Geistheiler

 

"Wenn einer heilt, dann ist es Gott, Jesus und der Patient selbst"

 

Ein Schulmediziner, der Transplantationschirurg Prof. Jochem Hoyer, beschreitet neue Wege. Durch seine Zuwendung zum christlichen Glauben wirkt er zukünftig als Katalysator für die Liebe Gottes.


 

Lübecker Nachrichten: Wie hat sich Ihr Bewusstseinswandel vollzogen?

 

Prof. Jochem Hoyer: Es sind äußere und innere Ursachen. Um mit den äußeren zu beginnen ‑ die Medizin hat sich immer mehr von ihren eigentlichen Aufgaben entfernt, nämlich Menschen von ihrer Krankheit zu befreien und zwar nicht nur den Körper, sondern auch den Menschen als solchen. Dann gibt es für mich noch die inneren Beweggründe, die vielleicht mit einer größeren Zuwendung meinerseits zu den göttlichen, christlichen Prinzipien zu tun haben. Es ist ein persönlicher Reifungsprozess vonstatten gegangen, für den ich keine plausible Erklärung habe.


 

Sie haben 30 Jahre lang als Mediziner gearbeitet. Warum distanzieren Sie sich erst jetzt von der Schulmedizin?

 

Kritik und Bedenken an der Schulmedizin äußere ich schon seit langem. Insbesondere ist die zwischenmenschliche Beziehung Arzt‑Patient, die Jesus in Perfektion vorgelebt hat, so gut wie nicht mehr vorhanden. Im Mittelpunkt seiner Bemühungen sieht der Arzt oder Bioingenieur, wie wir ihn heute nennen können, die grenzenlose Forschung. Der Krankheitsprozess wird immer besser analysiert, bis auf die Molekülebene, aber den eigentlichen Ursachen, die meiner Meinung nach zu 95 Prozent im seelischen Bereich zu suchen sind, geht er in der Regel nicht auf den Grund.

 

Sind Sie also vom Befürworter zum Gegner der Schulmedizin geworden?

 

Nein. Ich halte die Schulmedizin nach wie vor im Rahmen des Gesundheitssystems für unverzichtbar. Ein Traum von mir wäre, dass es auch in Deutschland Kliniken gibt, in denen Schulmediziner mit Alternativmedizinern Hand in Hand arbeiten.

 

Wie haben Sie Ihre Fähigkeiten des Geistheilens, die Sie jetzt nach dem Abschied von der Uniklinik vermehrt einsetzen wollen, entdeckt?

 

Ich habe in der Vergangenheit ‑ das liegt Jahre zurück‑, versucht, mit dem berühmten "Hand auflegen" akute Schmerzen zu lindern, und da mir das auch zum Teil gelungen ist, habe ich da schon eine gewisse Öffnung diesen Möglichkeiten gegenüber entwickelt. Die definitive Entscheidung, nach diesen Dingen in mir zu forschen, fiel, als mir eine Schamanin aus der Schweiz nach einer Persönlichkeitsanalyse sagte, dass ich extreme Fähigkeiten in der Geistheilung habe. Dort läge auch zukünftig meine Aufgabe, so ihre Aussage, um Menschen zu helfen.

 

Wie ist eine Geistheilung zu erklären?

 

Dazu möchte ich klar stellen: Jochem Hoyer selbst heilt nicht. Wenn einer heilt, dann ist es Gott, Jesus und der Patient selbst. Sie leisten den Beitrag zur Heilung. Ich sehe mich letztlich nur als eine Art Katalysator, der die Kraft, die das Universum zusammenhält, also in der christlichen Welt die Liebe Gottes, auf den Menschen zu lenken, der einer Hilfe bedarf.

 

Wer kann bei Ihnen Hilfe erfahren?

 

Im allgemeinen ist es so, dass es keine einzige Krankheit auf dieser Welt gibt, die nicht durch die grenzenlose Liebe Gottes geheilt werden könnte. Also vom einfachen Kopfschmerz bis hin zum fortgeschrittensten Karzinom wenngleich sich meist Menschen mit chronischen Erkrankungen an Geistheiler wenden. Ein Geistheiler sollte, wenn er die Symptome eines Patienten kennt, und er das Gefühl hat, dass die Schulmedizin besser weiterhelfen kann, ihn auch der Schulmedizin zuleiten. Es gibt wie in der Schulmedizin auch in der Geistheilung keine Erfolgsgarantie. Über allem steht: Sein Wille geschehe, und nicht mein Wille.

 

Wie hat man sich die Behandlung vorzustellen?

 

Ich mache seit sechs Monaten nur Fernheilung, so dass sich die Patienten auf nichts einlassen müssen. Das einzige, was ich von dem Patienten neben einem Foto und einer Schilderung seiner Beschwerden benötige, ist die persönliche Einwilligung zur Heilung, und dass er sich öffnet. Er weiß nicht, wann ich ihn behandle, aber er merkt es möglicherweise. Der Betroffene spürt Wärme, ein Kribbeln oder irgendeine Sensation in dem Körperteil, der ihm Kummer bereitet. In meditativer Konzentration und nach einem einleitenden Heilgebet stelle ich mir jeden Patienten mit seiner Erkrankung bildlich vor und lenke die Kraft an den Ort, an dem sie wirken soll.

 

Hatten Sie schon Erfolge?

 

Bisher konnte ich 20 Fälle abschließen, zwei davon sogar aus Amerika. Und der überwiegende Anteil ist davon überzeugt, dass er eine Besserung erfahren hat, was natürlich auch subjektiv sein kann. Entscheidend ist das Empfinden des Patienten, wie er sich fühlt.

 

Verabschieden Sie sich jetzt völlig von der Transplantationsmedizin?

 

Nein, ich halte die Entwicklungen dieser Fachrichtung nach wie vor für segensreich. Denn ich gebe Menschen die Chance für einen Neuanfang. Ich werde meine Erfahrungen aus den letzten 30 Jahren auch zukünftig weitergeben. So schon im August, wo ich durch meine Mitarbeit in einem kirchlichen Projekt in Indien vor allem die Form der Lebendtransplantation fördern möchte. Dann werde ich wieder nach Lübeck kommen und sehen, ob meine Mitarbeit in diesem Projekt auch in anderen Ländern erwünscht ist. Die Fernheilung wird darunter jedoch nicht leiden.



Werden Sie davon leben können?

 

Ich werde sicherlich nicht verarmen, sondern von den Spenden derjenigen leben, die geheilt wurden. Es gibt aber keinen Honorarsatz wie bei anderen. Jeder gibt das, was er möchte und kann. Denn diese Gaben, die in mir ruhen, habe ich als Geschenk erhalten, und ich habe nicht das Recht, dieses Geschenk kommerziell zu verwalten.

 

Wie wird Ihr Tätigkeitsfeld in Zukunft aussehen?

 

Der überwiegende Anteil wird die Fernheilung sein, da ich von überall Briefe bekomme. Ein Ziel wäre, einen baulichen Rahmen wie zum Beispiel ein ehemaliges Kloster zu finden, wo mehrere Geistheiler zusammenkommen, um gemeinsam zu behandeln.

 

Quelle: Lübecker Nachrichten vom 14./15. Mai 2000

 

 

 


Vom Schulmediziner zum überzeugten Geistheiler

 

Als Professor Jochem Hoyer vor vier Jahren eine seiner beiden Nieren spendete, sorgte diese Nachricht bundesweit für Aufsehen. Jetzt wartet der renommierte Transplantationsmediziner des Lübecker Universitätsklinikums und Ehren­-Bambi‑Träger erneut mit einem Coup auf: Knall auf Fall, so scheint es, bricht er alle Zelte in der Hansestadt ab und beginnt ein neues Leben als Heiler.

 

Denn: Mit der Liebe Gottes könne er Heilungen bewirken, die er selbst nicht für möglich hielt. Er sieht seine Möglichkeiten, als Schulmediziner Patienten zu helfen, als erschöpft an, so sein Fazit in einem Interview mit der Zeitschrift "bio ‑Gesundheit für Körper, Geist und Seele" .

 

Der Persönlichkeitswandel des 56­jährigen Arztes, der in den vergangenen 30 Jahren ungezählte Stunden im OP verbracht hat und 600 Nieren sowie 20 Bauchspeicheldrüsen transplantiert hat, ist seinen Worten nach auf mehrere einschneidende Erlebnisse zurückzuführen. "Vor sechs Jahren behandelte ich eine Frau, die nach einer Krebsoperati­on starke Schmerzen hatte, durch das Auflegen meiner Hände. Das wiederholte ich regelmäßig und von Mal zu Mal ging es ihr besser. Diese Erfahrung hat mir die Augen geöffnet", erzählt der Profes­sor. Zudem wurde ihm von ei­ner Schamanin kundgetan,

dass er in der Lage sei, heilen­de Kräfte weiterzugeben, die eng mit dem Glauben verbunden sind. Sein zukünftiges Selbstverständnis fasst er in die Worte: "Ich arbeite als Heiler sowohl mit meinem Geist als auch mit dem Schutzengel, der jeden Menschen begleitet."

 

Erst gestern bestätigte die Pressestelle der Medizinischen Uni definitiv die "Auflösung des Dienstverhältnisses". Doch für die unmittelbaren Kollegen, Oberarzt Dr. Lutz Fricke und Privat‑Dozent Dr. Martin Strik, die zusammen mit Hoyer die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Organtransplantationen geleitet haben und weiterführen, kommt der Abschied nicht überraschend. "Es hat sich schon vor geraumer Zeit abgezeichnet", so Fricke. Angesprochen auf die Beweggründe, antwortet der Internist: "Seine neue Einstellung zur Medizin lässt sich wohl mit der Schulmedizin nicht mehr vereinbaren." Chirurg Strik fügt an: "In den vergangenen Jahren hat sich Hoyer spürbar von dem klinischen Betrieb distanziert." Gleichzeitig betonen aber beide Ärzte, dass durch den Weggang keine Lücke entstehe.

 

Quelle: Lübecker Nachrichten vom 6.5.2000