Land - nur zu elf Prozent im Besitz der jüdischen Ein­wanderer, die nicht einmal ein Drittel der Ein­wohner stellen - soll systematisch freigemacht werden für eine endgültige jüdische Besiedelung, und hierzu ist jedes Mittel recht.

Noch unter britischem Mandat beginnt ei­ne Serie jüdischer Angriffe auf palästi­nensische Dörfer und Stadtviertel, werden ei­ne Viertelmillion Menschen im eigenen Land entwurzelt. Es kommt zu Massakern wie in dem Hirtendorf Deir Yassin oder in Ayn al-Zaytun, bei denen unterschiedslos auf Män­ner und Frauen, Greise und Kinder geschossen, bei denen vergewaltigt und geplündert wird. Nach der Unabhängigkeit Israels wer­den 531 Dörfer und elf städtische Siedlungen mit Waffengewalt geräumt, 800.000 Palästi­nenser zur Flucht gezwungen, ihre Häuser samt Mobiliar dem Erdboden gleichgemacht und die Ruinen vermint, damit die Vertrie­benen nicht zurückkehren können. Palästi­nenser, die das Land für kurze Zeit verlassen, werden daran gehindert, wieder zu ihrem Be­sitz zurückzukehren.

 Der israelische Historiker und Politikwissen­schaftler Ilan Pappe ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Haifa und Leiter des dortigen Instituts für Konfliktfor­schung. Anhand von Augenzeugenberichten, Tagebuchauszügen und Dokumenten aus Mi­litärarchiven, die bis vor kurzem unter Ver­schluss gehalten wur­den, zeichnet er ein Bild der Ereignisse zwischen 1947 und 1948, das der offiziellen Geschichtsdarstellung  und  dem Gründungsmythos Is­raels in entscheidenden Punkten widerspricht. (Wegen des Drucks, dem er seit der Veröf­fentlichung seines Buchs ausgesetzt ist, ver­legt er in diesem Jahr seinen Wohnsitz zumin­dest vorübergehend nach Großbritannien.)

Pappe tritt den Beweis an, dass der Grün­dung seines Heimatlandes Israel eine plan­volle ethnische Säuberung vorangegangen isi: Spätestens seit den Jugoslawienkriegen in den 90er Jahren ist dieser (eigentlich verharmlosende) Begriff zum allgemein bekannten Synonym für die zwangsweise, gewaltsame Vertreibung ganzer Völkerschaften aus ihren angestammten Siedlungsgebieten geworden. Ilan Pappe schildert die Chrono­logie der Ereignisse in Dörfern und Städten mit quälender Genauigkeit. Er zeigt, dass das Trauma der gewaltsamen und geplanten Ver­treibung von beiden Seiten geleugnet wird: Die offizielle israelische Geschichtsschrei­bung stellt die Vertreibung der arabischen Be­völkerung als freiwilli­gen Auszug hin, die Palästinenser sprechen von der „Nakba“, der Katastrophe, als sei es ein Naturereignis, das sie ereilt hat. Aber sich der historischen Wahr­heit zu stellen, ist für Pappe eine moralische Entscheidung, ein er­ster Schritt, der getan werden muss, wenn die Spirale der Gewalt aufhören und Versöhnung zwischen Palästina und Israel eine Chance haben soll.

Ilan Pappe „Die ethnische Säuberung Pa­lästinas“. Deutsche Erstausgabe. Deutsch von Ulrike Bischoff. 19 Fotos. 416 Seiten. Fester Einband. 22 €.

Zu bestellen bei: Zweitausendeins – 60381 Frankfurt am Main, Tel. 069-420 8000,       Fax 069-415 003, Service@Zweitausendeins.de

 

Quelle: Zweitausendeins – Merkheft 209 – September/Oktober 2007, S. 4 ff

 

 

"Der Raub Palästinas durch die Juden"

 

02.08.2007

Die Welt

Seite 9

Im Joch der Geschichte

Zu "Palästina scheitert an sich selbst", WELT vom 20. Juli 2007

Wieder einmal sind die Opfer an ihrem Schicksal selber schuld. Früher waren es die Juden, heute sind es die Palästinenser, die (nach Shlomo Avineri) allein die Verantwortung für ihre Misere tragen.

Der Artikel beinhaltet zusätzlich zu dieser Behauptung viele Unwahrheiten. So bestätigten die britischen Mandatsunterlagen, dass im Jahre 1924 der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Palästina weniger als vier Prozent der gesamten Bevölkerung betrug.

Erst als die Briten größere Immigration von europäischen Juden nach Palästina erlaubten, änderte sich das Verhältnis. Die Briten wollten aus Palästina einen Brückenkopf zwischen Ägypten und dem Irak bilden.

Während die Juden aus dem verbrecherischen Joch des Antisemitismus in die Freiheit kamen, kamen die Palästinenser aus dem langen und dunklen Joch der osmanischen Herrschaft unter ein neues Kolonialjoch der Briten, mit einer Auflage der Immigration der Juden.

Deshalb konnten die Palästinenser dem Raub ihres Landes durch die Immigration aus Europa wenig entgegensetzen - geschweige die Bildung von politischen Institutionen. So erklärt sich ihr gescheiterter Widerstand.

Es ist unumstritten, dass die Korruption der Fatah-Regierung einen wesentlichen Beitrag zur schlechten wirtschaftlichen Situation in den palästinensischen Gebieten geleistet hatte. Aber welchen Beitrag hierzu leistete und leistet noch die israelische Besatzungsmacht?

Hierzu schweigt Herr Avineri.

Haysam El-Tibi, 80807 München

 

 

 

Herr Haysam El-Tibi mußte wohl die üblichen politisch korrekten Sprechblasen in seinem Leserbrief unterbringen, sonst hätte er überhaupt keine Chance gehabt, veröffentlicht zu werden. Trotzdem ist es erstaunlich, daß in der WELT ein Beitrag erscheint, der wörtlich "vom Raub Palästinas durch die jüdische Immigration" spricht. Auch das Wort "israelische Besatzungsmacht" kann man sonst in BRD-Zeitungen nicht lesen. Herr El-Tibi sollte dennoch lesen, was die jüdische Neturei-Karta-Bewegung in einem New York Times Artikel über Antisemitismus schrieb, den er als "verbrecherisches Joch" bezeichnet. Rabbi Schwartz schreibt dazu: "Mit dieser atheistischen Exilpolitik provozierten sie (die Zionisten) steigenden Antisemitismus in Europa, der den 2. Weltkrieg auslöste ... Der weltweite Boykott gegen Deutschland 1933 und die spätere massive Kriegserklärung gegen Deutschland wurden von den zionistischen Führern und dem Jüdischen Weltkongreß initiiert ... .. Das Motto der Zionisten lautete: 'Rak B'Dam (Nur mit Blut bekommen wir das Land)'." (New York Times, 30.9.1997, Seite A16)

 

Quelle: GLOBAL FIRE / National Journal