Kristjan (Christian)
Jurjewitsch Rakowskij (Rakowski) – Sowjetdiplomat, Trotzkist und Hochgradfreimaurer will Stalins
Genickschuß entgehen und packt deshalb aus über JENE, die sich anmaßen, im
Hintergrund das Geschick der Menschheit zu lenken
1) Protokoll über die Vernehmung durch den GPU-Offizier Kuzmin (1938)
2)
Anmerkungen
von Gerold Bernert (2002)
3)
Anmerkungen
von Johannes Rothkranz (1993)
4)
Anmerkungen
von Johannes Rothkranz (1996)
5)
Wolfgang
Bittner (FM) versucht sich an Hans Werner Woltersdorf (1996)
6)
Red Symphony
Rakowskij‑Protokoll (Text)
über
die Vernehmung des Sowjet-
botschafters
Kristjan Jurjewitsch
Rakowskij
durch den Beamten
der
GPU Gabriel G. Kuzmin
am 26.
Januar 1938
in
Moskau
Kuzmin, i.F.: Kuz.): Wie wir in der Ljubjanka übereinkamen, habe ich
mich darum bemüht, für Sie eine letzte Chance zu erwirken; Ihre Anwesenheit
hier beweist, daß ich dies erreicht habe. Wollen sehen, ob Sie uns täuschen
werden.
Rakowskij, i.F.: Rak.): Ich wünsche und hoffe, daß
nicht.
Kuz.: Aber vorher einen Rat von Mann zu Mann: Hier handelt es
sich jetzt um die reine Wahrheit. Nicht um die "Prozeß‑Wahrheit",
wie sie im Prozeß im Licht der Geständnisse der anderen Angeklagten erscheinen
muß und sich, wie Sie wissen, völlig der politischen Notwendigkeit, der
"Staatsraison", wie man im Westen sagt, unterzuordnen hat. Die
Notwendigkeiten der internationalen Politik lassen uns die ganze Wahrheit, die
"wahre Wahrheit", geheimhalten. Ganz gleich, wie der Prozeß verläuft,
die Völker und Menschen werden das erfahren, was sie erfahren sollen ‑
einer aber muß alles wissen: Stalin. Ihre Worte hier, seien sie wie sie wollen,
können Ihre Lage nicht verschlimmern. Diese läßt ohnehin, wie Sie wissen, keine
Verschlimmerung zu. Sie können sich nur zu Ihren Gunsten auswirken. Sie können
Ihr in diesem Augenblick schon verlorenes Leben zurückgewinnen. So ‑ nun
wollen wir sehen: ihr alle werdet also bekennen, daß ihr Spione Hitlers im
Solde der Gestapo und des 0.K.W. seid, nicht wahr?
Rak.: Ja!
Kuz.: Und ihr seid Spione Hitlers?
Rak.: Ja!
Kuz.: Nein, Rakowskij, nein! Sagen Sie die Wahrheit, nicht die
Prozeßwahrheit !
Rak.: Wir sind keine Spione Hitlers, wir hassen Hitler so, wie
Sie ihn hassen, so wie Stalin ihn hassen kann, vielleicht noch mehr. Aber die
Sache ist sehr kompliziert.
Kuz.: Ich werde Ihnen helfen. Vielleicht weiß ich auch etwas.
Ihr Trotzkisten habt Kontakt mit dem Deutschen Generalstab aufgenommen, nicht
war?
Rak.: Ja!
Kuz.: Seit wann?
Rak.: Das genaue Datum weiß ich nicht, aber bald nach dem
Sturz Trotzkijs, lange bevor Hitler an die Macht kam.
Kuz.: Dann sind Sie also nicht Spione von Hitler persönlich
oder von seinem Regime?
Rak.: Richtig. Wir waren es schon vorher.
Kuz.: Und mit welcher Absicht? Etwa um ihm einen Sieg und
einige russische Gebiete für Deutschland zu schenken?
Rak.: Nein, keinesfalls.
Kuz.: Dann also als gemeine Spione, für Geld?
Rak.: Für Geld? Wir haben keine Mark von Deutschland bekommen.
Hitler hat nicht entfernt genug Geld, um beispielsweise einen Volkskommissar
für innere Angelegenheiten der Sowjetunion zu kaufen, hat doch dieser zu seiner
freien Verfügung ein Budget, das größer ist als die Vermögen der Ford, Morgan
und Vanderbilt zusammen, ohne auch nur darüber Rechenschaft geben zu müssen.
Kuz.: Also ‑ aus welchem Grunde dann?
Rak.: Darf ich ganz frei sprechen?
Kuz.: Ich bitte Sie darum, dazu habe ich Sie ja aufgefordert.
Rak.: Hatte nicht auch Lenin einen höheren Grund, die Hilfe
Deutschlands anzunehmen, damit er nach Rußland gelangen konnte? Muß man die
Verleumdungen gelten lassen, die dann gegen ihn geschleudert wurden? Nannte man
nicht auch ihn einen Spion des Kaisers? Seine Verbindung zum Kaiser und das
deutsche Eingreifen, damit die Bolschewisten als Anstifter der Niederlage nach
Rußland gelangten sind doch offensichtlich.
Kuz.: Ob das richtig oder falsch ist, gehört nicht zur Sache.
Rak.: Nein, erlauben Sie mir, dies abzuschließen. Steht nicht
fest, daß Lenins Handlungsweise dem deutschen Staate zu gute kam? Gestatten
Sie: Hier ist der Friede von Brest‑Litowsk, in dem gewaltige Gebiete der
Sowjet-Union an Deutschland abgetreten wurden. Wer hat das Herbeiführen der
Niederlage als bolschewistische Waffe schon 1913 proklamiert? Lenin, ‑
ich weiß die Worte seinen Briefes an Gorkij auswendig: "Der Krieg zwischen
Österreich und Rußland würde für die Revolution sehr nützlich sein, aber es ist
nicht sehr wahrscheinlich, daß Franz Josef und Nikita uns diese Gelegenheit
bieten." Sie sehen: Wir, die sogenannten Trotzkisten, die die
Herbeiführung der Niederlage im Jahre 1905 erfanden, zu welcher Methode sich
dann Lenin 1913 bekennt, wir verfolgen jetzt noch diese Taktik, die Taktik
Lenins ...
Kuz.: Mit dem kleinen Unterschied, Rakowskij, daß heute in
der Sowjetunion der Sozialismus und nicht ein Zar herrscht.
Rak.: Glauben Sie an das Bestehen des Sozialismus in der
Sowjetunion?
Kuz.: Ist denn die Sowjetunion nicht sozialistisch?
Rak.: Für mich nur dem Namen nach. Hier liegt der wahre Grund
der Opposition. Gestehen Sie mir zu ‑ und der reinen Logik nach müssen
Sie es mir zugestehen ‑, daß wir theoretisch, der Vernunft nach, das
gleiche Recht haben, "Nein" zu sagen, wie Stalin es hat
"Ja" zu sagen? Und wenn der Sieg des Kommunismus es rechtfertigt, daß
man die Niederlage herbeiführe, so hat, wer den Kommunismus durch Stalins
Bonapartismus für verraten und verkauft hält, ebensoviel Recht, die Niederlage
herbeizuführen, wie Lenin es hatte.
Kuz.: Ich glaube, Rakowskij, daß Ihr großer Stil als
Dialektiker Sie zum Theoretisieren verleitet. In der Öffentlichkeit würde ich
Ihnen widersprechen, das ist klar; gut, ich erkenne Ihr Argument an, das einzig
mögliche in Ihrer Lage, obwohl ich glaube, ich könnte Ihnen beweisen, daß es
nur ein Sophisma ist. Doch das zu anderer Zeit, wir werden noch eine
Gelegenheit haben, und ich hoffe, daß Sie mir die Revanche gestatten werden. Im
Augenblick nur soviel: wenn Ihr Herbeiführen der Niederlage und die Niederlage
der Sowjetunion selbst nur den Zweck hat, den Sozialismus, den wirklichen
Sozialismus, also nach Ihnen den Trotzkismus, durchzusetzen, so ist in dem
Augenblick eine solche Niederlage ziel‑ und zwecklos, wo doch alle Ihre
Führer und Kadres so konsequent liquidieren würden, wie wir es getan haben. Die
Niederlage würde nur die Thronerhebung eines "Führers" oder eines
faschistischen Zaren zur Folge haben, nicht war?
Rak.: In der Tat, Ihr Schluß ist richtig.
Kuz.: Nun, wie ich glaube, beweist das deutlich, daß wir schon
viel erreicht haben. Ich, der Stalinist, und Sie, der Trotzkist, haben das
Unmögliche möglich gemacht und sind zu einem Punkt gelangt, in dem wir
übereinstimmen. Wir stimmen darin überein, daß heute die Sowjetunion nicht
besiegt werden darf.
Rak.: Ich bekenne, daß ich nicht geglaubt hatte, mich so einem
intelligenten Manne gegenüber zu sehen. In der Tat, für jetzt und noch für
viele Jahre dürfen wir die Niederlage der Sowjetunion weder wünschen noch
herbeiführen, denn heute ‑ soviel ist sicher ‑ wären wir gar nicht
in der Lage, sie für eine Machtergreifung auszunutzen. Wir Kommunisten hätten
keinen Vorteil davon. So ist die Lage wirklich, ich stimme darin mit Ihnen
überein. Die Zerstörung des stalinistischen Staates kann uns heute nicht
bewegen. Ich sage das, indem ich noch einmal betone, daß dieser Staat am
allermeisten antikommunistisch ist. Sie sehen, ich bin offen.
Kuz.: Ich erkenne es, und das ist auch der einzige Weg, damit
wir uns verstehen. Ich bitte Sie jedoch noch um eine Erklärung für etwas, was
ich als einen Widerspruch in sich empfinde: Wenn für Sie der sowjetische Staat
der am meisten antikommunistische ist ‑ warum wünschen Sie heute nicht
seine Zerstörung? Ein anderer wäre doch weniger antikommunistisch, also ein
geringeres Hindernis, damit Sie Ihren reinen Kommunismus einführen könnten ...
Rak.: Nein, das ist eine allzu vereinfachte Deduktion. Auch
wenn Stalins Bonapartismus dem Kommunismus so entgegengesetzt ist wie Napoleon
der Revolution, ist es augenfällig, daß die Sowjetunion doch weiter eine
kommunistische Lehre und Form hat; sie hat einen formalen, keinen realen
Kommunismus. Und wie das Verschwinden Trotzkijs es Stalin erlaubte, automatisch
den realen in den formalen Kommunismus zu verwandeln, so wird das Verschwinden
Stalins uns erlauben, seinen formalen in einen realen Kommunismus zu
verwandeln. Eine Stunde würde uns genügen. Haben Sie mich verstanden?
Kuz.: Ja, natürlich. Sie haben uns eine klassische Wahrheit
gesagt, nämlich daß niemand zerstört, was er zu erben wünscht. Nun gut, das
alles ist ein sophistisches Gespinst. Es gründet sich auf eine Annahme, die von
den Tatsachen widerlegt wird, nämlich auf Stalins Antikommunismus. Gibt es
Privateigentum in der Sowjetunion? Gibt es persönlichen Mehrwert? Gibt es
Klassen? Ich will nicht mehr Tatsachen anführen ‑ wozu auch?
Rak.: Ich habe Ihnen das Bestehen eines Formalkommunismus ja
zugestanden. Alles, was Sie anführen, sind hohle Formen.
Kuz.: So? Und zu welchem
Zweck? Etwa aus bloßer Laune?
Rak.: Nein, es ist eine Notwendigkeit! Es ist nicht möglich,
die materialistische Entwicklung der Geschichte aufzuhalten, um so weniger, je
mehr man sie zu bremsen wünscht. Und mit welchen Kosten! Auf Kosten dessen, daß
man sie in der Theorie annehmen muß, um sie in der Praxis zu hintertreiben. So
unbesiegbar ist die Kraft, die die Menschheit zum Kommunismus drängt, daß nur
sie es vermag, gegen sich selbst gekehrt, die Schnelligkeit der Entwicklung,
genauer gesagt das Fortschreiten der permanenten Revolution, aufzuhalten.
Kuz.: Ein Fall?
Rak.: Hitler. Das ist der offensichtlichste Fall. Er benötigte
den Sozialismus, um den Sozialismus zu besiegen. Daher sein antisozialistischer
Sozialismus ‑ das nämlich ist der Nationalsozialismus. Stalin braucht
einen Kommunismus, um den Kommunismus zu besiegen. Daher sein
antikommunistischer Kommunismus, denn das ist sein Nationalkommunismus. Die
Parallele fällt in die Augen. Aber trotz des Antisozialismus' Hitlers und des
Antikommunismus' Stalins, schaffen beide, gegen ihren Willen, doch Sozialismus
und Kommunismus und viel mehr. Ob sie wollen oder nicht, ob sie es wissen oder
nicht, bauen sie einen formalen Sozialismus und einen formalen Kommunismus, den
wir, die Erben von Marx, schicksalhaft erben müssen.
Kuz.: Beerben? Aber wer erbt denn? Die Liquidation des
Trotzkismus ist restlos.
Rak.: Auch wenn Sie das sagen, glaube ich es nicht, wie
riesenhaft auch die "Säuberungen" sind ‑ wir Kommunisten
überleben sie doch. Nicht alle Kommunisten kann Stalin erfassen, wie lang auch
die Arme seiner Ochrana sind.
Kuz.: Rakowskij, ich bitte Sie, und notfalls befehle ich es
Ihnen, sich verletzender Anspielungen zu enthalten. Mißbrauchen Sie nicht Ihre
diplomatische Immunität!
Rak.: Nanu, bin ich noch bevollmächtigter Minister?
Botschafter? Von wem?
Kuz.: Genau gesagt, von diesem unerreichbaren Trotzkismus,
wenn wir ihn so nennen wollen.
Rak.: Vom Trotzkismus, auf den Sie anspielen, kann ich nicht
bevollmächtigt sein; er hat mir seine Vertretung nicht übertragen, und ich habe
sie mir nicht genommen. Sie haben sie mir gegeben.
Kuz.: Ich fange an zu vertrauen. Ich notiere zu Ihren Gunsten,
daß, als ich auf den Trotzkismus anspielte, Sie seine Existenz nicht bestritten
haben. Das ist ein guter Anfang.
Rak.: Wie sollte ich es bestreiten? Ich war es ja, der ihn
erwähnt hat.
Kuz.: Nachdem wir das Bestehen eines sehr besonderen
Trotzkismus durch gegenseitiges Übereinkommen anerkannt haben, wünsche ich, daß
Sie mir einige Hinweise geben, um die angeführten Übereinstimmungen
auszuwerten.
Rak.: In der Tat, ich kann hinweisen auf das, was mir zur
Sache zu gehören scheint, ohne versichern zu können, daß das immer genau der
Gedankengang von "Jenen" ist.
Kuz.: So habe ich es
also zu erwägen.
Rak.: Wir sind darin einig geworden, daß für jetzt die
Opposition an Niederlagen oder dem Sturz von Stalin nicht interessiert sein
kann, denn wir haben nicht die physische Möglichkeit, ihn zu ersetzen. Darin
stimmen wir beide überein. Nun aber eine unbestrittene Tatsache: Der
potentielle Angreifer besteht. Da ist dieser große Nihilist Hitler, der die
gefährliche Pistole der Wehrmacht gegen den ganzen Horizont richtet. Mit oder
ohne unser Zutun ‑ wird er gegen die Sowjetunion das Feuer eröffnen?
Lassen Sie uns übereinkommen, daß das für uns die entscheidende Unbekannte ist.
Halten Sie das Problem für richtig gestellt?
Kuz.: Es ist richtig gestellt. Jedoch für mich gibt es dabei
keine entscheidende Unbekannte. Ich halte den Angriff Hitlers auf die
Sowjetunion für unbedingt sicher.
Rak.: Warum?
Kuz.: Einfach deswegen, weil der, der ihm Befehle gibt, es so
anordnet. Hitler ist nur ein Kondottiere des internationalen Kapitalismus.
Rak.: Ich gestehe die Existenz der Gefahr zu, aber von da bis
zur Verkündung, daß ein Angriff Hitlers auf die Sowjetunion unbedingt sicher
sei, klafft ein Abgrund.
Kuz.: Den Angriff auf die Sowjetunion bestimmt schon das
innerste Wesen des Faschismus selbst; außerdem drängen ihn dazu alle
kapitalistischen Staaten, die ihn zu seiner Wiederaufrüstung ermächtigt haben
sowie zur Besitzergreifung aller wirtschaftlichen und strategischen Basen
dafür. Das ist zu augenfällig.
Rak.: Sie vergessen etwas sehr Wichtiges: Die Wiederaufrüstung
Hitlers und die Möglichkeiten und Straflosigkeiten, die ihm die Versailler
Nationen bis jetzt gegeben haben, merken Sie wohl, haben sie ihm in einer
besonderen Zeit gegeben ... nämlich als die Opposition noch da war, als wir
noch einen besiegten Stalin hätten beerben können. Halten Sie dies für ein
zufälliges zeitliches Zusammenfallen?
Kuz.: Ich sehe keine Verbindung zwischen der Tatsache, daß
die Nationen von Versailles die deutsche Wiederaufrüstung gestattet haben, und
dem Bestehen der Opposition. Die Tragweite des Hitlerismus ist in sich völlig
klar und logisch. Der Angriff auf die Sowjetunion findet sich seit ältester
Zeit in seinem Programm. Die Zerstörung des Kommunismus und die Ausdehnung nach
Osten sind ein Dogma in "Mein Kampf", diesem Talmud des
Nationalsozialismus. Und daß Ihre Politik der Niederlage diese bekannte Drohung
hat benutzen wollen, ist angesichts Ihrer Gesinnung natürlich.
Rak.: Ja, auf den ersten Blick erscheint das alles logisch und
natürlich, aber allzu logisch und natürlich, als daß es stimmen könnte.
Kuz.: Damit es nicht so wäre, damit uns Hitler nicht angreift,
müßten wir auf das Bündnis mit Frankreich vertrauen . . . und das wäre gewiß
geistvoll. Das wäre so dumm, als wollte man darauf vertrauen, daß der
Kapitalismus sich opfern sollte zur Rettung des Kommunismus.
Rak.: Wenn man ohne größere politische Kenntnisse als
diejenigen einer Massenversammlung diskutiert, haben Sie ganz recht. Aber wenn
das Ihr Ernst ist ‑ entschuldigen Sie, dann bin ich enttäuscht. Ich hielt
die politische Bildung der berühmten Polizei Stalins für höher stehend.
Kuz.: Der Angriff des Hitlerismus auf die Sowjetunion ist
außerdem eine dialektische Notwendigkeit; es heißt soviel, wie den
schicksalhaften Klassenkampf auf die internationale Ebene zu erheben. Bei
Hitler wird notwendigerweise die ganze kapitalistische Welt stehen.
Rak.: So, angesichts
Ihrer scholastischen Dialektik, bilde ich mir eine noch armseligere Vorstellung
von der politischen Bildung des Stalinismus. Ich höre Sie sprechen, wie etwa
Einstein einen Gymnasiasten über die vierdimensionale Physik sprechen hören
würde. Ich sehe, daß Sie vom Marxismus nur seine Elementarien kennen, das
Demagogische und Populäre.
Kuz.: Falls es nicht zu lang und zu dunkel sein sollte, bitte
ich Sie, mir etwas von dieser "Relativität" und
"Quantentheorie" des Marxismus zu enthüllen.
Rak.: Keine Ironie! Ich spreche getragen von einem besseren
Wunsche. In diesem gleichen Elementar‑Marxismus, den man Ihnen noch auf
Stalins Universitäten beibringt, können Sie einen Grund finden, die Ihrer These
über die Gewißheit des Angriffes Hitlers auf die Sowjetunion widerspricht. Man
lehrt ja immer noch als Eckstein des Marxismus, daß der innere Widerspruch die
unheilbare und tödliche Krankheit des Kapitalismus ist ‑ oder nicht?
Kuz.: Das stimmt.
Rak.: Und wenn das so ist, wenn der Kapitalismus am dauernden
inneren Widerspruch auf wirtschaftlichem Gebiet leidet? Das wirtschaftliche und
das politische Gebiet sind keine Einheiten in sich, es sind Zustände oder
Dimensionen der sozialen Einheit, und die inneren Widersprüche entstehen auf
dem sozialen Gebiet und wirken sich aus auf wirtschaftlichem oder politischem
Gebiet oder, je nach dem, auch auf beiden. Es wäre absurd, Fehlbarkeit auf
wirtschaftlichem Gebiet, aber Unfehlbarkeit auf politischem Gebiet annehmen zu
wollen, etwa als Voraussetzung dafür, daß sich Ihre These vom Angriff auf die
Sowjetunion bestätigt.
Kuz.: So bauen Sie in allem auf den inneren Widerspruch, die
Schicksalhaftigkeit, den unvermeidlichen Irrtum, denen die Bourgeoisie
unterliegen muß, sollte der Angriff Hitlers auf die Sowjetunion vermieden
werden. Ich bin Marxist, Rakowskij, aber hier unter uns, und ohne irgend einen
Kämpfer beleidigen zu wollen, sage ich Ihnen, daß ich bei all meinem Glauben an
Marx doch die Existenz der Sowjetunion nicht einem Irrtum ihrer Feinde
zuschreiben möchte ‑ und Stalin wohl auch nicht.
Rak.: Ich aber doch ... Nein, sehen Sie mich nicht so an, ich mache
weder Scherze, noch bin ich verrückt.
Kuz.: Gestatten Sie mir wenigstens meine Zweifel zu hegen,
solange Sie mir nicht Ihre Behauptung beweisen können.
Rak.: Sehen Sie, wie recht ich hatte, Ihre marxistische
Bildung für mittelmäßig zu halten? Ihre Gründe und Reaktionen sind doch
diejenigen eines Kämpfers aus Reih und Glied.
Kuz.: Und sind sie nicht wahr?
Rak.: Ja, wahr für den kleinen Zellenobmann, den Bürokraten
und die Masse. Angebracht für die Leute, die in Reih und Glied kämpfen ... Die
müssen das glauben und buchstäblich wiederholen ... Hören Sie mich vertraulich ‑
es geht mit dem Marxismus wie mit den antiken esoterischen Religionen; ihre
Gläubigen mußten auch nur das Elementare, ja das Grobe kennen, wenn man den
Glauben erwecken wollte, der etwas absolut Notwendiges ist, in der Religion wie
in der Revolution.
Kuz.: Werden Sie mir nicht jetzt einen mysteriösen Marxismus
enthüllen wollen, etwas wie eine neue Freimaurerei?
Rak.: Nein, nichts von Esoterik. Im Gegenteil ‑ ich
werde es Ihnen mit der Klarheit des hellen Mittags zeigen. Der Marxismus, noch
ehe er ein philosophisches System, ein System der Wirtschaft oder Politik ist,
ist eine Verschwörung für die Revolution. Und da die Revolution für uns die
einzige absolute Wirklichkeit ist, so sind Philosophie, Wirtschaft und Politik
nur insoweit Wahrheit, als sie zur Revolution führen. Die innere, sagen wir die
subjektive Wahrheit in der Philosophie, Wirtschaft, Politik und auch in der
Moral besteht überhaupt nicht, sie kann nur Wahrheit oder Irrtum im Sinne
wissenschaftlicher Abstraktion sein. Diese aber ist für uns der Dialektik der
Revolution untergeordnet ‑ der einzigen Wirklichkeit und darum der
einzigen Wahrheit, und darum muß sie es auch für jeden echten Revolutionär,
also auch für Marx, sein und sich also auch so auswirken. Erinnern Sie sich
jenes Satzes von Lenin, als jemand ihm entgegenhielt, daß seine Absicht der
Wirklichkeit entgegenstände?
"Ich spüre es durch die
Wirklichkeit" sagte er. Glauben Sie, daß Lenin eine Albernheit gesagt hat?
Nein, für ihn war jede Wirklichkeit relativ gegenüber der einen und absoluten:
der Revolution.
Marx war genial. Wenn sein
Werk nur eine gründliche Kritik des Kapitals wäre, so stellte es schon eine
wissenschaftliche Leistung ohnegleichen dar; aber wo es die Kategorie der
Meisterwerke erreicht, da wird es zur ironischen Schöpfung: "Der
Kommunismus muß triumphieren, weil sein Feind, das Kapital, ihm den Triumph
verschafft." Das ist die Leitthese von Marx. Gibt es eine größere Ironie?
Damit man ihm glaubte, genügte es, den Kapitalismus und den Kommunismus zu
entpersönlichen, das menschliche Wesen in ein rationales Wesen zu verwandeln
wie ein wunderbarer Taschenspieler. Das war sein geniales Hilfsmittel, um den
Kapitalisten, die die Wirklichkeit des Kapitals darstellen, zu sagen, daß der
Kommunismus durch ihre angeborene Idiotie triumphieren würde. Denn ohne die
dauernde Idiotie des 'homo oeconomicus' kann es in ihm nicht den von Marx
proklamierten dauernden inneren Widerspruch geben. Zu erreichen, daß der 'homo
sapiens' sich in den 'homo stultus' verwandelt, heißt eine magische Macht zu
besitzen, heißt fähig zu sein zu bewirken, daß der Mensch auf der zoologischen
Leiter wieder bis zur untersten Stufe herabsteigt, nämlich zur Bestie. Nur weil
die Existenz des 'homo stultus' in dieser Epoche der Höhe des Kapitalismus
gegeben ist, kann Marx seine axiomatische Gleichung formulieren: Innerer
Widerspruch + Zeit = Kommunismus. Glauben Sie mir, wenn wir Eingeweihten ein
Bild von Marx sehen, selbst wenn es sich hier über dem Haupteingang der
Lubjanka brüstet, können wir einen inneren Lachanfall nicht unterdrücken ‑
wir sehen ihn hinter seinem Bartfußsack über die ganze Menschheit lachen.
Kuz.: Sind Sie tatsächlich im Stande, sich über den wunderbarsten
Gelehrten der Epoche lustig zu machen?
Rak.: Ich mich lustig machen? Nein ‑ das ist
Bewunderung! Damit es Marx glücken konnte, so viele Männer der Wissenschaft zu
täuschen, mußte er ihnen allen überlegen sein. Jetzt aber, um Marx in seiner ganzen
Größe beurteilen zu können, müssen wir uns den wirklichen Marx anschauen, den
Revolutionär, den Marx des kommunistischen Manifestes. Das heißt Marx den
Konspirator, denn während seines ganzen Lebens lebte die Revolution ja schon im
Zustand der Konspiration. Nicht umsonst dankt ja die Revolution ihre Erfolge
und endlichen Siege diesen Männern der konspirativen Arbeit.
Kuz.: Leugnen Sie also den dialektischen Prozeß der inneren
Widersprüche des Kapitalismus im Endtriumph des Kommunismus?
Rak.: Seien Sie versichert, daß, wenn Marx geglaubt hätte, daß
der Sieg des Kommunismus lediglich durch den inneren Widerspruch im
Kapitalismus kommen würde, so hätte er den inneren Widerspruch gewiß nicht ein
einziges Mal auf den Tausenden von Seiten seines wissenschaftlich‑revolutionären
Werkes erwähnt. Das wäre ein kategorischer Imperativ der wirklichen, nämlich
revolutionären, nicht der wissenschaftlichen Natur von Marx gewesen. Ein
Revolutionär, ein Konspirateur enthüllt doch niemals dem Gegner das Geheimnis
seines Sieges. Er gibt ihm doch niemals Information ‑ er gibt ihm
"Desinformation", wie Sie es in der Gegenspionage zu tun pflegen.
Nicht war?
Kuz.: Damit kommen wir also nach Ihrer Darstellung zu dem Schluß,
daß es keine Widersprüche im Kapitalismus gibt, und daß, wenn Marx auf solche
hinweist, dies nur ein strategisch‑revolutionäres Hilfsmittel ist. So ist
es doch? Aber die kolossalen, dauernd zunehmenden Widersprüche im Kapitalismus
sind doch vorhanden. Daraus also ergibt sich, daß Marx lügend die Wahrheit
sagte.
Rak.: Sie werden als Dialektiker gefährlich, wenn Sie den
Zügel der scholastischen Dogmatik zerreißen und Ihrem eigenen Ingenium freie
Bahn lassen. Es stimmt ‑ Marx sagte lügend die Wahrheit. Er log, als er
den Irrtum, den inneren Widerspruch als "Konstante" der
Wirtschaftsgeschichte des Kapitals proklamierte und sie für "natürlich und
schicksalhaft" erklärte; jetzt aber: er sagte die Wahrheit, denn er wußte
bereits, daß die Widersprüche sich in steigendem Maße produzieren und vermehren
würden bis zu ihrem Höhepunkt.
Kuz.: Dann ‑ jetzt werden Sie antithetisch.
Rak.: Hier besteht keine Antithese. Marx täuscht aus
taktischen Gründen über den Ursprung der Widersprüche im Kapitalismus, nicht über
ihr augenfälliges Bestehen hinweg. Marx wußte, wie sie sich erzeugen,
verschärfen und endlich die totale Anarchie der kapitalistischen Produktion als
Einleitung zum Triumph der kommunistischen Revolution bewirken würden. Er
wußte, daß sie sich ereignen würden, weil er diejenigen kannte, die sie
produzierten.
Kuz.: Es ist eine eigenartige Neuheit, jetzt zu entdecken,
daß es nicht das Wesen und ihm eingeborene Gesetz des Kapitalismus ist, das ihn
dazu bringt, sich "selbst zu töten", wie es mit einer glücklichen
Formulierung, Marx bestätigend, ein bürgerlicher Wirtschaftswissenschaftler,
Schmalenbach, ausgesprochen hat. Aber mich interessiert sehr, ob wir so zum
Persönlichen kommen werden.
Rak.: Haben Sie es noch nicht gespürt? Haben Sie nicht
bemerkt, wie sich bei Marx Wort und Werk widersprechen? Er proklamiert die
Notwendigkeit, ja Schicksalhaftigkeit des inneren Widerspruches im Kapitalismus
und weist auf den Mehrwert und die Akkumulation des Kapitals hin. Er weist so
auf eine echte Wirklichkeit hin. Der größeren Konzentration der
Produktionsmittel ‑ sagt er scharfsinnig ‑ entspricht die größere
proletarische Masse, die größere Kraft, um den Kommunismus durchzusetzen, nicht
war? ‑ Nur aber, zur gleichen Zeit, da er dies proklamiert, gründet er
die Internationale. Und die Internationale ist im Klassenkampf des Tages
"reformistisch", das heißt, eine Organisation, um den Mehrwert zu
begrenzen, und, wenn möglich, zu beseitigen. Daher ist objektiv die
Internationale nach der Theorie von Marx eine kontrarevolutionäre,
antikommunistische Organisation.
Kuz.: Und das bedeutet, daß Marx ein Kontrarevolutionär, ein
Antikommunist wäre?
Rak.: Da sehen Sie, wie man eine bloße marxistische
Elementarbildung ausbeuten kann. Die Internationale als kontrarevolutionär und
antikommunistisch mit logischer und doktrinärer Klarheit zu bezeichnen, das
bedeutet in den Tatsachen nur ihre sichtbare und sofortige Wirkung, in den
Texten nur den Buchstaben zu sehen. Zu so absurden Ergebnissen kommt man,
gerade weil sie einleuchtend zu sein scheinen, wenn man vergißt, daß Worte und
Taten im Marxismus den strengen Regeln der höheren Wissenschaft untergeordnet
sind: den Regeln der Konspiration und der Revolution.
Kuz.: Werden wir endlich zu einem endgültigen Schluß kommen?
Rak.: Gleich. Wenn der Klassenkampf auf wirtschaftlichem
Gebiet in seiner nächsten Wirkung reformistisch und daher den ersten
theoretischen Voraussetzungen für den Durchbruch des Kommunismus
entgegengesetzt ist, so ist er in seiner echten und wirklichen Bedeutung rein
revolutionär. Aber, wie ich noch einmal wiederhole, untergeordnet den Regeln
der Konspiration, das heißt der Verschweigung und Verbergung seines wahren
Zieles. Die Beschränkung des Mehrwertes und damit der Akkumulation auf Grund des
Klassenkampfes ist nur der Schein, eine Art Spiegelfechterei, um die erste
revolutionäre Bewegung der Masse auszulösen. Der Streik ist schon ein Versuch
zur revolutionären Mobilmachung. Unabhängig davon, ob er gelingt oder
scheitert, ist seine wirtschaftliche Wirkung anarchisch. Endlich ist dieses
Mittel zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage einer Klasse in sich schon
eine Verarmung der allgemeinen Wirtschaft; ganz gleich wie Umfang und Ergebnis
eines Streikes sind, ist er immer ein Aderlaß an der Produktion. Allgemeines
Ergebnis: mehr Elend, aus dem sich die Arbeiterklasse nicht befreit. Das ist
schon etwas. Aber das ist nicht die einzige Wirkung, nicht einmal die
Hauptwirkung. Wie wir wissen, ist das einzige Ziel des Klassenkampfes auf
wirtschaftlichem Gebiet, mehr zu verdienen und weniger zu arbeiten. Ins
Wirtschaftliche übersetzt: mehr zu verbrauchen und weniger zu erzeugen. Ein so
absurdes Wirtschaftsverfahren ‑ nach unserem Lexikon ein solcher
"innerer Widerspruch" ‑, unbemerkt von den Massen, die im
Augenblick durch eine Lohnerhöhung verblendet sind, wird automatisch durch eine
Preiserhöhung ausgeglichen, selbst dann, wenn diese mit staatlichem Zwang
eingeschränkt wird; der Widerspruch, mehr verbrauchen als erzeugen zu wollen,
wird durch einen anderen ausgeglichen: die Geldinflation. Und so ruft man
diesen circulus vitiosus von Streik, Hunger, Inflation, Hunger immer wieder
hervor.
Kuz.: Außer, wenn der Streik auf Kosten des Mehrwertes vom
Kapitalismus stattfindet.
Rak.: Theorie, reine Theorie! Unter uns gesagt, nehmen Sie
irgendein Wirtschaftsjahrbuch irgendeines Landes und teilen Sie den Ertrag
unter die Lohnempfänger und Sie werden sehen, was für ein
"außerordentlicher" Quotient dabei herauskommt. Dieser Quotient ist
das Konterrevolutionärste der Welt, und wir müssen ihn als größtes Geheimnis
hüten. Denn wenn wir von der theoretischen Dividende die Löhne und die
Direktionskosten, die ja durch die Beseitigung des Eigentümers erforderlich
werden, abziehen, so bleibt fast immer eine passive Dividende für die
Proletarier. Mehr noch, wenn wir die Verminderung des Produktionsvolumens und
das Absinken der Qualität einsetzen. Wie Sie sehen, ist die Behauptung, daß der
Streik ein Kampf für das unmittelbare Wohlsein des Proletariats sei, nur ein
Vorwand, ein notwendiger Vorwand, um es zur Sabotage an der kapitalistischen
Produktion zu treiben. Dadurch vereint man die Widersprüche des bürgerlichen
und des proletarischen Systems und schafft eine doppelte Waffe der Revolution.
Es liegt auf der Hand, daß dies nicht von selbst eintreten kann, denn es
besteht eine Organisation, Führer, Disziplin und vor allem keine Dummheit.
Könnten Sie nicht den Verdacht hegen, daß die berühmten inneren Widersprüche
des Kapitalismus, besonders der Finanz, auch von jemandem organisiert sein
könnten? Als Grundlage der Einführung erinnere ich Sie daran, daß die
proletarische Internationale bei der Auslösung von Inflation mit der Finanz‑Internationale
übereinstimmt. Und wo es Übereinstimmung gibt, kann es sich auch um ein
Abkommen handeln. Das sind Ihre eigenen Worte.
Kuz.: Ich sehe einen so enormen Widersinn oder den Versuch,
ein neues Paradoxon zu entwickeln, daß ich es mir nicht einmal vorstellen
könnte. Es scheint, als wollten Sie das Bestehen einer Art kapitalistischen
Internationale, einer anderen, nur entgegengesetzten Komintern behaupten.
Rak.: Ganz richtig. Als ich Finanz‑Internationale sagte,
personifizierte ich sie genau so, wie wenn man Komintern sagt, aber mit der
Anerkennung einer "Kapintern" sage ich nicht, daß sie die Feindin ...
Kuz.: Wenn Sie wollen, daß wir die Zeit mit Spitzfindigkeiten
und Phantasien vertun, so haben Sie dafür einen schlechten Augenblick gewählt.
Rak.: Glauben Sie vielleicht, ich sei die Lieblingssklavin aus
"Tausend und einer Nacht", die Abend für Abend ihre Einbildungskraft
verschwendet, um ihr Leben zu retten? Nein, wenn Sie glauben, daß ich
abschweife, irren Sie. Um aber dahinzukommen, wohin zu gelangen wir uns
vorgenommen haben, muß ich Ihnen vorher Klarheit über wichtige Dinge verschaffen
angesichts Ihrer völligen Unkenntnis auf dem Gebiet des "höheren
Marxismus". Ich kann von einer solchen Klarstellung nicht absehen, denn
ich weiß wohl, daß im Kreml die gleiche Unbildung herrscht. Sagen Sie mir, ob
ich fortfahren soll.
Kuz.: Sie können fortfahren, aber ich sage Ihnen offen: wenn
alles nur auf eine phantasievolle Unterhaltung hinausläuft, wird Ihr Vergnügen
einen sehr bösen Epilog haben. Sie sind gewarnt.
Rak.: Ich fahre fort, als hätte ich nichts gehört.
Da Sie ein Scholastiker des
"Kapitals" sind und ich Ihre induktiven Begabungen erwecken möchte,
werde ich Sie an etwas Besonderes erinnern. Beachten Sie, mit welcher
Geistesschärfe Marx gegenüber dem rudimentären Industrialismus Englands in
seiner Zeit den ganzen zukünftigen riesenhaften Industrialismus ausmalt, wie er
ihn analysiert und geißelt, wie abstoßend er den Industriellen malt. Die
Phantasie von Ihnen wie von den Massen, wenn sie sich die menschliche
Verkörperung des ungeheuerlichen "Kapitals" vor Augen hält, sieht sie
so, wie sie Marx gemalt hat: ein dickbäuchiger Industrieller, Brasilzigarre im
Maul, zufrieden rülpsend und die Frau oder Tochter des Arbeiters verführend.
Ist es nicht so? Andererseits erinnern Sie sich an die Mäßigung von Marx und
seine bürgerliche Bravheit, wenn er die Währungsfrage darstellt. Im Gelde
erscheinen seine berühmten inneren Widersprüche nicht. Die Finanz, als Einheit
in sich, besteht für ihn nicht, und der Handel und Geldumlauf sind für ihn
Folge des bösen kapitalistischen Produktionssystems, dem sie völlig
untergeordnet und von dem sie bestimmt sind. In der Geldfrage erscheint Marx
als Reaktionär, und das war er, zur größten Überraschung, obwohl er jenen
fünfzackigen Stern ‑ gleich dem Sowjetstern ‑ vor Augen hatte der
ganz Europa mit seinem Glanz erfüllte: die fünf Brüder Rothschild mit ihren
Banken, die Herren über die größte Akkumulation des Kapitals, die die Welt
bisher gesehen hatte. An dieser ungeheueren Tatsache, die die Einbildungskraft
jener Zeit blendete, geht Marx unbemerkt vorüber. Das ist doch sonderbar nicht?
Vielleicht ergibt sich aus dieser besonderen Blindheit von Marx ein gemeinsames
Phänomen in den Revolutionen der letzten Zeit. Wir alle können beweisen, daß,
wenn die Massen sich einer Stadt oder Nation bemächtigen, sie immer eine fast
abergläubische Furcht vor Banken und Bankiers zeigen. Sie haben Könige,
Generale, Bischöfe, Polizisten, Priester und andere Vertreter der gehaßten
Vorrechte umgebracht, haben Kirchen, Paläste und sogar Stätten der Wissenschaft
geplündert und in Brand gesetzt, aber als wirtschaftlich‑soziale
Revolutionäre haben sie das Leben der Bankiers respektiert und die prächtigen
Bankgebäude unverletzt gelassen. Nach meinen Aufzeichnungen bis zu meiner
Verhaftung wiederholt sich heute das Gleiche ...
Kuz.: Wo?
Rak.: In Spanien. Wissen Sie das
nicht? Und jetzt sagen Sie mir: kommt Ihnen das alles nicht ganz
außergewöhnlich vor? Ich weiß nicht, ob Sie die sonderbare Ähnlichkeit von
Internationaler Finanz und Internationalem Proletariat bemerkt haben. Man
könnte sagen, daß das eine ein Spiegelbild des anderen ist, und wenn es ein
Spiegelbild ist, dann ist es das Proletariat, denn es ist moderner als die
Finanz.
Kuz.: Wo sehen Sie eine Ähnlichkeit bei so entgegengesetzten
Dingen?
Rak.: Objektiv gesehen sind sie identisch. Ja, wie ich gezeigt
habe, ist es die Komintern, unterstützt von den Reformisten und dem ganzen
Gewerkschaftswesen, die die Anarchie der Produktion, die Inflation, das Elend
und die Verzweiflung der Massen hervorruft, und die Internationale Finanz,
bewußt oder unbewußt von der Privatfinanz unterstützt, schafft die gleichen
Bedingungen, nur vervielfacht. Wir können uns schon die Gründe vorstellen,
warum Marx die inneren Widersprüche der Finanz vertuschte, die seiner
scharfsinnigen Beobachtung gar nicht verborgen bleiben konnten, wenn er in der
Finanz einen Verbündeten gefunden hatte, dessen Handeln objektiv betrachtet
revolutionär ist und damals schon von außerordentlicher Bedeutung war.
Kuz.: Unbewußtes Zusammentreffen ‑ kein Bündnis, das
eine Verständigung, Willensübereinstimmung, Vertrag voraussetzen würde.
Rak.: Wenn es Ihnen recht ist, vertagen wir diesen Aspekt.
Jetzt ist es besser, zur subjektiven Analyse der Finanz überzugehen, oder
besser, schauen wir uns die Persönlichkeit ihrer Vertreter an. Es ist genügsam
bekannt, daß das Geld seinem Wesen nach international ist. Aus dieser
Wirklichkeit ergibt sich, daß die Einheit, die es besitzt und
"sublimiert" kosmopolitisch ist. Die Finanz auf ihrem Gipfelpunkt,
als Selbstzweck, die Internationale Finanz verneint die Nationalität und
erkennt sie nicht an. Sie erkennt auch den Staat nicht an ‑ daher ist
sie, objektiv gesehen, anarchisch, und würde es restlos sein, wenn sie, die
jeden nationalen Staat verneint, nicht notwendigerweise selbst ihrem Wesen nach
ein Staat wäre. Der reine Staat ist nur noch Macht. Und das Geld ist reine
Macht, das Geld ist Staat. Der kommunistische Überstaat, an dem wir seit einem
Jahrhundert bauen und dessen Schema die Internationale von Marx ist, analysiert
ihn und läßt sein Wesen erkennen. Der Entwurf, das Schema, die Internationale
und ihr Prototyp, die Sowjetunion, sind auch reine Macht. Die wesenhafte
Identität beider Schöpfungen ist vollkommen. Das ist etwas Schicksalhaftes;
denn die Persönlichkeit ihrer Urheber war auch identisch: Finanzmann und
Kommunist sind beide Internationalisten. Beide, mit verschiedenen Begründungen
und verschiedenen Mitteln, bekämpfen den bürgerlichen Nationalstaat. Der
Marxist, um ihn in den kommunistischen Überstaat einzugliedern, deshalb nämlich
ist er Internationalist; der Finanzmann verneint den bürgerlichen
Nationalstaat, und seine Verneinung scheint ihm Selbstzweck zu sein; eigentlich
aber ist er kein Internationalist, sondern ein anarchischer Kosmopolit. Das ist
sein Anschein heute ‑ aber wir werden bald sehen, was er ist und will. Im
Negativen, wie Sie sehen, gibt es eine individuelle Identität der
internationalen Kommunisten und der kosmopolitischen Finanzmänner; als
natürliche Folge besteht sie auch zwischen der kommunistischen Internationale
und der Finanz‑Internationale.
Kuz.: Zufällige subjektive Ähnlichkeit und objektiv in ihren
Gegnern, die aber im Wurzelhaften und Wesenhaften zerbricht.
Rak.: Erlauben Sie mir, jetzt nicht zu antworten, um die
logische Ordnung nicht zu zerstören. Ich will nur das Grundaxiom
unterstreichen; Geld ist Macht. Geld ist heute der Mittelpunkt der Gravitation
in der Welt. Ich glaube, Sie stimmen damit überein?
Kuz.: Fahren Sie fort, Rakowskij, ich bitte Sie.
Rak.: Zu wissen, wie die Internationale der Finanz dazu kam,
Herr des Geldes zu werden, dieses magischen Talismans, der bis in unsere Zeit
für die Menschen in steigender Entwicklung das geworden ist, was einst Gott und
Nation waren, das ist etwas, das an wissenschaftlichem Interesse sogar die
Kunst der revolutionären Strategie übertrifft ‑ denn es ist auch Kunst
und auch Revolution. Ich werden es Ihnen auseinandersetzen. Als die Augen der
Geschichtsschreiber und der Masse durch das Geschrei und den Erfolg der Französischen
Revolution geblendet waren, das Volk trunken war vom Sieg, den König samt den
Privilegierten und aller ihrer Macht gestürzt zu haben, da hatten sie nicht
bemerkt, daß eine Handvoll Menschen, schweigsam, vorsichtig, unauffällig sich
der wirklichen Macht des Königtums bemächtigt hatten, einer magischen, fast
göttlichen Macht, die es besessen hatte, ohne es zu wissen. Die Massen
bemerkten nicht, daß Fremde für sich diese Macht ergriffen hatten, die sie
alsbald zu einer viel härteren Sklaverei als unter dem König zwingen würde,
denn dieser war durch seine religiösen und moralischen Bindungen und seine
Torheit gar nicht fähig gewesen, solche Macht zu gebrauchen. Daher kam es, daß
sich der größten Macht des Königs solche Männer bemächtigten, deren moralische,
intellektuelle und kosmopolitische Beschaffenheit es ihnen ermöglichte, sie zu
handhaben. Natürlich waren es jene, die von Geburt keine Christen, wohl aber
Kosmopoliten waren.
Kuz.: Was kann diese mythische Macht sein, deren sie sich
bemächtigen?
Rak.: Sie nahmen das königliche Privileg, Münzen zu prägen, an
sich ... Lächeln Sie nicht, daß ich nicht glauben muß, Sie wüßten nicht, was
die Münze wirklich ist. Ich bitte Sie, sich einmal in meine Lage zu versetzen.
Meine Stellung Ihnen gegenüber gleicht der eines Arztes, der einem anderen, vor
Pasteur aus dem Tode erweckten Arzt die Bakteriologie erklären sollte. Aber ich
begreife Ihre Unkenntnis und entschuldige sie. Eine Sprache, die mit Worten
jongliert, welche falsche Vorstellungen über Dinge und Taten erwecken, kann
keine wirklichen, exakten Begriffe vermitteln. Ich habe die Münze genannt, ‑
natürlich erschien vor Ihrem inneren Auge sofort die Gestalt der physischen
Münze aus Metall oder Papier. Nicht doch! Das ist das Geld nicht! Die im Umlauf
befindliche physische Münze ist ein richtiger Anachronismus. Wenn sie noch
besteht und umläuft, so geschieht es durch einen Atavismus, nur weil es
praktisch ist, eine Illusion, heute eine reine Fiktion der Phantasie,
aufrechtzuhalten.
Kuz.: Ein so brillantes Paradoxon ist kühn, beinahe poetisch!
Rak.: Wenn Sie wollen, brillant, aber es ist kein Paradoxon,
was ich da sage. Auch ich weiß ‑ und das ließ Sie wohl lächeln ‑
daß heute noch die Staaten auf Metallstücke oder Papier die Bilder ihrer Könige
oder ihre Landeswappen prägen ‑ doch was bedeutet das schon? Die große
Menge des umlaufenden Geldes, das Geld der großen Transaktionen, die Vertretung
des nationalen Reichtums, Münze, jawohl Münze haben jene Männer, auf die ich
anspielte, auszugeben verhindert. Titel, Anweisungen, Schecks, Wechsel,
Indossements, Diskont, Kurse, Zahlen und immer wieder Zahlen, das hat, wie ein
entfesselter Wasserfall, die Völker überschwemmt. Was war demgegenüber das
Metallgeld und das Papiergeld? "Jene" aber als sehr feine Psychologen
kamen bei der Straflosigkeit der allgemeinen Unwissenheit zu viel mehr. Noch
über die riesige Reihe des Finanzgeldes hinaus, um ihm einen Umfang bis zum
Unendlichen zu geben und es mit der Schnelligkeit des Gedankens auszustatten,
schufen sie das Kreditgeld ... eine Abstraktion, ein gedachtes Wesen, eine
Ziffer . . . Kredit, Glauben ... Verstehen Sie es schon? Betrug, falsches Geld
mit gesetzlichem Kurs ... Mit anderen Worten, um mich besser verständlich zu
machen, Banken und Börsen und das ganze Finanzsystem sind eine gigantische
Maschine, um eine Ungeheuerlichkeit gegen die Natur zu begehen, wie Aristoteles
es bezeichnet hat, nämlich das Geld wieder Geld erzeugen lassen, etwas, das
einmal ein Verbrechen gegen die Wirtschaft, im Fall der Finanzleute auch ein
Verbrechen gegen das Strafgesetzbuch ist, denn es ist Wucher. Ich weiß schon,
was nun der Gegeneinwand sein wird, nämlich, daß sie einen gesetzlichen Zins
beziehen. Auch wenn man dies zugesteht ‑ und das heißt viel zugestehen ‑
so bleibt der Wucher der gleiche; denn wenn der Zins, den sie nehmen,
gesetzlich ist, so täuschen Sie fälschend ein gar nicht existierendes Kapital
vor. Die Banken haben immer, geliehen oder in produktiver Bewegung, eine Menge
Kreditgeld, Geld in Zahlen, die fünf- bis hundertmal größer ist als die Summe
des ausgegebenen physischen Geldes. Ich will nicht von den Fällen sprechen, in
denen das Kreditgeld ‑ das fabrizierte Falschgeld! ‑ das als
Kapital eingezahlte Geld übertrifft. Wenn man aber berücksichtigt, daß nicht
das wirkliche Kapital, sondern das nicht existente Kapital Zinsen bringt, dann
muß der Zins um so viel mal unberechtigter sein als das wirkliche Kapital durch
diese Fälschung vervielfacht ist ... Und berücksichtigen Sie bitte, daß das
System, das ich darlege, noch das unschuldigste ist, um Falschgeld
herzustellen. Stellen Sie sich, wenn Sie können, einige wenige Menschen vor mit
einer unumschränkten Macht zum Besitz realer Güter, und es werden unumschränkte
Diktatoren des Wertes im Umsatz sein, also Diktatoren der Erzeugung und
Verteilung, und daher der Arbeit und des Verbrauches. Wenn Ihre
Vorstellungskraft das gestattet, stellen Sie sich das im Weltmaßstab vor und
Sie werden die auf sozialem und moralischem Gebiet anarchische, also
revolutionäre Wirkung erkennen. Verstehen Sie nun?
Kuz.: Nein, noch nicht.
Rak.: Natürlich ‑ es ist sehr schwer, Wunder zu
verstehen.
Kuz.: Wunder?
Rak.: Ja, Wunder! Ist es kein Wunder, wenn sich eine Holzbank in
eine Kathedrale verwandelt? Solch ein Wunder aber haben die Menschen im letzten
Jahrhundert tausendmal erlebt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Denn es
ist ein staunenerregendes Wunder, daß die Bänke, an denen schmierige Wucherer
saßen und mit ihrem Gelde handelten, zu Tempeln wurden, die ihre heidnischen
Säulenfassaden an jeder Ecke der modernen Städte emporrecken und zu welchen die
Menge eilt, besessen von einem Glauben, den nicht einmal die Himmlischen
einzuflößen vermögen, um begeistert alle Reichtümer der Gottheit
"Geld" darzubringen, von der sie meinen, sie throne im Stahlschrank
des Bankiers, ihrer göttlichen Aufgabe hingegeben, sich bis ins Unendliche zu
vermehren.
Kuz.: Das ist die neue Religion der faulenden Bourgeoisie.
Rak.: Gewiß, Religion. Die Religion der Macht!
Kuz.: Also sind Sie ein Dichter der Wirtschaft.
Rak.: Man braucht schon Poesie, um sich eine Idee von der
Finanz, dem genialsten und revolutionärsten Kunstwerk aller Zeiten, zu machen.
Kuz.: Das ist eine irrige Anschauung. Die Finanz, wie Marx
und vor allem Engels sie definiert haben, wird bestimmt vom kapitalistischen
Produktionssystem.
Rak.: Stimmt, aber umgekehrt: das System der kapitalistischen
Produktion wird bestimmt von der Finanz. Was Engels d a g e g e n sagt und
sogar beweisen will, ist der überzeugendste Beweis d a f ü r, daß die Finanz
über die bürgerliche Produktion herrscht. Weil das so ist, haben Engels und
Marx die Finanz, die gewaltigste Maschine der Revolution verglichen mit ihr ist
die Komintern ein Kinderspielzeug ‑, nicht aufdecken und anklagen wollen.
Im Gegenteil, unter Benutzung ihres wissenschaftlichen Talentes mußten sie noch
einmal die Wahrheit im Interesse der Revolution "camouflieren". Und
das haben beide getan.
Kuz.: Die Geschichte ist nicht neu, so etwas, erinnere ich
mich, hat Trotzkij schon vor zehn Jahren geschrieben ...
Rak.: Sagen Sie mir ...
Kuz.: ... als er proklamierte, die Kominform sei eine
konservative Organisation verglichen mit der Börse von New York, und die großen
Bankiers seien die "Schmiede der Revolution".
Rak.: Ja, das sagte er in einem kleinen Buch, in dem er den
Zusammenbruch von England voraussagte. Ja, so sagte er und fügte hinzu:
"Wer drängt England auf den Weg der Revolution?" und er antwortete:
"Nicht Moskau, sondern New York."
Kuz.: Aber erinnern Sie sich, daß er auch behauptete, daß,
wenn die Finanzmänner von New York die Revolution vorbereiteten, es unbewußt
geschähe?
Rak.: Der Grund, den ich angegeben habe, warum Engels und Marx
die Wahrheit camouflierten, gilt auch für Leon Trotzkij.
Kuz.: Ich schätze an Trotzkij nur eine Anschauung mit einem
gewissen literarischen Stil, eine schon reichlich bekannte Anschauung, mit der
er sich dann begnügt hat, nach der, wie Trotzkij selbst sagt, diese Bankiers
"erfüllen unwiderstehlich, unbewußt ihre revolutionäre Mission".
Rak.: Und Sie erfüllen ihre Mission, obwohl Trotzkij auf sie
mit Fingern zeigt? Sonderbar, daß sie sie nicht ändern!
Kuz.: Die Finanzmänner sind unbewußte Revolutionäre, denn sie
sind es nur objektiv wegen ihrer geistigen Unfähigkeit, die letzten Wirkungen
zu sehen.
Rak.: Glauben Sie das wirklich? Glauben Sie, daß diese
wirklichen Genies unbewußt handeln? Halten Sie die Leute, denen heute die ganze
Welt gehorcht, für ein paar Idioten? Das wäre ein erschreckender Widerspruch.
Kuz.: Und was wollen Sie sagen?
Rak.: Ganz einfach, ich behaupte, es sind objektiv und
subjektiv Revolutionäre, völlig bewußt.
Kuz.: Die Bankiers? Sind Sie
verrückt geworden?
Rak.: Ich nicht. Und Sie? Denken Sie einmal nach. Diese Männer
sind Männer wie Sie und ich. Daß sie Geld besitzen, daß sie Gläubiger sind,
kann nicht das Ende ihres Ehrgeizes darstellen. Wenn etwas in den Männern im
unmittelbaren Verhältnis zu seiner Befriedigung wächst, so ist es der Ehrgeiz
nach Macht. Warum sollten sie nicht den Trieb zur Herrschaft, zur totalen
Herrschaft empfinden, diese Bankiers? Genauso wie Sie und ich.
Kuz.: Aber wenn sie schon, wie Sie glauben ‑ und ich
tue das auch ‑ schon die universelle Wirtschaftsmacht besitzen ‑
was können sie sich denn noch wünschen?
Rak.: Ich habe es schon gesagt: die totale Macht. Eine Macht
wie diejenige Stalins über die Sowjetunion, aber universal.
Kuz.: Eine Macht wie diejenige Stalins? Aber mit umgekehrtem
Ziel.
Rak.: Die Macht, wenn sie in Wirklichkeit absolut ist, kann
nur eine sein. Der Gedanke des Absoluten schließt die Vielfalt aus. Insofern
müssen die Macht, welche die "Kapintern" und die, welche die
"Komintern" erstreben, um absolut und beide auf gleichem, nämlich
politischem Gebiet wirksam zu werden, eine identische Macht sein. Absolute
Macht ist Selbstzweck ‑ oder sie ist nicht absolut. Und bis heute hat man
keine Maschine von totalerer Macht als den kommunistischen Staat erfunden. Die
bürgerlich-kapitalistische Macht, auch in ihrem höchsten Grade, dem
cäsarischen, ist eine beschränkte Macht, denn als es sie theoretisch als
Verkörperung der Gottheit bei Pharaonen und Caesaren im Altertum gab, da war
das Wirtschaftsleben noch so primitiv und der technische Staatsapparat noch so
rückständig, daß immer noch ein freier Raum für den Einzelmenschen verblieb.
Begreifen Sie, daß diejenigen, die relativ schon über Völker und Regierungen
der Erde herrschen, nun auch absolut herrschen wollen? Begreifen Sie, daß dies
das einzige ist, was sie noch nicht erreicht haben ...
Kuz.: Das ist interessant, mindestens als Fall von
Verrücktheit.
Rak.: Weniger Verrückt jedenfalls als die Verrücktheit Lenins,
der davon träumte, die Welt von einem Schweizer Dachzimmer aus zu beherrschen,
oder von Stalin, der das Gleiche während seiner Verbannung in einer sibirischen
Holzhütte geträumt hat. Mir erscheint ein solcher Ehrgeiz bei den Herren des Geldes
von der Höhe eines New Yorker
Wolkenkratzers aus viel natürlicher.
Kuz.: Kommen wir zum Schluß. Wer sind "Jene"?
Rak.: Glauben Sie denn, ich würde hier als Gefangener sein,
wenn ich wüßte, wer sie sind?
Kuz.: Warum?
Rak.: Aus einem
einfachen Grunde: wer "Jene" kennt, den versetzen sie nicht in eine
Lage, wo er verpflichtet sein könnte, sie zu nennen. Das ist eine
Elementarregel jeder intelligenten Konspiration, wie Sie ja auch wissen.
Kuz.: Haben Sie nicht gesagt, daß sie Bankiers sind?
Rak.: Ich nicht. Erinnern Sie sich, daß ich immer
"Internationale Finanz" gesagt habe, und, wenn ich sie persönlich
bezeichnen wollte, habe ich immer "Jene" und nie mehr gesagt. Wenn
ich Sie informieren soll, werde ich immer nur Tatsachen, keine Namen nennen,
weil ich diese nicht kenne. Ich glaube Sie nicht zu täuschen, wenn ich sage,
daß Jene" keine von den Männern sind, die als Inhaber von Ämtern in der
Politik oder im Bankwesen der Weit auftauchen. Soviel ich verstanden habe,
verwenden sie seit der Ermordung von Rathenau ‑ dem Rathenau von Rapallo ‑
in Politik und Finanz nur noch Zwischenmänner. Natürlich Männer ihres vollen
Vertrauens, von einer durch tausend Mittel garantierten Treue. So kann man
sicher sein, daß die Bankiers und Politiker nur ihre "Strohmänner"
sind ‑ wie groß auch ihr Rang sein mag und wie sehr sie persönlich als
Urheber der Ereignisse erscheinen.
Kuz.: Obwohl das zugleich verständlich und logisch ist ‑
könnte Ihre begründete Unkenntnis nicht vielleicht nur ein Versteckspielen von Ihnen
sein? Nach meinem Eindruck und nach meinen Akten haben Sie eine zu große Rolle
in dieser Verschwörung gespielt, um nicht mehr zu wissen. Ahnen Sie nicht
vielleicht die Persönlichkeit von einem von "Jenen"?
Rak.: Ja, aber vielleicht glauben Sie mir nicht. Ich bin dazu
gekommen anzunehmen, daß es sich um einen Mann oder Männer mit einer ‑
wie sage ich es? ‑ mystischen Persönlichkeit handelt, um eine Art Gandhi,
aber ohne seine Auffälligkeit, Mystiker der reinen Macht, ohne alle groben
Zutaten. Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen. Also Namen und Adresse von
"Jenen" weiß ich nicht. Stellen Sie sich vor, Stalin würde heute die
Sowjetunion beherrschen, aber ohne Mauern und ohne seine Leibwache, mit nicht
mehr Garantie für sein Leben als irgend ein Bürger. Was wäre sein Mittel, um
sich vor Attentaten zu bewahren? Das Mittel jedes Konspirateurs, und wenn er
noch so viel Macht hat: Anonymität!
Kuz.: Es ist Logik in allem, was Sie sagen. Aber ich glaube
Ihnen nicht.
Rak.: Also glauben Sie mir, ich weiß nichts! Wenn ich es
gewußt hätte, wie glücklich würde ich heute sein! Ich säße nicht hier, mein
Leben zu verteidigen! Ich verstehe Ihre Zweifel völlig und auch die
Notwendigkeit, die Sie auf Grund Ihres polizeilichen Berufes empfinden, etwas
Greifbares herauszubekommen. Ihnen zu Gefallen und auch, weil es für das Ziel,
das wir beide verfolgen, nötig ist, werde ich das Mögliche tun, um Sie zu
orientieren.
Wissen Sie, daß die nicht
geschriebene Geschichte, die nur wir kennen, uns als den Gründer der Ersten Internationale
des Kommunismus natürlich geheim Adam Weishaupt angibt? Erinnern Sie sich
seines Namens? Er war der Führer des als " I 1 1 u m i n a t e n "
bekannten Freimaurerordens, dessen Namen er von der zweiten antichristlichen
und kommunistischen Verschwörung des Zeitalters, der Gnostik, entlehnt hat. Als
dieser große Revolutionär, Semit und Exjesuit, den Triumph der Französischen
Revolution voraussah, entschloß er sich (oder wurde beauftragt ‑ man
nennt als seinen Chef den großen Philosophen Mendelssohn) eine Organisation zu
schaffen, die geheim sein und die Französische Revolution über ihre politischen
Ziele hinaus weitertreiben sollte, um sie in eine soziale Revolution zur
Aufrichtung des Kommunismus zu verwandeln. In jenen heldischen Zeiten war es eine
ungeheuere Gefahr, den Kommunismus auch nur als Ziel zu erwähnen. Daher alle
die Vorsichtsmaßnahmen, Prüfungen und Mysterien, mit denen er das
Illuminatentum umgeben mußte. Noch fehlte ein Jahrhundert, bis man sich ohne
Gefahr von Gefängnis oder Hinrichtung öffentlich als Kommunist bekennen konnte.
Was man nicht kennt, das ist
die Verbindung von Weishaupt und seinen Anhängern zu dem ersten Rothschild. Das
Geheimnis des ersten Ursprunges von dem Vermögen dieser berühmtesten Bankiers
läßt sich damit erklären, daß sie die Schatzmeister der ersten Komintern waren.
Es bestehen Anzeichen dafür, daß, als jene fünf Brüder sich in fünf Provinzen
des Finanzreiches von Europa teilten, eine geheimnisvolle Macht ihnen half,
dieses sagenhafte Vermögen anzusammeln. Es könnten jene ersten Kommunisten aus
den Katakomben von Bayern gewesen sein, die über ganz Europa verstreut waren.
Andere aber sagen, ich glaube mit größerem Recht, daß die Rothschild nicht die
Schatzmeister, sondern die Führer jenes ersten geheimen Kommunisten waren.
Diese Auffassung stützt sich auf die sichere Tatsache, daß Marx und die
höchsten Führer der Ersten, nun schon öffentlichen Internationale, darunter
Heine und Herzen, dem Baron Lionel Rothschild gehorchten, dessen revolutionäres
Bild, von Disraeli, englischer Premier und ebenfalls eine seiner Kreaturen
geschaffen, ihn uns in der Gestalt des Sidonia hinterließ, des Mannes, der als
Multimillionär unzählige Spione, Carbonari, Freimaurer, Geheimjuden, Zigeuner,
Revolutionäre usw. kannte und befehligte. Das erscheint alles phantastisch,
aber es ist erwiesen, daß Sidonia das idealisierte Bild des Sohnes vom alten
Nathan Rothschild darstellt, wie auch der Kampf beweist, den er gegen Zar
Nikolai I. zugunsten von Herzen geführt hat ‑ einen Kampf, den er gewann.
Wenn alles wie ich glaube, Wirklichkeit ist, was man im Licht dieser Tatsachen
erschließen kann, so könnten wir jetzt schon den Erfinder der gewaltigen
Maschine der Akkumulation und der Anarchie, die die Internationale Finanz
darstellt, beim Namen nennen; es wäre der gleiche, der die revolutionäre
Internationale geschaffen hat.
Etwas Geniales: mit dem
Kapitalismus die Akkumulation des Kapitals in höchstem Maße zu schaffen, das
Proletariat zur Arbeitseinstellung und in die Verzweiflung zu treiben, und zur
gleichen Zeit die Organisation zu schaffen, die die Proletarier vereinigen
sollte, um sie in die Revolution zu treiben. Das wäre das erhabenste Kapitel
der Geschichte. Und mehr noch: Sie erinnern sich eines Satzes der Mutter der
fünf Brüder Rothschild: "Wenn meine Söhne es nicht wollen, so gibt es
keinen Krieg!" Das heißt, sie waren Schiedsrichter und Herren über Krieg
und Frieden, nicht die Kaiser. Können Sie sich eine Tatsache von derartig
kosmischer Bedeutung vorstellen? Sehen Sie hier nicht schon den Krieg in seiner
revolutionären Funktion? Krieg ‑ Kommune! Seit damals also war jeder
Krieg ein Riesenschritt zum Kommunismus. Wie wenn eine geheimnisvolle Macht den
Wunsch Lenins befriedigt hätte, den er zu Gorkij äußerte. Erinnern Sie sich ‑
1905 ‑ 1914!
Erkennen Sie zum mindesten an,
daß zwei von den drei Hebeln, die die Welt zum Kommunismus erheben, vom
Proletariat weder bedient sind noch es sein können. Die Kriege wurden weder
hervorgerufen noch geführt von der Dritten Internationale noch von der
Sowjetunion , die es damals noch gar nicht gab. Auch jene kleinen in der
Verbannung schmachtenden Gruppen von Bolschewisten konnten sie weder
hervorrufen, so sehr sie sie herbeiwünschten, noch gar führen. Das ist
sonnenklar. Und noch weniger konnte noch kann die Internationale oder die
Sowjetunion diese ungeheuere Akkumulation des Kapitals und nationale oder
internationale Anarchie der kapitalistischen Produktion erreichen, einer
Anarchie, die fähig ist, ungeheuere Mengen Lebensmittel zu verbrennen, statt sie
den hungernden Menschen zu geben, fähig, nach jenem malerischen Satz, den
Rathenau ausspie, "zu bewirken, daß die halbe Welt Mist produziert, und
die andere halbe Welt ihn kaufen muß". Endlich kann es das Proletariat
sich nicht gutschreiben, diese in geometrischer Progression fortschreitende
Inflation, die Entwertung den dauernden Raub des Mehrwertes und des
nichtfinanziellen Sparkapitals, des nicht wucherischen Kapitals, und damit das
dauernde Absinken der Kaufkraft, was zur Proletarisierung des Mittelstandes,
des eigentlichen Feindes der Revolution, führt ... Es ist also nicht das
Proletariat, das den Hebel des Krieges und den Wirtschaftshebel führt. Er ist
gewiß der dritte Hebel, der einzig sichtbare und auffällige, der den
endgültigen Angriff auf die Festung des kapitalistischen Staates macht und sie
nimmt.
Gewiß, sie nimmt, wenn "Jene" sie ihm
ausliefern.
Kuz.: Ich sage wieder, daß alles dies, das Sie so literarisch
darstellen, einen Namen hat, den wir schon zum Überdruß in unserer
Unterhaltung, die zu keinem Ende kommt, erwähnt haben, nämlich "innerer
Widerspruch des Kapitalismus", und wenn, wie Sie behaupten, es einen
Willen und eine Aktion gibt, die dem Proletariat fremd sind, fordere ich Sie
auf, mir konkret einen persönlichen Fall zu nennen.
Rak.: Sind Sie mit einem einzigen zufrieden? ‑ Nun
"Jene" haben politisch den Zar für den russisch‑japanischen
Krieg isoliert, und die Vereinigten Staaten haben Japan finanziert, genauer
gesagt, Jakob Schiff, Chef des Bankhauses Kuhn, Loeb & Co., Nachfolger ‑
und größerer Nachfolger! ‑ des Hauses Rothschild, aus dem Schiff
hervorging. So groß war seine Macht, daß er durchsetzte, daß die in Asien
Kolonien besitzenden Völker den Aufstieg des fremdenfeindlichen japanischen
Reiches stützten, dessen Fremdenfeindlichkeit jetzt Europa zu spüren bekommt.
Aus den Gefangenenlagern kamen die besten Kämpfer nach Petrograd, ausgebildet
durch die revolutionären Agenten, die aus Amerika zu ihnen geschickt worden
waren, nachdem die Erlaubnis dazu durch die Männer, die Japan finanziert
hatten, von Japan erlangt worden war. Der russisch‑japanische Krieg mit
der organisierten Niederlage der Heere des Zaren, rief die Revolution von 1905
hervor, die, obwohl verfrüht, nahe daran war zu siegen. Wenn ihr auch der endgültige
Triumph versagt war, so schuf sie doch die notwendigen politischen
Voraussetzungen für den Sieg von 1917. Und mehr noch. Haben Sie die Biographie
von Trotzkij gelesen? Erinnern Sie sich an seine erste Zeit als Revolutionär?
Er ist noch ein Jüngelchen, war nach seiner Flucht aus Sibirien einige Zeit bei
den Emigranten in London, Paris und der Schweiz; Lenin, Plechänow, Mártow sehen
ihn nur als vielversprechenden Neuling an. Aber er wagt, schon bei der ersten
Spaltung unabhängig zu bleiben, und möchte Schiedsrichter für die Einigung
sein. Im Jahr 1905 zählt er erst 25 Jahre und kehrt allein nach Rußland zurück,
ohne Partei und eigene Organisation. Lesen Sie die nicht
"gesäuberten" Berichte von Stalin über die Revolution von 1905, die
Berichte von Lunatscharski, der kein Trotzkist ist. Trotzkij steht an der
Spitze der Revolution in Petrograd ‑ das ist die Wahrheit. Nur er geht
aus der Revolution mit Prestige und Volkstümlichkeit hervor. Weder Lenin, noch
Martow, noch Plechanow gewinnen sie oder erhalten sie. Wie und warum steigt der
unbekannte Trotzkij auf und gewinnt auf einmal Autorität über die ältesten und
angesehensten Revolutionäre? Ganz einfach, er hat sich verheiratet. Mit ihm
kommt nach Rußland seine Frau, die Sedowa. Wissen Sie, wer das ist? Das ist die
Tochter von Jivotovsky, eng verbunden mit den Bankiers Warburg, den Teilhabern
und Vettern von Jacob Schiff, der Finanzgruppe also, die Japan finanziert hat
und durch Trotzkij nun auch die Revolution von 1905 finanziert. Hier haben Sie
den Grund, warum Trotzkij auf einmal an die Spitze der revolutionären
Stufenleiter kam. Und hier haben Sie den Schlüssel für seine wirkliche
Persönlichkeit.
Machen wir einen Sprung nach
1914. Hinter dem Attentat auf den Erzherzog steht Trotzkij, und das Attentat löst
den europäischen Krieg aus. Glauben Sie wirklich, daß das Attentat und der
Krieg bloße Zufälle sind, wie es auf einem Zionistenkongreß Lord Melchett
sagte? Analysieren Sie im Lichte der "NichtZufälligkeit" die
Entwicklung des Feldzuges in Rußland. Das "Herbeiführen der
Niederlage" ist ein Meisterwerk. Die Hilfe der Alliierten für den Zaren
wird so reguliert und dosiert, daß sie den alliierten Botschaftern als Argument
dient, von der Dummheit Nikolais II. eine Massaker‑Offensive nach der
anderen zu erreichen. Die Masse des russischen Fleisches war riesig, aber
nebensächlich. Die organisierten Offensiven führten zur Revolution. Als sie von
allen Seiten droht, ist das Heilmittel die Einrichtung der demokratischen
Republik. Die Republik der Botschaften, wie Lenin sie nannte ‑ das heißt,
man sichert den Revolutionären Straflosigkeit zu. Aber es fehlt noch etwas,
Kerenskij muß eine weitere Massaker‑Offensive loslassen und führt sie
durch, damit die demokratische Revolution sich überschlägt. Und mehr noch ‑
Kerenskij muß die totale Übergabe des Staates an die Kommunisten durchführen
und vollendet sie, Trotzkij kann "unsichtbar" den ganzen
Staatsapparat übernehmen. Welch sonderbare Blindheit! Das ist die Wirklichkeit
der so viel besungenen Oktober‑Revolution: Die Bolschewisten übernahmen
die Macht, die "Jene" ihnen auslieferten.
Kuz.: Sie wagen also zu behaupten, Kerenskij sei ein Komplize
von Lenin gewesen?
Rak.: Von Lenin, nein, aber von Trotzkij, ja, besser gesagt:
von "Jenen"!
Kuz.: Absurd!
Rak.: Können Sie nicht verstehen? Gerade Sie nicht? Das
wundert mich. Wenn Sie, als Spion im Schutz des Geheimnisses um Ihre
Persönlichkeit, es fertigbringen, Befehlshaber einer feindlichen Festung zu
sein ‑ würden Sie nicht die Tore den Angreifern, denen Sie wirklich
dienen, öffnen? Würden Sie nicht ein Besiegter und Gefangener mehr sein?
Vielleicht würden Sie nicht die Gefahr laufen, beim Angriff auf die Festung zu
sterben, wenn ein Angreifer, der nicht ahnt, daß Ihre Uniform nur eine Maske
ist, Sie für einen Feind hält? Glauben Sie mir: ohne Denkmäler und Mausoleum
verdankt der Kommunismus Kerenskij mehr als Lenin.
Kuz.: Wollen Sie damit sagen, daß Kerenskij sich bewußt und
freiwillig besiegen ließ?
Rak.: Ja, das steht für mich fest. Verstehen Sie das bitte, da
ich ja bei all dem persönlich dabei war. Aber ich werde Ihnen noch mehr sagen:
Wissen Sie, wer die Oktober‑Revolution finanziert hat? "Jene"
haben sie finanziert, genau durch die gleichen Finanzleute, die Japan und die
Revolution von 1905 finanziert haben. Jacob Schiff und die Brüder Warburg, das
heißt der große Bund der Banken, eine von den fünf Federal‑Reserve‑Banken,
die Bank Kuhn, Loeb & Co., wobei sich andere europäische und amerikanische
Bankiers beteiligten, wie Guggenheim, Hanauer, Breitung, Aschberg von der
"Nya Banken" in Stockholm. Ich war "aus Zufall" in
Stockholm dabei und nahm Teil an der Übertragung der Gelder. Bis Trotzkij kam,
war ich der einzige, der von der revolutionären Seite daran teilnahm. Aber
Trotzkij kam endlich; ich muß betonen, daß die Alliierten ihn aus Frankreich
wegen seiner Tätigkeit für die Niederlage ausgewiesen hatten und daß die
gleichen Alliierten ihn freiließen, damit er im alliierten Rußland für die
Niederlage wirken sollte. Wieder ein Zufall? Wer wird das geschafft haben? Die
Gleichen, die es erreichten, daß man Lenin quer durch Deutschland fahren ließ!
Wenn "Jene" in England erreichen konnten, Trotzkij, den
Wehrzersetzer, aus einem Lager in Canada herauszuholen und zu bewirken, daß er
mit Freipaß durch alle alliierten Kontrollen nach Rußland fahren konntet so
haben andere, darunter Rathenau, die Fahrt Lenins durch das feindliche
Deutschland durchgesetzt. Wenn Sie einmal die Geschichte der Revolution und des
Bürgerkrieges ohne Vorurteile studieren würden, mit dem Geist einer
polizeilichen Untersuchung, wie Sie es in geringen Fragen mit weniger
Beweismaterial tun, so werden Sie im gesamten Ablauf der Ereignisse wie in den
Einzelheiten und sogar in manchen anekdotischen Zügen eine Reihe erschreckender
"Zufälligkeiten" finden.
Kuz.: Gut, nehmen wir als Hypothese an, daß das nicht alles
Zufall sei. Was leiten Sie nun an praktischen Wirkungen davon her?
Rak.: Lassen Sie mich diese kleine Geschichte abschließen ‑
nachher wollen wir beide daraus die Schlüsse ziehen. Trotzkij wird seit seiner
Ankunft in Petrograd ohne Vorbehalt von Lenin zugelassen. Wie Sie nur zu gut
wissen, waren die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden in der Zeit
zwischen den beiden Revolutionen sehr tief. Alles ist vergessen, und Trotzkij
ist der Meister des Triumphes der Revolution, ob Stalin das will oder nicht.
Warum? Das Geheimnis davon bewahrt die Frau Lenins, die Krupskaja. Sie weiß,
wer Trotzkij wirklich ist; sie hat auch Lenin überzeugt, Trotzkij aufzunehmen.
Sonst wäre Lenin in der Schweiz blockiert geblieben, das war schon ein
mächtiger Beweggrund für ihn. Und ebenso war es das Wissen darum, welche Hilfe
Trotzkij der Revolution gebracht hat. Lenin wußte damals, daß Trotzkij das Geld
und mächtige internationale Hilfe brachte; der plombierte Wagen war der Beweis
dafür. Dann die Einheit des ganzen linken revolutionären Flügels, Sozialisten,
Revolutionäre und Anarchisten statt der unbedeutenden bolschewistischen Partei ‑
auch das ist das Werk Trotzkijs, nicht der eisernen Unnachgiebigkeit von Lenin.
Nicht umsonst ist der alte "Bund" der jüdischen Proletarier, aus dem
alle die Zweige der Revolution in Rußland stammen, denen er neunzig Prozent
seiner Führer gegeben hat, die wahre Partei des "Parteilosen"
Trotzkij gewesen. Natürlich nicht der offizielle und öffentliche
"Bund", sondern der geheime "Bund" der in alle
sozialistischen Parteien verzweigt war und deren Führer alle unter seiner
Leitung stehen.
Kuz.: Auch Kerenskij?
Rak.: Auch Kerenskij und einige nicht sozialistische Parteiführer,
Führer der bürgerlichen Parteien.
Kuz.: Inwiefern das?
Rak.: Vergessen Sie die Rolle der Freimaurerei in der ersten
bürgerlichdemokratischen Phase der Revolution?
Kuz.: Gehorchte Sie auch dem "Bund"?
Rak.: Als unmittelbare
Stufe darüber, aber in Wahrheit gehorchte sie "Jenen".
Kuz.: Trotz der marxistischen Welle, die sich erhob, die auch
ihre Vorrechte und ihr Leben bedrohte?
Rak.: Trotz alledem! Natürlich sahen sie die Gefahr nicht.
Berücksichtigen Sie, daß jeder Freimauerer mit seiner Einbildungskraft mehr
gesehen hat und gesehen zu haben glaubt als das Wirkliche, denn er bildet sich
ein, was er wünscht. Dazu ist die zunehmende Anwesenheit von Freimaurern in den
Regierungen und Staatsführungen der bürgerlichen Nationen für sie ein Beweis
der politischen Macht ihrer Gesellschaft. Berücksichtigen Sie, daß zu jener
Zeit die Regierenden aller alliierten Nationen mit ganz wenigen Ausnahmen
Freimaurer waren. Das war für sie ein sehr gewichtiges Argument. Sie hatten den
absoluten Glauben, daß die Revolution in die bürgerliche Republik nach
französischem Typ auslaufen werde.
Kuz.: Nach dem Bilde, das Sie mir von Rußland im Jahre 1917
gemalt haben, müssen sie sehr "schlau" gewesen sein, wenn sie das
glauben sollten ...
Rak.: Das waren sie und das sind sie! Die Freimaurer haben
jene erste deutliche Lektion nicht begriffen, nämlich die Große Revolution, in
der sie eine bedeutsame revolutionäre Rolle gespielt haben und die die meisten
Freimaurer verschlang, voran ihren Großmeister, den Herzog von Orleans, besser
gesagt, den König, der auch Freimaurer war, und danach Girondisten,
Hébertisten, Jakobiner ... und wenn einige überlebten, so geschah es dank
Napoleon Bonaparte und seinem Putsch im Brumaire.
Kuz.: Wollen Sie damit sagen, daß die Freimaurer bestimmt
sind, durch die Hände der Revolution zu sterben, die von Ihnen selber
herbeigeführt wird?
Rak.: Ganz richtig ... Sie haben eine tief geheim gehaltene
Wahrheit formuliert. Ich bin Freimaurer, Sie werden es gewußt haben, nein? Also
gut. Ich werde Ihnen also das große Geheimnis sagen, das man immer dem
Freimaurer zu enthüllen verspricht ‑ aber das man ihm weder im 25ten,
noch im 33ten, noch im 93ten noch im höchsten Grade irgend eines der Riten
enthüllt. Ich kenne es, selbstverständlich nicht weil ich Freimaurer bin,
sondern weil ich zu "jenen" gehöre.
Kuz.: Und was ist es?
Rak.: Die ganze Bildung des Freimaurers und das öffentliche
Ziel der Freimaurerei geht dahin, alle notwendigen Voraussetzungen für die
kommunistische Revolution zu schaffen und zur Verfügung zu stellen, natürlich
unter verschiedenen Vorwänden, die sie unter ihrem bekannten Dreispruch
verbergen. Und da die kommunistische Revolution die Liquidation der ganzen
Bourgeoisie als Klasse und die physische Liquidation jedes politischen Führers
der Bourgeoisie voraussetzt, ist das wirkliche Geheimnis der Freimaurerei der
Selbstmord der Freimaurerei als Organisation und der physische Selbstmord jedes
irgendwie bedeutenden Freimaurers. Nun verstehen Sie schon, warum, wenn dem
Freimaurer ein solches Ende vorbehalten ist, man Mysterien, Theaterszenen und
soundsoviel "Geheimnisse" benötigt ‑ um das wirkliche Geheimnis
zu verbergen. Lassen Sie sich, wenn Sie dazu Gelegenheit haben, nicht entgehen,
sich in irgendeiner zukünftigen Revolution die Geste von Erschrecken und
Blödheit zu betrachten, die auf dem Gesicht eines Freimaurers erscheint, wenn
er kapiert, daß er von den Händen der Revolutionäre sterben soll. Wie er
kreischt und sich auf seine Verdienste um die Revolution berufen will! Das wird
ein Schauspiel, um auch zu sterben ‑ aber vor Lachen!
Kuz.: Und leugnen Sie noch die angeborene Dummheit der
Bourgeoisie?
Rak.: Ich bestreite sie der Bourgeoisie als Klasse, nicht
bestimmten Teilen von ihr. Das Bestehen von Irrenhäusern beweist noch nicht,
daß der Irrsinn Allgemeingut sei. Die Freimaurerei kann auch ein Irrenhaus
sein, aber in Freiheit.
Ich fahre fort: wenn die
Revolution gesiegt hat, vollzieht sich die Machtergreifung. Es tritt das erste
Problem auf: der Frieden und mit ihm die erste Spaltung innerhalb der Partei,
woran die Kräfte der Koalition, die an der Macht ist, teilnehmen. Ich will
nichts erzählen über den Kampf, der in Moskau zwischen Anhängern und Gegnern
des Friedens von Brest‑Litowsk ausgefochten wurde, da es ja hinlänglich
bekannt ist. Ich will lediglich darauf hinweisen, daß die später so benannte
trotzkistische Opposition, die Liquidierten und diejenigen, die noch liquidiert
werden sollen, sich dort schon abzeichnete. Alle waren gegen die Unterzeichnung
des Friedensvertrages. Dieser Friede war ein Irrtum, ein unbewußter Verrat von
Lenin an der internationalen Revolution. Stellen Sie sich vor, die
Bolschewisten hätten in Versailles in der Friedenskonferenz und später im
Völkerbund gesessen, mit der Roten Armee, verstärkt und ausgerüstet von den
Alliierten, in Deutschland stehend. Man hätte mit Waffengewalt den Sowjetstaat
an die deutsche Revolution geschmiedet. Ganz anders sähe heute die europäische
Landkarte aus. Aber Lenin, trunken vor Macht, unterstützt von Stalin, der auch
schon vom Alkohol des Befehlenkönnens getrunken hatte, gefolgt von dem national‑russischen
Flügel der Partei, setzten sich mit materieller Gewalt durch. Und so wurde der
"Sozialismus in einem Lande" geboren, das heißt der Nationalkommunismus,
der heute mit Stalin seinen Gipfel erreicht hat. Natürlich gab es Kampf, aber
nur in einer Form und einem Umfang, daß er nicht den kommunistischen Staat
zerstören konnte; das ist die für die Opposition bis heute geltende
Voraussetzung. Das war auch der Grund unseres ersten Scheiterns und aller
späteren Mißerfolge. Aber es gab einen wilden, wenn auch getarnten Kampf, um
nicht unsere Teilnahme an der Macht zu gefährden. Trotzkij organisierte durch
seine Verbindungen das Attentat der Kaplan gegen Lenin. Auf seinen Befehl
tötete Blumkin den Botschafter v. Mirbach. Der Staatsstreich der Spiridonowa
und ihrer Sozialrevolutionäre geschah in Übereinstimmung mit Trotzkij. Sein
Mann für diese Dinge war unverdächtig, es war jener Rosenblum, ein litauischer
Jude, der den Namen O'Reilly führte, bekannt als einer der besten Spione des
britischen Intelligence Service. Der Grund für die Auswahl von Rosenblum war,
daß er nur als englischer Spion bekannt war, also England, nicht Trotzkij oder
wir im Falle eines Fehlschlages für Attentate oder Komplotte verantwortlich
gemacht worden wären. So geschah es. Der Bürgerkrieg ließ uns die konspirative
und terroristische Methode aufgeben, denn er bot uns die Möglichkeit, in
unseren Händen wirkliche Staatsmacht zu haben, als Trotzkij Organisator und
Führer der Roten Armee wurde. Das Sowjetheer, das unablässig vor den
"Weißen" zurückweicht und das Gebiet der Sowjetunion auf den Umfang
des alten Großfürstentums Moskau zusammenschrupfen läßt, wird wie durch ein
Wunder auf einmal siegreich. Wodurch glauben Sie wohl ‑ durch Wunder oder
durch Zufall? Ich werde es Ihnen sagen: als Trotzkij den Oberbefehl über die
Rote Armee übernimmt, hat er schon in seiner Hand die notwendige Gewalt, um die
Macht zu ergreifen. Die Siege werden sein Prestige und seine Macht steigen
lassen, die "Weißen" können bereits besiegt werden. Glauben Sie
wirklich die amtliche Darstellung, die alles am Wunder des sowjetischen Sieges
der mittelmäßigen, schlecht bewaffneten und disziplinlosen Roten Armee
zuschreibt?
Kuz.: Wem denn sonst?
Rak.: Zu neunzig
Prozent ist er "Jenen" zuzuschreiben. Sie dürfen nicht vergessen, daß
die Weißen auf Ihre Art "demokratisch" waren. Bei ihnen waren die Menschewisten
und die Reste aller alten liberalen Parteien. Innerhalb dieser Kräfte haben
"Jene" immer sehr viel Kräfte, bewußt oder unbewußt, in ihren
Diensten gehabt. Als Trotzkij das Kommando übernahm, bekamen sie Befehl,
systematisch die Weißen zu verraten, und zugleich die Zusage, daß sie mehr oder
weniger schnell an der Sowjetregierung beteiligt werden würden. Maiskij war
einer dieser Männer, einer der wenigen, dem man das Versprechen gehalten hat,
aber auch nur, weil er Stalin von seiner Treue überzeugen konnte. Als diese
Sabotage zusammenwirkte mit der schrittweisen Verminderung der Hilfe für die
weißen Generäle, da erlitten diese, die außerdem arme Idioten waren, eine
Niederlage nach der anderen. Endlich nahm Wilson in seine berüchtigten 14
Punkte den Punkt 6 auf, der ausreichte, um für immer jedem Versuch der
"Weißen" gegen die Sowjetunion ein Ende zu setzen. Während des
Bürgerkrieges faßte man Trotzkij für die Nachfolge Lenins ins Auge. Daran war
gar nicht zu zweifeln. Der alte Revolutionär konnte schon in seinem Ruhm
sterben. Wenn er lebend den Kugeln der Kaplan entging, so würde er wohl nicht
lebend der getarnten Euthanasie entkommen, die man gegen ihn anwandte.
Kuz.: Hat Trotzkij sein Leben abgekürzt? Großer Clou für
Ihren Prozeß? War es etwa Levin, der Lenin behandelte?
Rak.: Trotzkij? Vielleicht hat er eingegriffen. Daß er darum
gewußt hat, ist ganz sicher. Also gut, die technische Durchführung, das
Zusätzliche ‑ wer weiß das? "Jene" haben soviel Kanäle, um zu
ihrem Ziel zu kommen.
Kuz.: Wie es auch sei ‑ die raffinierte Ermordung
Lenins ist etwas derartiges erster Ordnung, daß sie im nächsten Prozeß
vorgebracht werden muß. Was meinen Sie, Rakowskij, erscheint Ihnen das als
nebensächlich, der Urheber? Natürlich, wenn Sie in diesem Gespräch scheitern
... Der technische Fall paßt zu Ihnen als Arzt gut.
Rak.: Ich rate Ihnen nicht dazu. Fassen Sie diese Sache lieber
nicht an; sie ist zu gefährlich für Stalin selbst. Sie können mit Ihrer
Propaganda machen was Sie wollen; aber "Jene" haben auch ihre
Propaganda und sie ist viel mächtiger und ein viel stärkerer Beweisgrund als
alle Geständnisse, die man Levin, mir oder sonst jemand entreißen könnte. Das
"cui prodest?" läßt in Stalin den Mörder von Lenin sehen.
Kuz.: Was wollen Sie damit sagen?
Rak.: Daß die klassische, untrügliche Regel, um einen Mörder
zu entdecken, heißt: herausbekommen, wem der Mord nützt. Und im Falle Lenins
war derjenige, dem er zugute kam, Ihr Herr Chef, Stalin. Denken Sie daran und
machen Sie nicht diese Einwürfe, die mich stören und nicht zum Schluß kommen
lassen.
Rak.: Es ist offenes Geheimnis, daß, wenn Trotzkij nicht
Lenins Nachfolger wurde, nicht Menschenkraft dem entgegengewirkt hat. Die Summe
der Macht in der Hand Trotzkijs während Lenins letzter Krankheit war viel
größer als er sie benötigte. Schon besaßen wir das Todesurteil gegen Stalin.
Der Brief, den die Krüpskaja ihrem Gatten entriß, hätte gegen Ihren jetzigen
Chef in den Händen eines Diktators Trotzkij ausgereicht, um ihn zu liquidieren.
Aber ein dummer Zufall, wie Sie schon wissen werden, ließ all unsere Pläne
scheitern: Trotzkij erkrankt an einem Leiden, das ihn zufällig befällt, und im
entscheidenden Augenblick, als Lenin stirbt, ist er monatelang zu jeder
Tätigkeit unfähig. Ein Nachteil neben all den Vorteilen, wenn alles auf eine
Person konzentriert ist. Es ist natürlich, daß ein Trotzkij, der für die
Durchführung seiner Aufgabe vorgebildet war, nicht plötzlich improvisiert
werden kann. Keiner von uns, auch nicht Sinowjew oder Kamenew, hatten die
Ausbildung oder die notwendigen Hebel in der Hand, was übrigens auch Trotzkij,
eifersüchtig, er könnte ersetzt werden, niemand hatte gestatten wollen. Als wir
also beim Tode Lenins Stalin gegenüberstanden, der im geheimen eine fieberhafte
Tätigkeit entfaltet hatte, sahen wir eine Niederlage im Zentralkomité kommen.
Wir mußten also eine Lösung improvisieren, und diejenige, die sich bot, hieß,
sich Stalin anzuschließen, stalinistischer als er zu sein, zu übertreiben, also
zu sabotieren. Den Rest kennen Sie ‑ unseren dauernden unterirdischen
Kampf und dauerndes Scheitern gegenüber Stalin, der sich als ein beispielloses
Genie der Polizeikunst erweist. Mehr noch: Stalin, vielleicht aus einem
nationalistischen Atavismus, betont sein Russentum und ruft um sich eine
Schicht ins Leben, die wir ausrotten müßten, den Nationalkommunismus im
Gegensatz zum internationalen Kommunismus, den wir darstellen. Er stellt die
Internationale in den Dienst der Sowjetunion, und da die Sowjetunion ihm dient,
in seinen Dienst. Wenn wir eine geschichtliche Parallele finden wollen, müssen
wir auf den Bonapartismus hinweisen, und wollen wir eine andere Persönlichkeit
wie Stalin suchen, so finden wir keine geschichtlich vergleichbare. Aber ich
glaube eine Parallele gefunden zu haben, wenn ich zwei zusammennehme: Fuché und
Napoleon. Lassen wir bei letzterem seine zweite Lebenshälfte weg, das
Nebensächliche, Uniform, militärische Hierarchie, Krone, alles Dinge, die
Stalin nicht in Versuchung zu bringen scheinen und zusammen auch keinen Stalin
ergeben, und nehmen wir das Hauptsächliche: die Erwürgung der Revolution, der
er nicht dient, sondern deren er sich bedient, die Gleichsetzung mit dem
ältesten russischen Imperialismus, wie bei Napoleon mit dem gallischen, die
Schaffung einer Aristokratie, zwar keiner militärischen, da er noch keine Siege
hat, sondern auf der bürokratisch-polizeilichen Ebene ...
Kuz.: Genug, Rakowskij, Sie sind ja nicht hier, um
trotzkistische Propaganda zu machen. Werden Sie endlich zum Konkreten kommen?
Rak.: Natürlich komme ich dorthin. Aber wann erreiche ich es,
daß Sie sich einen leichten Begriff von "Jenen" machen, mit denen Sie
im Praktischen und Konkreten zu rechnen haben? Vorher nicht. Daran liegt mir
mehr als daran, bei Ihnen nicht zu scheitern, wie Sie verstehen werden.
Kuz.: Dann kürzen Sie möglichst bitte ab.
Rak.: Unser Scheitern, das von Jahr zu Jahr deutlicher wird,
umfaßt auch die Tatsache, daß alles, was in der Nachkriegszeit von
"Jenen" für den neuen Angriff der Revolution getan wurde, ohne Ziel
blieb. Der Vertrag von Versailles, der für Politiker und Wirtschaftler so
unerklärlich ist, weil niemand seine wirkliche Zielrichtung ahnte, war die am
meisten entscheidende Voraussetzung für die Revolution.
Kuz.: Die Theorie ist ganz kurios ‑ wie wollen Sie das
erklären?
Rak.: Keines Volkes Interesse erforderte die Reparationen und
wirtschaftlichen Einschränkungen von Versailles. Ihre absurde Berechnung lag so
klar auf der Hand, daß sogar die bedeutendsten Wirtschaftler der Siegervölker
sie sogleich angriffen. Nur Frankreich forderte als Reparationen eine Summe,
die größer war als der Wert seines gesamten Nationalvermögens, so als wäre der
ganze Boden Frankreichs in eine Sahara verwandelt worden. Schlimmer noch war
das irrsinnige Abkommen, auf Grund dessen man Deutschland viel mehr zu zahlen
auferlegte als es konnte, es so im Ganzen verkaufte und den Gesamtertrag seiner
nationalen Arbeit auslieferte. Schließlich kam man zu dem Ergebnis, der
Weimarer Republik ein phantastisches Dumping aufzuzwingen, wenn sie etwas von
den Reparationen bezahlen wollte. Und was war das Dumping? Unterkonsum, Hunger
in Deutschland, und im gleichen Maße Arbeitseinstellung in den Einfuhrländern.
Und wenn sie nicht einführten, Arbeitslosigkeit in Deutschland, Hunger und Arbeitslosigkeit
im einen oder im anderen Teil ‑ das ist die erste Folge von Versailles.
War also der Versailler Vertrag nicht revolutionär?
Man tat sogar mehr. Man
versuchte, eine gleichmäßige Leistungsreglementierung auf internationaler Ebene
durchzusetzen. Das bedeutete, die widersinnige Anarchie zu zwingen, das
Ausreichende und für jede Nationalwirtschaft Angemessene zu produzieren, wobei
man jedoch so tat, als seien dafür Klima, nationaler Rohstoffreichtum und sogar
die technische Ausbildung von Direktoren und Arbeitern bedeutungslos. Bislang
lag für die naturgegebenen Ungleichheiten von Boden, Klima, Rohstoffen
innerhalb der einzelnen Nationalwirtschaften ein Ausgleich immer darin, daß die
ärmeren Länder mehr arbeiten mußten. Nur dadurch, daß ihre Leistungsfähigkeit
stärker ausgeschöpft wurde, vermochten die ihren Mangel infolge der Armut des
Bodens auszugleichen wie auch die Unterschiedlichkeit in den industriellen
Möglichkeiten und anderen mehr. Ich will mich nicht weiter verbreiten, aber die
vom Völkerbund auferlegte Reglementierung der Arbeit, die sich auf ein
abstraktes Prinzip der Gleichheit des täglichen Leistungspensums berief,
bedeutete in Wirklichkeit innerhalb eines unverändert gebliebenen
kapitalistischen Produktions‑ und Tauschsystems die Aufzwingung einer
ökonomischen Ungleichheit; sie hieß den Zweck der Arbeit mißachten, nämlich die
ausreichende Produktion. Die sofortige Wirkung war eine unzureichende
Produktion, ausgedrückt einerseits durch umfangreiche Einfuhren aus den
rohstoff‑ und industriereichen und gesättigten Ländern, die mit Gold
bezahlt wurden, solange Europa Gold hatte, andrerseits durch eine Scheinblüte
in den USA, die ihre riesige Produktion in Gold und goldgedeckte Scheine
einhandelten, in denen sie schwammen. Wie jede Anarchie der Produktion ‑
und eine solche wie damals hatte man überhaupt noch nicht erlebt! ‑ hat
die Finanz, haben "Jene", sie ausgebeutet, unter dem Vorwand, sie mit
einer noch größeren Anarchie zu heilen, nämlich der Inflation des amtlichen
Geldes und einer noch hundertmal größeren Inflation ihres eigenen Geldes, des
Kreditgeldes, des falschen Geldes. Erinnern Sie sich der aufeinanderfolgenden
Abwertungen bei vielen Völkern, der deutschen Abwertung, der amerikanischen
Krise und ihrer trefflichen Wirkungen? Ein Rekord an Arbeitslosigkeit, mehr als
dreißig Millionen Arbeitslose allein in Europa und USA, waren die Folge.
Glauben Sie nun, daß der Versailler Vertrag und der Völkerbund Voraussetzungen
für die Revolution waren?
Kuz.: Das mag sein, ohne daß es beabsichtigt war; Sie können
mir nicht beweisen, warum sie vor der logischen Weiterentwicklunng der
Revolution und dem Kommunismus zurückweichen und warum sie darüber hinaus eine
Front mit dem Faschismus bilden, der in Italien und Europa triumphiert. Was
antworten Sie nun?
Rak.: Wenn man die Existenz und das Ziel von "Jenen"
außer Betracht lassen wollte, hätten Sie ganz recht. Aber man darf ihre
Existenz und ihre Zielsetzung nicht vergessen, genau so wenig wie die Tatsache,
daß Joseph Stalin die Macht in der Sowjetunion innehat.
Kuz.: Ich sehe keine Verbindung dazwischen.
Rak.: Weil Sie nicht wollen! Hinweise und Anhaltspunkte sind
doch reichlich da! Ich wiederhole noch einmal: Stalin ist für uns ein
Bonapartist, kein Kommunist.
Kuz.: Aber der Faschismus ist doch wesenhafter
Antikommunismus, sowohl gegen den stalinistischen als auch gegen den
trotzkistischen Kommunismus! Und wenn die Macht "Jener" so groß ist,
warum haben sie ihn nicht verhindert?
Rak.: Weil jene es waren, die Hitler triumphieren ließen.
Kuz.: Jetzt übertreffen Sie alle Rekorde an Absurdität.
Rak.: Das Absurde und das Wunderbare verschmelzen bei
bildungsmäßiger Unfähigkeit.
Hören Sie mich: Ich habe schon
das Scheitern der Opposition anerkannt. "Jene" erkannten am Ende, daß
Stalin durch einen Staatsstreich nicht gestürzt werden konnte. Und ihre
geschichtliche Erfahrung diktierte ihnen eine andere Lösung. Mit Stalin
dasselbe zu machen wie einst mit dem Zaren. Eine Schwierigkeit bestand jedoch,
die uns unüberwindlich schien: Es gab in ganz Europa kein Land, das die
Invasion hätte durchführen können; keines besaß eine entsprechende
geographische Lage oder ein ausreichendes Heer für einen Einmarsch in die
Sowjetunion. Da es den Gegner nicht gab, mußten "Jene" ihn schaffen.
Nur Deutschland war bevölkerungsmäßig und strategisch in der Lage, um in
Sowjetrußland einzufallen und Stalin Niederlagen zuzufügen. Aber, wie Sie
verstehen werden, war die Republik von Weimar nicht so angelegt, daß sie andere
hätten angreifen können, sondern so, daß andere sie angreifen konnten.
Und am Himmel des deutschen
Hungers begann das flüchtige Gestirn Hitlers zu erglänzen. Ein scharfsinniges
Auge richtete sich darauf. Die Welt hat seinen fulminanten Aufstieg bewundert.
Ich will nicht sagen, daß das alles unser Werk gewesen wäre. Die revolutionär‑kommunistische
Wirtschaft von Versailles führte ihm immer größere Massen zu. Auch wenn sie
nicht eingerichtet worden wäre, um Hitlers Sieg herbeizuführen ‑ die
Voraussetzung, die Versailles für Deutschland schuf, waren Verproletarisierung,
Hunger und Arbeitslosigkeit, und die Folge davon hätte der Triumph der
kommunistischen Revolution sein sollen. Weil jedoch diese durch Stalins Führung
der Sowjetunion und der Internationale vereitelt worden war und man Deutschland
nicht dem neuen Bonaparte überlassen wollte, milderten der Dawes‑ und
Young‑Plan diese Voraussetzung etwas, in der Erwartung, daß in Rußland
die Opposition siegen würde. Als dies nicht eintrat, mußten die
Voraussetzungen, die man geschaffen hatte, ihre Folgen haben: Der
wirtschaftliche Determinismus in Deutschland zwang seinem Proletariat die
Revolution auf. Da durch Stalins Schuld die sozialinternationale Revolution
verhindert worden war, stürzte sich das deutsche Proletariat in die nationalsozialistische
Revolution. Das war ein dialektisches Faktum.
Aber trotz aller Voraussetzung
und Begründung hätte die nationalsozialistische Revolution niemals siegen
können. Es fehlte ihr dazu mehr. Es war nötig, daß auf Grund von Anweisungen
die Trotzkisten und Sozialisten die Massen spalteten, die ein waches und
intaktes Klassenbewußtsein hatten. Schon dabei haben wir eingegriffen.
Aber es war noch mehr nötig.
Im Jahre 1929, als die Nationalsozialistische Partei an ihrer Wachstumskrise
litt und ihr die Geldmittel ausgingen, sandten "Jene" ihm einen
Botschafter; ich kenne sogar seinen Namen, es war ein Warburg. In unmittelbaren
Verhandlungen mit Hitler einigt man sich über die Finanzierung der
Nationalsozialistischen Partei, und Hitler bekommt in ein paar Jahren Millionen
von Dollars, die Wallstreet sendet, und Millionen von Mark, diese durch
Schacht: die Erhaltung von SA und SS und die Finanzierung der folgenden Wahlen,
die Hitler die Macht bringen, geschieht mit Dollars und Mark, die
"Jene" schicken.
Kuz.: Die nach Ihrer Darstellung einen vollkommenen
Kommunismus erstreben und ausgerechnet einen Hitler bewaffnen, welcher schwört,
das erste kommunistische Volk auszurotten. Wenn ich das glaube, ist schon
allerlei "Logik" bei den Finanzleuten!
Rak.: Sie vergessen wieder den Bonapartismus von Stalin.
Erinnern Sie sich, daß gegenüber Napoleon, dem Erwürger der Französischen
Revolution selbst ein Ludwig XVIII., ein Wellington, Metternich, ja sogar der
autokratische Zar objektiv revolutionär waren. Das ist beste stalinistische
Lehre. Sie werden seine Thesen über das Verhalten von Kolonien gegenüber den
imperialistischen Mächten auswendig können. Danach sind objektiv der Emir von
Afghanistan und König Faruk Kommunisten, weil Sie gegen Seine Britische Majestät
kämpfen ‑ warum sollte denn nicht auch Hitler in seinem Kampfe gegen den
autokratischen Zaren "Koba I." objektiv Kommunist sein?
Und endlich, ohne
Abschweifungen: hier haben Sie Hitler mit wachsender militärischer Macht, der
sein Drittes Reich ausdehnt, und was er noch hinzufügen wird ‑ bis er die
notwendige Macht hat, um Stalin anzugreifen und völlig stürzen zu können. Sehen
Sie nicht die allgemeine Zahmheit der Wölfe von Versailles, die sich auf
schwaches Knurren beschränken? Ist das vielleicht auch Zufall? Hitler wird in
der UdSSR einbrechen und so wie 1917 die Niederlagen des Zaren uns dazu
dienten, diesen hinauszuwerfen, so werden die Niederlagen Stalins uns dienen,
ihn hinauszuwerfen und zu ersetzen. Und die Stunde der Weltrevolution schlägt
wieder. Denn die demokratischen Nationen, die heute eingeschläfert sind,
werden, sobald Trotzkij wieder die Macht ergreift, wie einst im Bürgerkrieg
einen allgemeinen Wechsel spüren. Dann wird Hitler vom Westen her angegriffen
werden, seine Generale werden sich erheben und ihn liquidieren ... Wird dann
Hitler objektiv kommunistisch gehandelt haben oder nicht?
Kuz.: Ich glaube weder an Fabeln noch an Wunder!
Rak.: Also, wenn Sie
nicht glauben wollen, daß "Jene" fähig sind, zu verwirklichen, was
sie verwirklicht haben, bereiten Sie sich vor, den Einmarsch in die Sowjetunion
und das Ende Stalins noch vor einem Jahre zu erleben. Ob Sie es für ein Wunder
oder einen Zufall halten, bereiten Sie sich vor, es zu erleben und zu erleiden.
Aber sind Sie wirklich fähig, sich einfach zu weigern, das zu glauben, was ich
Ihnen gesagt habe, sei es auch nur als Hypothese?
Kuz.: Gut, sprechen wir hypothetisch. Was regen Sie an?
Rak.: Sie haben zuerst auf unsere Übereinstimmung hingewiesen.
Uns interessiert der Angriff auf die Sowjetunion nicht: denn der Sturz Stalins
würde das Zusammenbrechen dieses Kommunismus bedeuten, der, selbst wenn er
formal ist, uns doch angeht, denn wir sind überzeugt, daß es uns noch einmal
gelingen wird, ihn zu stürzen und ihn in einen echten Kommunismus zu
verwandeln. Ich glaube, genau die Synthese des gegenwärtigen Augenblicks
gegeben zu haben?
Kuz.: Ausgezeichnet! ‑ Lösung?
Rak.: Vor allem müssen wir dafür sorgen, daß die potentielle
Gefahr eines Angriffs durch Hitler verschwindet.
Kuz.: Wenn, wie Sie versichern, "Jene" es gewesen
sind, die ihn zum "Führer" gemacht haben, müssen sie Macht über
Hitler haben, daß er ihnen gehorcht.
Rak.: Da ich mich wegen der Eile nicht gut ausgedrückt habe,
so haben Sie mich nicht gut verstanden. Wenn es auch stimmt, daß
"Jene" ihn finanziert haben, so haben sie doch weder seine Existenz
noch sein Ziel entdeckt. Der Abgesandte Warburg kam zu ihm mit falschem Namen,
es scheint nicht einmal, als ob Hitler seine Rassenzugehörigkeit erraten habe;
außerdem log er über diejenigen, die er vertrat. Er sagte, er sei von einer
Finanzgruppe der Wallstreet abgesandt, die daran interessiert sei, die
nationalsozialistische Bewegung als eine Drohung gegen Frankreich zu
finanzieren, dessen Regierung eine Finanzpolitik verfolge, die die
Wirtschaftskrise in den USA hervorrufe.
Kuz.: Und glaubte Hitler das denn?
Rak.: Das wissen wir nicht. Es kam auch nicht darauf an, daß er
die Gründe glaubte, unser Ziel war, daß er triumphieren sollte, ohne ihm
irgendeine Bedingung aufzuerlegen. Das wirkliche Ziel, unser Ziel war, den
Krieg zu provozieren ‑ und Hitler war der Krieg, begreifen Sie?
Kuz.: Ich verstehe. Danach aber sehe ich kein anderes Mittel,
ihn zurückzuhalten, als ein Bündnis der Sowjetunion und der demokratischen
Völker, das Hitler einschüchtern könnte. Wie ich glaube, ist er doch nicht
stark genug sich zur gleichen Zeit gegen alle Staaten der Welt zu wenden, wohl
dagegen durchaus stark genug, einen nach dem anderen ...
Rak.: Kommt Ihnen das nicht als eine allzu einfache, fast
möchte ich sagen, kontrarevolutionäre Lösung vor?
Kuz.: Um einen Krieg gegen die Sowjetunion zu vermeiden?
Rak.: Schneiden Sie diesen Satz in der Mitte entzwei:
"einen Krieg zu vermeiden", ist das nicht völlig kontrarevolutionär?
Denken Sie nach: jeder echte Kommunist muß in Nachahmung seines Idols Lenin und
der anderen großen revolutionären Strategen immer den Krieg wünschen. Nichts
beschleunigt so den Sieg der Revolution wie der Krieg. Das ist ein marxistisch‑leninistisches
Dogma, zu dem Sie sich bekennen müßten. Also ‑ dieser stalinistische
Nationalkommunismus, dieser Bonapartismus ist fähig, den Verstand der reinsten
Kommunisten derartig zu verdunkeln, daß sie die Umkehrung gar nicht mehr
erkennen, der Stalin verfällt, nämlich die Revolution der Nation unterordnen,
statt die Nation der Revolution!
Kuz.: Ihr Haß gegen Stalin verblendet Sie und verwickelt Sie
in Widersprüche. Waren wir nicht darin einig geworden, daß ein Angriff auf die
Sowjetunion nicht wünschenswert sei?
Rak.: Und warum muß der Krieg denn notwendigerweise gegen die
Sowjetunion gerichtet sein?
Kuz.: Welches andere Volk könnte Hitler denn sonst angreifen?
Es ist doch ganz klar, daß er seinen Angriff gegen die Sowjetunion richten
wird, wie seine Reden es ankündigen. Was für Beweise wollen Sie noch dafür?
Rak.: Und wenn Sie und die Männer im Kreml das so fest und
diskussionslos glauben, warum haben Sie dann eigentlich den Bürgerkrieg in
Spanien provoziert? Sagen Sie mir nicht, das sei aus rein revolutionären
Gründen geschehen. Stalin ist gar nicht fähig, irgendeine marxistische Theorie
zu verwirklichen. Wäre es ein revolutionärer Grund gewesen, so wäre es nicht
korrekt gewesen, in Spanien so und so viel ausgezeichnete internationale
revolutionäre Kräfte zu verheizen. Es ist das Volk, das der Sowjetunion am
fernsten lebt, und die elementarste, strategische Bildung konnte nicht raten,
dort die Kräfte zu vertun. Im Konfliktsfall aber, wie hätte Stalin eine
spanische Sowjetrepublik versorgen und militärisch stützen können?
Aber ich bleibe ernst: von
einem anderen Gesichtspunkt aus waren Revolution und Krieg in Spanien richtig.
Dort ist ein wichtiger strategischer Punkt, ein Kreuzweg der sich schneidenden
Einflußlinien der kapitalistischen Mächte ‑ man hätte somit einen Krieg
unter diesen provozieren können! Ich erkenne an: das war theoretisch richtig,
aber nicht in der Praxis. Sie sehen bereits, daß der Krieg zwischen dem
demokratischen und dem faschistischen Kapitalismus nicht ausbricht. Und ich
sage Ihnen jetzt: wenn Stalin sich für fähig hielt, von sich aus ein Motiv zu
schaffen, das geeignet wäre, den Krieg unter den kapitalistischen Nationen zu
provozieren, warum sollte man nicht theoretisch annehmen dürfen, daß andere das
auch erreichen könnten?
Kuz.: Läßt man die Voraussetzungen gelten, kann man hier auch
die Hypothese zulassen.
Rak.: Also, das gibt einen weiteren Punkt, in dem wir
übereinstimmen. Erstens, daß es keinen Krieg gegen die Sowjetunion geben soll,
zweitens, daß man ihn unter den bürgerlichen Nationen hervorrufen muß.
Kuz.: Einverstanden. Sagen Sie das als persönliche Meinung
oder als Meinung von "Jenen"?
Rak.: Als meine Meinung. Ich habe weder Auftrag noch
Verbindung mit "Jenen", aber ich kann versichern, daß sie in diesen
beiden Punkten mit dem Kreml übereinstimmen.
Kuz.: Es ist wichtig, das von vorneherein festzulegen, denn
es ist die Hauptsache. Dennoch möchte ich gern wissen, worauf Sie sich berufen,
um die Sicherheit zu haben, daß "Jene" zustimmen.
Rak.: Wenn ich Zeit genug gehabt hätte, ihren ganzen Plan
darzustellen, wüßten Sie schon die Gründe, warum sie zustimmen. Heute will ich
nur drei davon nennen.
Kuz.: Welche sind das?
Rak.: Einer ist, wie ich schon erwähnt habe, daß Hitler,
dieser ungebildete Elementarmensch, aus natürlicher Intuition und sogar gegen
die technische Opposition von Schacht, ein höchst gefährliches
Wirtschaftssystem geschaffen hat. Als Analphabet in jeder Wirtschaftstheorie,
nur der Notwendigkeit gehorchend, hat er, wie wir es in der Sowjetunion gemacht
haben, die internationale wie die private Finanz ausgeschaltet. Das heißt, er
hat sich selber wieder das Privileg, Geld zu machen, angeeignet, und zwar nicht
nur physisches Geld, sondern auch Finanzgeld; er hat die intakte Maschine für
Falschgeldherstellung an sich genommen und läßt sie nun für den Staat laufen.
Er hat uns überholt, denn wir haben diese in Rußland unterdrückt und lediglich
durch einen groben Apparat, genannt Staatskapitalismus ersetzt; das war ein
sehr teurer Sieg für die notwendige vorrevolutionäre Demagogie. Das sind die
beiden Wirklichkeiten, wenn man sie vergleicht. Das Schicksal hat Hitler sogar
begünstigt; er besaß fast kein Gold und so konnte er gar nicht in Versuchung
geraten, es zu seiner Währungsgrundlage zu machen. Da er als einzige Sicherheit
für sein Geld nur über die technische Begabung und die machtvolle Arbeitskraft
der Deutschen verfügte, wurden Technik und Arbeit sein Goldschatz, etwas so
wesenhaft Gegenrevolutionäres, daß es, wie Sie wissen, radikal wie durch
Zauberkunst jene Arbeitslosigkeit von mehr als sieben Millionen Technikern und
Arbeitern beseitigte.
Kuz.: Durch die beschleunigte Aufrüstung.
Rak.: Ach, keine Spur! Wenn Hitler dazu gekommen ist, im
Gegensatz zu allen bürgerlichen Wirtschaftlern, die ihn umgaben, könnte er sehr
wohl fähig sein, ohne Kriegsgefahr sein System auf die Friedensproduktion
anzuwenden. Können Sie sich ausmalen, was dieses System bedeuten würde, wenn es
eine Anzahl Völker ansteckt, die einen wirtschaftlich autarken Kreis bilden?
Etwa beispielsweise das Britische Commonwealth? Stellen Sie sich vor, es
funktionierte in seiner kontrarevolutionären Art! Die Gefahr ist nicht drohend,
noch nicht, denn wir haben das Glück gehabt, daß Hitler sein System nicht auf
eine ihm vorausgegangene Theorie aufgebaut hat, sondern ganz empirisch, in
keiner Weise wissenschaftlich formuliert. Das heißt, daß es keinen
rational-deduktiven Prozeß durchlaufen hat, es gibt darüber keine
wissenschaftliche These, man hat auch keine Lehre davon formuliert. Aber die
Gefahr ist latent; jeden Augenblick kann auf dem Wege der Induktion sich eine
Formel ergeben. Das ist sehr ernst, ernster als alles Theater und alle
Grausamkeit beim Nationalsozialismus! Unsere Propaganda greift das auch nicht
an ‑ denn aus der polemisierenden Kontroverse könnte die Formulierung und
Systematisierung der gegenrevolutionären Wirtschaftslehre erwachsen. Da gibt es
nur eine Rettung: den Krieg!
Kuz.: Und das zweite Motiv?
Rak.: Wenn der Thermidor der russischen Revolution gesiegt
hat, so konnte das geschehen durch das vorherige Bestehen eines russischen
Nationalismus. Ohne einen solchen Nationalismus wäre der Bonapartismus unmöglich
gewesen. Und wenn das schon in Rußland geschah, wo der Nationalismus nur
embrionär, persönlich, der Zar war ‑ was für ein Hindernis muß nicht der
Marxismus in einem voll entwickelten Nationalismus Westeuropas finden! Marx ist
hinsichtlich des Ortes des revolutionären Sieges einem Irrtum verfallen
gewesen. Der Marxismus siegte nicht in der am meisten industrialisierten
Nation, sondern in Rußland, das fast kein Proletariat hatte. Unser Sieg hier
ist neben anderem der Tatsache zuzuschreiben, daß Rußland gar keinen wirklichen
Nationalismus besaß, während er bei den übrigen Nationen auf der Höhe seiner
Entwicklung stand. Sehen Sie, wie er sich bei ihnen mit dieser
außergewöhnlichen Macht im Faschismus erhebt und wie er ansteckend wirkt! Sie
werden verstehen, daß dieser gerade jetzt für Stalin von Nutzen ist, und daß
uns darum die Erdrosselung des Nationalismus in Europa einen Krieg lohnend
macht.
Kuz.: Zusammengefaßt also haben Sie, Rakowskij, einen
wirtschaftlichen und einen politischen Grund angegeben. Und welches ist der
dritte?
Rak.: Das ist leicht zu erraten. Wir haben noch einen
religiösen Grund. Ohne das niederzuschlagen, was vom Christentum noch lebt, ist
es unmöglich, den Kommunismus siegen zu lassen. Die Geschichte ist beredt ‑
es hat die Revolution sechzehn Jahrhunderte gekostet, ehe sie ihren ersten
Teilerfolg erringen konnte, indem sie die erste Spaltung des Christentums
hervorrief. In Wirklichkeit ist das Christentum unser einziger Feind, denn das
Politische und Wirtschaftliche in den bürgerlichen Völkern ist nur seine Folge.
Das Christentum, das das Individuum bestimmt, ist fähig, die revolutionäre
Ausstrahlung des neutralen, laizistischen oder atheistischen Staates an
Luftmangel zugrundegehen zu lassen, wie wir es in Rußland erleben, und schafft
sogar diesen geistigen Nihilismus, der in den beherrschten, noch christlichen
Massen lebt, ein Hindernis, das auch in zwanzig Jahren Marxismus noch nicht
überwunden ist. Wir gestehen Stalin zu, daß er jedenfalls auf dem religiösen
Sektor kein Bonapartist war. Auch wir hätten nicht mehr oder anderes getan als
er. Ah! Wenn Stalin auch wie Napoleon wagen würde, den Rubikon des Christentums
zu überschreiten, dann hätten sich sein Nationalismus und seine
gegenrevolutionäre Wirkung um das Tausendfache vermehrt. Und vor allem, dann
hätte eine radikale Unüberbrückbarkeit jede Übereinstimmung zwischen uns und
ihm unmöglich machen müssen, auch wenn sie nur zeitlich und objektiv ist ‑
wie diejenige, welche sich schon zwischen uns abzeichnet, wie Sie erkennen werden.
Kuz.: Tatsächlich, es ist meine persönliche Meinung, daß Sie
die drei Grundpunkte herausgearbeitet haben, über die man die Linie eines
Planes ziehen kann. Soviel gebe ich Ihnen für den Augenblick zu. Aber ich mache
meine geistigen Vorbehalte, im einzelnen meinen völligen Unglauben hinsichtlich
dessen, was Sie auf dem Gebiet von Menschen, Organisationen und Tatsachen
ausgeführt haben. Aber, legen Sie schon die Generallinien Ihres Planes dar.
Rak.: Ja, jetzt ja. Der Augenblick ist nun gekommen. Nur einen
Vorbehalt: ich spreche unter meiner eigenen Verantwortung. Ich nehme die
Verantwortung für die Auslegung der drei vorhergehenden Punkte als Gedanken von
"Jenen" auf mich, aber gebe zu, daß "Jene" zur Erreichung
der drei Zwecke einen teilweise völlig verschiedenen Plan für wirksamer halten
können, als denjenigen, den ich nahelege. Stellen Sie das bitte in Rechnung.
Kuz.: Das tue ich. Sprechen Sie nur.
Rak.: Fassen wir es ganz einfach. Da für die deutsche
Militärmacht nicht mehr das gleiche Ziel besteht, für das sie geschaffen wurde,
nämlich uns, der Opposition, die Macht in der Sowjetunion zu verschaffen,
müssen wir eine Umstellung der Fronten erreichen, den Angriff Hitlers von Osten
nach Westen wenden.
Kuz.: Ausgezeichnet! Haben Sie an einen Plan zur praktischen
Verwirklichung gedacht?
Rak.: Ich hatte genug Zeit dafür in Lubjanka. Ich habe
nachgedacht. Sehen Sie: Wenn es ursprünglich so schwierig war, einen Punkt der
Übereinstimmung zwischen uns beiden zu finden und sich dann doch alles ganz
natürlich abwickelte, so beschränkt sich nun das Problem darauf, irgend etwas
zu finden, in dem auch Stalin und Hitler übereinstimmen.
Kuz.: Ja, aber Sie werden zugeben, daß selbst das schon ein
Problem ist.
Rak.: Aber kein so unlösbares, wie Sie glauben. In
Wirklichkeit gibt es nur dann unlösbare Probleme, wenn sie einen subjektiven
dialektischen Widerspruch einschließen. Hitler und Stalin aber können
übereinstimmen, denn bei aller Verschiedenheit sind sie in ihrer Wurzel
identisch; mag Hitler in pathologischem Grade ein Gefühlsmensch und Stalin
normal sein, so sind sie doch beide Egoisten; keiner ist Idealist, darum sind
sie beide Bonapartisten, das heißt klassische Imperialisten. Da das aber so
ist, läßt sich eine Übereinstimmung der beiden leicht erzielen. Warum auch
nicht, wenn dies sogar zwischen einer Zarin und einem preußischen König möglich
war?
Kuz.: Rakowskij. Sie sind unverbesserlich ...
Rak.: Erraten Sie es nicht? Wenn Polen bewirkte, daß Katharina
II. und Friedrich II. sich verständigten ‑ jeder von beiden ein Muster
für den jetzigen "Zar" und den jetzigen "König" in Rußland
bzw. Preußen ‑ warum sollte Polen nicht auch die Ursache für eine
Verständigung zwischen Hitler und Stalin sein? Die geschichtliche Linie von den
Zaren zu den Bolschewisten und von den Monarchen zu den Nationalsozialisten
ebenso wie alles Persönliche bei Hitler und Stalin könnten sich in Polen
treffen. Ebenso unsere Linie, ebenso diejenigen von "Jenen" übrigens
ist das ein christliches Volk, und, ein weiterer erschwerender Umstand, ein
katholisches Volk.
Kuz.: Und angenommen, sie stimmen in diesem Dritten überein
... ?
Rak.: Wenn Willensübereinstimmung besteht, ist ein Vertrag
möglich.
Kuz.: Zwischen Hitler und Stalin? Verrückt! Unmöglich!
Rak.: Es gibt nichts
Verrücktes, noch weniger Unmögliches in der Politik.
Kuz.: Nehmen wir also als Hypothese an: Hitler und Stalin
greifen Polen an.
Rak.: Darf ich unterbrechen: ihr Angriff kann lediglich die
Alternative "Krieg oder Frieden" hervorrufen ‑ das müssen Sie
zugeben.
Kuz.: Ja, aber ‑ und was?
Rak.: Halten Sie England und Frankreich mit ihrer
Unterlegenheit an Heer und Flugwaffe für fähig, Hitler und Stalin anzugreifen,
wenn diese zusammenhalten?
Kuz.: In der Tat ‑ das scheint mir schwierig, wenn es
Amerika nicht gäbe.
Rak.: Lassen Sie einen Augenblick die Vereinigten Staaten aus
dem Spiel. Sie gestehen mir also zu, daß ein Angriff Hitlers und Stalins auf
Polen keinen europäischen Krieg auslösen kann?
Kuz.: Logisch, das erscheint nicht sehr möglich.
Rak.: In diesem Falle wäre ein Angriff auf Polen fast sinnlos.
Er würde nicht zur gegenseitigen Zerstörung der bürgerlichen Staaten führen,
die Drohung Hitlers gegen die Sowjetunion würde nach Durchführung der Teilung
Polens, weiterbestehen, wenn auch vorerst theoretisch. Deutschland und die
Sowjetunion hätten sich gleichmäßig verstärkt, praktisch jedoch hätte sich
Hitler mehr verstärkt; denn die Sowjetunion braucht weder Land noch Rohstoffe,
um stärker zu werden, wohl aber braucht sie Deutschland.
Kuz.: Das ist richtig gesehen. Aber es scheint keine andere
Lösung zu geben.
Rak.: Es gibt doch
eine Lösung.
Kuz.: Welche?
Rak.: Daß die Demokratien den Aggressor angreifen und nicht
angreifen.
Kuz.: Jetzt schweifen Sie ab. Angreifen und Nichtangreifen
zugleich ist eine völlige Unmöglichkeit.
Rak.: Glauben Sie? Beruhigen Sie sich! Wären nicht beide
Angreifer? Sind wir nicht einig darüber geworden, daß der Angriff nur
durchgeführt wird, wenn ihn beide unternehmen? Gut, was wäre dabei undenkbar,
daß die Demokratien nur einen der Aggressoren angreifen?
Kuz.: Was wollen Sie damit sagen?
Rak.: Einfach daß die Demokratien nur einem der Angreifer den
Krieg erklären, genau gesagt, Hitler!
Kuz.: Das ist nur eine billige Hypothese.
Rak.: Hypothese ja, aber keineswegs billig. Überlegen Sie:
jedes Volk, das gegen eine Koalition feindlicher Staaten kämpfen muß, hat als
wichtigstes strategisches Ziel, sie getrennt, einen nach dem anderen, zu
schlagen. Das ist eine so wohlbekannte und vernünftige Regel, daß man sie nicht
erst beweisen muß. Also, Sie werden mit mir übereinstimmen, diese Gelegenheit
zu schaffen wäre nicht falsch. Da Stalin sich durch einen Angriff der
Demokratien auf Hitler selbst nicht angegriffen fühlt und ihm auch nicht
beispringt, ergibt sich die Frage: Ist das nicht der richtige Weg? Außerdem
legen die Geographie und vor allem auch die Strategie das nahe. Frankreich und
England werden doch nicht so dumm sein, zu gleicher Zeit gegen zwei Mächte
kämpfen zu wollen, von denen eine bereit ist, neutral zu bleiben, und die
andere ohnehin schon für sie eine harte Nuß darstellt. Und von wo aus sollten
sie denn einen Angriff auf die Sowjetunion durchführen? Sie haben mit ihr keine
gemeinsame Grenze, es sei denn, sie griffen über den Himalaya hinweg an. Gewiß,
es bleibt die Front in der Luft, aber womit und von wo aus sollten sie Rußland
angreifen? In der Luft sind sie Hitler völlig unterlegen. Was ich da geltend
mache, ist ja kein Geheimnis, es ist nur allzusehr bekannt. Wie Sie sehen,
vereinfacht sich alles sehr.
Kuz.: Ja, wenn man den Konflikt auf die vier Mächte begrenzt,
sind Ihre Schlüsse logisch. Aber es sind nicht vier ‑ es sind viele, und
die Neutralität ist in einem Krieg von solchem Umfang nicht leicht
aufrechtzuerhalten.
Rak.: Gewiß, aber auch das mögliche Eingreifen weiterer
Nationen ändert das gegenseitige Verhältnis der Kräfte nicht. Machen Sie im
Geist eine Bilanz und Sie werden sehen, daß das Gleichgewicht bleibt, auch wenn
mehrere oder alle europäischen Nationen eingreifen sollten. Außerdem, und das
ist wichtig, keine andere Nation, die an der Seite von England und Frankreich
in den Krieg eintreten würde, könnte diesen die Führung abnehmen; damit aber
bleiben die Gründe gültig, die diese an einem Angriff auf die Sowjetunion
hindern.
Kuz.: Sie vergessen die Vereinigten Staaten.
Rak.: Sie werden gleich sehen, daß ich sie nicht vergesse. Ich
beschränke mich darauf, ihre Position in dem uns vorliegenden Problem zu
untersuchen, und sage Ihnen, daß Amerika nicht erwirken kann, daß Frankreich
und England Hitler und Stalin gleichzeitig angreifen. Um das zu können, müßten
die Vereinigten Staaten mit dem ersten Tage in den Krieg eintreten. Und das ist
unmöglich. Erstens, weil die USA niemals in einen Krieg eingetreten sind noch
eintreten werden, wenn sie nicht angegriffen werden, wann immer es ihnen paßt.
Hat die Provokation keinen Erfolg und der Gegner hat sie eingesteckt, dann ist
die Aggression einfach erfunden worden. In ihrem ersten internationalen Kriege,
1898 gegen Spanien, dessen Niederlage nicht zweifelhaft war, hat man die
Aggression einfach fingiert, oder "Jene" haben sie fingiert. 1914
hatte die Provokation Erfolg. Gewiß wird man darüber streiten, ob sie technisch
stattgefunden hat, aber es ist eine Regel ohne Ausnahme, daß, wer eine
Aggression begeht, ohne daß sie ihm hilft, sie begeht, weil er provoziert
worden ist. Also: diese wunderschöne amerikanische Taktik, der ich meinen
Beifall nicht versage, unterliegt immer einer Bedingung: daß die Aggression
"richtig" erfolgt, nämlich wenn es dem "Angegriffenen"
paßt, also den Vereinigten Staaten, d. h. wenn sie militärisch gerüstet sind.
Ist das heute der Fall? Offensichtlich nein. Die USA haben heute kaum hunderttausend
Mann unter Waffen und eine mittelmäßige Flugwaffe; respektabel ist nur die
Schlachtflotte. Aber verstehen Sie, daß sie damit die Alliierten nicht für
einen Angriff auf die Sowjetunion gewinnen können, zumal auch England und
Frankreich nur eine Überlegenheit haben, nämlich in der Luft. Ich habe also
wieder nachgewiesen, daß es von dieser aus jetzt keine Änderung im Verhältnis
der Kräfte geben kann.
Kuz.: Auch wenn ich das zugebe, erklären Sie mir doch die
technische Verwirklichung.
Rak.: Da, wie Sie gesehen haben, Stalins und Hitlers
Interessen für ihren Angriff auf Polen zusammenfallen, bleibt nur noch übrig,
diese Übereinstimmung zu formulieren und einen Vertrag über den Doppelangriff
zu schließen.
Kuz.: Und das halten Sie für sehr leicht?
Rak.: Gewiß nicht. Man brauchte dazu eine erfahrenere
Diplomatie als sie Stalin hat. Man müßte diejenige dafür im Dienst haben, die
Stalin enthauptet hat oder die jetzt in der Lubjanka verfault. Litwinow wäre in
früheren Zeiten dazu fähig gewesen, wenn auch mit gewissen Schwierigkeiten,
weil seine Rassenzugehörigkeit ein großes Handicap für Verhandlungen mit Hitler
gewesen wäre, aber heute ist er als Mensch fix und fertig, gejagt von einem
panischen Schrecken, er hat eine tierische Angst, weniger vor Stalin als vor
Molotow. All sein Talent ist festgelegt darin, daß man ihn nicht für einen
Trotzkisten halte. Wenn er erfährt, daß er eine Annäherung an Hitler einfädeln
soll, hieße dies für ihn ebensoviel wie wenn man ihm zumutete, er solle selber
den Beweis seines Trotzkismus liefern. Ich sehe den geeigneten Mann nicht ‑
außerdem müßte er ein reinblütiger Russe sein. I c h würde mich für die erste
Fühlungnahme anbieten. Und ich rege an, daß wer immer die Gespräche beginnt,
die auf einer ganz vertraulichen Ebene stattfinden müßten, von Ehrlichkeit
überfließen muß. Angesichts der Mauer von Vorurteilen kann man Hitler nur
mittels der Wahrheit hereinlegen.
Kuz.: Ich verstehe wieder einmal Ihre Rede in Paradoxen nicht.
Rak.: Entschuldigen Sie, das ist sie nur scheinbar; die
Notwendigkeit der Zusammenfassung zwingt mich dazu. Ich wollte sagen, daß man
im Konkreten und Naheliegenden mit Hitler mit offenen Karten spielen muß. Man
muß ihm zeigen, daß es sich um kein abgekartetes Spiel von Provokationen
handelt, um ihn in einen Zweifrontenkrieg zu verwickeln. Zum Beispiel kann man
ihm versprechen und im gegebenen Augenblick auch zeigen, daß unsere
Mobilmachung sich nur auf die wenigen Kräfte beschränken wird, die für den
Einmarsch in Polen nötig sein werden, was in der Tat wenig Truppen erfordert.
Unsere wirkliche Disposition müßte dahin gehen, daß er seine verfügbaren Massen
zur Abschlagung eines angenommenen englisch‑französischen Angriffes
festlegt. Stalin müßte großzügig sein in den Lieferungen, um die Hitler
ersucht, besonders was das Erdöl betrifft. Das ist es, was mir so im Augenblick
in den Kopf kommt. Es werden tausend ähnliche Fragen sich erheben, alle der
gleichen Art, die so gelöst werden müssen, daß sie Hitler die Sicherheit geben,
daß wir nur unseren Teil von Polen nehmen wollen. Und weil es in der Praxis so
gemacht werden wird, wird Hitler mit der Wahrheit getäuscht werden.
Kuz.: Aber, in diesem Fall ‑ wo soll da die Täuschung
liegen?
Rak.: Ich lasse Ihnen einige Augenblicke, damit Sie selber
entdecken, wo Hitlers Täuschung sich finden läßt. Vorher aber möchte ich
betonen, und Sie müssen es notieren, daß ich bis zu diesem Augenblick einen
logischen, normalen Plan entworfen habe, durch den man dazu kommen kann, daß
sich die kapitalistischen Staaten gegenseitig zerstören, indem man ihre beiden
Flügel den faschistischen gegen den bürgerlichen, aufeinander stoßen läßt.
Aber, ich wiederhole, mein Plan ist logisch und normal. Wie Sie gesehen haben,
kommen weder mysteriöse noch irgendwie fremdartige Faktoren dabei ins Spiel.
Mit einem Wort, "Jene" greifen nicht ein, damit seine Durchführung
möglich wird. Und doch glaube ich Ihren Gedanken zu erraten ‑ Sie denken
in diesem Augenblick, daß es dumm war, die Zeit damit zu vertrödeln, die
unbeweisbare Existenz und die Macht von "Jenen" nachweisen zu wollen
... Nicht wahr?
Kuz.: Das stimmt.
Rak.: Seien Sie offen zu mir. Sehen Sie ihr Eingreifen
wirklich nicht!? Ich sage Ihnen zu Ihrer Hilfe, daß ihr Eingreifen existiert
und entscheidend ist. Auch wenn die Logik und Natürlichkeit des Planes reiner
Schein ist. Erkennen Sie "Jene" denn wirklich nicht?
Kuz.: Offen gesagt, nein!
Rak.: Und doch ist Logik und Natürlichkeit meines Planes
reiner Schein. Das Natürliche und Logische wäre es, wenn sich Hitler und Stalin
gegenseitig vernichten. Eine einfache und leichte Sache für die Demokratien,
wenn ihr Ziel wirklich das wäre, das sie proklamieren, obwohl viele Demokraten
das glauben; denn es wäre genug, wenn sie Hitler erlauben ‑ halten Sie
das fest "erlauben" ‑ würden, Stalin anzugreifen. Sagen Sie mir
nicht, daß Deutschland siegen könnte. Wenn der russische Raum und die
Verzweiflung Stalins und der Seinigen unter dem Beil Hitlers oder gegenüber der
Rache ihrer Opfer nicht ausreichen sollten, die Militärmacht Deutschlands zu
ersticken, so stände ja dem nichts im Wege, daß die Demokratien klug,
methodisch Stalin unterstützten, wenn sie sehen, daß er schwach wird, und ihre
Hilfe bis zur völligen Erschöpfung der beiden Heere fortsetzen. Das würde gewiß
leicht, natürlich und logisch sein, wenn die Beweggründe und Absichten der
Demokratien, die viele ihrer Menschen für wahr halten, Tatsachen wären, und
nicht, was sie wirklich sind: Vorwände. Es gibt ein Ziel, ein einziges Ziel ‑
den Sieg des Kommunismus, den aber zwingt niemand den Demokratien auf als New
York, nicht die "Komintern", sondern die "Kapintern" der
Wallstreet. Wer außer ihr könnte Europa einen so offensichtlichen und völligen
Widerspruch aufzwingen? Wer kann die Kraft sein, die es zum totalen Selbstmord
treibt? Nur eine ist dazu fähig: das Geld. Das Geld ist Macht, die einzige
Macht.
Kuz.: Ich will offen mit Ihnen sein Rakowskij. Ich gestehe
Ihnen Gaben eines außergewöhnlichen Talentes zu. Sie haben eine brillante,
aggressive, feine Dialektik, wenn diese Sie im Stich läßt, kann Ihre Phantasie
immer noch einen bunten Vorhang, der wie leuchtende und klare Perspektiven
aussieht, spinnen. Aber das alles, auch wenn es mir Freude macht, genügt mir
nicht. Ich befrage Sie also, als ob ich alles glaubte, was Sie mir gesagt haben.
Rak.: Und ich gebe Ihnen die Antwort unter der einzigen
Bedingung, daß Sie mir weder mehr noch weniger, als ich gesagt habe,
unterlegen.
Kuz.: Zugesagt. Sie sagen also, daß "Jene" den vom
kapitalistischen Gesichtspunkt logischen Krieg zwischen Deutschland und der
Sowjetunion hindern und hindern werden? Lege ich das richtig aus?
Rak.: Völlig richtig.
Kuz.: Aber die gegenwärtige Lage ist, daß sie die deutsche
Ausdehnung und Wiederbewaffnung gestatten. Das ist eine Tatsache. Ich weiß schon,
daß, nach Ihrer Auffassung, der heute durch die" Reinigungen"
gescheiterte trotzkistische Plan der Beweggrund dafür war, ‑ insofern
schon ohne Ziel! Gegenüber der neuen Lage regen Sie lediglich an, daß Hitler
und Stalin einen Pakt schließen und sich Polen teilen sollen. Und ich frage
Sie: was garantiert uns, daß mit und ohne Pakt, mit und ohne Teilung Polens,
Hitler die Sowjetunion nicht angreifen wird?
Rak.: Da gibt es keine Garantie.
Kuz.: Warum also weitersprechen?
Rak.: Überstürzen Sie sich nicht; die furchtbare Drohung gegen
die Sowjetunion ist praktisch und real. Es ist keine Hypothese oder Drohung mit
Worten. Es ist eine Tatsache, eine zwingende Tatsache. "Jene" haben
schon eine Überlegenheit über Stalin, die sie nicht aufgeben dürfen. Stalin
bietet sich nur eine Alternative, eine Option, keine volle Freiheit. Hitlers
Angriff rollt ganz von selbst an, "Jene" brauchen nichts zu tun, um
ihn hervorzurufen, brauchen ihn nur handeln zu lassen. Das ist die entscheidende
Grundtatsache, die Sie in Ihrer sehr vom Kreml geprägten Denkweise vergessen
haben . . . Umdenken, mein Herr, umdenken!
Kuz.: Welche Option?
Rak.: Ich werde es noch einmal definieren: entweder wird
Stalin zertreten oder er führt den Plan durch, wie ich ihn gezeichnet habe,
damit sich die europäischen kapitalistischen Staaten gegenseitig vernichten.
Ich habe das eine Alternative genannt, aber, wie Sie sehen, ist es nur eine
theoretische Alternative. Stalin wird sich gezwungen sehen, wenn er überleben
will, den von mir vorgeschlagenen Plan durchzuführen, sobald er von
"Jenen" gebilligt ist.
Kuz.: Und wenn er Nein sagt?
Rak.: Das wird unmöglich sein. Die deutsche Ausdehnung und
Aufrüstung werden weitergehen. Wenn Stalin sich ihr gegenüber sieht, riesig,
bedrohlich ‑ was soll er dann machen? Sein eigener Selbsterhaltungssinn
wird ihm das sagen!
Kuz.: Es scheint, daß die Ereignisse sich nach der von
"Jenen" entworfenen Planung abwickeln müssen.
Rak.: Und so ist es. Natürlich in der Sowjetunion ist es heute
noch nicht so, aber früh oder spät wird es sich ereignen. Es ist nicht schwer,
vorauszusagen und zur Durchführung zu bringen, wenn etwas demjenigen paßt, der
es durchführen soll, in diesem Falle Stalin, den ich nicht für einen
Selbstmordkandidaten halte ... Es ist viel schwerer vorauszusagen oder die
Durchführung jemand aufzuerlegen, dem es nicht paßt, also in diesem Falle den
Demokratien. Ich habe es für diesen Augenblick mir aufgehoben, die wirkliche
Lage zu konkretisieren. Aber lösen Sie sich von dem Gedanken, daß Sie in der
gegebenen Lage Schiedsrichter seien ‑ Schiedsrichter sind
"Jene".
Kuz.: Immer wieder "Jene"! Müssen wir mit
Gespenstern umgehen?
Rak.: Sind Tatsachen Gespenster? Die internationale Lage wird
voll Wunder, aber nicht gespenstisch sein; sie ist real und recht real. Es gibt
kein Zauberstück, dort wird nämlich die zukünftige Politik bestimmt. Halten Sie
das für das Werk von Gespenstern?
Kuz.: Wir wollen sehen. Nehmen wir also an, Ihr Plan würde
angenommen. Etwas Greifbares, Persönliches müßten wir kennen, um zu verhandeln.
Rak.: Zum Beispiel?
Kuz.: Eine Person mit Vertretungsmacht, mit Vollmachten.
Rak.: Und warum? Um des Vergnügens willen, sie zu kennen und
zu sprechen? ‑ Berücksichtigen Sie, daß die angenommene Person, falls sie
sich einstellt, keine Beglaubigungsschreiben mit Siegel und Stempel mitbringen,
keine Diplomatentracht tragen wird, am allerwenigsten von "Jenen";
was sie sagt oder verspricht, was sie an Verträgen abschließt, wird keinerlei
juristischen oder Vertragswert haben. Verstehen Sie, daß "Jene" kein
Staat sind, sie sind, was die Internationale vor 1917 war, was sie offiziell
heute noch ist ‑ zugleich Nichts und Alles, Stellen Sie sich vor, die
Sowjetunion wollte mit der Freimaurerei, mit einer Spionage-Organisation, mit
dem mazedonischen Komitadschi oder den kroatischen Ustascha verhandeln. Würde
es da irgendetwas Amtliches, Geschriebenes, juristisch Vertragliches geben?
Solche Verträge, wie diejenigen zwischen Lenin und dem deutschen Generalstab
oder die von Trotzkij mit "Jenen" vollziehen sich ohne Brief und
Siegel. Die einzige Garantie für ihre Erfüllung beruht darin, daß es den
Vertragschließenden nützlich ist, den Vertrag zu erfüllen ‑ und das ist
die einzige wirkliche Garantie bei jedem Vertrag, auch wenn er mit noch soviel
Feierlichkeit geschlossen wird.
Kuz.: In diesem Falle ‑ was würden Sie beginnen?
Rak.: Ehrlich gesagt, ich würde noch morgen anfangen, Berlin
zu sondieren.
Kuz.: Um den Angriff auf Polen zu vereinbaren?
Rak.: Damit würde ich nicht anfangen. Ich würde mich
entgegenkommender zeigen, etwas enttäuscht von den Demokratien, würde in
Spanien etwas nachgeben ... Das wäre eine Tatsache, die Mut macht; dann würde
ich vage auf Polen anspielen. Wie Sie sehen ‑ keine Festlegungen, aber
genug, damit die Elemente des OKW, die Männer der Bismarck‑Linie, wie sie
sich nennen, Hitler gegenüber Argumente bekommen.
Kuz.: Nicht mehr.
Rak.: Im Augenblick nicht mehr. Das ist schon eine große
diplomatische Aufgabe.
Kuz.: Offen gesagt, bei den heute im Kreml herrschenden
Gedankengängen glaube ich nicht, daß gegenwärtig irgendjemand wagen wird, eine
so radikale Wendung in der internationalen Politik anzuraten. Ich fordere Sie
auf, Rakowskij, sich doch einmal im Geiste in den entscheidenden Mann im Kreml
zu versetzen. Nur mit Ihren Enthüllungen, Ihren Gründen, Ihren Hypothesen und
Anregungen ‑ da werden Sie mir zugeben, daß sich niemand überzeugen
lassen kann. Ich selbst, der ich Sie gehört habe und ‑ ich darf das nicht
leugnen ‑ einen starken Eindruck von Ihren Worten und Ihrer Person
bekommen habe, habe mich doch nicht einen Augenblick versucht gefühlt,
praktisch einen Vertrag zwischen der Sowjetunion und Deutschland ins Auge zu
fassen.
Rak.: Die internationalen Ereignisse werden dazu mit
unwiderstehlicher Gewalt zwingen.
Kuz.: Aber das hieße wertvolle Zeit verlieren. Sprechen Sie
über etwas Greifbares, was ich als Beweis für die Glaubhaftigkeit vorlegen
kann. Sonst getraue ich mich nicht, den Bericht über unsere Unterhaltung nach
oben durchzugeben; ich werde ihn mit aller Wortgetreulichkeit abfassen, aber er
wird in einem Archiv des Kreml schlummern.
Rak.: Würde es genügen, damit Sie ihn in Betracht ziehen, daß
jemand, auch unamtlich, mit einer wichtigen Persönlichkeit spricht?
Kuz.: Das wäre, wie ich glaube, etwas Greifbares.
Rak.: Aber, mit wem?
Kuz.: Das ist meine persönliche Meinung, Rakowskij, Sie haben
von konkreten Personen gesprochen, von großen Finanzmännern, wenn ich mich richtig
erinnere, haben Sie einen gewissen Schiff angeführt, auch einen anderen, der
als Verbindungsmann zu Hitler bei dessen Finanzierung gedient hat. Es wird auch
Politiker oder Persönlichkeiten von Rang geben, die zu "Jenen"
gehören oder die "Jenen" dienen. So einer könnte uns dienen, um etwas
Praktisches einzuleiten. Kennen Sie da niemand?
Rak.: Ich sehe die Notwendigkeit nicht. Überlegen Sie ‑
worüber wollen Sie verhandeln? Gewiß über den Plan, den ich anregte, nicht
wahr? Aber wozu? Bei diesem Plan haben "Jene" im Augenblick nichts zu
tun, ihre Aufgabe ist "Nicht handeln". Also können Sie keine positive
Aktion vereinbaren oder fordern. Erinnern Sie sich und überlegen Sie es gut.
Kuz.: Auch wenn dem so ist, erzwingt der Zustand unserer
persönlichen Auffassung eine Realität, auch wenn sie unnötig ist . . . Einen
Mann, dessen Persönlichkeit die Macht, die "Jene" ausüben sollen,
wahrscheinlich macht.
Rak.: Ich werden Ihnen den Gefallen tun, obwohl ich von der
Nutzlosigkeit überzeugt bin. Ich sagte Ihnen schon, daß ich nicht weiß, wer
"Jene" sind. Zur Sicherheit hat mir das auch einer gesagt, der es
wissen mußte.
Kuz.: Wer?
Rak.: Trotzkij. Weil Trotzkij es mir gesagt hat weiß ich nur,
daß einer von "Jenen" Walther Rathenau, der Mann von Rapallo, war. Da
sehen Sie den letzten von "Jenen", der öffentlich politische Macht
ausübte, wie er es war, der die Wirtschaftsblockade um die Sowjetunion
zerbrach, obwohl er einer der größten Millionäre war. Dann war es Lionel
Rothschild. Mit Sicherheit kann ich jetzt nicht mehr Namen nennen. Gewiß, ich
könnte jetzt mehr Namen nennen, deren Persönlichkeit und Taten sie mir völlig
mit "Jenen" übereinstimmend erscheinen lassen aber ob diese Männer
dabei befehlen oder gehorchen, kann ich nicht sagen.
Kuz.: Nennen Sie mir einige.
Rak.: Als Einheit das Bankhaus Kuhn, Loeb & Co. in der
Wallstreet; innerhalb dieses Bankhauses die Familie Schiff, Warburg, Loeb und
Kahn; ich sage Familie trotz der verschiedenen Familiennamen, denn sie sind
alle untereinander durch Ehen verbunden, Baruch, Frankfurter, Altschul, Cohen,
Benjamin, Straus, Steinhardt, Blum, Rosenman, Lippman, Lehman, Dreyfus, Lamont,
Rothschild, Lord, Mandel, Morgenthau, Ezechiel, Lasky ... Ich nehme an, das
sind genug Namen. Wenn ich mein Gedächtnis anstrenge, kann ich mich an noch
mehr erinnern. Aber, ich wiederhole, daß ich nicht weiß, wer einer von
"Jenen" sein kann, noch daß ich versichern könnte, daß
notwendigerweise einer es ist. Ich muß da alle Verantwortung ablehnen. Aber ich
glaube fest, daß jeder einzelne der von mir Aufgeführten, auch wenn er selber
es nicht ist, einen substantiierten Vorschlag an "Jene" kommen lassen
würde. Danach ‑ ob man nun die richtige Person getroffen hat oder nicht ‑
muß man nicht auf eine direkte Antwort warten. Die Antwort geben die Tatsachen.
Das ist eine unveränderliche Technik, die sie beachten und deren Beachtung sie
durchzusetzen wissen. Zum Beispiel, wenn Sie einen diplomatischen Schritt
machen wollen, müssen Sie nicht die persönliche Form anwenden und sich an
"Jene" wenden; beschränken Sie sich darauf, eine Erwägung, eine
vernunftgemäße Hypothese auszudrücken ... Dann braucht man nur abzuwarten.
Kuz.: Sie werden verstehen, daß ich jetzt keinen Zettelkasten
hier habe, um alle die Personen nachzusehen, die Sie erwähnt haben, aber ich
nehme an, daß diese sehr weit weg sind. Wo sind sie?
Rak.: Zum größten Teil in den Vereinigten Staaten.
Kuz.: Sie werden verstehe, daß, wenn wir da eine Aktion
einleiten, uns das viel Zeit kosten wird. Und wir haben es eilig. Nicht wir,
sondern Sie, Rakowskij.
Rak.: Ich?
Kuz.: Ja, Sie, erinnern Sie sich, daß Ihr Prozeß sehr bald
beginnen soll. Ich weiß es nicht, aber ich halte es für nicht allzu kühn, daß
wenn der Vertrag hier den Kreml interessieren soll, er ihn interessieren müßte,
bevor Sie vor dem Gericht erscheinen; das wäre für Sie eine sehr entscheidende
Sache. Ich glaube, daß Sie in Ihrem eigenen Interesse uns sehr schnell etwas
liefern müßten. Das Wesentliche wäre, eher in Tagen als in Wochen einen Beweis
dafür zu bekommen, daß Sie die Wahrheit gesagt haben. Ich glaube, daß, wenn Sie
uns den liefern könnten, ich Ihnen fast relativ große Sicherheiten geben
könnte, Ihr Leben zu retten . . . Anderen Falles garantiere ich für nichts.
Rak.: Gut, ich werde es wagen. Wissen Sie, ob Davies in Moskau
ist? Ja, der amerikanische Botschafter.
Kuz.: Ich glaube, ja. Er müßte zurückgekehrt sein.
Rak.: Das wäre ein Weg.
Kuz.: Ich glaube, wenn es so ist, müßten Sie mit ihm
beginnen.
Rak.: Nur ein so außergewöhnlicher Fall, glaube ich, gibt mir
das Recht, gegen die Regeln einen amtlichen Weg zu verwenden.
Kuz.: Können wir demnach annehmen, daß die amerikanische
Regierung hinter all dem steht?
Rak.: Dahinter nicht, darunter ...
Kuz.: Roosevelt?
Rak.: Soweit ich weiß. Ich kann nur daraus schließen. Folgen
Sie mir mit Ihrer Manie für Spionageromane! Ich könnte Ihnen zu Gefallen eine
ganze Geschichte fabrizieren: ich habe genug Erfindungsgabe, wahre Daten und
Tatsachen, um einen Schein der Wahrheit zu schaffen, der an die
Beweiskräftigkeit streift. Aber sind die öffentlich bekannten Tatsachen nicht
viel augenfälliger? Sehen Sie selbst! Erinnern Sie sich jenes Morgens des 24.
Oktobers 1929. Es wird eine Zeit kommen da er für die Geschichte der Revolution
ein wichtigerer Tag sein wird als der 24. Oktober 1917 ... Dieser 24te ist der
Tag des Kraches an der Börse in New York, der Beginn der sogenannten
Depression, der wirklichen Revolution ‑ zwölf bis fünfzehn Millionen
Arbeitslose! Im Februar 1933 ist der letzte Schlag der Krise mit der Schließung
der Banken. Mehr konnte die Finanz nicht tun, um den klassischen Amerikaner,
der noch verschanzt im Reduit seiner Industrie saß, auf den Kopf zu schlagen
und ihn wirtschaftlich der Wallstreet zu versklaven ... Es ist bekannt, daß
jede Verarmung der Wirtschaft ein Blühen des Parasitentums bedeutet ‑ und
die Finanz ist der große Parasit. Aber diese amerikanische Revolution hatte
nicht nur das wucherische Ziel, die Macht des Geldes zu steigern, sie wollte
viel mehr. Die Macht des Geldes, obwohl sie eine politische Macht ist, war
bisher immer nur auf indirekte Weise ausgeübt worden ‑ jetzt aber sollte
sie sich in unmittelbare Macht verwandeln. Der Mann, durch den sie dies ausüben
wollten, sollte Franklin Delano Roosevelt sein. Haben Sie verstanden? Notieren
Sie das: in diesem Jahr 1929, dem ersten Jahr der amerikanischen Revolution, im
Februar, fährt Trotzkij aus Rußland weg; der Krach ist im Oktober. Die
Finanzierung Hitlers wird im Juli 1929 bewilligt. Glauben Sie, daß das rein
zufällig ist? Die vier Jahre von Hoover werden dazu verwandt, um die
Machtergreifung in den Vereinigten Staaten und in Rußland vorzubereiten, dort
durch die finanzielle Revolution, hier durch den Krieg und die darauf folgende
Herbeiführung der Niederlage ... Wird ein guter Roman für Sie mehr Beweiskraft
haben? Aber Sie werden verstehen, daß ein Plan von derartigem Umfang einen
außergewöhnlichen Mann als Inhaber der Exekutivgewalt in den Vereinigten
Staaten benötigte, dazu bestimmt, die organisierende und entscheidende Kraft zu
werden: dieser Mann war Franklin Roosevelt und mit ihm Eleanor Roosevelt.
Gestatten Sie mir zu bemerken, daß diese Bisexualität keinerlei Ironie ist, man
mußte ungleiche Dalilas vermeiden.
Kuz.: Ist Roosevelt einer von
"Jenen"?
Rak.: Ich weiß nicht, ob er einer von "Jenen" ist
oder ihnen nur gehorcht. Was bedeutet das auch schon? Ich glaube, er ist sich
seines Auftrages bewußt, aber ich kann nicht bestimmt sagen, ob er durch
Erpressung gehorsam gemacht ist oder ob er zur Leitung gehört, aber sicher ist,
daß er seinen Auftrag erfüllt, seine Aktion durchführt, die ihm übertragen ist,
und zwar mit aller Gewissenhaftigkeit. Fragen Sie mich nicht mehr, denn ich
weiß nicht mehr.
Kuz.: Im Falle man
sich entschließt, sich an Davies zu wenden, welche Form würden Sie empfehlen?
Rak.: Zuerst muß man die Personen richtig auswählen. Jemand
wie der "Baron" könnte zu gebrauchen sein. Lebt er noch?
Kuz.: Ich weißes nicht.
Rak.: Gut, die Auswahl der Person bleibt Ihre Sache. Ihr
Abgesandter muß sich vertraulich und indiskret, am besten als getarnt
oppositionell zeigen. Die Unterhaltung wird mit Geschick bis zu der
widerspruchsvollen Lage vorgetrieben, in die die sogenannten europäischen
Demokratien die Sowjetunion mit ihrer Allianz gegen den Nationalsozialismus
versetzen. Das heißt, sich mit dem britischen und französischen Imperialismus,
einem wirklichen Imperialismus, gegen einen potentiellen zu verbünden. Ein
Glied im Gespräch wird dazu dienen, die falsche Stellung der Sowjetunion dabei
mit der gleichfalls falschen Stellung der amerikanischen Demokratie zu
vergleichen ... Auch die amerikanische Demokratie sieht sich gedrängt, um eine
innere Demokratie in Frankreich und England zu verteidigen, einen
Kolonialimperialismus aufrechtzuerhalten ... Wie Sie sehen, kann man die Frage
auf eine sehr starke logische Grundlage stellen. Dann ist es kinderleicht, eine
Hypothese für die Aktion zu formulieren. Erstens: wenn weder die Sowjetunion noch
die USA ein Interesse am europäischen Imperialismus haben, dann schrumpft der
Streit auf eine Frage der persönlichen Herrschaft zusammen. Ideologisch,
politisch und wirtschaftlich aber würde Rußland und Amerika die Zerstörung des
europäischen Kolonialimperialismus nützen, ganz gleich, ob direkt oder
indirekt, aber noch mehr den Vereinigten Staaten. Wenn Europa in einem neuen
Kriege alle seine Kraft verliert, würde England, das über keine eigene Kraft,
sondern nur über solche als europäische Hegemonialmacht verfügt, sobald Europa
als Machtpotenz verschwindet, mit seinem britischen Empire englischer Sprache
sofort zu den Vereinigten Staaten gravitieren, wie es politisch und
wirtschaftlich schicksalhaft ist. Ist man soweit gekommen, kann man eine Pause
von einigen Tagen einschieben. Dann, wenn sich die Wirkung gezeigt hat, kann
man weiter vorstoßen. Hitler hat eine Aggression begangen, irgendeine, er ist
seinem Wesen nach Aggressor, darüber kann man sich nicht täuschen. Und man kann
dann weiter fragen: Welche gemeinsame Haltung sollten die Vereinigten Staaten
und die Sowjetunion gegenüber einem Kriege einnehmen, der immer ‑ ganz
gleich unter welchem Beweggrund! ‑ ein Krieg ist unter Imperialisten, die
besitzen, und Imperialisten, die den Besitz erstreben; aber neutral zu sein
hängt nicht nur vom eigenen Willen, sondern auch vom Aggressor ab. Die
Sicherheit, neutral bleiben zu können, besteht immer nur, wenn der Aggressor im
Angriff keinen Vorteil sieht oder ihn nicht ausführen kann. In diesem Fall ist
es klar, daß der Aggressor eine andere Nation angreift, natürlich auch eine
imperialistische. Dann weiterzugehen und aus Gründen der Sicherheit und Moral
nahezulegen, daß, wenn der Zusammenstoß unter den Imperialisten nicht von
selber ausbricht, er hervorgerufen werden muß, muß dann ganz leicht fallen.
Und, wenn man einmal die Theorie angenommen hat ‑ wie man sie annehmen
wird! ‑ dann die praktischen Aktionen zu vereinbaren, ist eine rein
mechanische Angelegenheit. Hier ist der Fahrplan: 1) Abkommen mit Hitler, um
die Tschechoslowakei oder Polen zu teilen. Am besten dieses. 2) Hitler wird
annehmen. Wenn er in seinem Eroberungsspiel des Bluffs fähig ist, etwas
zusammen mit der Sowjetunion zu nehmen, wird er das für die untrügliche
Garantie hatten, daß die Demokratien verhandeln werden. Er kann gar nicht an
ihre Drohworte glauben, da er ja weiß, daß die am meisten kriegerischen
zugleich für die Abrüstung sind, und daß ihre Abrüstung echt ist. 3) Die
Demokratien werden Hitler und nicht Stalin angreifen; man wird den Leuten
sagen, daß zwar beide gleichmäßig der Aggression und Teilung schuldig sind,
strategische und Nachschubgründe aber es veranlassen, sie getrennt zu schlagen.
Erst Hitler, dann Stalin.
Kuz.: Und sie würden uns nicht mittels der Wahrheit betrügen?
Rak.: Und wie denn? Behält nicht Stalin die Freiheit, im
notwendigen Maße Hitler zu unterstützen? Lassen wir es nicht in seiner Hand,
den Krieg unter den Kapitalisten bis zum letzten Mann und letzten Pfund in die
Länge zu ziehen? Womit sollen sie ihn denn angreifen? Schon mit der
kommunistischen Revolution im Inneren, die siegen wird, werden die
kapitalistischen Staaten genug zu tun haben.
Kuz.: Aber wenn Hitler schnell siegt? Wenn er, wie Napoleon,
ganz Europa gegen die Sowjetunion mobilisiert?
Rak.: Das ist unglaublich! Sie vergessen den wichtigsten
Faktor, die Existenz der USA. Ist es dann nicht natürlich, daß die USA Stalin
nachahmen und ihrerseits die demokratischen Völker unterstützen? Wenn man
"gegen die Uhr" diese beiden Hilfeleistungen für die beiden
kämpfenden Lager zusammenwirken läßt, so sichert das unfehlbar die endlose
Dauer des Krieges.
Kuz.: Und Japan?
Rak.: Hat es nicht schon genug mit China zu tun? Stalin mag
ihm seine "Nichtintervention" garantieren. Die Japaner haben ja eine
Neigung zum Selbstmord, aber doch nicht so sehr, daß sie zugleich die
Sowjetunion und die USA angreifen. Noch mehr Einwände?
Kuz.: Nein, wenn es von mir abhinge, wäre es Beweis genug.
Aber glauben Sie, daß der Botschafter ... ?
Rak.: Es glauben wird? Man hat mich nicht mit ihm reden
lassen. Aber beachten Sie eine Einzelheit ‑ die Ernennung von Davies
wurde im November 1936 veröffentlicht; wir müssen annehmen, daß Roosevelt seine
Entsendung schon früher plante und betrieb; alle kennen ja die Umständlichkeiten
und die Zeit, die es erfordert, amtlich die Ernennung eines Botschafters
durchzuführen. Man muß also etwa im August sich über seine Ernennung geeinigt
haben. Und was geschah im August? Damals wurden Sinowiew und Kamenew
erschossen. Ich möchte schwören, daß seine Ernennung den einzigen Zweck hat,
aufs neue die Politik von "Jenen" gegenüber Stalin festzulegen. Ja,
das glaube ich fest. Mit welcher Besorgnis hat er einen nach dem anderen der
Führer der Opposition in den auf einander folgenden Parteireinigungen fallen
sehen müssen. Wissen Sie, daß er bei dem Prozeß von Radek anwesend war?
Kuz.: Ja!
Rak.: Sie sehen ihn! Sprechen Sie mit ihm. Er wartet seit
vielen Monaten.
Kuz.: Für diese Nacht müssen wir schließen. Aber bevor wir
uns trennen, will ich etwas mehr wissen. Nehmen wir an, daß alles Wahrheit ist,
sich mit vollem Erfolg verwirklichen läßt. Dann werden "Jene" gewisse
Bedingungen stellen. Können Sie erraten, welche das sein werden?
Rak.: Es ist nicht schwer, das zu unterstellen. Die erste wird
sein, daß die Hinrichtungen von Kommunisten, d. h. von Trotzkisten, wie sie uns
nennen, aufhören. Dann wird man einige Einflußzonen festlegen wie soll ich
sagen? ‑ die Grenzen, die den formalen vom wirklichen Kommunismus
trennen. Im wesentlichen wird es nicht mehr sein. Dann wird es sich um
Versprechen gegenseitiger Hilfe handeln für die Zeit der Dauer des Planes. Sie
werden dann z. B. das Paradox erleben, daß eine Menge von Menschen, Feinde
Stalins, ihn fördern, und das werden weder Proletarier noch Berufsspione sein.
In allen Rängen der Gesellschaft, auch in den höchsten, werden mutige Männer
sich erheben, um diesen Formalkommunismus Stalins zu unterstützen, wenn er dazu
übergeht, nicht zwar Realkommunismus, aber doch objektiver Kommunismus zu sein.
Haben Sie mich verstanden?
Kuz.: Ein wenig. Aber Sie verhüllen die Sache in einem so
dunklen Kasuismus ...
Rak.: Da wir abschließen müssen, kann ich mich nur so
ausdrücken. Wir wollen sehen, ob ich Ihnen noch helfen kann zu verstehen. Es ist
bekannt, daß man den Marxismus auch Hegelianertum genannt hat. So wurde die
Frage vulgär dargestellt. Der Idealismus Hegels ist die vulgäre Anpassung an
das grobe westliche Verständnis des naturalistischen Mystizismus von Baruch
Spinoza. "Jene" sind Spinozisten, vielleicht gilt auch das Umgekehrte
und der Spinozismus sind "Jene", wobei jener nur die der Epoche
angepaßte Version für die eigene, viel ältere und höhere Philosophie
"Jener" ist . . . Also Marx als Hegelianer und darum als Spinozist,
wurde seinem Glauben untreu, aber nur zeitweilig und aus taktischen Gründen. Es
ist nicht, wie es der Marxismus verficht, daß durch die Vernichtung eines
Gegensatzes eine Synthese entsteht. Durch die überwindende Integration von
These und Antithese als Synthese entsteht eine Wirklichkeit, eine Wahrheit in
einem Schlußakkord von Subjektiv und Objektiv. Sehen Sie es nicht? . . . In
Moskau Kommunismus ‑ in New York Kapitalismus, These und Antithese.
Analysieren Sie beide. Moskau: subjektiver Kommunismus und objektiver
Kapitalismus, Staatskapitalismus. New York: subjektiver Kapitalismus und
objektiver Kommunismus. Persönliche, wirkliche Synthese, Wahrheit:
Internationale Finanz, Kapitalismus ‑ Kommunismus ‑ eben
"Jene" . . .
ENDE
Rakowski-Protokolle (1)
Während
des Ostfeldzuges, dem Unternehmen Barbarossa im Zweiten Weltkrieg, war neben
den Streitkräften der Deutschen Wehrmacht unter den Truppenverbündeten‑Mächten
auch der Freiwilligenverband aus Spanien, die "Blaue Division", unter
ihrem Kommandanten General Munoz Grande, eingesetzt. Diese Division aus 20.000
Mann kam am 13. Juli 1941 nur wenige Wochen nach Ausbruch des Rußlandfeldzuges
mit dem deutschen Präventiv- und Abwehrschlag gegen Stalins erneuten
militärischen Riesenaufmarsch gegen Europa zum Einsatz.
4.000 Spanier waren im
antibolschewistischen Kampf an der Ostfront gefallen, aus sowjetischer
Gefangenschaft kehrten am 2. April 1954 286 Spanier zurück. Der strategische
Wert einer so kleinen Kampfeinheit wie der spanischen Blauen Division war
sicher nicht sehr groß, jedoch war die Treue dieser heldenhaften europäischen
Spanier im taktischen Einsatz nicht hoch genug einzuschätzen, und ihr Kampf für
Europa wird für immer im Andenken der Gerechten bleiben.
Die größte Tat, welche die Geschichte
der Völker und Menschen oft rein zufällig ausführen läßt, gelang einem
einfachen Freiwilligen der spanischen Division, als dieser vor dem
Kampfabschnitt der Division die Leiche eines gefallenen Sowjetrussen in einer
Bauernkate fand. Eine Überprüfung der Papiere und des Tascheninhalts dieses
Offiziers brachte zunächst nichts Besonderes zutage, der Tote war einer der
vielen NKWD-Ärzte in Stalins Gulagreich gewesen. Sein Name war Dr. Josef
Landowski und, was die Überraschung ausmachte, er hatte eine Menge
beschriebenes Papier bei sich, darunter einige eng beschriebene Hefte. Es war
eigentlich ein Fund von weltgeschichtlicher Bedeutung von so brisantem Inhalt,
daß, ginge es auf der Welt mit rechten Dingen zu, würde alles nach Wahrheit und
Völkerrecht zugehen und nicht nach Geld, Waffen, Rohstoffen und Erdöl, sofort eine Weltgeschichtsrevision hätte stattfinden müssen. Die Rollen hätten
in Nürnberg sofort vertauscht werden müssen ‑ das bewiesen die Papiere
bei dem Toten, deren Inhalt nun ans Licht der Geschichte kam ‑, wo 1945
die eigentlichen Kriegsbrandstifter sich anmaßten, zugleich als Ankläger und
Richter aufzutreten und einen Akt noch nie dagewesener Rechtsbeugung zu
vollziehen. Die papiernen Aufzeichnungen bei dem toten Landowski waren
Vernehmungsprotokolle eines einst hohen Mitglieds der sowjetischen
Normenklatura; er heiß Christjan Gurjewitzsch Rakowski, war nach der
Oktoberrevolution von 1917 Ratsvorsitzender des Ukraine‑Sowjets gewesen,
dann sowjetischer Geschäftsträger in London, anschließend Sowjet‑Botschafter
in Paris. Als Weggefährte Lenins und vor allem Trotzkis geriet Rakowski nach
Lenins Tod mehrmals in Stalins Schußlinie und letztlich in das Räderwerk von
Stalins mörderischer Justizmaschine, die ihn 1938 erneut in die Lubjanka
brachte, wo er von dem GPU-Offizier Gabriel G. Kuzmin verhört und vernommen
wurde.
Da Rakowski in den führenden
diplomatischen Kreisen in London und Paris verkehrte, als Bonvivant auch in den
von hochgradigen Freimaurern durchsetzten Pariser High‑society‑Salons
seine Kontakte pflegte, waren ihm, - besonders nach Entsendung von Roosevelts Botschafter J. E. Davies
nach Moskau ‑ die Pläne der Führungseliten in den westlichen
bolschewistisch korrumpierten und unterwühlten Einkreisungsmächten nicht nur
gut, sondern besser als Stalin selbst bekannt.
Rakowski
war nämlich Trotzkist geblieben, was ihm letztendlich auch zum Verhängnis wurde
Der sowjetische prominente
Rakowski wurde von dem ebenfalls prominenten GPU‑Vernehmungsoffizier
Kuzmin nun nach allen Regeln dieses berüchtigten Dserschinski‑Hauses
abgeschöpft und Kuzmin, der bei Stalin im
Kreml Zugang hatte, versprach ihm bei kooperativem Verhalten zu versuchen,
seinen Kopf zu retten. In diesem Bestreben bestärkt, versuchte Rakowski nun,
angesichts der sich durch die Einkreisungspolitik der Westmächte gegen
Deutschland mehr und mehr verschärfenden Lage, sich dadurch aus der Schlinge zu
ziehen, daß er dem Kreml die Kriegsplanungsvorstellungen der Westmächte gegen
das Deutsche Reich zu Protokoll gab.
In dem Schauprozeß 1938 wurde
Rakowski zusammen mit Kral Radek und anderen Sowjetgrößen zu 20 Jahren Haft
verurteilt. Er war zu diesem Zeitpunkt 66 Jahre alt. Stalin schonte zunächst
sein Leben, und das wohl nur wegen des großen Sachwissens dieses Genies, das zu
nutzen Stalin vielleicht noch gehofft haben mochte. Doch kam es anders; als die
Deutsche Wehrmacht im Sommer 1941 sich dem Ort der Haftverwahrung Rakowskis
näherte, erhielt Rakowski mit vielen anderen Sowjetprominenten den Genickschuß.
Bevor der GPU‑Gefängnisarzt Landowski die Flucht ergriff, nahm er die
brisanten Papiere des Toten an sich und als er fiel, kamen sie in spanische
Hand und damit endlich nach vielen Irrwegen und Unterdrückungen in die
Öffentlichkeit.
Die Offenlegung der
Kriegsplanung durch die wissenden und eingeweihten überstaatlichen
Hintergrundmächte der westlichen Kriegstreiberstaaten war zunächst so
verblüffend, daß man nicht wagen konnte, sie für bare Münze zu nehmen und
zunächst glaubte, es könne sich um Hirngespinste überkandidelter Biertischstrategen
handeln. Erst als man begann, sich auf die Suche in den Spuren des Lebensweges
des Rakowski zu machen und nach seinen diplomatischen Korrespondenzen aus den
20er und 30er Jahren suchte und fündig wurde, erkannte man die Brisanz seiner
Aussagen vor Stalins GPU-Häschern, die unter Fachleuten als Rakowski-Protokoll geführt werden.
Mauricio Carlavilla hat das Protokollarische Dokument 1950 in Madrid in der
Fassung "Sinfonia EN ROJO
MAYOR" aus dem Russischen übersetzt.
Rakowskis tatsächlicher Lebensweg, bisher nicht bekannt, wird erst jetzt
offenbar
Dem toten Rakowski verdanken
wir nun die Wahrheit über die Planung der Westmächte zur Auslösung des Zweiten
Weltkrieges. Einer seiner letzten Sätze vor dem Tod waren seine Worte:
"Eines Tages werden die Toten zu reden beginnen." Und tatsächlich,
Rakowski gibt als Toter preis, wie die Menschheit in den Zweiten Weltkrieg
getrieben wurde, nicht von Hitler, sondern von Roosevelt, Churchill, Daladier
und Stalin.
Die ganze Vita Rakowskis ist
deshalb für die Nachwelt und die Geschichtsforschung so wichtig, weil er das
Zeugnis abgegeben hat, daß die beiden Hegemonialideologien Kapitalismus und
Kommunismus/Bolschewismus einer gemeinsamen Quelle entstammen. Um alle ethnisch
begründeten nationalstaatlichen Regionalsysteme zu zerstören und eine
Eine-Welt-Herrschaft erstehen zu lassen, war es notwendig, langfristige Pläne
zu entwickeln. Die seitherigen Regionalmächte mußten zunächst zerstört werden,
in Chaos versinken, um dem darauf folgenden Ruf der Massen nach Law and Order
die Notwendigkeit einer einzigen Weltherrschaft plausibel zu machen.
Quelle: Gerold Bernert, Hintergasse 2, 64367 Mühltal, in "DER
SCHLESIER" vom 13. Dezember 2002
Anmerkung: Der in die deutsche Sprache übersetzte Originaltext der
weltgeschichtlich höchst bedeutsamen Rakowski-Protokolle folgt auf dieser
Homepage. Die Authentizität der Rakowski-Protokolle ist - soweit ersichtlich -
in der Fachwissenschaft unbestritten. Es verwundert um so mehr, daß seit der
ersten Veröffentlichung 1950 nicht ein internationaler - zumindest ein
deutscher - Aufschrei durch Presse und Zeitgeschichtsforschung geht. Nun wird
einem auch der Hintersinn eines Eintrags des kürzlich verunglückten Generals
und Provinzgouverneurs Alexander Lebed in ein Gedenkbuch eines deutschen
Konzentrationslagers bewußt: "Wer mit Pistolen in die Geschichte schießt,
muß sich nicht wundern, wenn Kanonenkugeln zurückfliegen!"
Rakowski-Protokolle (2)
Der Kommunismus
An dieser Stelle ist es
unumgänglich, sich nochmals des bemerkenswerten Umstands zu erinnern, daß auf
der Ein‑Dollar‑Note nicht bloß das Illuminatensiegel, sondern auch ‑
freilich weit unauffälliger ‑ ein aus Pentagrammen zusammengesetzter Judenstern
prangt, was doch jedenfalls Anlaß zu der Frage gibt, inwieweit Illuminaten und
zionistisches Judentum miteinander zusammenhängen. Die Beantwortung dieser
Frage wird uns zugleich zu den Uranfängen des Kommunismus führen. Douglas Reed
konnte noch 1952 die These vertreten, das Illuminatentum sei «eine deutsche,
nicht eine jüdische Erfindung. Im Jahre 1793 bemerkte das "Journal de
Vienne" ironisch: "Es sind nicht die Franzosen, welche das große
Projekt, das Antlitz der Erde zu ändern, ausgearbeitet haben; diese Ehre
gebührt den Deutschen."» Erst nach dem Wiener Kongreß von 1815, meint
Reed, «machte sich zum erstenmal starke jüdische Einflüsse in dieser Bewegung
geltend. Bisher war sie vorwiegend deutsch gewesen.» (Reed 1952, S. 322f)
Zum damaligen Zeitpunkt kannte
Reed noch nicht das außerordentlich aufschlußreiche wörtliche Protokoll des
Verhörs, dem der nach eigenem Bekunden hochgradig in die Pläne und
Machenschaften der Geheimen Oberen eingeweihte und verstrickte
Hochgradfreimaurer und Trotzkist Christian C. Rakowskij 1938
unter Stalin unterzogen worden war. D. Griffin hat das erstmals 1950 in
Spanien veröffentlichte Dokument in den siebziger Jahren in Amerika und 1980 auch in Deutschland publiziert (D.
Griffin, Die Herrscher. Luzifers 5.
Kolonne, Vaduz 1980, S. 273-324). In Spanien erregte die
Veröffentlichung damals großes Aufsehen, so daß interessierte Kräfte das Buch
aufkauften, um es aus dem Verkehr zu ziehen. An der Echtheit des Dokuments wird
von niemandem gezweifelt, zumal die Details seiner Entstehung bestens bekannt
sind (vgl. ebd. S. 273‑277). Rakowskij
war zusammen mit sechs anderen führenden Trotzkisten von Stalin bereits zum Tod
verurteilt worden; ihnen stand aber noch der Schauprozeß bevor, als Rakowskij
sich entschloß, Stalin wertvollste Informationen anzubieten, um sein Leben zu
retten. Das mehrstündige Verhör, das von einem Vertrauten Stalins, Gavril G.
Kuzmin (alias René Duval), einem überzeugten Kommunisten, geführt wurde, zog
sich bis tief in die Nacht hinein, weil es Rakowskij ersichtlich größte Mühe
kostete, den ahnungslosen kommunistischen Funktionär Kuzmin innerhalb weniger
Stunden von der wahren Natur des Kommunismus zu überzeugen. Der offenbar
außerordentlich intelligente Rakowskij kam schließlich noch rechtzeitig ans
Ziel; sein dringender Hinweis darauf, daß die Geheimen Oberen von Stalin
unbedingt einen Pakt mit Hitler wünschten, um einen kräftemäßig annähernd
austarierten, möglichst lange anhaltenden und möglichst zerstörerischen Krieg ‑
den späteren zweiten Weltkrieg! ‑ inszenieren zu können, sorgte dafür,
daß Rakowskij als einziger der sieben prominenten Trotzkisten nicht
hingerichtet sondern zu zwanzigjähriger Haft begnadigt wurde.
Rakowskij enthüllte dem völlig
verblüfften und fast ratlosen Kuzmin unter anderem folgendes: «Wissen Sie, daß
die nicht geschriebene Geschichte, die nur wir kennen, uns als den Gründer der
Ersten Internationale des Kommunismus ‑ natürlich geheim ‑ Adam
Weishaupt angibt? Erinnern Sie sich seines Namens? Er war der Führer des als
"Illuminaten" bekannten Freimaurerordens, dessen Namen er von der
zweiten antichristlichen und kommunistischen Verschwörung des Zeitalters, der
Gnostik, entlehnt hat. Als dieser große Revolutionär, Semit und Exjesuit den
Triumph der Französischen Revolution voraussah, entschloß er sich (oder wurde
beauftragt ‑ man nennt als seinen Chef den großen Philosophen Mendelsohn)
eine Organisation zu schaffen, die geheim sein und die Französische Revolution
über ihre politischen Ziele hinaus weitertreiben sollte, um sie in eine soziale
Revolution zur Aufrichtung des Kommunismus zu verwandeln. In jenen heldischen
Zeiten war es eine ungeheuere Gefahr, den Kommunismus auch nur als Ziel zu
erwähnen. Daher alle die Vorsichtsmaßnahmen, Prüfungen und Mysterien, mit denen
er das Illuminatentum umgeben mußte. Noch fehlte ein Jahrhundert, bis man sich
ohne Gefahr von Gefängnis oder Hinrichtung öffentlich als Kommunist bekennen
konnte.» (Zit. n. Griffin 1980, S. 295). Rakowskij
nennt hier Weishaupt mit Bestimmtheit einen «Semiten» und bezeichnet als seinen
wahrscheinlichen Auftraggeber den jüdischen Gelehrten Mendelsohn; wenn er damit
recht hat, war Weishaupt wohl jüdischer Abstammung, hatte aber (wie vielleicht
schon seine Eltern) die katholische Taufe empfangen. Doch folgen wir Rakowskijs
ungewöhnlichen Darlegungen noch ein Stück weiter.
«Was man nicht kennt», fährt
Rakowskij fort, «das ist die Verbindung von Weishaupt und seinen Anhängern zu
dem ersten Rothschild. Das Geheimnis des Ursprunges von dem Vermögen dieser
berühmtesten Bankiers läßt sich damit erklären, daß sie die Schatzmeister der
ersten Komintern (sc. Kommunistischen Internationale!) waren. Es bestehen
Anzeichen dafür, daß, als jene fünf Brüder sich in fünf Provinzen des
Finanzreiches von Europa teilten, eine geheimnisvolle Macht ihnen half, dieses
sagenhafte Vermögen anzusammeln. Es könnten jene ersten Kommunisten aus den
Katakomben Bayerns gewesen sein, die über ganz Europa verstreut waren. Andere
aber sagen, ich glaube mit größerem Recht, daß die Rothschilds nicht die
Schatzmeister, sondern die Führer jenes ersten geheimen Kommunismus waren.
Diese Auffassung stützt sich auf die sichere Tatsache, daß Marx und die
höchsten Führer der Ersten, nun schon öffentlichen Internationale, darunter
Heine und Herzen, dem Baron Rothschild gehorchten, dessen revolutionäres Bild,
von Disraeli, englischer Premier und ebenfalls eine seiner Kreaturen,
geschaffen, ihn uns in der Gestalt des Sidonia hinterließ, des Mannes, der als
Multimillionär unzählige Spione, Carbonari, Freimaurer, Geheimjuden, Zigeuner,
Revolutionäre usw. kannte und befehligte. Das erscheint alles phantastisch,
aber es ist erwiesen, daß Sidonia das idealisierte Bild des Sohnes vom alten
Nathan Rothschild darstellt ...» (Zit. n. ebd.) Rakowskij spielt hier auf eine
von Benjamin Disraelis Romanfiguren an. Bekanntlich hat der zwar getaufte aber
sein Judentum nie verleugnende Hochgradmaurer und Rothschildschützling Disraeli
einige mehrbändige Romane geschrieben, die teils autobiographischer Natur
waren, teils nur wenig verschlüsselt die Hintergründe der zeitgenössischen
Politik ausleuchteten. Wieso Disraeli das unbehelligt tun konnte, ist bis heute
nicht geklärt. Tatsache ist aber, daß Disraeli die erste kommunistische
Revolution, nämlich die von 1848, prophezeit hat.
«Schon vier Jahre früher, im
Jahre 1844», schreibt Reed (1952, S, 323ff), «wußte Disraeli genau, was
geschehen würde! Er legte seinem jüdischen Helden in "Coningsby"
folgende Worte in den Mund: "Die mächtige Revolution, die sich zur Stunde
in Deutschland vorbereitet ... und von der bis jetzt noch so wenig in England
bekannt ist, reift ausschließlich unter der Lenkung von Juden heran, die heute
fast ein Monopol auf alle Lehrstühle in Deutschland besitzen ... Siehst du
also, mein lieber Coningsby, daß die Welt von recht verschiedenen Personen
regiert wird, als diejenigen glauben, die nicht hinter die Kulissen
sehen." ... Acht Jahre später, nach dem Versuch der Revolution von 1848,
schrieb Disraeli außerordentlich aufschlußreiche Worte. Wenn der schon zitierte
Passus ein blitzartiges Aufleuchten der Wahrheit bedeutet, dann dauert der
nachfolgende (Blitz) doppelt so lang und ist doppelt so hell. Er beleuchtet die
ganze dunkle Landschaft unserer Zeiten und durch seine Lichtstrahlen sind die
lauernden Verschwörer, deren Existenz immer geleugnet wird, ganz deutlich zu
sehen: "Der Einfluß der Juden kann im letzthin
erfolgten Ausbruch des zerstörerischen Prinzips in Europa aufgezeigt
werden. Da findet eine Erhebung statt, die sich gegen die Tradition und die Aristokratie, gegen die Religion und das
Privateigentum richtet. Zerstörung der semitischen Grundsätze, Ausrottung
der jüdischen Religion in der mosaischen oder in der christlichen Form, die
natürliche Gleichheit der Menschen und die Aufhebung des Besitzes: diese Grundsätze
werden von den geheimen Gesellschaften
proklamiert, die provisorische Regierungen bilden, an deren Spitze überall
Männer der jüdischen Rasse stehen. Das Volk Gottes arbeitet mit den
Atheisten zusammen; Männer, die im Zusammenraffen von Geld äußerstes Geschick
gezeigt haben, verbünden sich mit den Kommunisten; die besondere und
auserwählte Rasse reicht ihre Hand allen verworfenen und niederen Schichten in
Europa! ..." (Das Leben von Lord George Bentinck, 1852)>> Diesem
Bekenntnis eines jüdischen Eingeweihten ist nichts hinzuzufügen.
Es stimmt also: «Der erste
Illuminat Prof. Adam Weishaupt war zugleich
der erste Kommunist.» (Homuth 1986, S. 61) Die von den Illuminaten in
Zusammenarbeit mit den ihnen einverleibten Freimaurern planmäßig organisierte Französische
Revolution von 1789 war die erste kommunistische
Revolution im strikten Sinn. Ihre Parole «Freiheit, Gleichheit,
Brüderlichkeit» entspricht exakt den bis heute stereotyp immer wieder
proklamierten Zielen des vermeintlichen «Klassenkampfs» der (zu 99 Prozent
nicht‑eingeweihten) Marxisten aller Schattierungen und aller Länder. Daß
diese Forderungen von den Drahtziehern im Hintergrund in keiner Weise
ernstgemeint sind sondern die Masse der gläubigen Kommunisten letztendlich
jedesmal grausam verhöhnen, hat die Geschichte seit 1789 zigmal bewiesen. Die
Dummen werden deshalb nicht weniger, und gerade unter den sogenannten
Intellektuellen macht die verbrecherische, mittlerweile um den Junior‑Partner
Rockefeller erweiterte Rothschild‑Hochfinanz mit den Ideen ihrer
Marionetten Weishaupt, Marx, Engels, Lenin, Trotzki, Mao etc. weltweit
überreiche Beute.
Lassen wir hier noch eine
Reihe weiterer hochinteressanter Beobachtungen folgen, die sämtlich beweisen, daß
Hochgradmaurerei, jüdische (und Rockefellersche) Hochfinanz und kommunistische
Revolutionäre bzw. Spitzenfunktionäre hinter den Kulissen der Bühne des großen
Welttheaters, auf der sie sich zum Schein heftigst bekämpfen, einträchtig an
ein und demselben Ziel arbeiten, das ihnen freilich auf unterschiedliche Art
und Weise gemeinsam ist. Freimaurerei und Kommunismus sind nur die Werkzeuge
zur Schaffung der Einen Welt; herrschen wird der aus den Reihen der Geheimen
Oberen hervorgehende Antichrist.
Daß Karl Marx in enger
Verbindung mit den europäischen Rothschilds stand, haben wir oben aus dem Mund
des seinerzeitigen Spitzenagenten Rakowskij selber gehört. Es wird oft
vergessen, daß Marx auch jüdischer Abstammung war. Etwas später als zur Zeit,
da Mazzini die geheime Leitung der Illuminaten übernahm, «trat ein obskurer
Intellektueller mit Namen Mordechai Marx Levy alias Karl Marx einer der
Zweigorganisationen der Illuminatenverschwörung bei, dem Bund der Gerechten.
1847 erhielt er den Auftrag, ein Werk zu schreiben, das später unter dem Titel
"Das Kommunistische Manifest" bekannt wurde. Im Grunde handelt es
sich dabei um eine politische Niederlegung der Gesamtplanung für die Zukunft.
Marx spielte eine so untergeordnete Rolle, daß sein Name zwanzig Jahre lang nicht
auf dem Manifest erschien. Er war lediglich ein Bauer in dem
Schach"spiel", das die wirklichen Mächte hinter den Kulissen
spielten. Unvoreingenommene Historiker haben längst festgestellt, daß das
Kommunistische Manifest nichts "Neues" oder "Ursprüngliches"
enthielt. Es ist weiter nichts als ein wiederaufgewärmtes Plagiat der Schriften
Adam Weishaupts und seines Schülers Clinton Roosevelt.» (Griffin 1986, S. 45)
In dieser Beurteilung trifft sich Griffin mit Reed, der schon früher
festgestellt hat: «Nach dem Zusammenbruch der 1848er Revolution war der nächste
Erbe von Weishaupts Illuminismus und seiner Organisation Karl Marx, dessen
"Kommunistisches Manifest" (1847) nur Weishaupts Lehren wiederholte:
Aufhebung des Erbrechts, der Ehe und der Familie, des Patriotismus, jeglicher
Religion und Gemeinschaftserziehung der Kinder durch den Staat. Das
"Kommunistische Manifest" ist als Bibel eines neuen politischen
Glaubens, des "Marxismus", geschildert worden. In Wirklichkeit ist es
nur ein Consommé (sc. Zusammenfassung) der Lehren der früheren
Geheimgesellschaften, angefangen mit Weishaupt ... » (Reed 1952, S. 326f)
Noch kaum ein Historiker hat
sich für den Ursprung der roten Farbe als
Symbol der Hochgradfreimaurerei und
des Kommunismus gleichermaßen
interessiert. Dabei stößt man im Verlauf einer diesbezüglichen Untersuchung auf
sehr bedeutsame Zusammenhänge. Nach Des Griffin (und die «Encyclopaedia
Judaica» bestätigt nahezu alle diese Angaben unter dem Art. «Rothschild») ließ
sich im Jahr 1743 in der Frankfurter Judengasse ein aus dem Osten stammender
jüdischer Geldwechsler und Goldschmied namens Moses Amchel Bauer nieder. Sein
hochintelligenter Sohn Mayer Amchel Bauer wurde beim jüdischen Bankhaus
Oppenheimer angestellt und avancierte aufgrund seiner herausragenden
Geschäftstüchtigkeit schnell zum Teilhaber.
Über dem 1750 eingerichteten Kontor in der Judengasse hatte sein inzwischen
verstorbener Vater einst ein großes rotes Schild angebracht. Mayer Amchel Bauer
kaufte nun das nach dem Tod des Vaters veräußerte Geschäft wieder zurück. «Das
große rote Schild hing noch immer darüber. Die wahre Bedeutung des roten
Schildes (sein Vater hatte es zu seinem Wappen aufgrund der roten Flagge
erhoben, die das Siegeszeichen für die revolutionsbewußten Juden in Osteuropa
war) erkennend, änderte Mayer Amchel Bauer seinen Namen um in Rothschild: auf
diese Weise wurde das Haus Rothschild gegründet.» (Griffin 1986, S. 73f) Um
Mißverständnissen vorzubeugen: schon vorher gab es Juden, die sich vielleicht
aus ganz ähnlichen Gründen ‑ für den Namen Rothschild entschieden hatten,
so beispielsweise jener Rothschild, der bereits 1723 Mitglied einer Londoner
Loge war (s.o.); auch heute gibt es allein in Deutschland hunderte von
Personen, die den Namen Rothschild führen und doch in den meisten Fällen mit
der uns allein interessierenden weltbekannten Großbankiers‑ und
Rohstoffmagnaten‑Dynastie überhaupt nichts zu tun haben. ‑ Der
erste Rothschild eröffnete später mithilfe einer großen Summe auf zweifelhafte
Weise von Wilhelm von Hanau erworbenen Geldes eine eigene Bank; seine nicht
weniger geschäftstüchtigen, ja skrupellosen fünf Söhne erweiterten diese Bank
bereits um die Wende zum 19. Jahrhundert zu
einem einzig dastehenden europäischen Finanzimperium, indem sie
Auslandsfilialen gründeten und sich auf die außerordentlich
gewinnträchtige Finanzierung der
napoleonischen und aller nachfolgenden
Kriege verlegten. Ihre «marktbeherrschende» Stellung erlaubte es ihnen schon
bald, die jeweiligen kriegsführenden Parteien zu ihren eigenen Gunsten gegeneinander
auszuspielen bzw. zu erpressen. Doch die Einzelheiten dieser Geschichte sind
bei Griffin und anderswo nachzulesen.
Ohne eine schriftliche Quelle
für diese Behauptung anzugeben, schreibt Griffin: «Wie der ehemalige Commandeur
William Guy Carr, Nachrichtenoffizier in der Königlich Kanadischen Marine, der
weltweit über ausgezeichnete Verbindungen mit Nachrichtendiensten verfügte,
berichtet, entwarf der Begründer des Hauses Rothschild die Pläne zur Gründung
der Illuminaten und beauftragte anschließend Adam Weishaupt mit deren Aufbau
und Weiterentwicklung. » (Griffin 1986, S. 75) Es ist durchaus möglich, daß
hinter dem von Rakowskij genannten Mendelsohn (Griffin kannte Rakowskijs
Aussagen noch nicht, als er die erste amerikanische Ausgabe von «Wer regiert
die Welt?» schrieb; vgl. Griffin 1980, S. 273) als «Anstifter» Weishaupts in
Wirklichkeit der erste Rothschild steckte, das stünde in schönster
Übereinstimmung mit der jahrhundertelang ‑ bis auf den heutigen Tag
beibehaltenen Taktik des Hauses Rothschild, möglichst alle «Geschäfte» durch
Strohmänner erledigen zu lassen und selbst nicht in Erscheinung zu treten. Aber
sei dem, wie es sei, unbestritten ist die Tatsache, daß just im Verlauf der von
den Illuminaten gelenkten Französischen Revolution «zum erstenmal die rote
Fahne auf(tauchte); eine, die echt sein soll, wird jetzt in Moskau aufbewahrt
und das Lied zu ihren Ehren ist bei den sozialistischen Ministern und
Politikern im England des Jahres 1947 recht beliebt», sagte der Engländer Reed
im Jahr 1948 (Datum der englischen Originalausgabe; Reed 1952, S. 321f), womit
er natürlich nicht im geringsten bestreiten wollte, daß Lieder auf die rote
Fahne auch in anderen Ländern unter Sozialisten und Kommunisten sehr beliebt
waren und sind.
Lenin nannte seinen
revolutionären Haufen «Rote Armee», und diesen Namen tragen bekanntlich die
Streitkräfte der UdSSR noch heute. Auch die rote Flagge ist 1917 nach Osteuropa
zurückgekehrt, von wo sie ausgegangen war; in Moskau weht sie über dem «Roten
Platz». Der Zwei‑Millionen Völkermord der siebziger Jahre in Kambodscha
wurde von den kommunistischen «Roten Khmer» angerichtet; auch sie nennen sich
heute noch so. Internationales Symbol der Sozialisten ist die rote Rose, und
sozialistische bzw. kommunistische Parteien oder Regierungen lassen sich
anstandslos als «die Roten» bezeichnen. Daß die Hochgradmaurerei auch Rote
Freimaurerei heißt, ist etwas weniger bekannt, ebenso ihre konsequent bis
militant kommunistisch‑revolutionäre Ausrichtung. Die aber ist nur zu gut
begreiflich, wenn man erst einmal zur Kenntnis genommen hat, daß die
Französische Revolution die erste kommunistische Revolution war. Daß diese
Revolution von der Freimaurerei (bzw. dem Illuminatentum) angezettelt wurde,
wird in der einschlägigen Literatur allgemein als Binsenweisheit vertreten, so
auch von Rakowskij, der sich selbst im gleichen Atemzug gegenüber Kuzmin als
Freimaurer des 33. Grads ausweist (vgl. Griffin 1980, S. 300), von Ploncard
d'Assac (vgl. ders. 1989, S. 47‑5 1) oder von R. Prantner (1989, S. 28),
der sich nicht scheut, die Revolution von 1789 «eine Frucht der Freimaurerei
und ein persönliches Werk von Freimaurern» zu nennen.
Natürlich muß die Hochgradmaurerei als bereits beträchtlich in die letzten
Ziele der Geheimen Oberen eingeweihtes Organ rot, links, kommunistisch sein. So schrieb denn auch K. Lerich 1937
(S. 42f): «In Sowjetrußland ist die Freimaurerei gegenwärtig zum Scheine
verboten. ... Vielfach wurde über den Tatbestand, daß die Sowjets gegen die
Freimaurer feindselig aufgetreten sind, unter dem Bilde gesprochen, daß die Söhne morddrohend vor die Väter hingetreten
sind: denn im Grunde genommen ist der Bolschewismus
ein echtes geistiges Kind der liberalen Humanität der Loge, ist der große
geistesgeschichtliche Zusammenhang von freimaurerischem Liberalismus über
Marxismus zum Bolschewismus hin ein unverkennbarer. Tatsächlich war auch die
russische Freimaurerei von ihrem Anfange an bis zu dem Verbote durch die
Sowjets eine ständige Wegbereiterin der Revolutionierung der Massen gewesen:
Sie schuf die Aufklärung in Rußland,
unter ihrer Führung stand die erste gegen
die Zarenherrschaft gerichtete Revolution, der Aufstand der sogenannten Dekabristen. ... Die verschiedenen
Regierungen nach dem Sturz des Zarentums im Jahre 1917 waren von Freimaurern
durchsetzt, vor allem die Regierung des Bruders Kerensky.» Diese Angaben werden
in schönster Weise durch die davon gänzlich unabhängigen Aussagen des ebenso
wie Lerich im 33. Grad stehenden, allerdings noch erheblich tiefer eingeweihten
Freimaurers Rakowskij ergänzt, der Kuzmin gegenüber freimütig erklärte,
Kerensky, der Anführer der «Weißen Armee» im Kampf gegen die zahlenmäßig und
ausrüstungsmäßig weit unterlegene «Rote Armee» habe als Wissender dafür
gesorgt, daß die Weißen eine Niederlage nach der anderen erlitten, und sich zum
Schluß den Roten ergeben mußten, deren Revolution damit «gesiegt» hatte (vgl.
Griffin 1980, S. 298). Bekanntlich blieb der Verräter Kerensky anders als der Zar unbehelligt und ist
erst 1970 friedlich gestorben.
Da auch nach Lerichs
allerdings sehr unvollständigem Einblick Freimaurerei und Kommunismus identisch
sind, muß man wohl oder übel nach einer plausiblen Antwort auf die Frage
suchen, was die Sowjets nach 1917 dazu trieb, die Freimaurerei so vehement zu
bekämpfen. Wäre es denn nicht weitaus klüger gewesen, ihre Existenz zu
verschweigen, wie es ja auch im (noch) nicht kommunistischen Westen mit
leidlichem Erfolg praktiziert wurde und wird? Nun, die Freimaurerei hatte in
Rußland ihre Mission erfüllt; der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan, er
konnte gehen. Allerdings betrachteten die Geheimen Oberen auf der einen und
Lenin sowie sein Nachfolger Stalin auf der anderen Seite die Lage nach 1917 mit
durchaus unterschiedlichen Augen. Wie Rakowskij Kuzmin auseinandersetzte, hatte
Lenin, der in direkter Verbindung mit hochrangigen Rothschildagenten stand,
seinen Auftrag 1917 nur teilweise erfüllt; eigentlich hätte er die Revolution
sofort auf das Baltikum und das Deutsche Reich ausdehnen sollen; geplant war ja
die Weltrevolution. Aber Lenin fand Gefallen an der soeben erlangten Macht und
war bestrebt, sie zunächst einmal abzusichern, bevor er sich auf weitere
unsichere Abenteuer einließ. Deshalb schuf er seine Theorie vom «Sozialismus in
einem Land». Stalin kein Eingeweihter wie Lenin und Trotzki, aber ein äußerst
schlauer und brutaler Machtmensch ‑, der den den Geheimen Oberen
gehorsamen Trotzki nach Lenins Tod ausschalten konnte und alle Trotzkisten
sofort unerbittlich verfolgen und ausrotten ließ, folgte dieser Linie. Beiden
Diktatoren («Bonapartisten» nannte Rakowskij sie verächtlich) mußte daran
liegen, jede «trotzkistische» Verschwörung gegen ihre Person zu unterbinden. Da
sie das verschwörerische Potential der Freimaurerei ‑ zumindest im Fall
Lenins, der nach M. Adler (Die antichristliche Revolution der Freimaurerei, 3.
Aufl. Jestetten 1983, S. 47) Freimaurer im 33. Grad war ‑ aus eigener
Erfahrung kannten und mithin fürchten mußten, gab es für sie Grund genug, gegen
die Freimaurerei vorzugehen. Allerdings war Lenin darin nicht konsequent genug;
er glaubte, Trotzki und dessen Genossen unter Kontrolle zu haben, die ihn aber ‑
nach Rakowskijs Eingeständnis ‑ allmählich vergifteten (vgl. Griffin
1980, S. 302f). Stalin hingegen dezimierte die Trotzkisten, also die Führung
der tatsächlich im Auftrag der Geheimen Oberen gegen ihn konspirierenden Logen
(auch Trotzki selber war, wie Lenin und Rakowskij, Freimaurer im 33. Grad; vgl.
Adler 1983 a.a.O.), so sehr, daß nicht mehr viel davon übrig blieb. Dennoch ist
die Verbindung zwischen den Rockefellers und Rothschilds auf der einen und
ihren kommunistischen Statthaltern auf der anderen Seite nie ganz abgerissen,
vielmehr in der letzten Zeit wieder enger geknüpft worden als je zuvor. Doch
dazu später (siehe Band 2!) mehr.
Der ehemalige französische
Großmeister Jacques Mitterand (zit. n. Ploncard d'Assac 1989, S. 148) hat den
Zusammenhang von (illuminierter) Freimaurerei und Kommunismus auf den Punkt
gebracht: «Auf Weltebene schenkte ein Freimaurer ‑ Rouget de l'Isle ‑
allen Völkern die Marseillaise (sc.
das Kampf‑Lied der Französischen Revolution, heute die französische
Nationalhymne!) gegen alle Tyrannen und der Freimaurer Eugéne Potier allen
Proletariern die Internationale.» «Gegen
alle kapitalistischen Ausbeuter», hätte er um der Satz Symmetrie willen noch
hinzufügen müssen, aber dieser Zusatz ist unterblieben ‑ Mitterand selbst
wird am besten wissen, warum!
R. Prantner, der die
weltpolitischen Aktivitäten der Logen nur in knappster Form streift, spricht
immerhin von einem «auf gewissen Sektoren der Politik und Kultur tatsächlich
bestehende(n) Zusammenspiel von Freimaurerei und totalitärem Sozialismus», also
Sowjetkommunismus, rotchinesischem Kommunismus etc. Und er fährt fort: «Die
Kooperation führender Repräsentanten europäischer Logen mit den Institutionen
des demokratischen Sozialismus, wie etwa in Frankreich, der Bundesrepublik
Deutschland. der Republik Österreich, in Schweden, Norwegen, Dänemark, aber
auch in Italien, Spanien und Portugal kommt am sinnfälligsten durch die
Logenzugehörigkeit führender sozialdemokratischer Staatsmänner, Politiker,
Medienmachthaber, Künstler, Journalisten, Erzieher und Verwaltungsbeamten vor
allem in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zum Ausdruck.» (Prantner 1989, S.
27)
Natürlich macht es keinen
Sinn, nur von sozialdemokratischen Logenmitgliedern
zu reden. «Übrigens ist es für die Partei seit Oktober 1945 kein Problem mehr,
wenn Kommunisten in die Freimaurerei eintreten», bekennt
wiederum Jacques Mitterand (Ploncard d'Assac 1989, S. 148). Demnach war der Kommunismus für die Freimaurerei überhaupt noch nie ein Problem! Man kann sich auch
nicht auf die Zeit nach dem zweiten
Weltkrieg versteifen, denn über die englischen, weit links stehenden
«Sozialisten» berichtete Lerich schon 1937: «Die führenden Politiker der
"Labour Party" gehören einer speziellen Londoner Loge an, der
"New Welcome Lodge 5193" (sc. die Quersumme dieser Zahl ergibt 18 = 3
x 6 oder 666!). Sie ist die Parlamentsloge der Unterhausmitglieder der
Arbeiterpartei. Ihre Gründung erfolgte 1929 und erregte großes Aufsehen, da der
Kongreß der Trade Unions (sc. der mit der Sozialistischen Partei verfilzten
Gewerkschaften) den Gewerkschaftsführern ursprünglich den Beitritt zur
Freimaurerei untersagt hatte.» (S. 47)
Die Weltrevolution
Bedarf es noch weiterer
Beweise für die Identität von Rothschild‑kontrollierter Freimaurerei und
Kommunismus? Hier sind sie! Adam Weishaupts «Logenname Spartacus wird noch
heute von den Kommunisten verwendet (sc, man denke nur an den "MSB
Spartakus" [Maoistischer
Studenten‑Bund Spartakus, "Spartakisten"]) und am 1. Mai, dem
Gründungstag des Illuminatenordens, feiern die Kommunisten unter der Roten
Fahne, rot deswegen, weil die Rothschilds, die ein rotes Schild als
Familienwappen haben (siehe Rothschild‑Haus in Frankfurt) fast die ganze
kommunistische Revolution finanziert haben. Laut dem "New York Journal
American" vom 3.2. 1949 hat Rothschild durch seinen Agenten Jacob Schiff
ca. 20 000 000 Dollar für den endgültigen Sieg der Bolschewisten in Rußland
investiert.» (Homuth 1986, S. 61)
Letzteres hat auch Rakowskij
bestätigt: «Aber ich werde Ihnen noch mehr sagen: Wissen Sie, wer die Oktober‑Revolution
finanziert hat? Jene (sc. so nennt Rakowskij durchgehend die Geheimen Oberen, die
er angeblich nicht genau kennt, obwohl er vermutet, wer sie sind) haben sie
finanziert, genau durch die gleichen Finanzleute, die Japan und die Revolution
von 1905 finanziert haben, Jacob Schiff und die Brüder Warburg, das heißt der
große Bund der Banken, eine von den fünf Federal‑Reserve‑Banken
(sc. den Banken des amerikanischen Zentral‑ oder Notenbanksystems), die
Bank Kuhn, Loeb & Co. (sc. heute Chase Manhattan Bank!), wobei sich andere
europäische und amerikanische Bankiers beteiligten, wie Guggenheim, Hanauer,
Breitung, Aschberg von der "Nya Banken" in Stockholm. Ich war
"aus Zufall" in Stockholm dabei und nahm Teil an der Übertragung der
Gelder. Bis Trotzkij kam, war ich der einzige, der von der revolutionären Seite
daran teilnahm.» (Griffin 1980, S. 298)
Wie bei Griffin und anderen in
allen Einzelheiten nachzulesen ist, gelangten die international gefürchteten
und polizeilich gesuchten Berufsrevolutionäre Lenin und Trotzki samt ihrem
Anhang nur aufgrund von Interventionen von höchster Stelle (in Deutschland Max
Warburg, der Bruder des New Yorker Rothschild‑Bankiers Paul Warburg und
während des ersten Weltkriegs Chef des deutschen Geheimdienstes) 1917
ungeschoren ins zaristische Rußland. Griffin zitiert wörtlich aus der oben
angegebenen New Yorker Zeitung vom 3. Februar 1949, in der es hieß: «Jacobs
Enkel John Schiff schätzt heute, daß sein Großvater ungefähr 20 Millionen
Dollar für den endgültigen Triumph des Bolschewismus in Rußland aufwandte.»
(Griffin 1986, S. 66) Aufgrund von Rakowskijs Angaben muß man wohl davon
ausgehen, daß die anderen von ihm genannten Banken noch über die 20‑Millionen‑Summe
hinaus an der Finanzierung der Oktoberrevolution von 1917 beteiligt waren. Daß
Jacob Schiff zu Beginn des 20. Jahrhunderts der haupte Mann der Rothschilds in
Amerika war, wurde weiter oben bereits erwähnt.
Werden noch weitere Beweise
gewünscht? Nun, es herrscht kein Mangel daran. «Am 4. September, nachmittags»,
berichtet Griffin über die Neuauflage der Französischen Revolution in den
Jahren 1870/71, «stürmte ein "Volkshaufe" den Sitzungssaal der
gesetzgebenden Körperschaft, der Senat löste sich auf und man verkündete die
Volksregierung. Die Ziele der Illuminaten waren allerdings erheblich weiter
gesteckt. Frankreich sollte dem Bolschewismus ausgeliefert werden, der unter
dem Namen Commune nach einigen mißglückten Versuchen vom 19. März bis zum 29.
Mai 1871 in Paris mordete und brandschatzte, und nur an den 145 Häusern von
Alfred Rothschild ehrfurchtsvoll vorüber ging. Denkmäler französischer Größen
wurden mit Sachkenntnis zerstört, Bürger und Geistliche ermordet. Wer mochte
aber dem Pöbel beigebracht haben, daß es sich schickt, Häuser reicher
Illuminaten bei solcher Gelegenheit
zu schonen? Vielleicht können die Mitglieder des Rates der Dreihundert darüber Auskunft
erteilen?» (Griffin 1986, S. 248)
Die offenbar sorgfältig
instruierte revolutionäre Meute von 1871 wandelte getreu in den Fußstapfen
ihres offiziellen geistigen Stammvaters Marx. Zu diesem Thema müssen wir noch
einmal dem Top‑Illuminaten Rakowskij das Wort erteilen. Er verweist den
verwirrten Kuzmin auf die Tatsache, daß Marx in seiner dickleibigen Studie «Das
Kapital» zwar das Unternehmertum schärfstens als die Ausbeuterklasse geißelt, die Hochfinanz jedoch paradoxerweise
völlig ausklammert. «Erinnern Sie sich an die Mäßigung von Marx und seine
bürgerliche Bravheit, wenn er die Währungsfrage darstellt. Im Gelde erscheinen
seine berühmten inneren Widersprüche nicht. Die Finanz, als Einheit in sich,
besteht für ihn nicht, und der Handel und Geldumlauf sind für ihn Folge des
bösen kapitalistischen Produktionssystems,
dem sie völlig untergeordnet und von dem sie bestimmt sind. In der Geldfrage
erscheint Marx als Reaktionär, und das war er, zur größten Überraschung, obwohl
er jenen fünfzackigen Stern ‑ gleich dem Sowjetstern ‑ vor Augen
hatte, der ganz Europa mit seinem Glanz erfüllte: die fünf Brüder Rothschild
mit ihren Banken, die Herren über die größte Akkumulation des Kapitals, die die
Welt bisher gesehen hatte. An dieser ungeheueren Tatsache, die die
Einbildungskraft jener Zeit blendete, geht Marx unbemerkt vorüber. Das ist doch
sonderbar ‑ nicht? Vielleicht ergibt sich aus dieser besonderen Blindheit
von Marx ein gemeinsames Phänomen in den Revolutionen der letzten Zeit. Wir
alle können beweisen, daß, wenn die Massen sich einer Stadt oder Nation
bemächtigen, sie immer eine fast abergläubische Furcht vor Banken und Bankiers
zeigen. Sie haben Könige, Generale, Bischöfe, Polizisten und andere Vertreter
der gehaßten Vorrechte umgebracht, haben Kirchen, Paläste und sogar Stätten der
Wissenschaft geplündert und in Brand gesetzt, aber als wirtschaftlich‑soziale
Revolutionäre haben sie das Leben der Bankiers respektiert und die prächtigen
Bankgebäude unverletzt gelassen. Nach meinen Aufzeichnungen bis zu meiner
Verhaftung wiederholt sich heute das Gleiche ... »
Auf Kuzmins ungläubige Frage
«Wo?» antwortet Rakowskij: «In Spanien. Wissen Sie das nicht?» (Griffin 1980,
S. 288f) Auch im von den Kommunisten 1936 entfachten spanischen Bürgerkrieg,
der in Wahrheit eine auf unerwartet harten Widerstand gestoßene kommunistische
(also illuminierte) Revolution war, wurden viele tausend verhaßte Bürgerliche,
darunter zig Bischöfe und mehr als tausend Priester und Ordensleute,
bestialisch ermordet, zahllose Kirchen, Klöster und bürgerliche Häuser
gesprengt oder niedergebrannt, während man die Hochfinanz und ihre
palastartigen Niederlassungen ‑ nach Rakowskijs zynischen Worten «Tempel,
die ihre heidnischen Säulenfassaden an jeder Ecke der modernen Städte
emporrecken und zu welchen die Menge eilt, besessen von einem Glauben, den
nicht einmal die Himmlischen einzuflößen vermögen, um begeistert alle
Reichtümer der Gottheit "Geld" darzubringen, von der sie meinen, sie
throne im Stahlschrank der Bankiers, ihrer göttlichen Aufgabe hingegeben, sich
bis ins Unendliche zu vermehren» (ebd. S. 292) ‑ völlig unangetastet
ließ!
Vom offiziellen Gründer und
bis heute Dauermitglied der Trilateralen Kommission wie auch der Bilderberger‑Gruppe,
dem Rockefeller‑Vertrauten und «Sicherheitsberater» (will sagen der
Grauen Eminenz) der Carter‑Regierung Zbigniew Brzezinski kennt man einige
äußerst erhellende Aussprüche. Als «Bibel der Trilateralen» wird ‑ nach
Griffin (1986, S. 221) ‑ das allerdings schon 1970 erschienene Buch
Brzezinskis «Between two Ages ‑ Zwischen zwei Zeitaltern» betrachtet. In
diesem Buch erklärt sein Verfasser das Christentum und die Religion überhaupt
für endgültig überholt und behauptet, daß der Marxismus «eine weitere
entscheidende und kreative Phase der Ausreifung des menschlichen
Universalbildes darstellt. Gleichzeitig bedeutet der Marxismus einen Sieg des
äußeren aktiven Menschen über den inneren, passiven Menschen und einen Sieg des
Denkens über den Glauben ... »Außerdem stellt Brzezinski die These auf, daß
«der Marxismus ... ein einmaliges intellektuelles Instrument war, um die
grundlegenden Kräfte unserer Zeit zu verstehen und zu harmonisieren; er hat die
Fahne der Internationalen aufgezogen». Schließlich bekräftigt Brzezinski im
Hinblick auf die west‑östlichen ideologisch‑militärischen
Spannungen, daß «das letztendliche Ergebnis des Wettkampfes, aufgrund der
historischen Überlegenheit des kommunistischen Systems, schon im vorhinein
feststeht» (zit. n. Griffin 1986, S. 222). Als Illuminat muß er die «Vorzüge»
des Sowjetsystems ja bestens kennen.
Im amerikanischen Magazin
«Time» behauptete derselbe Brzezinski einmal: «Antikommunisten können sich als
größere Gefahr entpuppen als die Kommunisten.» (Blackwood 1986, S. 367) Vom
Standpunkt eines Illuminaten aus trifft das den Nagel auf den Kopf! Als
Präsident Jimmy Carters (der übrigens auch im CFR und in der Trilateralen saß,
bevor er zum «mächtigsten Mann der westlichen Welt» ‑ wie Zyniker und
Simpel zu sagen pflegen ‑ wurde) Sicherheitsberater hat Brzezinski einmal
bezüglich der osteuropäischen Satellitenstaaten erklärt: "Die fraglichen
Länder (vor allem Polen) zur Abkoppelung von der UdSSR zu ermutigen würde nicht
der Sache des Friedens dienen." (Zit. n. Camman 1985, S. 6) Man darf ihm
getrost abnehmen, daß er das bitterernst meinte.
Daß die vordergründig mit dem
Großuntemehmertum und den Großkapitalisten im (Klassen)Kampf liegenden
englischen Sozialisten seit 1929 eine eigene Loge besitzen, die
selbstverständlich der («kapitalistischen») Londoner Mutter‑Großloge
unterstellt ist, haben wir bereits erfahren. Aber nicht bloß in England sondern
auf der ganzen Welt stecken Sozialisten und Kommunisten auf geheimer Logenebene
mit den öffentlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit angefeindeten
kapitalistischen Ausbeutern, die ja in den Logen fast vollzählig versammelt
sind, unter einer Decke ‑ als getreue Erfüllungsgehilfen ihrer
angeblichen Klassenfeinde. «Ich weiß nicht», sagt Rakowski, «ob Sie die
sonderbare Ähnlichkeit von Internationaler Finanz und Internationalem Proletariat
bemerkt haben. Man könnte sagen, daß das eine ein Spiegelbild des anderen ist,
und wenn es ein Spiegelbild ist, dann ist es das Proletariat, denn es ist
moderner als die Finanz. ... Objektiv gesehen sind sie identisch. Ja, wie ich
gezeigt habe, ist es die Komintern, unterstützt von den Reformisten und dem
ganzen Gewerkschaftswesen, die die Anarchie der Produktion (sc. durch immer
wiederholte Streiks, wie Rakowski schon vorher erkärt hat!), die Inflation, das
Elend und die Verzweiflung der Massen hervorruft, und die Internationale
Finanz, bewußt oder unbewußt von der Privatfinanz unterstützt, schafft die
gleichen Bedingungen, nur vervielfacht.» (Griffin 1980, S. 289)
Außerdem verweist Rakowski auf
eine seltsame Übereinstimmung des Datums: «Sehen Sie selbst! Erinnern Sie sich
jenes Morgens des 24. Oktobers 1929. Es wird eine Zeit kommen, da er für die
Geschichte der Revolution ein wichtigerer Tag sein wird als der 24. Oktober
1917 ... Dieser 24te ist der Tag des Kraches an der Börse von New York, der Beginn
der sogenannten Depression, der wirklichen Revolution. Die vier Jahre unter
Hoover (sc. Herbert Hoover, damals US‑Präsident und als CFR‑Mitglied
williges Werkzeug der Hochfinanz) sind der Vormarsch der Revolution ‑
zwölf bis fünfzehn Millionen Arbeitslose! Im Februar 1933 ist der letzte Schlag
der Krise mit der Schließung der Banken. Mehr konnte die Finanz nicht tun, um
den klassischen Amerikaner, der noch verschanzt im Reduit (sc. Zufluchtsort)
seiner Industrie saß, auf den Kopf zu schlagen und ihn wirtschaftlich der
Wallstreet (sc. also der New Yorker Börse) zu versklaven ... Es ist bekannt,
daß jede Verarmung der Wirtschaft ein Blühen des Parasitentums bedeutet ‑
und die Finanz ist der große Parasit.» (Griffin 1980, S. 320) ...
Quelle: Johannes Rothkranz, "Die kommende 'Diktatur der Humanität'
oder Die Herrschaft des Antichristen", Band 1: Die geplante Weltdemokratie
in der "City of Man", Durach 1993, ISBN 3-929170-09-4 (sehr
empfehlenswert!)
Rakowski-Protokolle (3)
Der zweite Anlauf ...
Der erste Weltkrieg war
lediglich die erste der drei großen Etappen des langen Wegs zur kommunistischen
Welt«demokratie» gewesen. Da der Satan und seine Synagoge keine Zeit zu
verlieren haben und jede neue Generation der Geheimen Oberen mit wachsender Ungeduld
den Tag herbeisehnt, an dem sie endlich von der durch ihre Vorfahren
jahrhundertelang vorbereiteten Weltherrschaft Besitz ergreifen kann, mußten am
Ausgang des ersten Weltkriegs bereits die Weichen für den zweiten Weltkrieg
gestellt werden ‑ auf dem Stellwerk von Versailles 1918/19. Sogar H.
Gordon, der nur die Vorderansicht der weltpolitischen Bühne kennt, stellt
unumwunden fest (Gordon 1985, S. 165): «Der Friede, der zu Versailles
unterzeichnet wurde, war kein Friede, sondern nur ein Waffenstillstand. Die
Unterschrift wurde den Deutschen mit vorgehaltener Pistole abgezwungen, was sie
im internationalen Recht wie auch im Privatrecht wertlos und ungültig macht.
Wenn heute noch deutsche Politiker und Historiker vom "Bruch des
Versailler Vertrages" durch Hitler sprechen, muß man sich fragen, ob man
es hier mit reiner Dummheit oder hundsföttischer Gesinnung oder beidem zu tun
hat. Der Versailler Vertrag mußte gebrochen werden, eben weil es kein
Vertrag war.»
Die Deutschland auferlegten «Reparationsleistungen»
waren absolut überzogen‑, weder entsprachen sie dem, was in den
alliierten Nationen zu «reparieren» war, noch dem, was das deutsche Volk nach
dem zerstörerischen Krieg wirtschaftlich auch nur annähernd hätte aufbringen
können. «Der endgültige "Vertrag", den man mit stillschweigendem
Einverständnis der internationalen Bankers geschlossen hatte, ist von vielen
Beobachtern als grausame Farce erkannt worden. Philip Snowden, der später ein
Mitglied des englischen Parlaments war, hat eine zutreffende Bewertung
geliefert: "Der Vertrag dürfte Briganten, Imperialisten und Militaristen
zufriedenstellen. Er ist ein Todesstoß für alle diejenigen, die gehofft hatten,
das Ende des Krieges werde den Frieden bringen. Es ist kein Friedensvertrag,
sondern eine Erklärung für einen weiteren Krieg."» (Griffin 1986, S. 131)
Als die Deutschen sehr schnell
in definitiven Zahlungsverzug gerieten, der ja von vorneherein abzusehen
gewesen war, trat der «Dawes‑Plan», nach dessen "Scheitern" der
«Young‑Plan» in Kraft. Sowohl Dawes als auch Young waren Agenten von J.P.
Morgan, einem der einflußreichsten Rothschild‑Bankiers in den USA neben
Jacob Schiff und Bernard Baruch, und ihre «Pläne» dienten dem doppelten Zweck,
die Rothschildbanken zu bereichern und Deutschland die für den geplanten
zweiten Weltkrieg erforderliche Wiederaufrüstung zu ermöglichen. Das System hat
der Insider Caroll Quigley am Beispiel des Dawes‑Plans illustriert: «Mit
Hilfe dieser amerikanischen Kredite wurde die deutsche Industrie weitgehend mit
den neuesten technischen Einrichtungen ausgerüstet. Mit diesen amerikanischen
Krediten konnte Deutschland seine Industrie wieder aufbauen und sie mit Abstand
zur zweitbesten der Welt entwickeln. Damit konnten Wohlstand und Lebensstandard
beibehalten werden, trotz Niederlage und Reparationen, und die Reparationen
bezahlt werden, ohne die Übel eines defizitären Haushaltes und einer negativen
Handelsbilanz. Mit Hilfe dieser Kredite konnten die deutschen Schuldner ihre
Kriegsschuld an England und die USA zurückzahlen, ohne Waren und
Dienstleistungen zu exportieren. Devisen, die in Form von Krediten an
Deutschland gingen, flossen an Italien, Belgien, Frankreich und England in Form
von Reparationen zurück sowie schließlich an die Vereinigten Staaten in Form von
Rückzahlung der Kriegsschulden. Was allein an diesem System schlecht war, war,
daß es einfallen würde, sobald die Vereinigten Staaten kein Geld mehr liehen,
und zweitens, daß in der Zwischenzeit die Schulden lediglich von einem Konto
auf ein anderes verschoben wurden und niemand der Zahlungsfähigkeit auch nur
einen Schritt näher kam. In der Zeit von 1924 bis 1931 bezahlte Deutschland
10,5 Milliarden Mark an Reparationen, borgte sich aber insgesamt 18,6
Milliarden Mark. Somit war rein gar nichts gelöst, aber die internationalen
Bankers saßen im Himmel, wo es von Gebühren und Provisionen nur so regnete.»
(Zit. n. Griffin, S. 135f)
Die wahren Motive hinter dem
Versailler Vertrag waren noch weit hinterlistiger und teuflischer, wie Rakowskij 1938 im Verhör dem Stalin‑Agenten
Kuzmin erläuterte: «Der Vertrag von Versailles, der für Politiker und
Wirtschaftler so unerklärlich ist, weil niemand seine wirkliche Zielrichtung
ahnte, war die am meisten entscheidende Voraussetzung für die Revolution (Anm.:
Rakowskij meint hier die über Rußland hinausgehende Revolution, die nach und
nach die ganze Weit erfassen und versklaven soll). ... Keines Volkes Interesse
erforderte die Reparationen und wirtschaftlichen Einschränkungen von
Versailles. Ihre absurde Berechnung lag so klar auf der Hand, daß sogar die
bedeutendsten Wirtschaftler der Siegervölker sie sogleich angriffen. Nur
Frankreich forderte als Reparationen eine Summe, die größer war als der Wert
seines gesamten Nationalvermögens, so als wäre der ganze Boden Frankreichs in
eine Sahara verwandelt worden. Schlimmer noch war das irrsinnige Abkommen, auf
Grund dessen man Deutschland viel mehr zu zahlen auferlegte als es konnte, es
so im Ganzen verkaufte und den Gesamtertrag seiner nationalen Arbeit
auslieferte. Schließlich kam man zu dem Ergebnis, der Weimarer Republik ein
phantastisches Dumping aufzuzwingen, wenn sie etwas von den Reparationen
bezahlen wollte. Und was war das Dumping? Unterkonsum, Hunger in Deutschland,
und im gleichen Maß Arbeitseinstellung in den Einfuhrländern. Und wenn sie
nicht einführten, Arbeitslosigkeit in Deutschland, Hunger und Arbeitslosigkeit
im einen oder anderen Teil (Europas) ‑ das ist die erste Folge von
Versailles. War also der Versailler Vertrag nicht revolutionär? ... Wie jede
Anarchie der Produktion ‑ und eine solche wie damals hatte man überhaupt
noch nicht erlebt! ‑ hat die Finanz, haben "Jene" sie
ausgebeutet, unter dem Vorwand, sie mit einer noch größeren Anarchie zu heilen,
nämlich der Inflation des amtlichen Geldes und einer noch hundertmal größeren
Inflation ihres eigenen Geldes, des Kreditgeldes, des falschen Geldes (Anm.:
das nämlich die privat geführte amerikanische Notenbank in beliebiger Höhe aus
dem Nichts heraus schaffen konnte und heute noch kann!). Erinnern Sie sich der
aufeinanderfolgenden Abwertungen bei vielen Völkern, der deutschen Abwertung,
der amerikanischen Krise und ihrer vortrefflichen Wirkungen? Ein Rekord an
Arbeitslosigkeit, mehr als dreißig Millionen Arbeitslose allein in Europa und
USA, waren die Folge. Glauben Sie nun, daß der Versailler Vertrag und der
Völkerbund Voraussetzungen für die Revolution waren?» (Griffin, S. 304f) Das
amerikanische Organ «The Jewish World» («Die jüdische Welt») wagte es am 16.
Januar 1919 sogar, zuzugeben: «Das
internationale Judentum zwang Europa zu diesem Kriege, nicht nur, um zu großem
Geldbesitz zu kommen, sondern um vermittels dieses einen neuen jüdischen
Weltkrieg zu beginnen.» (Zit. n.
Fleischhauer 1935, S. 110) Dieser neue Weltkrieg hatte ‑ wie schon der
erste ‑ wieder mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen.
Wie Rakowskij schon früher
erläutert hat, waren Lenin und erst recht Stalin ihren revolutionären
«Verpflichtungen» nicht mehr weiter nachgekommen, nachdem sie Rußland in ihre
Hand bekommen hatten. Lenin hatte es mit der Ausweitung der russischen
Revolution auf Deutschland nicht mehr eilig, sobald er fest im Sattel saß.
«Wenn wir für den Sieg der deutschen Revolution umkommen müßten», sagte er,
«wir wären verpflichtet, es zu tun. Die deutsche Revolution ist unermeßlich wichtiger
als die unsrige. Aber wann wird sie kommen? Unbekannt! Augenblicklich gibt es
deshalb auf der Welt nichts Wichtigeres als unsere Revolution. Man muß sie
sichern um jeden Preis.» (Zit. n. Müller 1982, S. 310) Lenin meinte nicht die
Revolution, sondern seine eigene Macht; die galt es mit allen Mitteln zu
sichern! Dieser unvorhergesehene Umstand machte den Geheimen Oberen zunächst
einen Strich durch die Rechnung, die also umgehend neu aufgestellt werden
mußte. Es gelang ihnen (siehe Band 1!) zwar, Lenin unauffällig vergiften zu
lassen, aber alle Versuche der Trotzkisten als unmittelbarer Werkzeuge der
Schatten‑Weltregierung, den daraufhin statt Trotzki an die Spitze
gelangten Stalin zu stürzen, schlugen fehl, weil Stalins perfekt
durchorganisiertes Spitzelsystem ihnen keine Chance ließ. «"Jene"
erkannten am Ende», berichtet Rakowskij weiter, «daß Stalin durch einen
Staatsstreich nicht gestürzt werden konnte. Und ihre geschichtliche Erfahrung
diktierte ihnen eine andere Lösung: Mit Stalin dasselbe zu machen wie einst mit
dem Zaren. ... Nur Deutschland war bevölkerungsmäßig und strategisch in der
Lage, um in Sowjetrußland einzufallen und Stalin Niederlagen zuzufügen. Aber,
wie Sie verstehen werden, war die Republik von Weimar nicht so angelegt, daß
sie andere hätte angreifen können, sondern so, daß andere sie angreifen
konnten.
Und am Himmel des deutschen
Hungers begann das flüchtige Gestirn Hitlers zu erglänzen. Ein scharfsinniges
Auge richtete sich darauf. Die Welt hat seinen fulminanten Aufstieg bewundert.
Ich will nicht sagen, daß das alles unser Werk gewesen wäre. Die revolutionärkommunistische
Wirtschaft von Versailles führte ihm immer größere Massen zu. Auch wenn sie
nicht eingerichtet worden wäre, um Hitlers Sieg herbeizuführen ‑ die
Voraussetzung, die Versailles für Deutschland schuf, waren Verproletarisierung,
Hunger und Arbeitslosigkeit, und die Folge davon hätte der Triumph der
kommunistischen Revolution sein sollen. Weil jedoch diese durch Stalins Führung
der Sowjetunion und der Internationale vereitelt worden war und man Deutschland
nicht dem neuen Bonaparte überlassen wollte, milderten der Dawes‑ und
Young‑Plan diese Voraussetzungen etwas, in der Erwartung, daß in Rußland
die (Anm.: trotzkistische, also illuminierte) Opposition siegen würde. Als das
nicht eintrat, mußten die Voraussetzungen, die man geschaffen hatte, ihre
Folgen haben: Der wirtschaftliche Determinismus (Anm.: die Zwangslage) in
Deutschland zwang seinem Proletariat die Revolution auf. Da durch Stalins
Schuld die sozial‑internationale Revolution verhindert worden war,
stürzte sich das deutsche Proletariat in die nationalsozialistische Revolution.
Das war ein dialektisches (Anm.: widersprüchliches) Faktum.
Aber trotz aller Voraussetzung
und Begründung hätte die nationalsozialistische Revolution niemals siegen
können. Es fehlte ihr dazu mehr. Es war nötig, daß auf Grund von Anweisungen
die Trotzkisten und Sozialisten die Massen spalteten, die ein waches und
intaktes Klassenbewußtsein hatten. Schon dabei haben wir eingegriffen. Aber es
war noch mehr nötig. Im Jahre 1929, als die Nationalsozialistische Partei an
ihrer Wachstumskrise litt und ihr die Geldmittel ausgingen, sandten
"Jene" ihm einen Botschafter; ich kenne sogar seinen Namen, es war
ein Warburg. In unmittelbaren
Verhandlungen mit Hitler einigte man sich über die Finanzierung der
Nationalsozialistischen Partei, und Hitler bekommt in ein paar Jahren Millionen
von Dollars, die Wallstreet sendet, und Millionen von Mark, diese durch
Schacht; die Erhaltung von SA und SS und die Finanzierung der folgenden Wahlen,
die Hitler die Macht bringen, geschieht mit Dollars und Mark, die
"Jene" schicken.» (Griffin, S. 305f)
Auf eine entsprechende
Rückfrage des perplexen Kuzmin, der nur mühsam die Fassung wahrte und sich
immer noch ungläubig stellte, als seien Rakowskijs Geständnisse Fabeleien,
präzisierte Rakowskij: «Wenn es auch stimmt, daß "Jene" ihn (Anm.:
Hitler) finanziert haben, so haben sie doch weder ihre Existenz noch ihr Ziel
entdeckt. Der Abgesandte Warburg kam
zu ihm mit falschem Namen, es scheint nicht einmal, als ob Hitler seine
Rassenzugehörigkeit (Anm.: die Warburgs
waren Juden!) erraten habe; außerdem log er über diejenigen, die er
vertrat. Er sagte, er sei von einer Finanzgruppe der Wallstreet abgesandt, die
daran interessiert sei, die nationalsozialistische Bewegung als eine Drohung
gegen Frankreich zu finanzieren, dessen Regierung eine Finanzpolltik verfolge,
die die Wirtschaftskrise in den USA hervorrufe.» Kuzmin fragte interessiert:
«Und glaubte Hitler das denn?» «Das», antwortete Rakowskij, «wissen wir nicht.
Es kam auch nicht darauf an, daß er die Gründe glaubte, unser Ziel war, daß er
triumphieren sollte, ohne ihm irgendeine Bedingung aufzuerlegen. Das wirkliche
Ziel, unser Ziel, war, den Krieg zu provozieren ‑ und Hitler war der
Krieg, begreifen Sie?» (Griffin, S. 307f) Nach Müller (1982, S. 181) ließ die
internationale Hochfinanz Hitler rund 200 Millionen Reichsmark zukommen, wovon
mehr als drei Fünftel durch Warburg von der New Yorker Wallstreet vermittelt
wurden, nämlich 128 Millionen Reichsmark! Laut «Nation Europa» Nr. 2/1984, S.
21 soll diese Information auf bereits 1933 aufgetauchten, aber nachweislich
gefälschten Dokumenten beruhen. Ganz so falsch kann sie aber nicht sein,
jedenfalls nicht, was die Rolle des Bankhauses Warburg angeht; die wird von
Rakowskij bekräftigt, der allerdings nicht die Höhe der vermittelten Summen
nennt.
Sicherlich ungewollt, aber
dafür umso glaubwürdiger bestätigen die Verfasser des 1940 kurzzeitig
aufgetauchten (siehe Band 1) Programms für die Eine Welt (Herbert Agar, Frank
Aydelotte u. a., The City of Man. A
Declaration on World Democracy, 3. Aufl. New York 1941, im
folgenden abgekürzt als CoM, hier S. 16f) Rakowskijs Aussagen über die wahren
Kriegstreiber, auch wenn sie scheinheilig und mit Krokodilstränen in den Augen
das alles als «Irrtümer» bejammern: «Auch dieses Land (Amerika) war einen
langen Weg in Richtung Beschwichtigung und Verwirrung gegangen. Es hatte
zwischen Faschismus und Nationalsozialismus unterschieden und so den faschistischen
Geier (Anm.: gemeint ist Mussolini bzw. Italien) ermuntert, sich für seinen
Herabstoß auf das Schlachtfeld der Nazis bereitzumachen. Es hatte Japan mit
Waffen und Munition unterstützt, während es das Schicksal Chinas beklagte
(Anm.: das durch diesen Krieg erfolgreich revolutionsreif geschossen wurde,
genau wie zuvor das zaristische Rußland!). Es hatte das republikanische (Anm.:
das heißt, das freimaurerisch‑kommunistische) Spanien im Stich gelassen
und Neutralität in ein Gewährenlassen des Angreifers (Anm.: gemeint ist General
Franco, der mit großer Mühe den kommunistischen Umsturzversuch vereitelte)
pervertiert. Auf diese Weise hatte es seine Hand zur Einkreisung Frankreichs
und zum Wachsen militärischer Drohungen gegen uns selbst an Europas Küsten und
Inseln geliehen (Anm.: Sehr wahr!). Das waren tragische Irrtümer.» Der letzte
Satz ist selbstverständlich eine faustdicke Heuchelei zum Zweck der Vertuschung
des Wirkens der Satanshierachie hinter den Kulissen.
Wie der ursprüngliche Plan der
Rothschilds und Rockefellers für den zweiten Weltkrieg ausgesehen hatte, läßt
sich gleichfalls bei Rakowskij nachlesen: «Sehen Sie nicht die allgemeine
Zahmheit der Wölfe von Versailles, die sich auf ein schwaches Knurren
beschränken? Ist das vielleicht auch Zufall? Hitler wird in die UdSSR
einbrechen, und so wie 1917 die Niederlagen des Zaren uns dazu dienten, diesen
hinauszuwerfen, so werden die Niederlagen Stalins uns dienen, diesen
hinauszuwerfen und zu ersetzen. Und die Stunde der Weltrevolution schlägt wieder.
Denn die demokratischen Nationen, die heute eingeschläfert sind, werden, sobald
Trotzkij wieder die Macht ergreift (Anm.: damals, 1938, lebte Trotzki noch,
wurde aber 1940 von Stalins Agenten in Mexiko aufgespürt und ermordet), wie
einst im Bürgerkrieg einen allgemeinen Wechsel spüren. Dann wird Hitler vom
Westen her angegriffen werden, seine Generale werden sich erheben und ihn
liquidieren ... Wird dann Hitler objektiv kommunistisch gehandelt haben oder
nicht?» (Griffin 1980,S.307)
Allerdings konnte der Plan
infolge der fast völligen Ausrottung der trotzkistischen Opposition in der
Sowjetunion in dieser Form nicht mehr ausgeführt werden. Schon zu Eingang des
Verhörs hatte Rakowskij Kuzmin erklärt und wiederholte es jetzt erneut, daß es
gegenwärtig zwecklos wäre, Stalin zu stürzen, weil niemand anderes an seine
Stelle treten und den Kommunismus aufrechterhalten könnte. Der infolgedessen
geänderte Plan der Geheimen Oberen sah vor, daß Hitler mit Stalin, seinem
ideologischen Todfeind, einen Pakt schließen sollte, um den Rücken für seinen
Angriffskrieg gegen die Westmächte frei zu haben, die von Amerika zum Schein
unterstützt würden, damit ein möglichst lange anhaltender und grausamer Krieg
alle europäischen Nationen für die kommunistische Revolution nach dem
russischen Muster von 1917 reif machen würde. Die Initiative zum Hitler‑Stalin-Pakt
sollte von der Sowjetunion ausgehen. Es besteht kein Zweifel daran, daß
Rakowskij der eigentliche Inspirator des scheinbar paradoxen Zweckbündnisses
zwischen dem faschistischen und dem kommunistischen Diktator war, das 1939
Wirklichkeit wurde; er beauftragte am Ende des langen Verhörs Kuzmin damit,
sofort Verbindung zum amerikanischen Botschafter in Moskau aufzunehmen, der
genügend eingeweiht sei, um die inoffizielle Bestätigung der Geheimen Oberen,
zu denen Rakowskij keinen Kontakt mehr besaß, deren Gedankengänge er aber
bestens kannte, für Rakowskijs Vorschlag einzuholen. Die Geschichtsbücher
lehren uns, daß der Vorschlag tatsächlich ein Jahr später in die Tat umgesetzt
wurde; wie schon früher gesagt, belohnte Stalin den wertvollen Dienst, den
Rakowskij ihm damit erwiesen hatte, durch die Begnadigung zu zwanzigjähriger
Haft.
Nachdem Stalin sich also mit
den Geheimen Oberen ins Benehmen gesetzt hatte, konnte der Krieg in seiner
geänderten Version beginnen. Zunächst wurde Polen geteilt, was aber von den
erstens eingeweihten und zweitens von Rußland zu weit entfernt liegenden
Westmächten nur als Kriegsgrund gegen Hitler, nicht jedoch gegen Stalin geltend
gemacht wurde. Man weiß heute, daß Stalin das Abkommen mit Hitler genausowenig
zu halten bereit war wie Hitler selbst (vgl. dazu beispielsweise Herbert
Gersner, Hitler in Stalins Kalkül, in: CODE Nr. 6/89, 8‑13); womöglich
hatte er es inzwischen vorgezogen, sich den Plänen der Geheimen Oberen
unterzuordnen, um seine Macht nicht unnötig zu gefährden, und hatte nun den
Auftrag erhalten, die Revolution weit nach Westeuropa zu tragen, das durch
Hitlers Krieg revolutionsreif gemacht würde. Hitlers überraschender Angriff auf
die Sowjetunion ‑ nach Gersner, der sich auf ein neues Buch eines hohen
russischen Militärs unter Stalin beruft, der Versuch, Stalins drohendem Angriff
zuvorzukommen ‑ konnte den Plan der Geheimen Oberen zwar verzögern, aber
nicht vereiteln, jedenfalls was die eine Hälfte dieses Plans betraf. In den
west‑ und südeuropäischen Ländern einschließlich Deutschlands selbst
wollte es nicht gelingen, eine revolutionäre Stimmung in der Bevölkerung
hervorzurufen, aber Ost‑ und Südosteuropa wurde Stalins kommunistischem Imperium
einverleibt. Daß das mit voller Billigung der Westmächte geschah, wird im
Hinblick auf die Konferenz von Jalta im Februar 1945 sogar allgemein zugegeben.
In welcher Weise aber Stalin
dazu verholfen wurde, das ihm zugeschanzte europäische Territorium auch
wirklich für die Geheimen Oberen in Besitz zu nehmen, das steht in keinem
offiziellen Geschichtsbuch. Im September 1943 hatte die erfolgreiche Eroberung
des italienischen Festlands durch die Alliierten begonnen. Nun wäre es
«taktisch logisch gewesen», stellt Griffin fest, «von Italien aus einen
entscheidenden Vorstoß in das Herz des Hitlerreiches zu machen. Die
Entscheidung, eine derartige Offensive zu unterlassen, war politischer Natur,
nicht militärischer.» (Griffin 1986, S. 183) Es ging darum, der nur sehr
langsam gegen die Deutschen vorankommenden Roten Armee genügend Zeit zu lassen,
um auf dem ganzen Balkan westwärts und in Deutschland bis nach Berlin
vorzurücken. Deshalb wurde auf amerikanische Initiative ‑ gegen den
Willen Churchills, der scheinbar trotz seiner notorischen Logenmitgliedschaft
nicht völlig eingeweiht war ‑ oder aber für die Öffentlichkeit den
Widerpart zu spielen hatte? ‑ eine Offensive in Frankreich beschlossen,
die militärisch unklug war und «den Krieg um viele Monate verlängert» hat
(ebd.).
Um ihr diabolisches
Unternehmen der Bolschewisierung ganz Osteuropas unter Dach und Fach zu
bringen, beförderten die Wissenden einen der Ihrigen auf den Posten des alliierten
Oberbefehlshabers in Europa, Dwight D. Eisenhower. «Was war das
"Geheimnis" hinter der Tatsache, daß Eisenhower über die Köpfe von
wenigstens 50 seiner Dienstältesten hinweggeschoben und auf das oberste
Kommando der alliierten Streitkräfte in Europa gestellt wurde, insbesondere
angesichts der Tatsache, daß er keine Kampferfahrung beziehungsweise keine
Erfahrung im Umgang mit einer großen Truppenzahl im Feld hatte? Diese Frage
wurde einige Jahre später beantwortet, als Eisenhower Präsident geworden war.
Zu dieser Zeit unterbrach er einen seiner zahlreichen Urlaube, um einen Park in
New York einzuweihen, den Bernhard Baruch zu Ehren seines Vaters angelegt
hatte. In seiner Rede machte Eisenhower ein beachtenswertes Geständnis:
"Vor 25 Jahren, als ein junger und unbekannter Major, habe ich den
klügsten Schritt meines Lebens getan ‑ ich habe Mr. Baruch
konsultiert."» (S. 184)
Eisenhower sorgte
auftragsgemäß dafür, daß die Absichten anderer nicht eingeweihter Armeeführer
der Alliierten nicht realisiert wurden. So wurde General Montgomery mit seinem
Vorschlag, schon Ende 1944 einen geballten Angriff auf Berlin zu unternehmen,
mit fadenscheinigen Vorwänden abgewiesen. Statt dessen geschah folgendes:
«Angeheizt von amerikanischen Hilfeleistungen in Milliardenhöhe konnte die Rote
Armee langsam die Deutschen entlang der Ostfront zurückdrängen, die sich über
1000 Kilometer von den Karpaten bis zur Ostsee erstreckte. Da die amerikanische
Armee in Norditalien unter dem strikten Befehl von Marshall und Eisenhower zum
Stillhalten gezwungen war, mußten sich die Alliierten die Zeit vertreiben, bis
sie Europa im Sturm nehmen konnten. ... In den folgenden Monaten rückten die
alliierten Streitkräfte auf Anweisung von Eisenhower ganz gemütlich auf einer
weit auseinander gezogenen Front gegen Deutschland vor. An der Ostfront
marschierte die Rote Armee 1944 in Ostpolen ein. Rumänien, Finnland und
Bulgarien ergaben sich den Sowjets im August und September. Anfang 1945
marschierten die Russen in Ostpreußen ein und dehnten schließlich ihren
Einflußbereich auf die Tschechoslowakei und Ungarn aus. ... Das alliierte
Oberkommando hat das Feuer auf die deutschen Hauptangriffsziele ernsthaft erst
"nach dem September 1944" eröffnet, nachdem feststand, daß die
Sowjets den Durchbruch nach Deutschland im folgenden Frühjahr schaffen würden.»
(Griffin, S. 190‑194) «Wir wissen heute», sagte auch Ramsay bereits 1954
(1989), S. 70), «daß die britische und amerikanische Armee tatsächlich von
General Dwight D, Eisenhower durch Mr. Roosevelts Entscheid bei der Konferenz
in Jalta gestoppt wurde, damit die Rote Armee halb Europa überschwemmen und
Berlin besetzen konnte.»
Auf welche Weise die kleinen
Staaten Osteuropas am Ende des zweiten Weltkriegs mutwillig dem
Sowjetkommunismus preisgegeben wurden, schildert Jean Vaquié am Beispiel der
Tschechoslowakei. «Man kennt die allgemeinen Umstände des "Coups von
Prag". Einige Wochen vor der deutschen Kapitulation vom 8. Mai 1945
verlangsamte die amerikanische Armee ihren Vormarsch nach Osten, um den Russen
Zeit zu lassen, als erste in Prag einzumarschieren. Die Sowjets ergriffen
Besitz von der Tschechoslowakei, die Roosevelt ihnen zugeteilt hatte. Sie
setzten dort eine Koalitionsregierung ein, in deren Schoß der Einfluß und das
Gewicht der kommunistischen Beteiligung unaufhörlich wuchsen. Als man im
Februar 1948 diese Beteiligung an der Regierung als ausreichend erachtete,
näherten sich die sowjetischen Besatzungseinheiten erneut Prag. Zur gleichen
Zeit organisierten die Sowjets in der Hauptstadt eine Reihe von
Gewerkschaftsdemonstrationen, die ein «örtliches Aktionskomitee» ins Leben
riefen, um damit Bénès unter Druck zu setzen. Am 23. Februar marschieren
mehrere große Demonstrationszüge aus verschiedenen Richtungen auf das Zentrum
Prags. Am 24. Februar werden die Zeitungen von den Kommunisten zensiert, die de
facto die Pressefreiheit abschaffen. Am 25. kapituliert Bénès. Am 26. Februar
etabliert sich ein neues, rein kommunistisches Regime und die
"Säuberungen" beginnen. So wurde Prag unter der Bedrohung durch die
Rote Armee innerhalb weniger Tage eine "Volksdemokratie". Mit
Abweichungen in den Einzelheiten ist das dieselbe Vorgangsweise, die man in
Polen, Ungarn, Rumänien und Bulgarien angewendet hat.» (Jean Vaquié, Réflexions sur les ennemis et la manoeuvre
[Lecture et Tradition Nr. 126], Vouillé 1987, S.39)
Nicht nur die schon genannten
Länder, sondern auch der Großteil Deutschlands fiel plangemäß in die Hände des
von den Illuminaten gesteuerten Sowjetkommunismus; außerdem siegte kriegsbedingt
in Albanien und Jugoslawien die «Revolution». Die Geheimen Oberen konnten sich
befriedigt die Hände reiben.
Quelle: Johannes Rothkranz, "Die kommende 'Diktatur der Humanität'
oder Die Herrschaft des Antichristen" Band 2: Die Weltherrscher der
Finsternis in Aktion, 3. Auflage, Durach 1996, ISBN 3-929170-10-8 (ein sehr
empfehlenswertes Buch!)
Anmerkung: Zur Auslandsfinanzierung Hitlers werden wir auf dieser
Homepage noch ausführlich Stellung nehmen. Danach besteht nicht der geringste
Zweifel daran, daß Hitler und seine NSDAP durch jeweils dreistellige Millionen
Reichsmark-Beträge (teilweise in US-Dollar-Valuta) aus Groß Britannien (Sir
Henri Deterding - Generaldirektor des Royal-Dutch-Shell-Konzerns) und den USA
(Wallstreet unter Federführung jüdischer Banker) an die Macht gekauft wurde.
Die Versuche der Warburgs, unbequeme Tatsachen zu unterdrücken, sind sehr wohl
bekannt. Lohnschreiber, die es um den Preis einer glänzenden wissenschaftlichen
Karriere mit der historischen Wahrheit nicht so genau nehmen, gibt es überall,
auch in der Schweiz (wegen des sog. Abegg-Archivs) und in der Bundesrepublik
(Vierteljahreshefte ...). Diese Hinweise erfolgen im Hinblick auf die von
Rothkranz zitierte Notiz aus "Nation Europa" ("...nachweislich
gefälschte Dokumente..."). Die Geschichte des Dritten Reiches gemäß der
"Siegerliteratur" muß allein schon wegen dieser Auslandsfinanzierung
und im weiteren wegen des "ethnischen Hintergrundes" des
NS-Führungszirkels nach den Morden anläßlich der sog. Röhm-Affäre (vgl. dazu
u.a. "Adolf Hitler - Begründer Israels" von Hennecke Kardel - auf
dieser Homepage) völlig neu geschrieben werden, was zu einer weitgehenden
Entlastung des deutschen Volkes (nicht ihrer machtausübenden Nazi-Verbrecher)
und einer völlig anders gearteten Schuldzuweisung führen muß. Soweit die
Warburgs es versucht haben, die "Beichte eines 'Sydney' Warburg"
("De Geldbronnen van het Nationaal-Socialisme") als Falsifikat
erscheinen zu lassen, sind sie spätestens durch die unstreitig "echten"
Rakowski-Protokolle Lügen gestraft.
Rakowski - Protokolle (4)
Ein wenig fundierter ist das
Buch von Hans Werner Woltersdorf 'Die Ideologie der neuen Weltordnung' mit dem
Untertitel 'Rakowski und die Protokolle der Weisen von Zion'. Dabei scheint mir
der Untertitel eine besondere Bedeutung zu haben, denn er macht verständlich,
worauf der Verfasser herauswill. Dazu einige Erklärungen. Woltersdorf meint,
daß die bereits erwähnten 'Protokolle der Weisen von Zion' entgegen der
vorherrschenden Meinung der Wissenschaftler echt sei, dieses jedoch
verschwiegen und verheimlicht werde. Er schreibt, daß ein zweites Dokument
diesen Beweis enthalte, das sogenannte 'Rakowski-Protokoll', die Vernehmung
eines Sowjet‑Botschafters, der 1938 als Trotzki-Anhänger zum Tode
verurteilt werden sollte, und das im 2. Weltkrieg bei einem toten NKWD‑Arzt
aufgefunden wurde. Der eingeweihte Rakowski offenbart laut Woltersdorf die
Umsetzung der 'Protokolle' in praktische Politik. "Damit erfährt die
Weltgeschichte einen Navigator, dessen Wirkung bisher unbekannt war, oder
unterdrückt wurde" (S. 7).
Nach Woltersdorf sind es nun
nicht mehr nur die Juden, sondern zusätzlich die Freimaurer, die nach einem
teuflischen Plan die Welt in ihrem Sinne verändert haben und weiterhin
verändern wollen. Die Ideologie der neuen 'Weltordnung', der 'Oneworld', belegt
mit Zitaten aus den Protokollen, wird in seinem Buch dargelegt. Johannes
Rogalla von Biberstein schreibt zu diesem Thema:
"Als die wichtigste
neuzeitliche Ausprägung der Verschwörerthese müssen die sogenannten 'Protokolle
der Weisen von Zion' angesehen werden, in denen von einer diabolischen jüdisch‑freimaurerischen
Verschwörung die Rede ist".
Die hier vorliegende
neuzeitliche Ausprägung der Verschwörungsthese findet begeisterte Unterstützung
bei etlichen unserer Angreifer, z.B. im Buch Des Griffins "Wer regiert die
Weit?" Auch hier wird wieder deutlich, wie die freimaurerische Antithese
durch gegenseitiges Abschreiben vertieft wird. Genutzt wurden neben anderen
Autoren: Johannes Rotkranz, 'Die kommende Diktatur der Humanität,' Des
Griffins, 'Die Herrscher', Konrad Lehrichs, 'Der Tempel der Freimaurer'.
Woltersdorf schreibt:
"Zu Beginn unseres
Jahrhunderts erschienen in der Europäischen Öffentlichkeit die 'Protokolle der
Weisen von Zion'. Sie waren von Anfang an umstritten, wurden zeitweilig
verboten und es fanden sogar Prozesse für die Glaubwürdigkeit in den 30er
Jahren in der Schweiz statt. Überblickt man die politische und
gesellschaftliche Entwicklung der letzten 100 Jahre, so ist man erschüttert über
den hohen Grad des Eintreffens der Voraussagen und über die weltweite Anwendung
der in diesen Protokollen empfohlenen Methoden der Zerstörung der Europäischen
Staats‑ und Volkskulturen. Dieses Buch vergleicht die Kernaussagen der
Protokolle mit der Wirklichkeit und dem Gang der politischen Umwälzungen, wobei
immer wieder der Bezug zur Gegenwart hergestellt wird. Als Ergänzung werden die
im 2. Weltkrieg in Rußland gefundenen Aussagen des 'eingeweihten' Rakowski zu
den Hintermännern der Politik und Drahtziehern der großen Kriege unserer Zeit
vorgestellt und in ihren wichtigsten Aussagen abgehandelt. Dieses Buch zieht
somit den Vorhang vor den Kulissen der Macht beiseite und verweist auf die
wirklichen Zentren der Macht: Eine überzeugende Enthüllung eines der großen
Geheimnsisse unserer Zeit" (Klappentext).
Das neueste Buch von Hans W.
Woltersdorf trägt den Titel 'Hinter den Kulissen der Macht'. Auf dem
Schutzumschlag sind folgende Behauptungen zu lesen, die auch den Inhalt des
Buches darstellen. Die Deutschen sollen demnach nicht wissen,
"... daß die Deutschen
durch eine noch nie dagewesene Geschichtsfälschung zu einem Verbrechervolk
abgestempelt und zu büßenden Vasallen gemacht werden,
... daß alle deutschen Tugenden,
Traditionen und Sitten, Idealsmen und Nationalismen durch die Unkultur eines
menschenfeindlichen Materialismus ersetzt werden,
... daß wir durch eine immer
dreister werdende und wachsende Kriminalität in Angst und Schrecken versetzt
werden,
... daß die Grenzen für
Asylbetrüger geöffnet werden, um das Chaos einer Multikultur zu schaffen,
... daß die Regierung
unzähliche Milliarden an ehemalige Feinde verschleudert, um das von ihr selbst
und von den Medien immer wieder verteufelte deutsche Ansehen zu verbessern,
... daß unsere Souveränität,
Nationalität und unsere Währung an ein anonymes Paneuropa abgetreten werden
sollen,
... daß unsere Wirtschaft
durch die Welthandelsorganisation der internationalen Hochfinanz ausgeliefert
wird...".
Das Fazit dieser
Anschuldigungen lautet dann folgendermaßen:
"... das und noch vieles
mehr sind keineswegs Fehlleistungen einer unfähigen Politik. Es ist die
konsequente Fortsetzung eines langfristigen Planes, der mit der Inszenierung
der beiden Weltkriege einen Höhepunkt erreicht hatte und nunmehr zielstrebig
die als 'Neue Weltordnung' getarnte Weltherrschaft ansteuert. Grundlage der
heutigen deutschen Politik ist die Fälschung und Verteufelung der deutschen
Vergangenheit. Die Wahrheit würde ihr den Boden entziehen."
Durch das gesamte Buch zieht
sich daraufhin die These, daß es nur wenige, im Hintergrund arbeitende
Organisationen und Personen sind, die das Weltgeschehen mit der Macht des
Geldes und über Fehl und Falschinformationen leiten:
"So wurde und wird eine
ganze Ära verteufelt", schreibt Woltersdorf, "und die Verteufelung
wurde amtlich historisiert, und um alle Besserwisser mundtot zu machen, wurde
die offizielle Geschichtsschreibung durch eine Reihe von Straf‑ bzw.
Maulkorbgesetzen als Darstellung offenkundiger Tatsachen gesetzlich geschützt.
Die so wundersam koordinierten Massenmedien der ganzen Welt unterdrücken
einheitlich jeden Versuch der Revision.
Es bedarf nicht einmal eines
besonderen Scharfblicks, um zu erkennen, daß unter dem Schutz dieses
Sperrfeuers eine Weltpolitik heranreift, welche schon seit der Französischen
Revolution auf den Fahnen des Kommunismus und Kapitalismus festgeschrieben war:
die Internationale, die einheitliche Welt, die keine nationalen Kulturen und
Interessen, keine Volksgrenzen, keine unterschiedlichen Völker und Rassen,
keine Volkswirtschaften, keine staatseigenen Währungen und keine
unterschiedlichen Religionen mehr gelten lassen wird." (S. 8).
Woltersdorf fährt dann fort:
"Vom Sinn und Zweck der beiden Weltkriege, von der Verteufelung des
Nationalsozialismus und aller Nationalismen und Idealismen zieht sich eine
Blutspur als roter Faden über die Lichterkette gegen Rassismus, über die
Verträge von Maastricht zur Währungsunion und GATT, über UNO und NATO zielstrebig
hin zu der Neuen Weltordnung, hinter der sich nichts anderes verbirgt als eine
Weltherrschaft. Coudenhove‑Kalergi forderte damals schon für Paneuropa:
"Die Führer sollen die Juden stellen; denn eine gültige Vorsehung hat
Europa eine neue Adelsrasse von Geistesgnaden geschenkt!" (S. 9).
Natürlich stellt Woltersdorf
in einem eigenen Kapitel die 'Protokolle der Weisen von Zion' vor und bestätigt
‑ indem er sich auf sich selbst beruft ‑ deren Echtheit.
Hauptstoßrichtung Woltersdorfs sind also die Juden. Die Freimaurerei wird von
ihm dementsprechend erst an zweiter Stelle als Verschwörergruppe genannt.
Hierzu schreibt er im Kapitel 'Die Unterwanderung durch die Zionisten':
"Es wären die Steinmetze,
die Kirchenbauer, die sich schon im Mittelalter international in den
'Straßburger Bauhütten' zusammengeschlossen hatten, um gemeinsame
bauhandwerkliche Muster zu erarbeiten. Hieraus bildeten sich 1717 In England
und 1737 in Deutschland Logen mit geheimen Bräuchen, Zeichen und
mystizistischen Ritualen. Es war der erstmals internationale Charakter einer
Vereinigung, welcher die ebenfalls internationalen Zionisten anlockte, um sie
zu unterwandern und damit eine weltweite Vernetzung zu betreiben. Auch hier wurden
'Ethik, Humanität, Duldsamkeit und Gehorsam übernommen, während ‑ wie in
den Protokollen der Weisen von Zion nachzulesen ist ‑ in Wahrheit die
geheimen Führer über diese internationale Organisation 'alle Geheimnisse dieser
Welt erfahren'. Heute kann man davon ausgehen, daß maßgebliche ‑ und auch
unmaßgebliche ‑ Politiker der demokratischen Internationale einer der
vielen Freimaurerlogen angehören und dort einen Gehorsams‑ und
Geheimhaltungseid schwören, von dem sie auch dann nicht entbunden werden, wenn sie
die Loge verlassen sollen." (S.13).
Auch in diesem Buch versucht
Woltersdorf, auch in den weiteren Kapiteln, eine Widerlegung des
'nationalistischen Weltbildes', dessen Irrlehen« er den
"Hintergrundmächten" zuschreibt, die damit sowohl im "staatskapitalistischen
Osten" wie im "privatkapitalistischen Westen" "die Methodik
der Wissenschaft" und "unsere Politik und Gesellschaft"
bestimmen (Bucheinlage).
Quelle: Angriffe gegen die deutsche Freimaurerei 1970 - 1995" von Wolfgang
Bittner, im Selbstverlag der freimaurerischen Forschungsgesellschaft QUATUOR
CORONATI e. V., Bayreuth 1996, S. 171 ff
Anmerkungen: Bittner ist Freimaurer. Er schreibt aus dem eingeengten
Horizont seines Logendaseins. Wer tatsächlich wissen will, was mit den
Logenbrüdern los ist, wie sie umdeuten und verdrehen; niedermachen, wo ihnen
die Argumente fehlen, der mag Bittners Buch lesen. Selbst ihren eigenen Brüdern
präsentieren sie kritische Literatur nur scheibchenweise und dann auch noch mit
häufig fehlerhaften Quellenangaben, so daß weitergehende Nachforschungen
erschwert oder unmöglich werden (z.B. "Sigrist" statt
"Siegerist", wenn es um den Autor geht, der behautet, Uwe Barschel
sei Freimaurer gewesen und von ihnen umgebracht worden, weil er auspacken
wollte).
Im übrigen wird hingewiesen auf die Beiträge
"Freimaurer-Kritik", "Rakowski-Protokolle (1) + (2) + (3)",
"Rakowski-Protokolle (Text)" und "Zion-Protokolle", alle
auf dieser Homepage.
Das von Bittner zitierte Buch "Die These der Verschwörung 1776 -
1945" von Johannes Rogalla von Bieberstein und das ähnliche Werk "Der
antisemitische-antifreimaurerische Verschwörungsmythos in der Weimarer Republik
und im NS-Staat", von Armin Pfahl-Traughber, Wien 1993, sind zwar
Kompendien mit unbestreitbar wissenschaftlichem Anspruch und umfangreichen
Literaturverzeichnissen, können gleichwohl dem kritischen Leser nur
unvollständig das Auftragsmotiv ihrer literarischen Tätigkeit verbergen. Die
Tatsache, das der Nationalsozialismus von einer Verbrecherclique okkupiert
wurde und der Umstand, daß die Eheleute Ludendorff auch so manches krudes Zeug
geschrieben haben, führt nicht an der Tatsache vorbei, daß es zumindest seit
Moses Mendelssohn und Adam Weishaupt eine im Kern kontinuierliche Verschwörung
mit weltweiten Ambitionen gibt, an der auch Juden und Freimaurer beteiligt sind
und waren. Wenn Logenbruder Bittner das nicht wahr haben will, mag er sich
beispielsweise mit dem Hochgradfreimaurer auseinandersetzen, der Billy Clinton
an der Universität im Fach "Geschichte" unterrichtet hat (Prof.
Carroll Quigley: "Tragedy and Hope").
Wie gefährlich es allerdings sein kann, sich mit solchen Themen
publizistisch zu befassen, bezeugt der nachfolgende Artikel von Herrn
Woltersdorf:
Prozeß gegen das Buch
"Hinter
den Kulissen der Macht ‑
Was die
Deutschen nicht wissen sollen"
H. W. Woltersdorf
Das Buch wurde vom Kölner
Verfassungsschutz aufgegriffen und mit dem Bemerken an die Koblenzer
Staatsanwaltschaft weitergeleitet, daß es sich um ein antisemitisches Buch
handele. Man zitierte als Beispiel das Kapitel "Die Macht des
Kapitals". Die Staatsanwaltschaft wurde aufgefordert zu prüfen, ob das
Buch strafbare Tatbestände enthält. Man hat dieses Kapitel nicht zum Gegenstand
der Anklage gemacht, weil darin enthaltene Prognosen sich inzwischen deutlich
realisiert haben. Man zitierte dafür einige Passagen aus dem Kapitel "Was
ist nun mit dem Holocaust" und andere, um mir Volksverhetzung vorzuwerfen.
Eine mir bekannte Anwältin hat
sich spontan für das Mandat der Verteidigung erboten. 8 Tage vor Prozeßbeginn
(3. u. 8. Sept.) legte sie das Mandat nieder. Man hatte sie unter Druck
gesetzt. 24 Stunden vor Beginn schickte man mir einen Pflichtverteidiger, der
natürlich zur Sache gar keine Meinung hatte und nur bedeutungslose Phrasen für
das Plädoyer aufsagte.
5 Monate vorher wurde vor dem
gleichen Gericht Dr. Koll zu 10 Monaten ohne Bewährung verurteilt.
Ich habe dem Gericht meine
umfangreiche Korrespondenz mit den Justizministern, dem Petitionsausschuß, mit
v. Weizsäcker, Prof. Nolte, Frau Däubler‑Gmelin, Prof. Benz und anderen
vorgelegt (Benz hatte im Fernsehen dafür plädiert, nicht mehr von Vergasungen
zu sprechen). Immer wieder die Frage: Was ist offenkundig, und wo finde ich die
Beweise oder Dokumente. Ich legte den Brief Genschers vor, in dem er nach einer
Besichtigung in Ausschwitz erklärt hatte: "Auch ich weiß, daß es in
Auschwitz keine Gaskammern gegeben hat." Außerdem ein Dokument des
Internationalen Roten Kreuzes darüber, daß bei den Inspektionen in Auschwitz und
anderen KZs keine Gaskammern festgestellt wurden. Man hörte sich alles an, nahm
es aber nicht zur Kenntnis. Auch der von mir vorgelegte Freispruch des Amberger
Landgerichts v. 23. 4. 1977 wurde als hier nicht anwendbar abgelehnt, weil der
Beklagte sich nur an einen begrenzten Personenkreis gerichtet hatte.
Man mußte wegen der
Offenkundigkeit verurteilen. Unter Berücksichtigung der Strafe wegen des Buches
"Die Ideologie der neuen Weltordnung" zog man beides zu einer
Gesamtstrafe von 9 Monaten auf Bewährung und DM 5.000 Buße zusammen.
Die längst widerlegte ‑
und auch von den Gerichten gar nicht verteidigte Offenkundigkeit zwingt die
Gerichte immer noch zu einer Verurteilung, selbst wenn der Text trotz
Manipulation weder eine Auschwitzlüge noch eine Volksverhetzung im einzelnen
ausweist.
Anmerkung: Die Rechtslage gebietet es, darauf hinzuweisen, daß während
der Naziherrschaft etwa 5 - 6 Millionen Juden (allerdings auch - was oft
vergessen wird - über 20 Millionen Sowjetbürger) einen gewaltsamen, oft
grausamen Tod gestorben sind. In dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau sind
etwa eine Millionen Juden umgekommen, überwiegend durch Vergasung. Die
ursprünglich innerhalb der Gedenkstätte Auschwitz angeschlagene Opferzahl hat
sich als erheblich zu hoch herausgestellt. Nach Freigabe der Sterbebücher durch
Rußland haben insbesondere auch polnische Wissenschaftler zur Aufklärung der
Schicksale beigetragen. Im übrigen: ein einziger ermorderter Jude, Pole,
Zigeuner oder Russe wäre schon einer zuviel gewesen.
Rakowski-Protokolle
(5)
Red
Symphony
Two
Accounts
In Spain in the 1960's one of the most enigmatic books
about worldwide revolution, The Red Symphony, went through dozens
of editions. The book was based on the notes of one Dr. Landovsky, an NKVD doctor
at the trials of the 1930's. The author, a narcotics specialist, was
"mobilized" into the state security organs, where his inventions were
used to "loosen the tongues" of important suspects. Landovsky's
notebooks reveal the secret of why so many of the absurd confessions of the
accused in these trials seemed so "sincere" even to foreign
observers (Feichtwanger and others): The suspects were under the influence of
drugs.
But the main value of these notes are those bits of
evidence which never came out in the trials. Landovsky was present at the
interrogations of the well-known Bolshevik Christian Rakovsky and helped record
and translate the court stenograms. (In the interests of security the
interrogations were carried out in French, a language unintelligible to the
majority of Chekists.)
The accused was a colorful and significant figure in
the worldwide Communist movement. His true nationality remains unknown:
According to official record he was born in Northern Dobruge, a part of
Bulgaria before the First World War which later went over to Romania. According
to other sources he came into the world as Chaim Rakover in a Jewish village in
Bessarabia where he lived until the age of 18, later fleeing to Romania to
avoid Tsarist military service. Rakovsky was the very model of a
revolutionary-cosmopolite: He started out as an activist in the Bulgarian
Social-Democrats and later became a leader of the Romanian anarchists.
(Together with his comrade-in-arms Anna Pauker he planned and carried out
terrorist acts against government officials.) Later he gadded about Europe until
the revolutionary storm struck in Russia, carrying him away to the Ukraine
where he ended up in the post of representative of the Soviet People's
Commissariat. He found the time to work in the Comintern and finished his
career as Soviet ambassador in Paris.
Rakovsky recounted stunning facts to Stalin's
investigators. The Bolsheviks and the Comintern worked hand in hand with the
international bankers. The latter, just like the Marxists, sought to destroy
all national borders and establish a worldwide dictatorship -- not a
proletarian one, true, but a financial oligarchy. At the given moment,
however, the goals of the two groups coincided. (It was with this aim that the
bankers, among them Jewish ones, supported Hitler.) Russia, with its
conservative-monarchical regime presented itself as a certain obstacle to their
plans, on the one hand, and an enormous social testing ground, on the other. Trotsky
enjoyed the confidence of the masters of the "interest spiderweb",
the Schiffs, Warburgs and other international super-financiers, who placed at
his disposal enormous sums. Kerensky, according to Rakovsky, was also one
of the bankers' agents who yielded power to his "higher-ups" when
they requested him to. Therefore "Red Leon" became from the start
practically the complete master of Russia and the Bolshevik Party.
Any attempts on the part of anyone else to occupy that
role were decisively cut short. When Lenin began to exhibit excessive
independence and make claims to real power Trotsky organized (through the
Cheka) the Left Social-Revolutionary putsch and then the Fanny Kaplan
assassination attempt, as a result of which Vladimir Ilyich was once again put
in his place. But the main achievement of the "permanent
revolutionary" was the formation of the Red Army. As soon as he
took charge of the War Commissariat and the Revolutionary War Soviet, uniforms
and ammunition appeared as if by magic, and the Reds began to prevail over the
Whites. The secret depositions of the former Paris ambassador confirmed
that this breakthrough was the result not only of financing on the part of Lev
Davidovich's international friends, but also the activities of agents of
those very same friends within the ranks of the Whites.
Rakovsky's testimony,
though it differs from most of the well-known historical versions of events, is
nonetheless confirmed by a whole series of sources. For example, the fact
that the White government was formed of "allies" from among the
Masons was accepted as fact by the well-known writer Roman Gul. The support
given by Wall Street magnates to Hitler was confirmed later, after the end of
the Second World War. Other details are also worthy of attention: for example
the fleeting reference in the text of The Red Symphony to
"your acquaintance Navachin", a garbled translation from Spanish of
Dmitry Navashin (with whom Rakovsky was indeed acquainted), the director of the
Franco-Soviet Bank, the safekeeper of Trotsky's funds and a leading Mason.
(He was killed in 1935 near Paris in unexplained circumstances. The spouse of
the deceased declared in a "Paris-Soir" interview: "They killed
my husband because he knew too much. He was the victim of powerful, worldwide
occult forces.")
As far as Trotsky's ties to the world financial elite
are concerned, they were well-known long before the publication of The Red
Symphony. In 1919 the French government received from its informer in
Washington a detailed report (1618-6 No. 912), where "Red Leon's" New
York banker-sponsors were listed. It was noted that Trotsky established his
connections with the financiers after his marriage to the daughter of banker
Abram Zhivotovsky. One of the main financiers of the Revolution Felix Warburg
compromised himself to such a degree by his connections with the Bolsheviks
that it was decided to remove him from the US Federal Reserve Board, in order
to "cover the traces" of American bankers' ties to the Russian
Revolution.
According to French intelligence sources Trotsky
entered the inner family circle of the banking world. It's also no secret that
the Jewish financial group which aided the Revolution was in fact a tighly-knit
family clan, to which not only Christians but simple Jews were barred access.
The Dreyfuses, Lazards, Schiffs and Warburgs arranged marriages only among
themselves, creating a privileged group within Jewry which even bore specific
ethnic characteristics. And over the course of two centuries the Rothschild
dynasty perpetuated itself exclusively through close-relative marriages.
Regarding this the Israeli writer Hannah Arendt wrote: "Jewish
banking capital became international, united through intersecting marriages,
and turned into a real international caste... What could be a more convincing
illustration of the fantastic conception of a worldwide Jewish government than
the Rothschild family, uniting citizens of five different governments the
separate conflicts of which didn't affect the interests of their respective
state banks even for a moment!"
Rakovsky's seemingly paradoxical explanation of the
bankers' desire to control world revolution "by unflinching will and
complete control, which is impossible under capitalist democracy" finds
confirmation in the works of many philosophers and
psychologists. They assert that those individuals who've achieved world
financial dominance possess not only superhuman stubbornness, but dangerous and
destructive complexes as well. By the way, the American founding father
Benjamin Franklin noted long ago: "There are two passions which have a powerful
influence on human affairs: love of power and love of money . . .. When they
are united . . . they produce the most frightful outcomes." (I can't avoid
illustrating these words with a quote from the Roman newspaper Tempo,
which characterizes Roberto Calvi, the financial genius of the Italian
"P-2" lodge: "They called him 'the banker with the frozen
eyes'. He possessed a cold, algebraic mind and an unfeeling heart incapable of
emotion. He was a bookkeeper of millions, dispassionate and unsmiling. He thirsted
only for power. For more than three decades he cultivated this feeling in
himself with maniacal stubbornness."
Other investigators (and I cite Alexander Dugin)
"portray the participants in the 'bankers' conspiracy' as more than simply
vicious individuals, concentrations of perversions and passions, but assert
that the 'worldwide banking brotherhood' consists of a special type of
being, referred to in the Old Testament as 'sheddim', the result of an
extraordinary mutation." However, let's not delve too deeply into
biology and psychopathology. The main thing is that Rakovsky was not alone in
his conclusions.
"Communism is simply a front for something
deeper", wrote the American Ralph Epperson. "Communism is not the
revolt of the poor, but the secret conspiracy of the rich. The international
conspiracy arises not in Moscow but in New York." (See: Ralph Epperson. The
Hidden Hand. St. Petersburg, 1996, p.103)
The same assertion appears in his book Where
England is Going (1927, England). After stating that the Comintern is a
conservative organization compared to the stock exchange in New York, he asks:
"Who's driving England toward revolution? Not Moscow, but New York".
It's interesting that the West tried to save the most
important suspects in the Moscow trials of 1936-1938. It was with this end that
Leon Feichtwanger, writer and leading "B'nai B'rith" member, came to
Moscow to have a visit with Stalin. The American ambassador Davis was
present at the Rakovsky trial and made enigmatic Masonic gestures to the
accused. Finally, on the eve of the verdict a mysterious
powerful radio station in the West transmitted the following phrase several
times in a row: "Pardon, or else the Nazi threat will increase." Pardon was not forthcoming. And on the last day of the trial (March
12, 1938) Hitler's forces entered Austria, effecting the Anschluss.
Nonetheless, a certain "consensus" must have
been achieved: Feichtwanger, upon returning to the West, wrote a book where he
expressed approval of the Moscow trials, and entered his own verdict: justice
had been served. According to certain sources Radek and Rakovsky were never
executed, unlike the others, and lived out their years under assumed names
after serving short sentences. However, we may never know the truth...
The nature of the "bankers' Internationale"
darkly hinted at by Rakovsky was clarified by later investigations (more than
ten books which came out in the 60's and 70's) of American professor Anthony
Sutton. By complete accident a sheet of paper fell into his hands containing
a list of members of a certain secret organization who occupied key positions
in the American establishment. Over the course of several years Sutton
gradually uncovered the structure of the organization (which he called the
Order), and discovered that it exerted enormous influence on American political
and economic life. What's more, it turned out that the Order controls the US
educational system, by means of which the worldview of the youth is formed,
many cultural establishments and even the church. Even more important are the
international activities of the secret union: It financed the two major
political movements of the 20th Century - the Bolsheviks and the Nazis - helped
them attain and hold power, and then brought them into conflict. During
the course of the war the major corporations represented by the Order made
astronomical profits, weakened the governmental institutions of the major
European powers and drew nearer to their ultimate goal: the creation of a
"new world order", where the Order will play the leading role.
The wealthiest American families are Order members:
the Rockefellers, Davidsons, Paynes and Harrimans, who
control major financial centers and leading fields of industry. The Order
created its own funds and think tanks, its own research, consultative and power
structures. In his book The Secret Cult of the Order,
Sutton traced the occult traditions of an organization arising (as Rakovsky
also asserted) from the Illuminati. It's curious that the symbolism of the
"skull and bones", with its connotations of death and destruction,
appeared simultaneously on the uniforms of the Nazi SS and in the name of the
Order's affiliate at Yale University from which George Bush, future head of the
CIA and US President, emerged. The "philosophical" strategy: to
bring "thesis" and "antithesis" into conflict to achieve
the desired "synthesis", was based on the ancient methodology of
secret societies "enriched" by the Hegelian dialectic of the Order's
founder, J.P. Morgan. (By the way, this "dialectic" was discussed
in The Red Symphony.)
Sutton's hypotheses are in accord not only with
Rakovsky's testimony, but also with the investigations of a certain secret
American-Nazi organization which existed during the Second World War. (More about
that later.) The existence of a secret Order striving for world dominion was
confirmed in an interview conducted by conspirologist A. Dugin with a
high-placed Mason, Brother Marcion, who named the "Memphis-Mizraim"
society, about which little is known (for example, that it contains 90 or 99
degrees of initiation).
Maybe the two organizations are one and the same,
maybe not. Rakovsky speaks of a conspiracy composed primarily of Jewish
bankers. The "Memphis-Mizraim" order was also founded (in the middle
of the 19th Century in France) by the rich Jewish brothers Bedarid.
Membership in this organization has been ascribed to
various people of the most various nationalities, from the founder of theosophy
Helena Blavatsky to Trotsky.
Christian G. Rakovsky, a founding member of Communism
in the U.S.S.R., and who later was the Soviet Ambassador to Paris, became a
victim of Stalin's purges and the show-trials of 1938. His importance in world
events was described by Leon Trotzky, Lenin's comrade and Minister of Defense
in the Bolshevik government, in My Life, An Attempt at an Autobiography
(Pengui Books, Ltd., c. 1928):
"Christian G. Rakovsky is, internationally, one of the best known figures
in the European Sodalist involvement. A Bulgarian by birth, . . . he is a
Roumanian subject by dint of the Balkan map, a French physician by education, a
Russian by connections, by sympathies and literary work. He speaks all the Bal
kan and four European languages; he has at various times played an active part
in the inner workings of four Socialist parties - the Bulgarian, Russian,
French and Romanian -- to become eventually one of the leaders of the Soviet
Federation, a founder of the Communist Intemational, President of the Ukrainian
Soviet of People's Commissaries, and the diplomatic Soviet representative in
England and France -- only to share finally the fate of all the 'left'
opposition. Rakovsky's personal traits, his broad international outlook, his
profound nobility of character, have made him particularly odious to Stalin,
who personifies the exact opposite."
While in
prison, Rakovsky was interviewed by Stalin's foreign agent, Gavriil G. Kusmin
(known as Gabriel). During the interview, Rakovsky revealed an astounding and convincing
plan for starting World War II, which Stalin accepted. Based on this
information, Stalin freed Rakovsky. The interview was witnessed by Dr.
Joseé Landowsky, a Russianized Pole who lived in Moscow. The questioning
took place in French and Dr. Landowsky was asked to translate it into Russian.
Besides a copy he made for himself, the original document will be found in the
Russian Archives. The interview was taken from a Spanish book La Lucha
Por El Poder Mundial and was translated into English by George
Knupffe. The English translation can be found in the book Red Symphony
by J. Landowsky, (London: The Plain Speaker Publishing Co., 43 Bath Road, W6).
The following summary is based on the excerpts in Toward World
Government, New World Order, by Deirdre Manifold and edited by
Cornelia R. Ferreira, Toronto: Canisius Books, 1993, pp. 26-52. In the
paragraphs below, statements in double quotes are made by Rakovsky except
otherwise indicated.
The plan
proposed by Rakovsky was made in 1938 before the World War II started in 1939
and was literally accomplished. The plan reveals that:
1.
1. The First Communist International was Adam Weishaupt who was connected
to the House of Rothschild.
2.
2. Karl Marx and the highest chiefs of that First Communist International
were controlled by Baron Lionel Rothschild.
3.
3. The House of Rothschild was among the Financial International
(henceforth, FI) which created the Revolutionary International: "to create
with the help of Capitalism, acumulation of the highest degree, to push the
proletariat towards strikes, to sow hopelessness, and at the same time to
create an organization which must unite proletarians with the purpose of
driving them into revolution. This is to write the most majestic chapter of
history." The mother of five Rothschild brothers remarked: "If my
sons want it, then there will be no war." In Rakovsky's words: "This
means that they were the arbiters of peace and war, but not emperors . . . . Is
not war already revolutionary function? War -- the Commune. Since that
time every war was a giant step towards Communism . . . ."
4.
4. The Financial International through Jacob Schiff, an agent of the House
of Rothschild, financed Japan in the Russo-Japanese War in which Russia was
defeated. This defeat called forth the revolution in 1905 which laid political
conditions for the Bolshevik victory in 1917.
5.
5. Trotzky was among the people behind the assassination of Austrian
Archduke Ferdinand which provoked the First World War. The defeats of the Tsar's
army was organized by the FI. Trotzky, more than Lenin, was
collaborator of the FI which ordered Kerensky to surrender the State to
Communism. The Bolsheviks took that which the FI gave them. Communism was
indebted to Kerensky much more than to Lenin.
6.
6. The FI financed the October Revolution, Rakovsky said, "in
particular through those same bankers who had financed Japan in 1905, i.e.,
Jacob Schiff and the brothers Warburg; that means through the great banking
constellations, through one of the five banks who are members of the Federal
Reserve, through the bank of Kuhn, Loeb and Co. . . . also other American and
European bankers, such as Guggenheim, Hanquer, Breitung, Aschber, the
'Nye-Banken' of Stockholm. I was there "by chance," there in
Stockholm, and participated in the transmission of funds. Until Trotzky
arrived, I was the only person who was an intermediary from the revolutionary
side."
7.
7. The FI arranged for Lenin and Trotzky to pass freely through all the
Allied control.
8.
8. Masonry was involved in the Bolshevik Revolution.
9.
9. The Versaills Treaty and The League of Nations served as a revolutionary
pre-condition. The Versailles Treaty was designed to create preconditions for
the proletariatization of Germany, for unemployment and hunger, as the result
of which the Communist Revolution in Germany should have triumphed.
10.
10.
The FI wanted Trotzky to be the dictator of U.S.S.R.
instead of Stalin so that the FI would be the chiefs of International Communism.
The absolute dictatorship of Stalin was too much for the FI to bear. They
considered he had become another Tsar. His main sin was to subject the
revolution to the State instead of the State to the Revolution. But the FI was
afraid that if Stalin was destroyed, Communism could be destroyed with him.
11.
11.
To destroy the Bourgeois States, war is necessary. But
war should not be waged against U.S.S.R.
12.
12.
So the solution to this problem was for the FI to
finance Hitler rise to power. The Warburgs were sent as Ambassadors to Hitler
and agreed to finance the National Socialist Party, and the latter received in
a couple of years millions of dollars, sent to it from Wall Street, and
millions of marks from German financiers through Schacht. However, Hitler
violated the rule: he took over for himself the privilege of manufacturing
money, and not only physical monies, but also financial ones. Thus Hitler was
slated for destruction together with the Bourgeois States.
13.
13.
The other two reasons for war are nationalism and
Christianity. Rakovsky stated, "In reality, Christianity is our only real
enemy."
14.
14.
"Every sincere Communist imitating his idol
Lenin, and the greatest revolutionary strategists must always wish for war.
Nothing is so effective in bringing nearer the victory of revolution as war.
This is a Marxist-Leninist dogma."
15.
15.
The aim is to force Hitler to advance westward against
the Allied all of whom were Christian countries instead of eastward. The FI
will make sure that the Allied declares only on Hitler and not the U.S.S.R. On
the contrary, the U.S.S.R ought to be helped. The U.S. will not enter the war
if it is not attacked. "But U.S. rulers can arrange that they will be
attacked. The aggression against America can be invented. The Capitalistic
States will destroy each other if one brings about a clash of their two wings:
the fascist and the bourgeois."
16.
16.
"There is only one aim, one single aim: the
triumph of Communism. It is not Moscow which will impose its will on the
democratic States, but New York; not the 'Comintern,' but the 'Capintern' on
Wall Street." In the war, the democratic states and the fascist state will
be exhausted but U.S.S.R. will gain strength. "Who other than he could
have been able to impose on Europe such an obvious and absolute contradiction?
What force can lead it towards complete suicide?Only one force is able to do
this: money. Money is power and the sole power."
17.
17.
"The stock market crash on October 24, 1929 was
more important for the revolution than the October Revolution. It was called a real
revolution" since it started the great depression. Rakovsky says:
"The four years of the government of Hoover are years of revolutionary
progress: twelve and fifteen million on strike. In February, 1933, there takes
place the last stroke of the crisis with the closing of the banks. It is
difficult to do more than Capital did in order to break the "classical
American," who was still on his industrial bases, and in the economic
respect, enslaved by Wall Street.... the four years of the rule of Hoover were
used for the preparation of the seizure of power in the United States and the
U.S.S.R.; there, by means of a financial revolution, and here, with the help of
war and the defeat which was to follow . . . . You can understand that the
execution of the plan on such a scale requires a special man, who can direct
the executive power in the United States, who has been predetermined to be the
organizing and deciding force. That man was Franklin and Eleanor Roosevelt. And
permit me to say that this two-sexed being is not simply irony. He had to avoid
any possible Delilah."
18.
18.
You will see for example the paradoxical pnenomenon
that a whole crowd of people, enemies of Stalin, will help him -- no, they will
not necessarily be proletarians, nor will they be professional spies. There
will appear influential persons at all levels of society, even very high ones,
who will help the Stalinist formal Communism when it becomes, if not real, then
at least objective Communism. . . . In Moscow there is Communism, in New York,
Capitalism. It is all the same as a thesis and anti-thesis. Analyze both.
Moscow is subjective Communism, but (objective State) Capitalism. New York:
Capitalisem subjective, but Communism objective. A personal synthesis, truth:
the Financial International, the Capitalist-Communist one - "They."
19.
19.
Before the trial of Rakovsky on March 11, 1938, U.S.
Ambassador Davis hinted that much would be gained in the public opinion in
America if an amnesty for Rakovsky was effected. The Ambassador attended the
trial which the court in the end declared that Rakovsky did not involve in any
plot against the State. After he was released, Rakovsky confessed that he made
a secret sign of Masonic greeting to Davis.
All events that followed after this
interview in 1938 occurred as though they were acted out of a movie
script. Professor Antony C. Sutton
in his book Wall Street and the Rise of Hitler (Seal Beach, CA: '76
Press, 1976) proves conclusively that the American financiers provided
the money and mateériel to Hitler to launch World War II. That the
international bankers participated in the financing of the Bolshevik revolution
as documented by his book Wall Street and The Bolshevik Revolution
(Rochelle, NY: Arlington House, 1981) together with other data provided by
other authors cannot be questioned. In addition, Sutton in his monumental 3
volumes Western Technology and Soviet Economic Development 1917-1965
(Stanford, California: Hoover Institution Press, 1973) demonstrates beyond a
reasonable doubt that all the technology, the know-how, much of the raw
material and most of the funds to build the industrial and military machine
with which the U.S.S.R. threatened the free world came from the U.S. That
menacing military machine could well have been stamped: "Made in the
U.S.A."
Quelle:
www.acts1711/red_symphony.htm (farbliche Hervorhebungen wurden entfernt)