„Israel auf der Couch – Zur Psychologie des Nahostkonfliktes“

 

Ofer Grosbarg, ein säkularer israelischer Psychologe,

analysiert in dem 2001 bei Patmos erschienen Buch

den Nahostkonflikt und gewährt dabei interessante Einblicke

 in jüdisches Denken und Handeln,

wie nachfolgenden Zitaten zu entnehmen ist:

 

"Uns Juden fällt es sehr schwer, darüber nachzudenken und zu verstehen, welche Rolle wir bei dem alten Haß auf uns gespielt haben, und welche Gefühle wir bei anderen auslösen."

"Betrachten wir nun die Beziehung zwischen den Juden und dem Gott, den sie geschaffen haben. Wir dürfen dabei nicht vergessen, daß die ganze schöne Vorstellung nur in den Köpfen des jüdischen Volkes existiert. Seit diesem Moment im Leben des Patriarchen Abraham, leben sie eine Geschichte, die sie selbst erzählt haben. " (S. 40)

 

"Aber das jüdische Volk verfügte über einen Ausgleich für all das Leid, das Gott über es gebracht hatte. Es empfand die Schicksalsschläge als Zeichen der Liebe, als Zeichen von Gottes Wunsch, sie zu disziplinieren. [...] Es ist kein Wunder, daß eine solche innere Erfahrung zur selbsterfül­lenden Prophezeiung wird. Die anderen Völker brauchen nur die Rolle anzunehmen, die die Juden ihnen zugewiesen haben, und versuchen, sie zu verletzen. Dadurch werden die Juden sich bestätigt fühlen, daß sie von allen mißhan­delt werden, weil sie Gottes geliebte Kinder sind. [...] Aber wir dürfen nicht vergessen, daß alles, worüber wir reden, nur an einem Ort stattfindet, nämlich in der Vorstellung des jüdischen Volkes, das Gott mitsamt der ganzen Ge­schichte erfunden hat. Das jüdische Volk hat seine inneren Erfahrungen nach außen projiziert. Alles, was ihm zu tun bleibt, ist die Geschichte zu leben, die es erzählt hat. So re­konstruiert es seine inneren historischen Erfahrungen als Volk und durchlebt sie immer wieder." (S. 41f.)

 

"Wir unterdrücken, daß unsere gesamte Existenz nur ein Schwindel ist, daß wir von geborgter Zeit leben, daß unser Traum mit uns verschwinden wird, daß unsere eigentliche Schwäche ans Tageslicht kommt und daß das unser Ende sein wird." (S. 101)

 

"Das Problem ist unsere chronische Denkstörung, die von unserer Existenzangst herrührt, die von dem Terrorismus geschürt wird. Wir nehmen eine Abwehrhaltung ein und verschließen unsere Augen vor der Realität. [...] Wir besit­zen als Nation eine paranoide Persönlichkeit und sind nicht in der Lage, zu anderen normale Beziehungen zu knüpfen." (S. 112)

 

"Ein Paranoider wird sich niemals sicher fühlen. Er wird bei seiner Umgebung stets das Gegenteil provozieren. [...] Es gibt noch eine Sache, die einem Paranoiden schwerfällt und fast unmöglich ist: dem anderen gegenüber Verständ­nis zu zeigen." (S. 113)

 

Die Zusammenstellung der Zitate ist dem Aufsatz „Was Sie schon immer über Dekonstruktivismus wissen wollten, sich aber nicht zu fragen getrauten“ von Ernst Manon in VffG – April 2004 / S. 104 entnommen.