Terrorist Menachem Begin
Von Palästinenserführer Abu
Dschihad ist die nicht ganz ernst gemeinte Argumentation überliefert, er könne
1972 nicht am Attentat auf die israelischen Sportler bei den Olympischen Spiele
in München mitgewirkt haben, denn er lebe schließlich noch. Dabei habe der
israelische Geheimdienst doch jeden getötet, der dafür mitverantwortlich
gewesen sei.
Die Operation der israelischen
Dienste unter der Bezeichnung "Zorn Gottes", auf die Abu Dschihad
anspielte, gehört zu den bekannteren ihrer Art, spätestens seit Steven
Spielberg sie im vergangenen Jahr als Hintergrundstoff für eine Verfilmung in
Anspruch nahm. Spielberg drehte keinen Dokumentarfilm mit Wahrheitsanspruch,
denn wie alle derartigen Operationen fand diese in einem Zwielicht statt, das
zu fiktiven Deutungen geradezu einlädt. Er zeigte in gewohnt konstruierter
Manier vorwiegend das Innenleben der rächenden Agenten, ihre Skrupel und die
Konflikte innerhalb der Gruppe darüber, ob das warnungslose Töten von
wirklichen oder vermeintlichen Attentätern ohne gerichtliches Urteil moralisch
zu rechtfertigen sei.
Nach 1945 wurden jüdische Rächer in Europa aktiv
Wie man weiß, wird diese Frage
von israelischen Regierungsmitgliedern der maßgebenden Parteien in vielen
Fällen mit einem klaren Ja beantwortet. Meldungen über getötete Funktionäre
palästinensischer Organisationen erreichen den deutschen Nachrichtenzuschauer
daher immer wieder. In Stoßzeiten war es eine fast alltägliche Erscheinung,
Berichte über "gezielte Tötungen" zu sehen, die vorwiegend von
Hubschraubern aus und mittels Raketen ausgeführt wurden. Weniger bekannt als
diese Racheaktionen innerhalb des palästinensisch‑israelischen
Dauerkriegs sind dagegen lang vergangene Nachwirkungen der nationalsozialistischen
Judenverfolgung. Nach 1945 wurden ebenfalls jüdische Rächer aktiv, wenn auch
nicht im Regierungsauftrag sondern auf eigene Faust.
Unter
dem Namen "Nakam", einer Abkürzung für
"Dam Yehudi Nakam"
‑ Rache für jüdisches Blut ‑ operierte eine Gruppe in Europa, die
sich den Tod ehemaliger Nationalsozialisten und SS-Offiziere zum Ziel gesetzt
hatte. Über den Erfolg der Aktion und das mögliche Ausmaß der Gesamtziele
breitet sich trotz oder wegen journalistischer
Rechercheversuchen das übliche Dunkel aus. Gesamtschätzungen sprechen
von mehr als einhundert Toten. Beteiligte raunten in der späten Erinnerung von
der Absicht, Trinkwasser in Deutschland zu vergiften. Davon habe man Abstand
genommen, aber immerhin die Brotlieferung an das Kriegsgefangenenlager NürnbergLangwasser mit Arsen vergiftet. Als Beleg dafür
dient eine Meldung in der New York
Times von April 1946.
Tatsächlich ist es keineswegs
ausgeschlossen, daß manch verschollene oder unter ungeklärten Umständen ums
Leben gekommene Nationalsozialisten jüdischen Racheaktionen zum Opfer gefallen
sein könnten. Ausdrücklich in Anspruch genommen wurde das etwa für Odilo
Globocnik, den früheren Chef der als "Aktion Reinhardt" bezeichneten
Ermordung der polnischen Juden, der nach der üblichen Darstellung im Mai 1945
Selbstmord beging. Aus Rachemotiven wurden nachweislich mehrere Personen
getötet, die indirekt mit den Ereignissen in Verbindung gekommen waren, wie
Rudolf Kasztner, Adolf Eichmanns Verhandlungspartner
um das Schicksal ungarischer Juden. Am Tod Kasztners
in seiner Wohnung in Tel Aviv soll ein ehemaliger Mitarbeiter des israelischen
Sicherheitsdienstes beteiligt gewesen sein, der ebenso wie die anderen Täter
nach drei Jahren Haft durch David Ben Gurion
begnadigt wurde.
Furore machte jüngst die
Erkenntnis, mit Menachem Begin sei ein späterer israelischer Ministerpräsident
und Friedensnobelpreisträger an einem Attentat in Deutschland beteiligt
gewesen, das zumindest im indirekten Zusammenhang mit dem Judenmord stand: dem
Paketbombenattentat auf Konrad Adenauer.
Unbekannte hatten im März 1952
versucht, dem Kanzler per Post eine Bombe zustellen zu lassen. Das Paket wurde
der Polizei übergeben, explodierte während der Inspektion im Keller des
Münchner Polizeipräsidiums und kostete dem Sprengmeister Karl Reichert, einem
46jährigen Familienvater dreier Kinder, das Leben. Jetzt behauptet einer der
Attentäter, der ehemalige Mossad‑Agent Elieser Sudit, Auftraggeber der
Aktion sei der damalige Oppositionspolitiker Menachem Begin gewesen.
Paketbombe an Bundeskanzler Adenauer
Die Absender dürften kaum
einfältig genug gewesen sein, um zu glauben, Adenauer öffne seine Pakete
selbst. Ein versuchtes "Attentat auf Adenauer" hat es insofern sehr
wahrscheinlich nicht gegeben, wohl aber ein Signal, ein solches Attentat wäre
im Bereich des Möglichen. Das wirkliche Ziel der Bombe waren eher die gerade
beginnenden deutsch-israelischen Beziehungen und die Bestrebungen der damaligen
israelischen Regierung, sich deutsche Finanzkraft zum Aufbau des israelischen
Staates nutzbar zu machen. Begin stand dieser Art "Blutgeld" wie
viele andere ablehnend gegenüber; alle Deutschen seien Mörder. Insofern hatte
das Attentat auf einen Unbeteiligten wie Adenauer auch einen symbolischen
Zweck, da es das ganze deutsche Volk in Gestalt des Regierungschefs in Haftung
nahm und mit Rache bedrohte. In einem Interview mit Spiegel online erklärte Sudit, Begin
"wollte Krach machen. Er wollte der Welt unsere Wut über die
Wiedergutmachungsverhandlungen demonstrieren. Und er wollte zeigen, daß wir es
ernst meinen."
Abu Dschihad ist in der Tat
nicht als einer der Drahtzieher von München bekannt geworden. Genützt hat ihm
dieser Umstand langfristig nichts. Im Juli 1988 drang ein israelisches Kommando
in sein Haus in Tunis ein und tötete den damaligen militärischen Führer der
PLO. Ein Rachebedürfnis kann sich viele Gründe suchen.
Quelle: Stefan Scheil
in JUNGE FREIHEIT vom 23.6.2006 ("Rache füt
jüdisches Blut")
Zu:
"Rache für jüdisches Blut" von Stefan Scheil,
JF26/06
Israelische Täterschaft bekannt
Nach
dem Attentat auf Adenauer, das Begin in Auftrag gegeben hatte, wurde der
deutsche Bundeskanzler bald über die israelische Täterschaft informiert. Jedoch
unterließ er es, diesen Tatbestand bekanntzugeben,
weil er antijüdische Ressentiments im Volk fürchtete. Die Medien mußten lügen, daß Neonazis oder tschechische Agenten die
Täter waren. Übrigens erhielt auch Professor Böhm, der Vertreter Bonns bei den
Wiedergutmachungsverhandlungen in Den Haag, ein zionistisches Bombenpaket, das
jedoch nicht explodierte.
FRIEDRICH KARL
POHL, LÜNEBURG
Quelle: JUNGE FREIHEIT vom 21.7.2006 (Leserbrief)
Anmerkung: Adenauer hatte nach Roger Peyrefitte jüdische Wurzeln und war außerdem Mitglied im Rotary Club, einer freimaurerischen Vorfeldorganisation,
die auf Initiative der rein jüdischen Loge B’nai B’rith gegründet wurde.