Jüdische Kriegslobby
> In letzter Zeit haben
deutsche Zeitungen darauf aufmerksam gemacht, daß sogenannte Neukonservative
schon zu Clintons Zeit wie Besessene den Sturz des Saddam‑Regimes im Irak
gefordert hätten. Da es, so die Neukonservativen, Massenvernichtungswaffen
besäße oder besitzen könnte, sei es für Israel und die gemäßigten arabischen
Staaten höchst gefährlich. Es müßte möglichst bald durch eine Demokratie
ersetzt werden. Überall, wo solche Gefahren bestünden, sollten die USA
vorbeugende Gewalt einsetzen, um ihre Macht und ihren Rohstoffbedarf zu sichern.
Letzten Endes ginge es darum, eine demokratische, freiheitliche und friedliche
Welt zu schaffen.
> Mehrere Journalisten der FAZ, der SZ und der Zeit meinten,
es handle sich hier um Idealisten. So zum Beispiel bei Müller (SZ vom 5. März 2003): Nicht Öl, sondern
Ideen treiben die Neukonservativen. 'Sie
glauben an das, was sie sagen,' an die amerikanische Sendung, die
Demokratie in der Welt zu verbreiten. Thomas Klein-Brockhoff (Die Zeit vom 20. März 2003): 'Es ist
die Ideologie, nicht die Religion, die überall eine harte Hand verlangt.' Doch
was die Neukonservativen wirklich umtreibt, wurde nicht an die große Glocke
gehängt.
> Die Gruppe der
Neukonservativen wurde in den siebziger Jahren von fast ausschließlich jüdischen Intellektuellen gegründet, die von
der Demokratischen Partei zu den Republikanern übergewechselt waren. Ihr
Anliegen: Das Wohl der Juden in Amerika wie auch in Israel zu gewährleisten.
Einer der zwei Gründungsväter, Irving
Kristol, schrieb 1973 in der Zeitschrift des Jüdischen Kongresses in den USA, daß diejenigen, 'die die amerikanischen Militärausgaben
kürzen wollen, Israel ein Messer ins Herz stoßen würden'. Lucey Davidowicz schrieb 1984: Die
Juden, die nicht für Reagan als Präsidenten stimmten, sondern für den
Kandidaten der Demokratischen Partei, stimmten für 'unsere Feinde, eine Partei mit unmittelbaren Verbindungen zur PLO'. ‑
Nathan Perlmutter, damals Leiter der
American Defamation League, schrieb
1987: 'Ein Land, das die Rechte gegen die
Linke in Nicaragua und El Salvador nicht unterstützt, wird gleichgültig
gegenüber einer Katastrophe im Nahen Osten sein'. (Peter Novick, The Holocaust in America, S. 183): In anderen Worten: Man solle
sich für die Militärkraft Amerikas und für bestimmte inländische und
ausländische Gruppen einsetzen, weil das gut für Israel wäre! Gefahren für
Israels Existenz können nicht als mildernde Umstände bei dieser Forderung
gelten. Immerhin hatte Israel schon drei Angriffskriege vom Zaun gebrochen und
Vertreibungen und Landraub begangen. Kein Gegner war je in der Lage, Israel
abzuschrecken.
> Paul Wolfowitz, der stellvertretende Verteidigungsminister,
brachte Richard Perle und Douglas Feith, zwei weitere
Neukonservative, an Schlüsselstellen in der Bush-Regierung, wo sie Zugriff auf
Staatsgeheimnisse hatten, obwohl er wissen mußte, daß beide schon zuvor
Staatsgeheimnisse an Israel verraten hatten. Alle Bewerber für derartige
Stellen unterliegen Sicherheitsüberprüfungen. Aus diesem Grund war Feith vom Nationalen Sicherheitsrat verstoßen
worden (Middle East International, 21.
März 2003, Seite 10).
> Gewiß waren
Neukonservative mit Wolfowitz und Perle an der Spitze ‑ und dann auch Rumsfeld
‑ die Scharfmacher und gehörten zu den Verursachern des Krieges gegen den
Irak. Sie setzten sich gegen den Widerstand in der Regierung durch, obwohl sie
nur fadenscheinige Rechtfertigungsgründe vorweisen konnten. Klingenstein (FAZ vom 19. März 2003), Koydl (SZ vom 27. Januar 2003) und
Müller wiesen auf ihre Bedeutung für den Waffengang hin. Sie übersahen
allerdings, daß es das besondere Anliegen dieser Kräfte war, Israels Belange zu
fördern."
Quelle: Frieden 2000, Starnberg, Nr. 3‑4 / 2003