Opferzahl der Röhm-Affäre

Die Schatten der Vergangenheit

Sehr geehrter Herr Professor Imanuel Geiss in Bremen!

Das bereits 1990 erschienene Buch "Die Schatten der Vergangenheit. Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus", herausgegeben von Uwe Backes, Eckhard Jesse und Rainer Zitelmann fiel mir erst kürzlich in die Hände. Zur Ergänzung Ihres Beitrages "Massaker in der Weltgeschichte. Ein Versuch über Grenzen der Menschlichkeit" (S. 111 Fußnote 5) möchte ich darauf hinweisen, daß in deutscher Sprache noch ein älteres Werk als das von Dollinger aus dem Jahre 1973 existiert, nämlich das von Gerhard Ludwig: "Massenmord im Weltgeschehen", Friedrich Vorwerk Verlag, Stuttgart 1951.

Darin befindet sich unter anderem eine tabellarische Übersicht von etwa 300 Massakern aus der Zeit von Christi Geburt bis zum Jahre 1950.

Kürzlich hatte ich darin wegen der Opfer der "Röhm-Affäre" im Jahre 1934 nachgeschlagen und fand dort die "überraschend präzise" Zahl von 2 170 Ermordeten. Daraufhin habe ich die mir vorliegende Literatur (ich bin Jurist und kein Historiker) überprüft und zu meiner Überraschung folgende Angaben zu der Anzahl der Opfer gefunden:

74, 77, 83, 116, ca. 150, ca. 200, ca. 230, ca. 300, 401, "Hunderte", bis zu 1000, mehr als 1000, 2170 und bis zu 3000.

Wenn man die Akribie beobachtet, mit der der Reichstagsbrand minutiös in alle Facetten ausgeleuchtet wurde, fragt man sich, warum dieses Massaker (welches vom Reichstag "abgesegnet" wurde) nicht ähnliche Beachtung findet. Bei Heinrich Bennecke: "Hitler und die SA", München 1962, S. 217 heißt es: "Wahrscheinlich wird eine Nachforschung nach den Motiven für die Ermordung jedes einzelnen noch wichtige Aufschlüsse geben können, was am 30. Juni 1934 wirklich geschah."

Mit freundlichen Grüßen Lübeck, den 6.1.2002

 

Anmerkung: Es scheint in der Geschichtswissenschaft unbestritten zu sein, daß bei diesem Massaker keine Juden umkamen, was bei dem fanatischen Antisemitismus der führenden Nazis überrascht!