Pogrome gegen Juden in der jungen Sowjetunion

 

Die Verfolgungen und Metzeleien erreichten ... ungeheure Ausmaße. Nach den Berichten des Ostjüdischen Historischen Archivs in Berlin sind folgende Pogrome und ihre Veranstalter in der Ukraine vom Herbst 1917 bis April 1921 dokumentarisch (Jüdisches Lexikon, Ausgabe 1930, Bd. 4 IV, Sp. 986) festgestellt worden:

 

Armee                      Zahl der V. H. aller Zahl der V. H. aller

                                Pogrome 1 Pogrome Getöteten Getöteten

 

Petljura‑Armee . . . .     493         40,0    16706         58,7

Aufständische Abtei­-

lungen u. Banden         359         29,0      8086         26,0

Denikin‑Armee . . . .   218        17,2        5285       17,0

Rote Armee . . . . . .   106         818          725         2,8

Polnische Armee . . .    82          2,6          134         0,4

Verschiedene . . . . .     83         2.,6          185         0,6

 

Kennzeichnend für die allgemeine Haßstimmung gegen die Juden ist, daß zu gleicher Zeit, als die national‑ukrainische Regierung Petljura konstituiert wurde, die Juden personelle Autonomie erhielten und lebhaften Anteil an der allgemeinen ukrainischen Politik nahmen, in der ganzen Ukraine Pogrome und Judenverfolgungen einsetzten. In den obigen Zahlen steht die nationale Petljura­Armee mit 40 v. H. aller Pogrome und mit 53,7 v. H. aller Getöteten an erster Stelle.

 

Darauf folgen sowohl nach der Zahl der Pogrome als auch der Opfer die Aufständischen Abteilungen und Banden, die direkt aus dem Schoß der Revolution als Empörung gegen den Bolschewismus und die Juden hervorgegangen sind. Erst an dritter Stelle folgt die konterrevolutionäre und judenfeindliche Denikin‑Armee, und dann die Rote Armee. Es hat auch Pogrome der Roten Truppen schon im ersten bolschewistischen Winter gegeben, so in Gluchow, Nowgorod‑Sewersk und anderen Orten. Als die Roten vor den deutschen Truppen flüchteten, wurden die jüdischen Flecken besonders in den nordöstlichen Kreisen des Gouvernements Tschernigow der Schauplatz wildester Judenmetzeleien. Die Sowjetmacht verschwieg die Greuel von Gluchow und Nowgorod‑Sewerks und schob sie den Weißen unter.

 

Auch die berühmte Reiterarmee des Roten Generals Budenny gehörte zu den wütendsten Pogromschtschiki. Als sie von der polnischen Front in die Krim gegen Wrangel herübergeworfen wurde, war ihr Weg gezeichnet mit zahllosen Pogromen, Morden, Vergewaltigungen und Plünderungen. Der Sowjetregierung war schließlich die Stimmung dieser Truppe so bekannt, daß ihre Quartiere niemals mehr in die Ukraine gelegt wurden, niemals mehr führte ihr Weg dort hindurch.

 


Aber all diese Tausende von Überfällen und Morden wurden mit einer unheimlichen Ruhe begangen:

 

"Auffallend war," schreibt Maslow, "an all diesen Pogromen ‑ den Petljuraschen, polnischen, sowjetischen ‑ die große Zahl der Ermordeten. Totgeschlagen wurden die Juden auch in der Zarenzeit, aber niemals so viele, und  man  tötete  nicht  mit  dieser Ruhe, fast Seelenlosigkeit. (S. Maslow: "Rußland nach vier Jahren Revolution", Paris 1922, Bd. 2, S. 26)

 

Es kann sein, daß das seelische Gleichgewicht der Pogromisten deshalb nicht gestört war, weil die Vernichtung der Juden nicht allein als Folge einer Hetze, nicht allein in einem künstlich erzeugten Erregungszustand geschah, sondern zum großen Teil als Folge einer jahrzehntelangen Kenntnis des Juden und des Leidens unter seinen ausbeuterischen Wirtschaftsmethoden. Was im Chaos, der Revolution und Bürgerkriege zum elementaren Durchbruch kam, war eine furchtbare Abrechnung, ein Ausbruch der seit Generationen angehäuften bitteren Erfahrungen, zu denen als letzte und schwerste die jüdische Vorherrschaft im Bolschewismus hinzukam.

 

Dostojewski schreibt:

 

"Fragt in unseren Grenzgebieten die heimische Bevölkerung: was bewegt den Juden und was bewegte ihn die Jahrhunderte hindurch? Ihr bekommt die einstimmige Antwort: Erbarmungslosigkeit . . .

 

 . . Und tatsächlich, die ganze Tätigkeit der Juden in diesen Grenzgebieten bestand darin, die heimische Bevölkerung in eine möglichst ausgangslose Abhängigkeit von sich zu stellen, indem sie die örtlichen Gesetze ausnutzten."

 

Quelle: "Bolschewismus und Judentum - Die führende Rolle jüdischer Kader bei der Entwicklung, Durchsetzung und Herrschaft des Bolschewismus" von Herman Fehst, 1934 / 2002, S. 84 f