Die jüdische Frage
Ein Bruder von Karl Foerster, der
kulturphilosophische und pädagogische Schriftsteller Friedrich Wilhelm Foerster
verfaßte das Buch Die jüdische Frage. Über
die geistige Größe der jüdischen Geschichte schreibt er: "Alle Völker haben ihre besonderen Gaben; den Juden war es
gegeben, die geistig‑sittlichen Grundbedingungen des Menschenlebens auf
Erden zu erfassen. Sie haben das Erdenschicksal für immer mit dem göttlichen
Geiste verknüpft, was tausendmal wichtiger war als griechische Kunst, römisches
Gesetz, deutsche Wissenschaft und französischer Geist. Das Judentum ist
unbestreitbar das am höchsten bewußte Zentrum des Monotheismus in der ganzen Welt gewesen. Es wurde dadurch
das religiöse Fundament der ganzen christlichen Kultur, es hat diesen
Monotheismus vor der Zerstörung Jerusalems mit einzig dastehendem Heroismus
gegen die gesamte polytheistische Nachbarschaft verteidigt und dabei eine
Glaubenskraft und Charakterstärke bewiesen, die sich auch dem gesamten sittlichen
Erbgut mitgeteilt hat, um das sich die Juden Jahrtausende hindurch immer aufs
neue gesammelt haben. "
Zwar hört sich das gut an, und
doch würde spätestens hier Nietzsche wütend vermelden, daß die Lehre von dem
einen Gott, der sich der Konkurrenz anderer Götter entzieht, "die
ungeheuerste aller menschlichen Verirrungen" sei. Diese Verirrung,
alle Götter zugunsten eines Gottes zu tilgen, hätte nun auch beinahe diejenigen
ausgetilgt, die ihn "erfanden".
Der Monotheismus zu Sinai, das
Urchristentum, der messianische Sozialismus ist für George Steiner (1929 in
Paris geborener Sprach- und Literaturwissenschaftler) eine "Erpressung der
Vollkommenheit": "Dreimal
ertönte der Ruf aus dem nämlichen, historischen Zentrum. (Manche Politologen
schätzen den Anteil der Juden an der ideologischen Entwicklung des
messianischen Sozialismus und Kommunismus auf etwa achtzig Prozent.) Dreimal
erging vom Judentum der Aufruf zur Vervollkommnung, dreimal wurde versucht,
dergleichen dem Gang des westlichen Lebens aufzubürden. So wurde im sozialen
Unterbewußtsein ein tiefer Widerwille gezüchtet, der sich auswuchs zum
tödlichen Ingrimm." ("In Blaubarts Burg", 1971)
Quelle: Auszug aus "Judentum - Erpressung der Vollkommenheit"
von Gunnar Porikys in "Deutsche Freiheit" vom 1.10.2005, S. 40