Al-Aqsa-Moschee

 

(...) Eigentlicher Anlaß dieser im Westen als so überraschend empfundenen Islamischen Gipfelkonferenz war der Brand der Al‑Aqsa-­Moschee in Jerusalem am 21. August 1969.

 

Die Moschee Al‑Aqsa ist das zweitgrößte Heiligtum der mohammedanischen Welt. Errichtet auf jenem Felsen, von welchem Mohammed gen Himmel fuhr, ist sie eines der wichtigsten Bauwerke der Welt überhaupt. Die Juden ihrerseits erfanden im Rahmen ihrer übrigen bekannten religiösen Wahnideen die Mär, daß auf diesem selben Boden der Tempel Salomos gestanden habe. Eine neutrale wissenschaftliche Kommission wurde mit der Klärung dieser Frage durch den Völkerbund beauftragt und stellte eindeutig am 14. Januar 1930 fest, dass die jüdischen Behauptungen jeglicher Grundlage entbehren, daß auch der sogenannte "westliche Wall" Teil der mohammedanischen Moschee ist. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts war es nämlich den Juden gestattet worden, ein Stück dieses Walls von 30 Yard Länge als "Klagemauer" zu benutzen, und in ihrer toleranten Einstellung schloß die türkische Regierung damals das hier befindliche Moors‑Tor, damit die Klagenden an der Außenseite dieser, die Moschee abschließenden Mauer in ihrem Ritual nicht gestört würden. Der Schlüssel zu diesem Tor befand sich bis zur israelischen Invasion 1967 in den Händen des Jerusalemer Moslem‑Stadtrates, und wurde diesem damals von den Besatzern abgenommen.

 

Ziel des Zionismus war von Anfang an die "Wiedererrichtung des Tempels". Wir erinnern an die Encyclopaedia Britannica von 1926, die den Zionismus definiert als "eine jüdische Bewegung, die die Wiedererrichtung Israels, die Zusammenfassung der Juden in Palästina und den Wiederaufbau des Tempels anstrebt". Der Großmufti von Jerusalem erhielt am 30.November 1930 in dieser seiner amtlichen Eigenschaft des weiteren einen Brief von dem rumänischen Oberrabbiner, worin er aufgefordert wurde, die Moschee Al‑Aqsa den Juden zur Verfügung zu stellen. Gleiches Schreiben ging an die britische Mandate‑Verwaltung. Sir Alfred Mond Milchet, selbst Jude und britisches Kabinettsmitglied, erklärte damals: "Der Tag des Wiederaufbaus des Tempels ist nahe gerückt, und ich werde den Rest meines Lebens der Wiedererrichtung des Tempels Salomos an der Stelle der Al‑Aqsa-­Moschee widmen." Nach der Errichtung des "Staates Israel" erklärte der israelische Oberrabbiner sofort. "daß nicht Tel Aviv die Hauptstadt sein werde, sondern Jerusalem, denn dort stand Salomos Tempel, und die gesamte jüdische Jugend ist bereit, ihr Leben zu opfern, um den Ort ihres heiligen Tempels zu erobern". Ministerpräsident Ben Gurion sagte: "Israel ist sinnlos ohne Jerusalem und Jerusalem ist sinnlos ohne den Tempel." Noch am 30. Juni 1967 erscheint in "Time" ein aufschlußreicher Artikel unter dem Titel "Wird der Tempel errichtet werden?" (Should the Temple be Rebuilt?). Darin wird der vom Völkerbund längst widerlegte Schwindel von den Resten des alten Tempels neu aufgewärmt: Wenn man voraussetzt, daß Israel den Wall in Händen hat, welcher eine der wenigen erhaltenen Ruinen des Jüdischen Zweiten Tempels darstellt, so ist damit die Zeit für die Errichtung eines Dritten Tempels gekommen... Obwohl der Zionismus weitgehend eine säkulare Bewegung darstellt, so ist doch eine seiner Quellen das Jüdische Gebet um Rückkehr nach Palästina, um dort einen neuen Tempel errichten zu können. So groß ist Israels Euphorie heute, daß manche Juden genügend theologischen Grund sehen, solchen Wiederaufbau zu diskutieren. Sie gründen ihre Argumentation auf die Behauptung, daß Israel bereits in seine "Messianische Ära" eingetreten sei, und weisen darauf hin, dass Israels Oberrabbiner 1948 festlegte, mit der Errichtung des Jüdischen Staates und der Sammlung der Exilierten habe das Zeitalter der Erfüllung begonnen . . . Und der Historiker Israel Eldad sagt: "Wir stehen dort, wo David stand, als er Jerusalem befreite. Von da an bis zur Errichtung des Tempels durch Salomo verging nur eine Generation. Genauso wird es uns geschehen." Und was ist mit dem Moslem‑Heiligtum? Antwortet Eldad: "Das ist allerdings eine offene Frage. Wer weiss ? Vielleicht wird es ein Erdbeben geben? ...."

 

Die Frage ist heute nicht mehr ganz so offen. Anfang 1969 bestellte die israelische Regierung im Ausland genau abgemessene Steine für den neuen Tempel und seine beiden, im Alten Testament genannten massiven Bronzesäulen trafen ebenfalls bereits in Palästina ein. Dann erfolgte die Brandstiftung. Von dieser zunächst ein Augenzeugenbericht, wie er im "Observer" in London veröffentlicht wurde:

 

"Als ich eintraf, sagte man mir, das Feuer wäre vor etwa einer Stunde ausgebrochen. Es war eine Szene wie aus Dantes Inferno. Als ich das Heiligtum betrat, stürzten junge Araber auf mich zu, schreiend, meinen Arm ergreifend, weinend: "Die Juden haben das getan" heulten sie und schluchzten mit verzerrten Gesichtern. Sie wollen uns alle töten! Sogar unsere Heiligen Stätten wollen sie vernichten". . . Viele Leute weinten. Man fragte mich, ob ich Israeli oder Amerikaner sei (denn letztere werden als Gehilfen Israels angesehen). Die älteren Araber in der Menge führten mich zu einem religiösen Führer in langem Gewand, der nicht weit von der Tür der Moschee inmitten einer tobenden Menge stand. Der Scheich sagte, "Diese Moschee wurde unter israelischer Herrschaft angezündet. Sagen Sie das der Welt. Das ist noch niemals vorher geschehen. Was heute geschehen ist, spottet jeglicher Beschreibung. Dieses Feuer spricht für sich selbst." .. . In und um die Moschee herum liefen Araber mit Schläuchen, manche davon ohne Wasser. Männer und Jungen riefen "Gott ist groß", ihre Hemden und Hosen waren klitschnaß, während sie Eimer mit Wasser aufs Dach hinaufreichten. Gruppen bewegten sich im Hof, manche in Tränen, manche die Fäuste in den Himmel streckend. Balken stürzten herab, dicht neben die Helfer unten. Die alte Kanzel, errichtet zu Zeiten des Sultans Salahuddin Ayubi, war in schwarze Stücke auseinandergebrochen. Ich sah einen alten Moslemscheich in Turban und langem Mantel, wie er vorsichtig mit einem Wassereimer in der Hand am Dachrand entlang ging ... Dann hörte man einen Seufzer der Erleichterung, als ein Wassertankwagen in die Moschee einfuhr. Er war aus Hebron geschickt worden, einer mohammedanischen Stadt südlich von Jerusalem ... Israelische Soldaten, Ostjuden dem Aussehen nach, schossen auf die arabischen Jungen bei der Via Dolorosa ... Dann wurden die Geschäfte geschlossen, die Touristen wurden hinausgejagt, weitere Soldaten besetzten die Mauern der Stadt und drangen in diese ein, und die Stadt wurde abgeriegelt ... Die Leute sprachen kaum. Sie blickten in Angst. Ich sah nicht e i n e n Araber, auch nicht der älteren, gutgekleideten Generation, der nicht zitterte vor Ärger, Kummer und Abscheu. Alle sagten Unruhen voraus ... Jerusalem in einer Atmosphäre voller Bitterkeit, ich hatte es niemals zuvor so gesehen. Es wartete auf die Folgen dieses Feuers ..."

 

Der mohammedanische Stadtrat von Jerusalem schloß den Komplex sofort für nichtmohammedanische Besucher. Da erschien am 15. September Moshe Dayan mit Begleitung und drang in die Moschee ein, sie zu besichtigen. Gefühlsroher ist man selbst in Deutschland 1945 nicht aufgetreten!

 

Es stellte sich heraus, daß die Feuerwehr erst nach Stunden eintraf, daß mehrere Feuer angelegt worden waren, daß hochbrennbare explosivähnliche Stoffe, die nur eine große Organisation liefern und vorbereiten kann, verwandt worden waren, daß der angebliche van der Lubbe, der Australier Rohan, gar nicht durch das weiter entfernte Nordtor eingedrungen war, sondern durch das von Israelis bewachte Moors‑Tor. Eine Untersuchung der Brandursache durch Neutrale wurde von den Israelis abgelehnt, der "Brandstifter" widerrief mitten im Prozess seine "Geständnisse" und wiederholte sie dann auftragsgemäß einige Tage später aus seiner Eichmannkabine heraus. Kein Mensch in Jerusalem glaubt ihm auch nur ein einziges Wort. Die mohammedanischen Autoritäten Jerusalems weigerten sich, vor den israelischen Justiz‑Komödianten zu erscheinen.

 

Die Gefahr weiteren Schadens und eventuell gar einer Demolierung der Masjidul Aqsa ist nicht von der Hand zu weisen. Christliche Sekten in aller Welt wetteifern mit der Freimaurerei ... die Menschheit auf den Fortgang des Verbrechens, genannt "Messianische Ära", vorzubereiten. "Archeologische" Forschungen, die natürlich ihren bildlichen Widerhall auch schon in dem von einem Earl Warren mitgelenkten US‑"National Geographic Magazine" finden, sind längst bis unter die Moschee selbst vorgedrungen und gefährden so die Grundmauern eines Gebäudes, dessen hohe Kuppel mehrfach vom Feuer durchstoßen wurde. (...)

 

Quelle: "Gegen Gott und die Natur. Beiträge zu einer Analyse unserer historisch-politischen Situation" von Juan Maler, Buenos Aires 1971, S. 163 - 166