Theorien zum Verschwinden des Raoul Wallenberg

 

Heute bestreitet niemand in der Welt, daß Raoul Wallenberg von den Sowjets gefangengenommen wurde und dann vermutlich irgendwann im GULag gestorben ist. Wir möchten nun einige Versionen über das Verschwinden von Wallenberg und dessen Ursache kurz dar­stellen.

3.1.Pfeilkreuzler (ungarische Faschisten) haben ihn ermor­det. Dies berichteten einige ungarische Zeitungen des Jahres 1945, hier zitiert von Ferenc F. Fiala. Diese Meldung verbrei­teten auch sowjetische Quellen im Laufe des Jahres 1945. (Fiala Ferenc: „Trübe Jahre“, München 1959)

3.2.Opfer von Straßenräubern. Lévai vermutet am Ende sei­nes ... Werkes, daß Wallenberg von gewöhnli­chen Straßenräubern zwischen Budapest und Debrecen aus­geraubt und ermordet wurde, ignoriert aber, daß er diese Rei­se nicht allein, sondern in Begleitung des sowjetischen Mili­tärs angetreten hat. (Lévai Jenö: „Raoul Wallenberg; sein romanhaftes Leben, seine heroischen Kämpfe, und das Geheimnis seines Verschwindens“, Budapest 1948)

3.3.Wallenberg hätte große Mengen Wertgegenstände von reichen Juden bei sich zu Hause aufbewahrt, weswegen ihn die Sowjets entführt hätten. Diese These vertritt der ungari­sche Politiker Schamschula in der Ausgabe 2002/2 der Zeit­schrift für Literatur und Kunst Napút.

3.4.Er war ein amerikanischer Agent. In einem Rechtsgut­achten zur Klage des Wallenberg-Halbbruders Guy von Dardel 1984 beim Washingtoner District Court gegen die UdSSR steht in der Tat (Spiegel-Online, „Der Engel von Budapest“):

"In Ungarn sammelte Wallenberg auf Wunsch der US-Regierung wesentliche Informationen über die Kriegsan­strengungen der Nazis und das Maß des Rückgangs gegen Kriegsende."

3.5.      Er war amerikanisch-sowjetischer Doppelagent. Zu die­ser Vermutung kommt eine deutsch-ungarisch-russisch­-schwedische Historikerkonferenz im Jahre 2001 in Berlin. Die Konferenz ist aber wenigstens so ehrlich, zuzugeben, es gebe über Wallenberg in den USA und Schweden Papiere, die immer noch unter Verschluß gehalten werden. Wir wer­den später sehen, warum das von Bedeutung ist.

3.6.      Er hat sich an den Verhandlungen über ein Tauschge­schäft zwischen Juden und Deutschen (LKWs gegen die Freilassung von Juden) beteiligt. Als Jakowlew 1988 noch Politbüromitglied war, erzählte er dem Atomphysiker Andrej Sacharow, Grund der Verhaftung Wallenbergs sei ein Tauschhandel von Militärfahrzeugen gegen Juden gewesen.

3.7.      Er war amerikanisch-britisch-deutscher Dreifachagent, wollte aber für die Russen nicht arbeiten, vermutet der ehe­malige Vizechef der sowjetischen Auslandsspionage Pawel Sudoplatow. (Spiegel-Online, „Der Engel von Budapest“)

3.8.      Er war deutscher Agent - sollen die Russen vermutet ha­ben. Ein Vertreter des US-Geheimdienstes OSS gab eine Meldung nach Washington, die jetzt der Spiegel im CIA-Archiv gefunden hat (Spiegel-Online, „Der Engel von Budapest“)

"Höre im Außenministerium [...] daß Legationssekretär Wallenberg von schwedischer Gesandtschaft sich unter deutschen Schutz (Waffen-SS) gestellt habe."

3.9.  Der Leiter des Budapester Ghettos, Stöckler Lajos, wur­de von den kommunistischen Behörden in Ungarn 1950 der Ermordung von Wallenberg beschuldigt und zu einer Haftstrafe verurteilt.

3.10. Er wurde von den Sowjets festgehalten, um gegen nach Schweden geflüchtete Dissidenten ausgetauscht zu werden, wozu aber die Schweden nicht bereit waren, findet eine schwedisch-russische Regierungskommission 2001.

3.11.Er war amerikanisch-britischer Doppelagent, der aber auch für die Russen gearbeitet hat, und der ungarisch-jüdische Böhm Vilmos, der während des Zweiten Weltkrie­ges in Stockholm gelebt hat, hat ihn an die Russen verpfiffen - so vermutet der schwedische Historiker Wilhelm Agrell in der Tageszeitung Dagens Nyheter.

3.12.Er wurden von den Russen in Geiselhaft genommen, um von Schweden einen Milliardenkredit zu sehr günstigen Konditionen zu erhalten, vermutete das russische Blatt Kommersant im Dezember 1999.

 

Quelle: „Geheimnis um Raoul Wallenberg gelüftet. Wie ein prominenter Jude Opfer des Geistes von Nürnberg wurde“ von József K. Szegedi in VffG / April 2004 / S. 78 (Die zitierten Quellen wurden nicht vollständig übernommen. Titel in ungarischer Sprache werden in deutscher Übersetzung mitgeteilt)