Globale Vernichtung als letzter Schritt?

 

Anfang November 2001 erklärte der Leiter des "Projekts gegen das Auswuchern chemischer und biologischer Waffen" am Monterey‑Institut für internationale Studien (IMEI), Gary Ackerman, öffentlich, die Beteiligung christlich‑fundamentalistischer Gruppen am Anthrax‑Terror sei eine glaubwürdige Hypothese, weil diese "glauben, daß am 11. September die Apokalypse begonnen hat". Nach Ackermans Angaben hatten christlich­fundamentalistische Gruppen in den 80er und 90er Jahren Pläne erarbeitet, die Wasserversorgung zu verseuchen und Milzbrand zu verbreiten.

 

1995 setzte die im gleichen Endzeitdenken befangene Sekte Aum Shinrikyo im U‑Bahnnetz von Tokio tatsächlich tödliches Saringas frei. Es liegen Hinweise vor, daß die Gefolgschaft des Mystiker‑Guru Shoko Asahara ebenfalls an Milzbranderregem arbeitete und sich für Gentechnik interessierte.

 

Wie die asiatischen und christlichen so sind auch mohammedanische und jüdische Endzeitkulte davon überzeugt, daß die Menschheit in einem kommenden Armageddon gerichtet werden muß ‑ lediglich eine kleine Elite soll dem blutigen Massenurteil entkommen und der kosmischen Errettung vorbehalten bleiben. Für jede dieser fundamentalistischen Gruppen ist die Entwicklung eines ultimativen Virus, das alle Völker der Welt, mit Ausnahme weniger Erwählter auszurotten imstande ist ein logischer und geradezu gottgegebener Schlußpunkt der Genfwaffenforschung.

 

Dieser Alptraum ist heute zu einer greifbaren Realität geworden. Der globalen Vernichtung steht nichts mehr im Wege. Auch nicht der wundersamen Errettung der 144.000 "Erwählten" der biblischen Offenbarung, pflegen doch Teile der israelitischen Messianistengemeinde seit vielen hundert Jahren eine besondere Form der genetischen Spezifizierung, indem sie sich lediglich untereinander - meist innerhalb weniger Familien ‑ verheiraten.

 

Von ihrem New Yorker Hauptsitz aus wirken diese "Chassiden" stark auf die religiösen und konservativen Parteien in Israel. Heute haben sie den Machtzenit erreicht, ihre Anhänger und Verbindungsleute bilden das Rückgrat des Staates: Präsident Moshe Katzav zählt zu ihnen wie Premierminister Ariel Scharon, Interims‑Außenminister Benjamin Netanjahu oder die Mossad Chefs Halevy und Dagan. Der anwachsende Einfluß der Orthodoxen reicht durch die Kanäle rechtszionistischer Lobbygruppen weit über die Landesgrenzen hinaus und ist selbst in den USA parteiübergreifend spürbar. Bushs Langzeit-Chef‑Sprecher Ari Fleischer und Teile der sogenannten Neocons erklären sich zum Chassidismus, wie der frühere Vizepräsidentschaftskandidat der Demokraten, Senator Joseph Lieberman. Der verkündete vor dem gerade zu Ende gegangenen zweiten amerikanischen Irakkrieg, die auf Konflikt angelegte Strategie des US‑Präsidenten folge genau genommen nur der Linie, die er selbst an der Seite seines Senatskollegen John McCain mit dem "Iraq Liberation Act" im US-Kongreß durchgesetzt hätte.

 

Angesichts so prominenter Unterstützung darf es nicht verwundern, wenn der amerikanische Chassidismus manche Entscheidung des "Weißen Hauses" als die eigene auslegt und messianisch bewertet. Das galt für den ersten Golfkrieg ebenso wie für den zweiten, den der in der Sekte einflußreiche Lubawitscher Rabbiner bereits zehn Jahre vor seinem Ausbruch ins Auge gefaßt hatte. Als Begründung mußten jeweils prophetische Bibelstellen herhalten, die von den Chassiden als realpolitische Arbeitsaufträge verstanden werden.

 

Doch der Gang der Zukunftsschau ist keineswegs beendet: Nur wenige Tage nachdem ein angeblich den Taliban nahestehendes fundamentalistisches Terrorkommando die Zwillingstürme des World Trade Center und einen Teil des Pentagon zum Einsturz gebracht hatte, stellten chassidische Bibelforscher folgende Prophetie in den Mittelpunkt der sekteninternen Diskussion:

 

In Rom werden 3 Türme fallen

Der König von Rom wird daraufhin Krieg führen

Und am Ende von 70 Tagen wird er getötet werden.

Die ganze Welt wird sich auf Jerusalem stürzen

Und den Tempelberg umringen

Ein Feuer wird aus dem Tempelberg kommen

Und die Nationen vernichten

Dann wird der Messias kommen.

(Moshiach Online, Moshiach Topics - Questions and Answers. Discussion Area. 11.10.2001. Am 20. September 2001 "gepostet". http://www.moshiachnow.org/wwwboard/messages/961.html. Der Text entstammt Zohar, Balak212b)

 

Es ist nicht schwer zu deuten, in welchen Kontext die vorstehenden Zeilen eingeordnet werden sollen: Hier ist vom 11. September die Rede. Präsident George W. Bush führt darauf den zweiten Irakkrieg - und wird "nach dem Ende von 70 Tagen" getötet.

 

Zeitangaben im Talmud ‑ dorther ist der Text entnommen ‑ sind nach der jüdischen Geheimlehre Kabbala oft mehrfach ausdeutbar. Es fällt aber auf, daß Bush jr. nach exakt 70 Tagen vom Beginn des Irakkrieges an gerechnet zu seiner Europa/Nahostreise aufbrach, die den widerstrebenden Scharon zu einem Frieden mit den Palästinensern verpflichtete. Und exakt 70 Tage nach Ende des Golfeinsatzes (Die Kämpfe mit Saddams Truppen waren bereits Mitte April beendet. Das Weiße Haus erklärte den Irakkrieg unerfindlicherweise aber erst viel später - am 1. Mai - für beendet.) hielt sich der amerikanische Präsident abermals im Ausland auf ‑ und zwar in Zentralafrika, wo er mit führenden Staatsvertretern das Thema AIDS diskutierte.

 


Auf jenen Fall erweitert sich der Konflikt (über die anvisierte Bluttat?), rückt ins Heilige Land vor. In diesem Moment werden die Nationen der Welt durch einen Schlag, der aus Israel vorgetragen wird, vernichtet. Unglaublich? Nein! Selbst dieser Super‑Feldzug wird durch eine chassidisch gesteuerte Administration in Israel seiner vermeintlichen Utopie enthoben. So hat der Chef der radikalreligiösen Regierungspartei Jisrael Beitenu, Avigdor Lieberman, erklärt, um Israels Existenzrecht zu sichern, sei es das Beste, Kairo und Teheran zu bombardieren. Währenddessen amtiert als Chef der ebenfalls mit Scharon koalierenden "Moledet" Rabbi Benny Elon: er ist der ehemalige Oberrabbiner der "Ateret Cohanim"‑Talmudschule, die das Ziel verfolgt, die Moscheen auf dem Tempelberg im Zentrum Jerusalems zu zerstören und dort den Tempel Salomos wiederaufzubauen. Elons Haßtiraden trugen zur Ermordung Rabins bei. Seine Partei erklärt, sie wolle die Palästinenser nach Jordanien vertreiben.

 

Analog dazu räumte im Frühjahr 2003 der international anerkannte israelische Militärhistoriker Professor Martin van Crefeld in einem Zeitungsinterview ein, Scharon plane insgeheim, die Palästinenser aus Palästina zu deportieren. Der Regierungschef wolle daher "den Konflikt eskalieren lassen". Auf die Frage des Journalisten, ob er denn glaube, daß die Welt eine derartige ethnische Säuberung zulassen werde, erwiderte van Crefeld: Das liegt daran, wer es macht und wie schnell es geht. Wir besitzen Hunderte von atomaren Sprengköpfen und Raketen und können sie auf Ziele jeder Richtung schießen, vielleicht selbst auf Rom. Mit Flugzeugen sind die meisten europäischen Hauptstädte ein Ziel... Die Stärke unserer Streitkräfte nimmt nicht den dreißigsten Platz in der Welt ein, sondern eher den zweiten oder dritten. Wir haben die Möglichkeit, die Weit mit uns zusammen untergehen zu lassen. Und ich kann ihnen versprechen, daß dies auch geschieht, bevor Israel untergeht." (Jerusalem: 1. Februar, 2003/IAP News, Gespräch von Ferry Bierdermann vom niederländischen Magazin "Elsevier")

 

Diese Aussage ist kein Ausrutscher. Sie liegt im Gegenteil voll auf der Linie von im Chassidismus beheimateten apokalyptischen Bestrebungen. Das zeigte sich einmal mehr, als der führende israelische Journalist Saul Zadka ins selbe Horn blies und in der linksliberalen Tageszeitung "Ma'ariw" einen atomaren Angriff auf Europa anregte. Zadka forderte in seinem Artikel, daß "jeder normale Israeli Europa als Feind betrachten sollte", da Europa bereit sei, Israel für seine Beziehungen zur moslemischen Welt zu opfern". Daher sei es unter Umständen notwendig, daß Israel das "Verhalten eines wahnsinnigen Staates annimmt" und "seinen Zorn über alles ergießt, was sich zwischen Dublin und Lublin erstreckt." Notfalls "mit der Waffe des jüngsten Tages". Gegenüber der Berliner Zeitschrift "Junge Freiheit" bestätigte Zadka den Artikel und behauptete, die Mehrheit der Leserbriefschreiber habe seine Meinung unterstützt. Europa komme offenbar mittlerweile zu dem Schluß, daß es "ein Fehler war, den Juden zu erlauben, den Staat Israel zu gründen", weshalb sie sich zunehmend für die Palästinenser einsetzten. Sollten die Europäer jedoch nicht umdenken, könne für die Israeli nur die Devise gelten, "der Freund unseres Feindes ist unser Feind." Saul Zadka ist hauptberuflich Leiter des Instituts für Medienkommunikation an der Israel Valley‑Hochschule. Vor seiner Tätigkeit für Ma'ariw war er lange Jahre London-Korrespondent der großen israelischen Tageszeitung Ha'aretz.

 

Heute besteht die wichtigste Aufgabe der internationalen Nahostdiplomatie darin, zwischen den chassidistischen Scharfmachern und dem Staat Israel eine unterscheidende Trennungslinie zu ziehen. Es ist kein leichtes Unterfangen, denn die selbsterklärten Handlanger "göttlicher Prophetie" haben das nach außen hin säkulare Land praktisch im Handstreich erobert. Es wäre jedoch grundverkehrt, wollte man daraus den Schluß ableiten, die messianistischen Ultras stünden somit für Israel oder sprächen für das jüdische Volk. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß sie ‑ je nach Stand der Prophetie ‑ bereit sind Tod und Verderben über beide zu bringen. Heute scheint einmal mehr die Zeit für eine blutige Ernte heranzureifen. Das biblische Schlußszenario sieht den vernichtenden Kampf zwischen Gog und Magog (von dem die Exegese einen der Kombattanten als Königreich des Nordens ohne Mühe mit Europa identifizieren kann) das Heilige Land in Schutt und Asche legen.

 

Währenddessen stehen aktivistische Chassiden bereit, ‑ das auserwählte Volk und das Heilige Land in einem zweiten Holocaust auf dem Altar Gottes zu opfern ‑ auf daß aus dem Stamme Juda lediglich sie selbst als die verkündete Schar Erretteter übrigbleiben...

 

Quelle: "Die geplanten Seuchen. AIDS - SARS und die militärische Genforschung" von Wolfgang Eggert (Hg.), München 2003, S. 111 ff

 

Anmerkung: Einige "Auserwählte" kaufen bereits große Ländereien in Chile. Vielleicht besteht da ein Zusammenhang ...