Widerspruch bei Zyklon-B
Auch über 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges findet man immer
noch etliche Widersprüche in den Darstellungen, von denen man erwartet hätte,
diese seien schon längst ausgefochten und geklärt. So heißt es beispielsweise bei
Werner Wegner "Nach eidesstattlichen Erklärungen des Buchhalters
der Testa, Alfred Zaun, wurden geliefert: 1942 = 7478,6 und 1943 = 12 174,9 kg,
Anfang 1944 monatlich zwei Tonnen Zyklon B.", während in den "Historischen Tatsachen"
nachzulesen ist "In
deren überprüften Ergebnissen ist auffallend, daß es für das Jahr 1944, in dem
angeblich die meisten Menschen vergast worden sein sollen, kein Zyklon‑B
mehr verfügbar war. Die für die Auschwitz‑Belieferung zuständige Firma Tesch und Stabenow hat seit August 1943
auf Grund Ministeranweisung vom 22.7.1943 bis Kriegsende überhaupt nicht mehr
geliefert."
Wir stellen nachfolgend die genannten Zitate im Zusammenhang gegenüber:
(...) Welche Mengen an Zyklon
B aber wurden tatsächlich an den KL‑Komplex Auschwitz geliefert? Zyklon B
wurde von der Hamburger Firma Tesch & Stabenow ("Testa") bezogen.
Für die Auslieferung war die Testa von der Deutschen Gesellschaft für
Schädlingsbekämpfung ("Degesch") in Frankfurt/Main abhängig. Die
Degesch ließ das Giftgasprodukt von den Dessauer Werken für Zucker und
Chemische Industrie bzw. den Kaliwerken Kolin AG herstellen. Die Testa teilte
der Degesch die Bestellungen mit, die dann die Ware von den Dessauer bzw.
Koliner Werken abrief. Die Rechnungen wurden von der Degesch ausgestellt.
Nach eidesstattlichen
Erklärungen des Buchhalters der Testa, Alfred Zaun, wurden geliefert: 1942 = 7.478,6
und 1943 = 12.174,9 kg, Anfang 1944 monatlich zwei Tonnen Zyklon B. Als im März
1944 das Dessauer Werk bei einem Luftangriff beschädigt wurde, mußte die
Produktion eingeschränkt werden. Die Degesch wurde daraufhin gedrängt, sofort
für Ersatz zu sorgen. Gefordert wurde die enorme Menge von fünf Tonnen. Ende
Mai, die Vernichtung der ungarischen Juden war im Gange, traf der erste
Transport ein. Das Giftgasprodukt sollte nun in Auschwitz/Birkenau nicht mehr
ausgehen.
Damit liefert Leuchter selbst
ein klares Indiz dafür, daß in dem Konzentrationslager Auschwitz/Birkenau nicht
nur Entwesungen der Gebäude, Baracken und Bekleidung mit Zyklon B durchgeführt
wurden, sondern daß die gewaltigen Mengen
des Giftgasproduktes noch einem anderen Zweck gedient haben müssen. Und um
was konnte es sich sonst gehandelt haben als um die Massenvernichtung von
Menschen? (...)
Quelle: "Keine Massenvergasungen in
Auschwitz? Zur Kritik des Leuchter-Gutachtens" von Werner Wegner in
"Die Schatten der Vergangenheit. Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus",
herausgegeben von Uwe Backes/Eckhard Jesse, Rainer Zitelmann, Frankfurt/M +
Berlin, 1990, S. 472
(...) Zu Beginn des Krieges
wurde Zyklon‑B streng bewirtschaftet. Zudem war es teuer.
Nach 1945 konnte das britische
Militärtribunal in Hamburg unter LtCol. (Oberstleutnant)
Nashton Hill, Captain (Hauptmann) R. A. Nightlingase u.a. feststellen, welche Zyklon‑B‑Mengen
während des Krieges an die einzelnen Konzentrationslager (KL) geliefert worden
waren. In deren überprüften Ergebnissen ist auffallend, daß es für das Jahr
1944, in dem angeblich die meisten Menschen vergast worden sein sollen, kein
Zyklon‑B mehr verfügbar war. Die für die Auschwitz‑Belieferung
zuständige Firma Tesch und Stabenow hat
seit August 1943 auf Grund Ministeranweisung vom 22.7.1943 bis Kriegsende überhaupt
nicht mehr geliefert.
Diesen Nachweis lieferte der
seit 1925 in der Firma Tesch &
Stabenow tätige Buchhalter, Alfred
Zaun, nach Durchsicht aller 1945 noch vorhandenen Firmenunterlagen. Hierbei
ist besonders wichtig, daß das private, handschriftliche Umsatzbuch von Dr. Bruno Tesch,
"welches er seit dem Jahre 1943 bis ganz zuletzt geführt hatte, alle
Einzelheiten über alle Verkäufe und Gasoperationen enthält, welche von der
Firma für diese Periode ausgeführt wurden."
Alfred Zaun vermerkte in seiner Eidesstattlichen Erklärung
vor dem britischen Militärtribunal, daß er seine Zahlen auch unter Verwendung
jenes privaten Umsatzbuches von Dr. Tesch (NI ‑ 11880 + NI ‑
11881) zusammengestellt habe, und die dort vermerkten Angaben
"sorgfältig von den englischen Behörden überprüft worden waren, bevor
sie in dokumentarischer Form dem Gericht unterbreitet wurden."
Alfred Zaun ergänzte:
"Die Firma beschäftigte sich hauptsächlich mit Durchgasungen, die
sie in eigener Regie ausführte, und mit Verkäufen von Gasen für
Schädlingsbekämpfung, wie Zyklon, Tritox, Cartox, T‑Gas, Ventox, etc., an
Kunden, die ihre eigenen Durchgasungen vornahmen.
Für den Bezug und die Lieferung von Zyklon war die Firma vollständig
abhängig von der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung m.b.H.,
Frankfurt/M (Degesch), die als
alleinige Patent‑ und Produktionslizenz‑Inhaberin das Zyklon von
den Dessauer Werken für Zucker‑ und Chemische Industrie A. G. auf den
Kaliwerken Kolin A. G. herstellen ließ. Alle Aufträge, die die Firma Tesch & Stabenow (Testa) von den
Konzentrationslagern und SS‑Organisationen erhielt, hatten über Degesch
zu gehen. Testa sandte jeweils den Abruf für die bestellte Menge von Zyklon
unter Angabe der gewünschten Büchsengröße und Lieferungsvorschriften an
Degesch. Sie hat ihrerseits dann die Ware von den Dessauer oder Koliner Werken
direkt an den letzten Verbraucher geschickt. Versandanzeige darüber wurde an
Degesch gegeben mit Kopie für Testa. Dieses Auftrags‑ und
Lieferungssystem ermöglichte es Degesch, eine genaue Kontrolle für jede Lieferung
an KZs und SS-Organisationen, die Zyklon betraf, zu haben. (...)
Quelle: "Historische Tatsachen" Nr. 92 von William W. Douglas,
Washington D.C./USA 2004, S. 7 f