Korrupter Jelzin
Es folgen vier Zeitungsberichte über einen der
betragsmäßig größten Korruptionsfälle der Menschheitsgeschichte. Um die
russischen Rahmenbedingungen nach dem Zusammenbruch der Sowjet Union besser
verstehen zu können, wird vorab das Studium der Beiträge "Jelzins
Finanzhyänen", "Boris Jelzin", "Oligarchen Pampers",
"Juden in der SU" und "Russische Israel-Mafia" auf dieser
Homepage empfohlen. Auch darf der Hinweis nicht fehlen, daß Boris Jelzin an
sich ganz anders heißt und sein ursprünglicher Name seine jüdische Abkunft
unmißverständlich verrät:
1) "Nach Korruptionsvorwürfen gegen Präsident
Jelzin in den USA: Russisch-amerikanisches Verhältnis stark belastet"
MOSKAU
- Die Korruptionsvorwürfe gegen
den russischen Präsidenten Boris Jelzin und die Affäre um eine Milliarden-Geldwäsche
bei der Bank of New York drohen die Beziehungen zwischen den USA und Russland
zu belasten. Womöglich sind auch Gelder des Internationalen Währungsfonds (IWF)
betroffen. Der russische Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow kündigte
Untersuchungen an. Bisher sind derartige Ermittlungen stets eingestellt worden.
Präsident
Jelzin war in einem Zeitungsbericht der "USA Today" eine Verwicklung
in Korruptions‑ und Geldwäscheskandale unterstellt worden. Hiernach
seien bis zu 15 Milliarden Dollar (28 Milliarden Mark) illegal über die Bank of
New York geflossen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass darunter auch
IWF‑Kredite zur Sanierung der russischen Wirtschaft sind. Der
einflussreiche Vorsitzende des Bankenausschusses im US‑Repräsentantenhaus,
Jim Leach, drohte mit einem Stopp der Kredite bis zur Klärung der Vorwürfe.
Der US‑Kongress will sich im September mit der Angelegenheit befassen.
Die Bank of New York suspendierte inzwischen zwei führende Mitarbeiter und
kündigte eine enge Zusammenarbeit mit den Ermittlern an.
Ermittlungen versprach auch
der Generalstaatsanwalt Ustiwow. "Zunächst muss jedoch alles geklärt
werden", sagte er. Allerdings sind bisher sämtliche
Korruptionsuntersuchungen gegen Jelzin und seine Familie ‑ speziell seine
Töchter Tatjana Djatschenko und Jelena Okulowa ‑ wieder eingestellt
worden. Bei den aktuellen Vorwürfen dreht es sich um den größten Fall von
Geldwäsche im Ausland. Experten befürchten, dass Jelzin den Generalstaatsanwalt
entlassen könnte. Dies entspräche seiner bisherigen Personalpolitik. Ferner
könnte Jelzin im Extremfall den Ausnahmezustand verhängen und die Duma - wie auch
die Präsidentschaftswahlen - absagen. Geschieht dies nicht, steigen die Aussichten
des früheren Premierministers Jewgeni Primakow, Nachfolger von Jelzin zu
werden. Er gilt als einer der wenigen russischen Politiker, die nicht korrupt
sind.
Große Aufmerksamkeit erregt
auch die sogenannte Mabetex‑Affäre. Die Schweizer Baufirma soll dem
Präsidenten eine Million Dollar Schmiergelder auf ein ungarisches Konto
überwiesen haben. Als Gegenleistung habe das Unternehmen lukrative Aufträge für
die Renovierung des Kremls erhalten. Der Kreml wies die Vorwürfe als Teil einer
Diskreditierungskampagne gegen die Staatsführung zurück.
Quelle: Lübecker Nachrichten vom 28.8.1999
2) "Berichte über Jelzin wahr"
MOSKAU ‑ Die
Medienberichte über den Korruptionsskandal, in den auch der russische Präsident
Boris Jelzin verwickelt sein soll, sind nach Angaben eines ranghohen russischen
Ermittlers größtenteils wahr. "Zumindest 90 Prozent des Veröffentlichten
stimmt, und die Ermittlungsbehörden verfügen über entsprechende
Dokumente", sagte gestern Ermittler Georgi Tschuglasow der
Nachrichtenagentur Interfax. Er nannte jedoch keine Namen oder weitere
Einzelheiten und ließ vor allem offen, ob auch die Vorwürfe gegen Jelzin begründet
sind.
Quelle: Lübecker Nachrichten vom 31.8.1999
3) "Moskau soll Skandal klären"
BERLIN ‑ Bundeskanzler
Gerhard Schröder hat an Moskau appelliert, rasch und vollständig die Berichte
über Finanzskandale und Geldwäsche in der engsten Führung aufzuklären. Die
internationale Öffentlichkeit sei dadurch äußerst verunsichert, sagte der
Kanzler gestern in einer Rede zur offiziellen Eröffnung des Sitzes der
Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin. Der Kanzler erneuerte
das Angebot an Russland, Mitglied in der Welthandelsorganisation (WTO) und der
OECD zu werden, schränkte aber ein, möglicherweise sei dies nur langfristig zu
realisieren. Außerdem sprach sich Schröder für eine inhaltliche und
strukturelle Reform der Vereinten Nationen aus. Dies sei dringlich, wenn die
Parole von der "Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten"
nicht länger als Schutzschild für Diktatoren und Mörder missbraucht werden
solle.
Quelle: Lübecker Nachrichten vom 3.9.1999
4) "Jelzins Abschiedsrede"
"Meine Lieben! Heute
spreche ich zum letzten Mal zu Ihnen als Präsident. Ich habe eine Entscheidung
getroffen. Ich habe qualvoll darüber nachgedacht. Heute, am letzten Tag dieses
Jahrhunderts, trete ich zurück. Ich habe oft gehört, Jelzin klammere sich mit
allen Mitteln an die Macht. Das ist eine Lüge. Ich gehe vor dem Ende meiner
Amtszeit. Ich habe verstanden, dass ich
es tun muss. Russland muss ins neue Jahrtausend mit neuen Politikern eintreten,
mit klugen. starken Menschen. Ich darf dem Lauf der Geschichte nicht im Wege
stehen. Soll ich mich noch ein halbes Jahr an die Macht klammern, wo das Land
einen starken Menschen verdient hat? Wozu soll ich ihn behindern? Nein, das
wäre gegen meinen Charakter!
Ich möchte Sie um Vergebung bitten. Um Vergebung dafür, dass viele Ihrer
Erwartungen enttäuscht wurden. Dass wir nicht schlagartig
aus dem totalitären Stillstand der Vergangenheit in eine wohlhabende und
zivilisierte Zukunft springen konnten. Teilweise war ich zu naiv. Teilweise
waren die Probleme zu schwierig. Viele Menschen mussten Erschütterungen
erleben. Ich habe alles getan, was ich konnte. Frohes neues Jahrhundert, meine
Lieben! "
Quelle: "Lübecker Nachrichten" Neujahr
2000