Der Judaismus kehrt dem mosaischen Gesetz den Rücken

Die jüdische Frage unserer Zeit unterscheidet sich kaum von derjenigen, die ein ums andere Mal die christlichen Völker des Mittelalters bewegte. Törichterweise will man glauben machen, sie erwachse aus Haß auf die Religion oder den Volksstamm. Der Mosaismus in sich könnte kei­nen Anlaß zum Haß für die Christen bieten, da er bis zur Ankunft Christi die einzige wahre Religion war, Vorbild und Vorbereitung des Christentums, das nach Gottes An­ordnung auf sie folgen sollte. Doch der Judaismus der [nachchristlichen] Jahrhunderte kehrte dem mosaischen Ge­setz den Rücken und ersetzte es durch den Talmud, die Quintessenz dieses Pharisäismus (d.i.: Lehre der Pharisäer; im übertragenen Sinne für Selbstgerechtigkeit, Heuchelei), der auf so viele Weisen durch seine Verwerfung seitens Christi, des Messias und Erlösers, zerschmettert wurde. Und obwohl der Talmudis­mus ein wichtiger Bestandteil der jüdischen Frage ist, läßt sich deshalb doch nicht behaupten, daß er ihr eine eigent­lich religiöse Gestalt verliehe, da die christlichen Nationen am Talmudismus nicht so sehr den beinahe auf Null reduzierten theologischen Teil verachten als vielmehr die Moral, die den elementarsten Grundsätzen der natürlichen Ethik widerspricht.

 

Quelle: „Die jüdische Frage in Europa – Eine Artikelserie der römischen Jesuitenzeitschrift ‚La Civiltà Cattolica’ aus dem Jahre 1890“, Nachdruck, Durach 2001, S. 16 f

‚La Civiltà Cattolica’ erschien mit Billigung und Lob der Päpste Pius IX. Leo XIII., Benedikt XV. und Pius XI..