Die Klage über Juda
Hätte
ich doch eine Herberge in der Wüste! / Dann könnte ich mein Volk verlassen und
von ihm weggehen.
Denn sie sind alle Ehebrecher,
/ eine Rotte von Treulosen.
Sie machen ihre Zunge zu einem
gespannten Bogen; / Lüge, nicht Wahrhaftigkeit herrscht im Land.
Ja, sie schreiten von
Verbrechen Verbrechen; / mich aber kennen sie nicht - Spruch des Herrn.
Nehmt euch in acht vor eurem
Nächsten, / keiner traue seinem Bruder!
Denn jeder Bruder betrügt, /
und jeder Nächste verleumdet.
Ein jeder täuscht seinen
Nächsten, / die Wahrheit reden sie nicht.
Sie haben ihre Zunge ans Lügen
gewöhnt, / sie handeln verkehrt, zur Umkehr sind sie zu träge.
Überall Unterdrückung, nichts
als Betrug! / Sie weigern sich, mich zu kennen ‑ / Spruch des Herrn.
Darum ‑ so spricht der
Herr der Heere: / Ja, ich werde sie schmelzen und prüfen;
denn
wie sollte ich sonst verfahren / mit der Tochter, meinem Volk?
Ein tödlicher Pfeil ist ihre
Zunge, / trügerisch redet ihr Mund;
»Friede« sagt man zum
Nächsten, / doch im Herzen plant man den Überfall.
Sollte ich sie dafür nicht
bestrafen / ‑ Spruch des Herrn ‑ / und an einem solchen Volk keine
Rache nehmen?
Erhebt über die Berge hin
Weinen und Klagen, / über die Weideplätze der Steppe ein Totenlied!
Denn sie sind verwüstet,
niemand zieht hindurch, / und sie hören die Stimme der Herden nicht mehr.
Von den Vögeln des Himmels bis
zum Vieh / ist alles geflohen, auf und davon.
Jerusalem mache ich zum
Trümmerhaufen, / zur Behausung für Schakale.
Judas Städte mache ich zum
Ödland, das niemand bewohnt.
Wer ist so weise, daß er dies
einsieht? Zu wem hat der Mund des Herrn geredet, daß er verkünden kann, warum
das Land zugrunde geht, warum es verwüstet ist gleich der Wüste, die niemand
durchzieht?
Der Herr erwiderte: Weil sie
meine Weisung aufgaben, die ich ihnen vorgelegt habe, nicht auf meine Stimme
hörten und nicht meine Weisung befolgten, sondern dem Trieb ihres Herzens
folgten und den Baalen nachliefen, an die ihre Väter sie gewöhnt hatten. Darum ‑
so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Ich gebe ihnen [diesem Volk]
Wermut zu essen und Giftwasser zu trinken. Ich zerstreue sie unter die Völker,
von denen weder sie noch ihre Väter wußten, und schicke das Schwert hinter
ihnen her, bis ich sie vernichtet habe.
Jeremia 9, 1 - 15