Boykott (2)

 

ANTI - DEFAMATION LEAGUE

130 N. Wells St. Suite 1419

CHICAGO, ILLINOIS

PHONE FRANKLIN 2247

 

                                                                                           December 13,   1933

 

(im Weiteren in deutscher Übersetzung des englischen Textes)

 

An die Herausgeber englisch-jüdischer Zeitschriften

 

Meine Herren!

 

Die Firma Scribner und Söhne hat ein Buch von Madison Grant veröffentlicht, das den Titel "Die Eroberung eines Kontinents" trägt. Es steht im extremen Gegensatz zu den jüdischen Interessen. Besonderer Nachdruck wird im ganzen Buche auf die 'nordische Überlegenheits' Theorie gelegt, außerdem wird negativ die 'Schmelztiegel'-Philosophie in bezug auf Amerika gewertet.

 

In einer Buchverkaufsofferte weisen Scribners darauf hin, daß Herr Hitler der Mann ist, der in Deutschland den Wert der 'rassischen Reinheit' bewiesen hat. Der Autor behauptet, daß Amerikas Entwicklung von der Ausscheidung unassimilierbarer fremder Menschen aus unserer Mitte abhängt. Dieses Buch wird von vielen sogar als verderblicher angesehen, als das Buch von Hitler 'Mein Kampf'. Herr Grant behauptet außerdem noch, 'nationale Probleme wären im Grunde Rassenprobleme'.

 

Wir sind daran interessiert, den Verkauf dieses Buches zu verhindern. Wir sind der Meinung, daß uns das am besten gelingen wird, wenn wir verhindern können, daß es in die Öffentlichkeit dringt. Jede Betrachtung oder öffentliche Besprechung eines Buches von diesem Charakter wird nur die Aufmerksamkeit vieler, die sonst nie etwas davon erfahren hätten, darauf lenken. Das Ergebnis würde ein erhöhter Absatz sein. Je weniger über das Buch gesprochen wird, desto geringer wird die Verkaufsmöglichkeit sein.

 

Wir bitten Sie deshalb, von einer Kritik des Buches abzusehen, das über kurz oder lang unzweifelhaft Ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken wird. Unsere Überzeugung ist, daß eine allgemeine Einwilligung in diese Bitte andere Verlagshäuser davon abhalten wird, sich auf ein derartiges Wagnis einzulassen.

 

Ergebenst Ihr    (gez.) Richard E. Gutstadt, Direktor