Wehrmachtsausstellung (4)

 

Es folgen vier Leserbriefe aus den "Lübecker Nachrichten" vom 17.11.1999 zu Reemtsmas Wehrmachtsausstellung, welche die Problematik hinreichend kritisch - aber sachlich - beleuchten:

 

1) Vom Völkerrecht gedeckt

 

Was machte doch Herr Reemtsma bei der Pressekonferenz für eine jämmerliche Figur! Lügen zuzugeben, ist ja auch nicht so einfach. Neun Bilder sollten falsch beschriftet worden sein. Die hätte man einfach herausnehmen können, wenn das alles wäre! Es ist heutzutage keine Frage, daß auch durch die Wehrmacht Verbrechen begangen wurden. Es steht aber auch fest, daß damals Dinge verübt wurden, die man heute als Verbrechen bezeichnet, die aber damals von allen Armeen anerkannt wurden und die vom Völkerrecht gedeckt waren (Erschießung von Partisanen, Geiseln usw.) Wer daraus "Die Wehrmacht" und "Kollektiv ‑Schuld" macht, will ganz bestimmte Ideologien implizieren! Schuld ist aber immer individuell und niemals kollektiv. Wer Verbrechen begangen hat, soll dafür geradestehen, auch heute noch. Obwohl bei unseren ehemaligen Gegnern sogar die ein Denkmal erhalten, die damals Verbrechen befohlen hatten ‑ General Bomber-Harris aus England!

 

HEINZ PALM Lübeck

 

 

2) Großväter potentielle Mörder

 

Warum hat Herr Reemtsma nicht gleich auf den anerkannten und kompetenteren Historiker Musical gehört, und die falschen Dokumente entfernen lassen?

 

Nein, da wurde unsere Jugend erst belogen, in dem die Herren um Herrn Reemtsma versuchten, ihr klarzumachen, dass ihre Grossväter potentielle Mörder waren. Wie will er dieses falsche Bild der gesamten Wehrmacht wieder richtig stellen? Das wird für ihn eine unlösbare Aufgabe sein. Er hat zuviel zerbrochen.

 

Es ist bekannt, dass Kriege grundsätzlich grausam sind. Dieses war nicht nur 1939 - 1945 der Fall und schon gar nicht alleine bei den Deutschen. Ich zähle mich nicht zu den Ewiggestrigen, wie ihr Kommentator Hanno Kabel es hinzustellen versucht. Ich will nur, dass hier die volle Wahrheit aufgedeckt wird und keine Lügen verbreitet werden.

 

WINFRIED THIEDE Travemünde



3) Keine Nation mit Heiligenschein

 

Der Schriftsteller Martin Walser hat es in der Paulskirche auf den Punkt gebracht: "Moralische Keule"! Hier hat er den berühmten "Nerv" getroffen, das zeigen die Reaktionen bestimmter Kreise und das daraufhin folgende "Rauschen" im Blätterwald.

 

Keinem unserer ehemaligen Kriegsgegner würde es einfallen, von seinen Streitkräften eine solche "Ausstellung" zu machen: Oder ist irgendwo so etwas Ähnliches gewesen? (Sie, unsere ehemaligen Gegner, hätten allen Grund dazu: Phosphor 1943 in Hamburg ‑ Wieviel tote Zivilisten? Vernichtung Dresdens ‑ 300 000 Tote!) Es gibt genug Beispiele, auch aus der jüngsten Vergangenheit, über solche "Vernichtungskriege" (Balkan). Also was soll das "ewige" Getöse? ‑ Über 50 Jahre danach? Es gibt keine Nation mit "Heiligenschein"!

 

RUDOLFSCHULZ Lübeck

 

 

4) Eine von vielen Ebenen

 

Es sind nicht nur die neun oder vierzehn falschen Fotos der Ausstellung, die diese in der bisherigen Form unhalt­bar machen, auch viele Beschriftungen sind darüberhinaus falsch, was ebenso zu den vielen Missverständnissen führt. Am schwerwiegendsten ist aber die Überschrift der Ausstellung: "Verbrechen der Wehrmacht".

 

Die Wehrmacht bestand aus 18 bis 20 Millionen Soldaten. Die Ausstellung zeigt nur eine von vielen Ebenen an einem Abschnitt der Ostfront ohne Zusammenhänge zu nennen (z. B. Partisanenkrieg hinter der Front) und ohne dass dies dem Besucher unmissverständlich klar gemacht wird. Eine Verallgemeinerung in der bisherigen Überschrift ist völlig unverhältnismäßig und untragbar. Es gab nur "Ver­brechen durch Teile der Wehr­macht".

 

Ebenso führt die Form des "Eisernen Kreuzes" als Bild­träger zu falschen Schlüssen: Das "Eiserne Kreuz" war ei­ne persönliche Auszeichnung für besondere Tapferkeit und hat keinerlei Zusammenhang mit den gezeigten Verbre­chen, ist hier also am falschen Platz.

 

HENNING GROTH Lübeck