Boris Beresowski – jüdischer Pate der Paten?
(...) Aus Moskaus Sicht wäre Lugowois Überstellung ein
grundloses Entgegenkommen, fast eine Demutsgeste, denn die Briten
haben in der Vergangenheit vergleichbare Gesuche durchweg abgelehnt. Die Russen verschleppen systematisch die Aufklärung
des Mordes (an Litwinenko) und zeigen bislang kein Interesse, den Täter
- wie versprochen - zu ermitteln.
Brown hingegen wollte seine
erste außenpolitische Kraftprobe gewinnen
und griff auf Folterwerkzeuge aus der Eiszeit des Ost-West-Konflikts zurück. „Damit schießt man sich nur selbst in
den Fuß“, sagt James Nixey, der
Leiter des Russland-Programms beim
Königlichen Institut für Internationale Beziehungen in London, „beide Seiten setzen Handelsbeziehungen in
Milliardenhöhe aufs Spiel.“ Großbritannien
ist derzeit der wichtigste Investor in Russland
250.000 Russen wohnen in London, die Reichsten besitzen 20 Prozent der
Luxusimmobilien dort.
Kaum ein internationales Thema können Brown und die anderen
Europäer ohne Putin lösen. Der für
Großbritannien besonders wichtige
Kampf gegen den Terror
beispielsweise wird nicht leichter, seitdem die Russen am vorigen Donnerstag gleich auch die Zusammenarbeit in diesem Bereich auf Eis legten. Weitere Nadelstiche aus Moskau: Britische Regierungsbeamte erhalten
keine Visa mehr, Russen werden in
offizieller Funktion das Vereinigte Königreich einstweilen nicht mehr
aufsuchen.
Am liebsten würde der Kreml Beresowski ausgeliefert sehen;
darum bemüht er sich seit Jahren. Denn
unentwegt ruft der für sein
hektisches Temperament bekannte Regimekritiker zum Sturz Putins auf.
Mit seinen Bekenntnissen, er finanziere die Opposition, erweist er Gleichgesinnten wie der Bewegung Anderes Russland von Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow allerdings
einen Bärendienst.
Auf Beresowski-Interviews im Westen folgen zuverlässig
immer neue Ermittlungen der Moskauer Generalstaatsanwaltschaft.
Mal lautet der Vorwurf auf Staatsstreich,
mal auf Spionage. So soll Beresowski
den Briten Dokumente des russischen Sicherheitsrats übergeben haben,
dessen Vize er von 1996 bis 1997 war. Das
könnte eine Gefälligkeit des
Londoner Innenministeriums erklären: Die Behörde stellte dem Flüchtling einen Pass auf den Namen Platon Jelenin aus, nachdem er Asyl erhalten
hatte.
In der Heimat dagegen gilt der Krösus nicht
mehr viel. Sein Einfluss auf Oppositionskreise liegt bei null.
Der Mann, der während
der Jelzin-Ära zu einem der reichsten und
einflussreichsten Russen aufstieg,
hat keine Verbündeten mehr.
In
London bildete er mit dem tschetschenischen Separatistenführer Ahmed Sakajew und mit Litwinenko ein lautstarkes Oppositionstrio. Das Recht, politische Feinde im Ausland zu liquidieren, hat das Parlament
Putin im vorigen Jahr per Gesetz
zugebilligt, sofern es gegen Terroristen
geht.
Dazu zählen nach Moskauer Lesart auch Tschetschenenpolitiker wie
Sakajew. Bereits im Februar 2004 hatten russische Agenten
in Katar Tschetscheniens Ex-Präsidenten Selimchan Jandarbijew
durch eine Bombe
getötet.
Solange an einen Austausch gegen Beresowski
oder Sakajew nicht zu denken ist, präsentiert sich Lugowoi im heimischen Fernsehen frohgemut als Unschuldslamm und
Opfer einer Intrige britischer Geheimdienstler.
Der Triumph des Handlangers wirkt wie einstudiert - aus sicherer Entfernung kann er seinen ohnmächtigen Häschern
eine lange Nase drehen. (...)
Quelle: DER SPIEGEL 30 / 2007 / 95 (Auszug)
1998 wurde Boris
Abramowitsch Beresowski auf Geheiß des russischen Staatschefs Jelzin, dem er den Wahlkampf finanziert hatte, zum
Generalsekretär der GUS ernannt. Zuvor hatte
er 1996/97 als stellvertretender Sicherheitsratschef und Tschetschenien-Beauftragter des Präsidenten in Moskau gewirkt. 1946 als Sproß einer jüdischen Familie geboren, hat Beresowski in der Umbruchzeit nach Ende des Kommunismus den Aufstieg vom Elektroingenieur zum milliardenschweren Boß eines
Wirtschaftsimperiums in Rußland mit Beteiligung an Banken und Medienkonzernen geschafft. Im „Munzinger-Archiv“ wird er als „einer der wichtigsten Vertreter der neureichen russischen
Hochfinanz“ beschrieben, die „ohne Scheu von sich behaupten, die Hälfte der Wirtschaft des Landes zu kontrollieren“. Das US-amerikanische Finanzfachblatt
„Forbes“ hat ihn in die Nähe der Mafia
gerückt und als „Paten der Paten“ in Rußland bezeichnet. Die Schweizer
„Weltwoche“ nannte ihn 1998 „Rußlands
bestgehaßten Großkapitalisten“ und einen „Dämon“. 2002 machte er sich, von
diversen Staatsanwaltschaften verfolgt, aus Russland davon.
Quelle: „Wer ist wer im Judentum“ von David Korn, München 2003, S. 41f
„Ich gewinne immer“ lautet der nicht unbedingt
bescheiden anmutende Titel eines Buches des Schachspielers Garri Kasparow, das
1991 erschien. Zweifellos gehört er zu den größten Koryphäen
des Brettspiels im 20. Jahrhundert. Er kam 1963 in Baku unter dem
Nachnamen Weinstein zur Welt. Sein 1971 gestorbener jüdischer
Vater stammte aus Deutschland. 1975 nahm der Schachspieler den
Namen seiner Mutter, Kasparow, an. Fünf Jahre später errang er den
Titel eines Junioren-Weltmeisters. 1985 wurde er mit seinem Sieg über Karpow der jüngste Weltmeister in der Geschichte des neuzeitlichen Schachs. Er blieb es bis zur Niederlage
gegen Kramnik 2000.
Quelle: „Wer ist wer im Judentum“ von David Korn,
München 2003, S. 229
Anmerkung: Es dürfte etwas dran gewesen sein, als
das National Journal vor geraumer Zeit schrieb, Wladimir Putin sei der erste
Staatsmann seit Adolf Hitler, der sich mit dem internationalen Machtjudentum
anlegt.