Antizionismus
"Wir haben mit dem Zionismus nichts zu tun!"
Die denkwürdige Rede des Oberrabbiners Moishe A. Friedman auf dem
antizionistischen Kongreß am 1. Juli 2004 in Wien nebst dem einführenden
Kommentar aus der Sondernummer 2004 des EURO-Kurier
Vertreter jüdischer
Institutionen im deutschsprachigen Raum finden mit ihren Verlautbarungen häufig
nicht nur Zustimmung. Das liegt zum einen daran, daß es sich entweder um
ausgewiesene Sympathieträger wie Michel Friedman, den stellvertretenden
Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, oder Charlotte Knobloch,
die Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde in München, handelt die durch ihre
Auftritte nicht eben zur Entkrampfung des deutsch‑jüdischen Verhältnisses
beitragen, oder aber die sachlichen Einwände jüdischer Vertreter liegen ganz
einfach daneben ‑ so etwa geschehen, als Zentralratsvize Salomon Korn im
März die ehemalige lettische Außenministerin Kalniete wegen deren
Eröffnungsrede zur Leipziger Buchmesse abkanzelte. Die lettische Politikerin
hatte sich erlaubt, kommunistische und NS‑Verbrechen gleichzusetzen. Bei
alledem gibt es jedoch auch einsichtige jüdische Stimmen. Eine davon gehört
Oberrabbiner Moishe A. Friedman, der auf der antizionistischen
Rabbinerkonferenz in Wien am 1. Juli 2004 eine denkwürdige Rede hielt. Wegen
ihrer Brisanz hier der vollständige Wortlaut:
»Sehr geehrte Damen und
Herren! Hochgeschätzte Ehrengäste, liebe Freunde!
Ich darf Sie alle herzlich
begrüßen und freue mich, daß so viele bedeutende Persönlichkeiten, hochrangig
Politiker und Universitätsprofessoren, Rechtsanwälte, Ärzte, Botschafter,
Oberrabbiner und Rabbiner heute hier zusammengekommen sind. Dafür danke ich
herzlich.
Ich bin es nicht gewöhnt, in
der deutschen Sprache Reden zu halten, und bitte daher um Ihr Verständnis. Ich
werde meine Rede auch möglichst kurz und sachlich halten, um dann das Wort an
meine hochgeschätzten Kollegen und die Ehrengäste zu übergeben.
Die Situation, in der sich das
thoratreue, gläubige Judentum seit Jahrzehnten befindet, ist äußerst schwierig,
ja fast unerträglich. Die weltpolitische Entwicklung insbesondere im Nahen
Osten läßt uns schwere Gefahren für unsere Zukunft und die unserer Kinder
fürchten. Dies hängt mit Irrtümern und Lügen über den wahren Charakter des
Judentums zusammen, die weltweit verbreitet und geglaubt werden. Insbesondere
in Deutschland und Österreich sind viele Tatsachen tabuisiert, und wer es wagt,
sie anzusprechen, setzt sich großen Gefahren aus. Dennoch wollen wir bei dieser
internationalen Konferenz diese Tatsachen auf den Tisch legen und daraus auch
Schlußfolgerungen ziehen, denn nur so kann sich die Lage ändern, woran jeder
von uns nur Interesse haben kann.
Verhängnisvolle Emanzipation
Gerade jetzt, anläßlich der
Theodor Herzl-Feierlichkeiten, müssen einige grundsätzliche Punkte
angesprochen werden, die wesentliche Grundsätze der jüdischen Religion
betreffen. Die staatlichen Feiern hier in Österreich und in anderen Ländern
erwecken ja den Eindruck, als wäre der Zionismus mit dem Judentum
gleichzusetzen oder zumindest eine legitime, politische Richtung des Judentums.
Das Gegenteil ist der Fall!
Bevor wir diese Tatsache
weiter erklären, müssen wir aber feststellen, daß es sich bei unserer Kritik
nicht um eine politische Kritik handelt, sondern wir einzig und allein vom
Standpunkt unserer Religion. also unseres Glaubens aus, sprechen. Wir bringen
keine politischen, sondern religiöse Gründe vor, denn von der Politik halten
wir uns aus moralischen und religiösen Prinzipien grundsätzlich fern.
Der wichtigste Punkt, den alle
glaubenstreuen Juden und damit alle hier versammelten Oberrabbiner und Rabbiner
teilen, ist, daß wir das uns von Gott auferlegte Schicksal der Diaspora zu
tragen haben. Diese wichtige Glaubensüberzeugung, wird von vielen Nichtjuden
oft nicht verstanden, darum betone ich sie hier: Seitdem wir Juden das uns von
Gott auferlegte Schicksal der Diaspora gläubig ertragen, versuchen wir, ohne
Probleme und Konflikte als loyale Bürger des jeweiligen Staates, in dem wir uns
befinden, zu leben. Wann immer es in diesen vielen Jahrhunderten zu
Schwierigkeiten und Konflikten gekommen ist, haben unsere Oberrabbiner
versucht, mit Unterordnung, Überzeugungsarbeit und herzlichem Bitten um
Barmherzigkeit zu einer Lösung mit der Obrigkeit zu kommen.
Und eine solche friedliche
Lösung wurde in den allermeisten Fällen auch herbeigeführt, und zwar ohne
Provokationen oder die Spiele der Machtpolitik. Die Probleme sind erst
gewachsen und größer geworden nach der sogenannten >Emanzipation<, als
die Vorstellungen der Aufklärung und des Liberalismus im Judentum Einzug
hielten und bestimmte jüdische Kreise sich davon politische Vorteile erhofften.
Jahrtausende hat unsere
Glaubensgemeinschaft in Deutschland und mit dem deutschen Volk in friedlichem
Zusammenleben dessen Gastfreundschaft genossen mit einem großen Maß an
Religionsfreiheit. Sogar als die zionistische, reformierte Gemeinde das
glaubenstreue Judentum zu verfolgen begann, ist uns das deutsche Volk zur Seite
gestanden, die deutschen Behörden haben daher meinem Vorgänger Oberrabbiner
Samsan R. Hirsch die Genehmigung zur Gründung einer eigenen orthodoxen
jüdischen Kultusgemeinde gegeben und sie mit allen nötigen Privilegien
ausgestattet.
In dieser Zeit ist Theodor
Herzl öfters nach Deutschland gereist, um, wo immer es möglich war, ja sogar
beim Kaiser, gegen uns Stimmung zu machen und gegen das thoratreue Judentum zu
hetzen. Teilweise ist er dabei auf Widerstand gestoßen. Theodor Herzl hat
jedoch mit seinen Aktivitäten den Antisemitismus willentlich angeheizt, weil er
dadurch die Bereitschaft der europäischen Juden zu erwecken suchte, einen
Judenstaat anzustreben. Letztlich hat er damit aber die Katastrophe des
Judentums herbeigeführt.
Zionistische Schuld am Holocaust
Weil die Zionisten den Staat
Israel herbeiführen und die jüdische Auswanderung nach Palästina fördern
wollten, sind sie nicht einmal davor zurückgeschreckt, Pogrome in Rußland
anzuheizen und zu provozieren - so furchtbar das klingt, meine Damen und
Herren, ist es doch beweisbar! Ebenso haben die Zionisten Hitler und das
deutsche Volk durch Boykottaufrufe und andere politische Aktionen zu
provozieren versucht, sie haben die Nürnberger Gesetze begrüßt und alles getan,
den Antisemitismus weiter anzuheizen. Die Zionisten tragen daher eine
wesentliche Schuld am Holocaust.
Wir orthodoxe, glaubenstreue
Juden haben mit diesen Dingen nicht das geringste am Hut gehabt. Wir haben uns
nicht beteiligt an den Provokationen gegen Hitler und das Dritte Reich. Wir
haben uns nicht beteiligt an den Boykottaufrufen und der internationalen
Propaganda. Dennoch sind gerade wir zu den wahren Opfern des Holocaust
geworden. Nach unserer Glaubensüberzeugung ist der Holocaust zwar die Strafe
Gottes für das jüdische Volk, das sich im Zionismus vom Glauben abwandte,
wenngleich die hauptsächlichen Opfer dieses Holocaust die orthodoxen Juden
waren.
So unglaublich es klingt, ist
es doch unbestreitbar wahr: Unsere Oberrabbiner haben sogar in Auschwitz
deklariert, daß wir zwar den Zionismus abgelehnt und bekämpft haben, aber doch
zu wenig und mit zu geringen Mitteln, weshalb auch uns die Strafe Gottes nicht
unberechtigt trifft. Ich weiß, daß solche Sätze heute in Europa kaum mehr
verstanden werden. Ich weiß, daß solche Sätze bei vielen Europäern
Unverständnis und Kopfschütteln hervorrufen, weil die meisten Europäer auch
ihren, den christlichen Glauben nicht mehr ernst nehmen. Dennoch: Das ist
unsere Glaubensüberzeugung!
Die Zionisten aber haben es
nach dem Krieg sogar geschafft, sich als einzige legitime Vertreter des
Judentums darzustellen. Vor allem durch die Besatzung Deutschlands und
Österreichs wurde dies ermöglicht. Die Auswirkungen sind schrecklich! Im Namen
des Judentums ‑und wir glaubenstreue Juden haben damit wirklich nichts zu
tun ‑ wird seit Jahrzehnten auf die gesamte politische und
wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands massiver Druck ausgeübt. Deutschland
ist nach wie vor ein besetztes Land, nach wie vor gilt die Feindstaatenklausel
der Vereinten Nationen für Deutschland, das heißt, Deutschland ist kein
gleichberechtigtes Mitglied der UNO!
Beispiel für die unfaßbare
Erniedrigung Deutschlands ist es, daß ein Herr Michel Friedman ‑ der
leider den gleichen Nachnamen wie ich trägt ‑, ein moralisch fragwürdiger
Kokainbenützer und Prostituiertenbesucher, die Möglichkeit besitzt, dem deutschen
Volk moralische Vorhaltungen zu machen und moralische Bedingungen zu stellen ‑
und das alles im Namen des Judentums!
Schluß mit der Erpressung!
In Österreich ist die
Situation nur unwesentlich besser. Auch hier wird ein Theodor Herzl als große
Persönlichkeit dargestellt, obwohl er dem Judentum in Wahrheit ungeheuren
Schaden zugefügt hat, weil er gegen den Willen Gottes versucht hat, aus einer
rein spirituellen, rein geistigen Religion ein politisches Machtsystem zu
machen, ein Machtsystem, das wie alle politischen Machtsysteme Gegner und
Feinde hat und diese bekämpft.
Die Palästinenser, die
Bevölkerung Palästinas, mußte logischerweise zum Feind eines solchen
zionistischen Machtsystems werden. Die Folgen, der Krieg. die Intifada, die
antijüdischen Terroranschläge und die ebenso terroristischen Schläge der
israelischen Armee gegen palästinensische
Führer mit ebenso vielen zivilen Todesopfern sind uns allen bekannt.
Als glaubenstreue Juden können
wir die Lehre des Dr. Theodor Herzl niemals akzeptieren. Als glaubenstreue
Juden stehen wir dem Zionismus völlig ablehnend gegenüber. Als glaubenstreue
Juden sehen wir den Zionismus als Verrat an Gott und der jüdischen Religion.
Wir thoratreuen Juden wollen
auch in Zukunft in Frieden unter den Völkern leben, unter den Deutschen wie
unter den Arabern, wir wollen kein Volk erpressen, kein Volk politisch unter
Druck setzen, sondern nur die Möglichkeit haben, wo immer wir leben, in Frieden
Gott anzubeten. Daher stehen wir in scharfer Opposition zur zionistischen
Machtpolitik. Daher stehen wir in scharfer Opposition zu allen Versuchen,
seitens internationaler sogenannter jüdischer Organisationen, Länder wie
Deutschland und Österreich politisch oder finanziell zu erpressen. Daher
mischen wir uns auch bewußt nicht in die inneren Angelegenheiten der Länder
ein, in denen wir leben.
Als der Bundestagsabgeordnete
der CDU, Dr. Martin Hohmann, in allen vom Glauben abgefallenen Menschen die
eigentlichen Täter des 20. Jahrhunderts sah, ob Bolschewisten oder
Nationalsozialisten, haben wir diese Analyse nur unterstützen können. Als gegen
Österreich aufgrund seiner schwarz‑blauen Regierung von verschiedenen
Staaten Boykottmaßnahmen beschlossen wurden, haben wir öffentlich festgestellt,
daß wir eine solche Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Landes für
nicht statthaft erachten und unserer Auffassung nach das österreichische Volk
jedes Recht hat, die Regierung zu wählen, die es sich selber geben will. Wir
haben damals sogar aus eigener Kasse ein großes Inserat in der New York Times
geschaltet, in der glaubenstreue jüdische Oberrabbiner aus der ganzen Welt
dieser Auffassung ihre Unterstützung verliehen haben.
Ich hoffe, meine sehr geehrten
Damen und Herren, daß es mir gelungen ist, Ihnen klarzumachen, daß der
Zionismus eines Theodor Herzl nichts mit den Überzeugungen des wahrhaft
glaubenstreuen Judentums zu tun hat. Es ist hoch an der Zeit, daß auch die
offiziellen Repräsentanten der Republik Österreich erkennen, daß das thoratreue
Judentum von uns repräsentiert wird und daß es neben der sogenannten
israelitischen Kultusgemeinde andere Ansprechpartner für sie gibt.
Deutschland ‑ bis heute besetzt
Die wesentlichen heiklen
Punkte, die wir in dieser internationalen Rabbiner‑Konferenz ansprechen
wollen, habe ich in meinen einleitenden Worten bereits angerissen. Ich begrüße
im besonderen und freue mich über ihr Kommen:
1.
Zuallererst Dr. Martin Hohmann. Mitglied des
Bundestages der BRD,
2. den
Verfassungsrechtler Univ. Prof. Dr. Hans Klesatzky aus Innsbruck,
3. Herrn Bundesminister a. D.
Prof. Dr. Erwin Lanc.
4. Herrn Volksanwalt Mag.
Stadler,
5. Herrn Prof. Dr. Matschner,
6.
Herrn Bundesrat Dr. John Gudenus,
7. Herrn Rechtsanwalt Dr.
Johannes Hübner.
Abschließend möchte ich nun
noch einen grundsätzlichen Appell dieser internationalen Rabbiner‑Konferenz
äußern:
Wir tragen an die
Bundesrepublik Deutschland und insbesondere an die CDU/ CSU‑Fraktion die
herzliche Bitte heran, das ungeheure Unrecht, das gegenüber Dr. Martin Hohmann
begangen wurde, wiedergutzumachen, seinen hervorragenden Namen
wiederherzustellen und ihn als Politiker und Repräsentanten seines
Heimatkreises voll zu rehabilitieren.
Wir können es nicht
unwidersprochen hinnehmen, daß unberechtigterweise und gegen alle Gebote
unserer Religion erpresserische Versuche unternommen werden, Menschen, die den
Mut haben, die historische Wahrheit anzusprechen, als Antisemiten zu verleumden
und ihnen fälschlicherweise ein antijüdisches Gedankengut zu unterstellen. Es
ist unerträglich, wenn heute zur Durchsetzung bestimmter politischer Ziele die
Geschichte des jüdischen Volkes und das Schicksal des Judentums unter Hitler
als Waffe instrumentalisiert wird.
Leider geschieht dies heute
allzu oft. Leider wird mit dem Sterben und dem Tod unserer Vorfahren so häufig
tagespolitisches Kapital geschlagen. Im Gegensatz zu diesen regelmäßig durch
die Medien geisternden Gedanken streben wir thoratreue Juden eine vollständige,
unbelastete, friedliche und freundschaftliche Zukunft mit dem deutschen Volk
an. Daher fordern wir auch ein Ende des Besatzungsstatus von Deutschland und
ein Ende der Feindstaatenklausel der Vereinten Nationen, denn nur so kann für
Deutschland ‑ und damit auch für Österreich ein endgültiger historischer
Schlußstrich unter die Vergangenheit gezogen werden.
Bevor man ein Ende des
Besatzungsstatus des Irak oder Palästinas fordert, muß man ein Ende des
Besatzungsstatuts für Deutschland fordern: Das Ende eines zum großen Teil
informellen, das heißt geistig-medial aufrechterhaltenen und in dieser Form
auch auf Österreich erstreckten Besatzungsstatus, der nur durch den Mißbrauch
unseres Namens und unseres Glaubens so etabliert werden konnte.«