Schalcks Herkunft

 

Er (der spätere Dr. Alexander Schalck-Golodkowski) kam im polnischen Galizien zur Welt, das bis zum Ende des Ersten Weltkrieges zu Österreich‑Ungarn gehört hatte. An der nordwestlichen Grenze des galizischen Territoriums lag Krakau, im Osten Lwów, ein Gebiet, das sich weitgehend im Besitz des verarmten polnischen Adels befand. Die Weltwirtschaftskrise traf den polnischen Staat unter dem Diktator Pilsudski hart. Überall Unruhen, Streiks. Kommunistische Aufmärsche provozierten Gegendemonstrationen. Straßenschlachten gehörten zum Alltag. In dieser Zeit, am 3. Juli 1932, schenkte eine von Golodkowski einem Knaben das Leben, der Alexander getauft wurde.

 

In Berlin regierte der braune Tyrann Adolf Hitler, der mit Polen 1934 einen Nichtangriffspakt abschloß, um ihn fünf Jahre später zu brechen. Alexander war gerade im Einschulungsalter, als das Dritte Reich seinen Nachbarn überrannte. Seine jüdische Mutter wurde in ein Lager verschleppt; der Vater, irgendwo auf dem Schlachtfeld verscharrt, war als Soldat einer polnischen Kavallerieeinheit gefallen. Eine Tante konnte das Kind nur für kurze Zeit in ihre Obhut nehmen, dann wurde auch sie, wie seine Mutter, »ausgesondert«, als Jüdin denunziert von einem vorbildlichen Einzelhändler.

 

In Krakau wurde Alexander von einem SS‑Kommando aufgegriffen, geriet in die "Eindeutschungs"‑Bürokrade. Die Knechte der nationalsozialistischen Rassepolitik stuften das Waisenkind in die Gruppe drei ein. In die fielen "Personen von überwiegend deutscher Herkunft und Gesinnung", denen aber eine "Bindung zum Polentum" unterstellt wurde. Alexander war acht Jahre alt, als er so beurteilt das Opfer der gespenstischen "Germanisierung" in Osteuropa wurde.

 

Die Weisungen des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums, Heinrich Himmler, ließen keine Mißverständnisse zu. Alexander von Golodkowski war ein klarer Fall, er "durfte" ‑ gerade eben noch ‑ von einem Arier adoptiert werden. Ende 1940, rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest, bekam Alexander neue Eltern: den SS‑Sturmbannführer Richard Schalk der bereits als 20jähriger in die NSDAP eingetreten war und beim SS‑Stab Ost in Krakau Dienst schob. Er arbeitete, als einer von mehreren Adjutanten, dem Höheren SS‑ und Polizeiführer, dem SS-­Obergruppenführer Friedrich Wilhelm Krüger zu, einem wüsten Intriganten, den selbst Himmler nur schwer ertragen konnte.

 

Quelle: aus einer Schalck-Biographie; genaue Angaben werden nachgetragen

 

Anmerkung: Von jüdischer Seite wird das Judentum Schalcks (aus naheliegenden Gründen) bestritten. Dabei wird auf seine noch nach der Wende in Berlin (Ost) lebende Mutter verwiesen. Dabei wird (bewußt?) die Adoptivmutter mit der leiblichen Mutter verwechselt. Auch HVA-Chef Markus Wolf ist jüdischer Abkunft. Bis zur Wende verband beide "eine besondere Beziehung". Jetzt soll Wolf den Schalck für einen Verräter halten. "So ist das Leben", sagt der Franzose.